Efeu - Die Kulturrundschau

Schön grob körperlich und schroff

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22.02.2024. Die FAZ erschaudert, wenn in Oksana Karpovychs Film "Intercepted" russische Soldaten unverhohlen ihre moralische Entfesselung offenbaren. Außerdem staunt sie, wie viele Russen in Michael Lockshins Neuverfilmung von Bulgakows "Der Meister und Margarita" stürmen, den der Kreml aufgrund antistalinistischer Tendenzen attackiert. Die NZZ erkennt dank KI erste Schriftzeichen auf 2000 Jahre alten, zu Klumpen verbackenen Papyrusrollen. Und die Zeit kniet kritiklos nieder vor dem größten Park der Welt, den sich Mohammed bin Salman von einem 85-jährigen Dortmunder Architekten entwerfen lässt.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 22.02.2024 finden Sie hier

Film

"Intercepted" von Oksana Karpovych

Bert Rebhandl stellt in der FAZ zwei Berlinale-Filme vor, die sich mit politischen Konflikten unserer Zeit auseinandersetzen: Der von einem israelisch-palästinensischen Kollektiv gedrehte "No Other Land" über den Widerstand der Bewohner einer palästinensischen Ortschaft gegen die israelische Armee; und Oksana Karpovychs "Intercepted", der auf Telefonaten basiert, die russische Soldaten während des Ukrainekriegs mit ihren Angehörigen führen. "Leicht anzuschauen bzw -hören ist das nicht: (...) Männer sprechen unverhohlen von ihrer moralischen Entfesselung. Einer schildert eine Praxis, die unter der Bezeichnung '21 Rosen' läuft: 21 Stellen gibt es am menschlichen Körper, die man in der Folter öffnen kann wie eine Blüte. Der Zynismus, der sich in dieser Wortwahl zeigt, ist so atemberaubend, wie es unmöglich ist, die Kultur der Grausamkeit zu ermessen, die sich hier äußert."

Wie geht politisches Kino? Das fragt auch Fabian Tietke im Perlentaucher. So, wie es der Woche-der-Kritik-Film "Wikiriders" versucht, geht es jedenfalls schon einmal nicht. In dem Film von Clarer Winter, Miiel Ferráez und Megan Marsh begeben sich drei junge Leute auf eine Reise, um irgendwas über Mexiko und Ungerechtigkeit herauszufinden. Bisweilen wird das "Konzept Recherche zur Farce. (...) Am Ende fragt man sich, wofür es all die Reisen und Fahrten braucht. Man könnte auch sagen, dass Problem ist, dass der Film die Form eines Rechercheroadtrips gewählt hat, aber nichts herausfinden will. Waberndes Herumgemeine über Reichtum, Kapitalismus, Imperialismus und die Welt im Allgemeinen ist in 'Wikiriders' nicht von Recherche zu unterscheiden. Oder wie Clarer Winter im Film selbst sagt: 'Und wir labern echt viel und hören wenig zu.'"

"Des Teufels Bad" von Veronika Franz und Severin Fiala

Der von einem historischen Kriminalfall inspirierte Wettbewerbsfilm "Des Teufels Bad" stößt bei den Berlinale-Kritikern auf ein geteiltes Echo. Die einen sehen in dem von Veronika Franz und Severin Fiala inszenierten Werk nur dräuende Stimmungsmalerei. Andere sind hellauf begeistert, so etwa Susan Vahabzadeh in der SZ: "Die feuchte Kälte und der Geruch von Moder und Verwesung scheinen geradezu aus den Bildern herauszukriechen in den Kinosaal. Die Geschichte entspinnt sich 1750 in einem kleinen Ort in den Bergen in Österreich, (...) Agnes (Anja Plaschg), die neu dazukommt, findet nicht einmal den Weg zum schlammigen Fischteich. Die Szenerie sieht aus wie aus Grimms Märchen, minus jegliche romantische Verklärung." Auch Thomas Groh erfreut sich im culturmag an den rauen Texturen: "Schön grob körperlich und schroff geht es hier mitunter zu. Da fließt auch mal der Eiter, da verwest auch mal ein Kopf, da darf der Schangel in Wahnsequenzen schangeln." Für critic.de bespricht Martin Gobbin den Film.

Außerdem: Im Tagesspiegel würdigt Kerstin Decker Edgar Reitz, der auf dem Festival für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird. Florian Weigl durchforstet auf critic.de ein weiteres Mal das Forum. Katrin Doerksen blickt im culturmag auf einige ihrer Festivalhighlights. Silvia Hallersleben schreibt in der taz über auf der Berlinale diskutierte Fragen zum Thema Filmarchivierung. Manuel Almeida Vergara ärgert sich in der Berliner Zeitung über den deutschen Schlabberlook auf der Berlinale. Sophia Zessnik spricht in der taz mit Josef Hader über dessen Panoramafilm "Andrea lässt sich scheiden". In der Zeit lassen Peter Kümmel und Katja Nicodemus das bisherige Festivalgeschehen Revue passieren. Besprochen werden der Forumsfilm "Republic" (taz), der Wettbewerbsfilm "Black Tea" (critic.de, Filmstarts), der Forumsfilm "Il cassetto segreto" (taz), der Wettbewerbsfilm "Pepe" (taz, Berliner Zeitung), der Wettbewerbsfilm "Dahomey" (Tagesspiegel), der Berlinale-Special-Film "Spaceman" (Welt, Filmstarts), der Panoramafilm "Verbrannte Erde" (Berliner Zeitung), "Kaddu beykat" aus der Sektion Forum Special (perlentaucher), der Forumsfilm "All the Long Nights" (critic.de), der Wettbewerbsfilm "Langue Étrangère" (critic.de), der Wettbewerbsfilm "Gloria!" (Filmstarts, Berliner Zeitung) und der Berlinale-Special-Fußballfilm "Elf Mal Morgen" (Filmstarts).

"Der Meister und Margarita" von Michail Lockshin


Kerstin Holm weiß in der FAZ vom außerordentlichen Publikumszuspruch zu berichten, dessen sich die Neuverfilmung von Michail Bulgakows "Der Meister und Margarita" derzeit in Moskau erfreut. Der Film von Michael Lockshin, der noch vor dem Überfall auf die Ukraine fertiggestellt wurde, aber erst jetzt in die Kinos kommt, wird von Kremlpropagandisten aufgrund antistalinistischer Tendenzen attackiert. "Doch der Publikumszuspruch ist riesig, seit Ende Januar hat der Film mehr als 17 Millionen Euro eingespielt. Die Moskauer Autorin Tatjana Malkina berichtet von ausverkauften Vormittagsvorführungen, bei denen kein Popcorn knistert, sondern das Publikum bis zum Ende des Abspanns mucksmäuschenstill bleibt. (...) In Publikumschats und sozialen Netzwerken bekunden vor allem Frauen Erschütterung und Dankbarkeit, während sich viele Männer über Lockshins vermeintliche Russophobie und Hass auf die sowjetische Vergangenheit empören."

Weiteres: In der Zeit führen Cathrin Gilbert und Peter Kümmel ein langes Gespräch mit dem Schauspieler Matthias Brandt. Salome Müller und Timo Posselt wiederum reden, ebenfalls in der Zeit, mit der Schauspielerin Leonie Benesch. Wilfried Hippen interviewt für taz Nord Eduard Klein, einen von zwei Regisseuren des Ukraine-Dokumentarfilms "Life to the Limit". Biopics und kein Ende: Der Regisseur Sam Mendes will gleich vier auf einmal drehen, für jeden Beatle einen, wie unter anderem der Standard meldet. Besprochen werden "Dune: Part Two" (Filmstarts, "die gigantischen Erwartungen werden sogar noch übertroffen"), der Thriller "Good Boy" (SZ), Fredrik Gerttens Dokumentarfilm "Breaking Social" (taz Nord), Zelda Williams Teenie-Horrorkomödie "Lisa Frankenstein" (SZ) und der Dokumentarfilm "Holy Shit" (Standard).
Archiv: Film

Literatur

Curt Bloch, Het Onderwater Cabaret, Heftcover vom 16.09.1944; Jüdisches Museum Berlin, Sammlung Curt Bloch, Leihgabe der Charities Aid Foundation America

Das Jüdische Museum Berlin widmet dem "Het Onderwater-Cabaret", einer Sammlung von Heften, die der im zweiten Weltkrieg in Enschede untergetauchte deutsch-jüdische Autor und Dichter Curt Bloch im Untergrund verfasste, eine Ausstellung. Für FAZ-Autor Andreas Kilb liegt die "eigentliche Überraschung dieser seltsam beglückenden Ausstellung (...) in der glühenden Zuversicht, mit der Bloch an der Vorstellung festhält, seine Gedichte könnten irgendwann, wenn der tödliche Spuk vorbei ist, seine ehemaligen Landsleute erreichen und zur Vernunft bringen. Er will, schreibt er im Dezember 1944, 'erschaun, wie aus Ruinen / Ein neues Leben blüht, / Wie sie die Blutschuld sühnen' - und seine Verse sollen dabei 'eine erzieherische Rolle spielen', wie er Karola Wolf mitteilt, und 'bei dem geistigen Aufbau eines neuen Deutschland' mithelfen."

2000 Jahre alte Schriften werden derzeit wieder lesbar gemacht. Beim Ausbruch des Vesuvs wurden Papyrusrollen in einer Villa in Herculaneum konserviert, allerdings, wie Thomas Ribi in der NZZ erläutert, "zu Klumpen verbacken". Lange schien es unmöglich, den Inhalt des Fundes zu eruieren. Das ändert sich jetzt: "Vor wenigen Jahren gelang es, mit Röntgenstrahlen einzelne Textpassagen sichtbar zu machen, ohne die Rollen zu öffnen. Und in den vergangenen Monaten haben Forscher in den USA, in Deutschland und der Schweiz größere Teile einer Buchrolle lesbar gemacht. Mit einer Bilderkennungs-KI, die darauf trainiert wurde, auf dem verkohlten Grund kaum sichtbare Schriftzeichen auszumachen. Ein paar tausend Buchstaben sind es bis jetzt, die man lesen kann. Rund 5 Prozent des gesamten Umfangs, wie Wissenschafter schätzen. Ende dieses Jahres sollen 90 Prozent der Rolle zu lesen sein."

Weitere Artikel: Sigrid Löffler widmet sich in der SZ Franz Kafkas "Sinn für die Fremdbestimmtheit menschlicher Existenz". Thilo Rückeis freut sich im Tagesspiegel darüber, dass derzeit echte Literatur, unter anderem von Haruko Murakami, die Bestsellerlisten dominiert.

Besprochen werden Wilhelm Bartschs "Hohe See und niemands Land" (FAZ), Guy Helmingers "Das Geräusch des Stilllebens" (FAZ), Hannah Oppolzers "Verpasst" (FAZ), Kurt Drawers "Alles neigt sich zum Unverständlichen hin" (FR), Roberto Savianos "Falcone" (Zeit), Gerhard Henschels "Schelmenroman" (NZZ) und Iris Wolffs "Lichtungen" (Zeit).
Archiv: Literatur

Kunst

Bild: Nanny of the Maroons' Fifth Act of Mercy by Kimathi Donkor (2012) © Kimathi Donkor. Courtesy of the artist and Niru Ratnam, London. Photo: Tim Bowditch

Hingerissen kommt Guardian-Kritiker Adrian Searle aus der Schau "The Time is Always Now: Artists Reframe the Black Figure" in der Londoner National Portrait Gallery, die 22 schwarze, figurativ arbeitende Künstler aus Großbritannien und den USA zeigt: "Hier gibt es Großes und Beunruhigendes. Kerry James Marshalls Figuren und Sujets sind fast unfreiwillig tief schwarz. Marshall malt eine schwarze Frau auf einem Bett, als würde sie von einem starken weißen Scheinwerfer angestrahlt werden. Nur bleibt sie eine Silhouette, da die Lichtscheibe sie überhaupt nicht beleuchtet (bei näherem Hinsehen ist das vermeintliche Lichtoval ein weißes Handtuch, das unter ihr liegt). In einem anderen Werk arbeitet eine schwarze Malerin an ihrem eigenen Selbstporträt, das sie nach Zahlen malt. Auf ihrer Palette ist kein Schwarz zu finden. In Marshalls Kunst geht es um die Darstellung von Schwarzsein und darum, was es bedeutet, ein schwarzer Künstler in einer historisch weißen Institution und Kunstwelt zu sein. Einige der Gemälde hier verlangen geradezu nach einem Film oder einem Roman oder einer Geschichtsstunde."

Das British Museum in London machte zuletzt Schlagzeilen, weil ein Kurator das Haus über mehrere Jahrzehnte bestohlen hatte (unsere Resümees). Nun steht das Museum im Zentrum eines Shitstorms, weil ein chilenischer Influencer im Netz Stimmung gegen das Haus macht: Die beiden Moai genannten Steinfiguren, die im British Museum ausgestellt sind, sollen an die Osterinsel repatriiert werden, resümiert Marcus Woeller, der in der Welt eine Restitution durchaus befürwortet, denn: "Ob es … ethisch vertretbar ist, sie außerhalb der Osterinsel zu verwahren, darüber kann man trefflich streiten - und tut es auch, aber nur bis zu einem Punkt. Und den definiert in Großbritannien das Gesetz: Sammlungsgegenstände des British Museum gehören dem Staat und sind unveräußerlich. Dahinter kann man sich prächtig zurückziehen." Unterdessen zeigt das Museum die Ausstellung "Rediscovering gems", die zumindest einen Teil des durch den Kurator entwendeten Diebesguts zeigt, wie Eva Ladipo in der FAZ berichtet.

Weitere Artikel: Für die Seite 3 der SZ reist Renate Meinhof auf den Spuren Caspar David Friedrichs durch Greifswald und Umgebung, wo sie unter anderem den Kunsthistoriker Kilian Heck trifft, der sich verwundert zeigt, weshalb keine der großen Friedrich-Ausstellungen die Rezeption Friedrichs im Nationalsozialismus thematisiert. Meinhof kommt "das Wort Missbrauch nicht übertrieben vor, denn der Nationalsozialismus hat sich natürlich 'seinen' Friedrich erschaffen, der nun ganz zum 'nordisch-germanischen Typ' wird, mit den rotblonden Haaren, den blauen Augen, ein Mann mit 'vaterländischer Gesinnung', der in pommerscher Weite, den Urgewalten ausgesetzt, Hünengräber zeichnet, und standhafte deutsche Eichen." Für die taz spricht Erica Zingher mit dem israelischen Kriegsfotografen Ziv Koren, dessen Aufnahmen aus Gaza seit dem 7. Oktober derzeit im Berliner Abgeordnetenhaus zu sehen sind.

Besprochen wird die große Yoko-Ono-Retrospektive in der Tate modern in London (Zeit, mehr hier), die beiden Berliner Ausstellungen zu Gundula Schulze Eldowy: "Halt die Ohren steif!" in der Akademie der Künste und "Berlin in einer Hundenacht" im Bröhan-Museum (SZ, mehr hier)
Archiv: Kunst

Bühne

Buenos Aires hat eine florierende Theaterlandschaft, aber seit Argentiniens Präsident Javier Milei drastische Kürzungen im Kultursektor durchsetzt und Politik gegen die Kunst macht, müssen nicht nur viele Theater ums Überleben kämpfen, berichtet die argentinische Theaterkritikerin Mercedes Mendez, die für die nachtkritik unter anderem mit dem Regisseur Emilio Garcia Wehbi gesprochen hat. Er "sieht in der Streichung von Mitteln für die Kultur und insbesondere für die Theater eine Reaktion auf einen neuen Kulturkampf: 'Für die Ultrarechte, die Milei vertritt, ist Kultur eine Ware, etwas Unbedeutendes, Dummes, Betäubendes. Die Auffassung steht für die Politik des Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte generell, die mit ihrem falschen Freiheitsbegriff und der Hyperkommunikation, die echte Beziehungen durch Kontakte ersetzt, abgeschottete, hinter ihre Bildschirme zurückgezogene Subjekte hervorbringt. Theater und Live-Kunst hingegen werden immer die Begegnung der Körper brauchen. In Argentinien sind 98 Prozent des Kultursektors gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der ultrarechten Ideologie dieser Regierung, weil sie den Bereich zerstören will, der gegen sie demonstriert und sich öffentlich in Konzerten und Live-Performances positioniert. Auf die öffentliche Positionierung der Künstler antwortet die Regierung über Twitter mit vulgären Aussagen wie: 'Arme Kinder hungern, weil Künstler finanziert werden'."

Weiteres: Im Design von Volksbühne und Berliner HAU haben Unbekannte in Berlin Plakate aufgehängt, auf denen antisemitische Parolen verbreitet werden, meldet Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung: Die Theater haben sich davon distanziert, Kultursenator Joe Chialo verurteilt die Aktion. So geht das Theater der Zukunft, meint Doris Akrap, die für die taz einen Blick aufs Programm des von Julian Warner kuratierten Augsburger Brecht-Festivals wirft: Es gibt Sportangebote, Clubnächte und vor allem viele Möglichkeiten, mitzumachen. Besprochen wird das Stück "Beta: Investigatives Musiktheater" von Christiane Mudra und Dariya Maminova in der Deutschen Oper Berlin (Blz)
Archiv: Bühne

Architektur

Man sucht den Transparenzhinweis vergeblich unter diesem zweiseitigen Hymnus auf Saudi-Arabien und seinen Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman, den Lea Frehse und Hanno Rauterberg im Aufmacher des Zeit-Feuilletons anstimmen. Ja, bin Salman verfolgt Dissidenten, hält nichts von kritischer Presse, dafür umso mehr von Steinigung und Hinrichtung. Aber was tut er nicht alles für die Jugend und die Kultur des Landes, schreiben die Autoren, die vor allem das neueste saudische Mega-Projekt bewundern, das sich der Kronzprinz von dem 85jährigen Dortmunder Architekten Eckhard Gerber entwerfen lässt: Den größten Park der Welt, mitten in der saudischen Wüste. "Gerber und sein Team träumen nicht von akkurat gepflegten Blumenbeeten, nicht von sorgsam gestutzten Rasenflächen. Die wird es zwar geben, hier und da, doch die Leitidee des Parks ist eine andere: Möglichst freiheitlich soll es hier zugehen, wie in einer savannenartigen Landschaft, wo die Gräser, Büsche, Bäume ungestört vor sich hin wuchern dürfen. Was dann am Ende wirklich gedeihen wird, wie sich die Pflanzen vermehren und welche Atmosphäre dabei entsteht - niemand kann es genau vorhersagen. Es ist ein gestalterisches Experiment, ein Wagnis. Und, ja, eine Form von Kontrollverlust."

Weitere Artikel: In der FAZ gratuliert Niklas Maak dem Architekten Jean-Philippe Vassal zum 70. Geburtstag.
Archiv: Architektur

Musik

Beyoncés Song "Texas Hold 'Em" hat in den USA die Spitze der Country Charts erklommen, bald soll ein ganzes countrylastiges Album erscheinen. Konservativen Teilen der Countryszene ist der Erfolg der schwarzen Sängerin ein Dorn im Auge. Dabei hat, wie Ueli Bernays in der NZZ weiß, schwarzer Country Tradition: "Falsch ist (...) die Annahme, Country gehöre den weissen Amerikanern. Diese Tradition wurzelt vielmehr tief im Blues. Weiße und schwarze Musiker haben sich gegenseitig inspiriert. Ihre Lieder gehorchten nie fixen ethnischen Kriterien. Erst die Musikindustrie, die den Schallplatten ab den 1920er Jahren die Labels 'Country' oder 'Race' (gemeint: 'schwarz') aufklebte, schuf stilistische Rassenschranken. Beyoncés derzeitiger Erfolg scheint einzigartig. Die Liste afroamerikanischer Musiker aber, die sich in dem Genre versuchten, ist lang. Aretha Franklin interpretierte Country-Titel. Der Funk-Erfinder James Brown hat ein ganzes Album produziert. Prince konzipierte seinen Hit 'Purple Rain' ursprünglich als Country-Hymne."



Weitere Artikel: Joachim Hentschel plaudert in der SZ mit Rod Stewart. Stefan Hochgesand beschäftigt sich in der Berliner Zeitung mit dem Auf und Ab der Rammstein-Rezeption in den USA.

Besprochen werden der Liederabend "Glücklich" mit Tim Fischer (Gesang) und Thomas Dörschel (Piano) in der Bar jeder Vernunft (Tagesspiegel), ein Liederabend der guatemaltekischen Sopranistin Adriana Gonzalez in der Oper Frankfurt, über den Judith von Sternburg in der FR jubelt: "Gonzalez fällt es nicht schwer, ihrer jungen und doch so erschütternd reifen Stimme eine elegische Ruhe abzugewinnen, aber es ist eine Freude, wenn sie aufblüht und in Bewegung gerät und möglichst viel von ihrem Farbenreichtum ausstellen kann."
Archiv: Musik