Magazinrundschau
Warum nicht nach den Sternen greifen?
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag um 10 Uhr.
11.12.2007. In Outlook India fragt Priyamvada Gopal die Linke: Warum schweigt ihr, wenn Taslima Nasrin verfolgt wurde? In der New York Times fragt Ayaan Hirsi Ali die gemäßigten Muslime: Warum schweigt ihr, wenn 20-jährige Vergewaltigungsopfer ausgepeitscht werden? Im Espresso erklärt Umberto Eco dem Papst: Religion ist Kokain fürs Volk. In The New Republic fordert James Wolcott Blitz und Donner von der Literaturkritik. In Nepszabadsag erklärt Imre Kertesz atonale Prosa. Die Gazeta Wyborcza kommentiert den Niedergang des Stalinismus in Nordkorea. Der Spectator trinkt indischen Wein. Das du-Magazin reicht zum Abschied ein Alphabet des Verschwindens.
Outlook India | Spectator | Folio | Economist | DU | New Yorker | Letras Libres | New York Times | Espresso | Nepszabadsag | New Republic | London Review of Books | Gazeta Wyborcza | Foglio
Outlook India (Indien), 17.12.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A19114/outlook.jpg)
Priyamvada Gopal, Autorin eines Buch über "Literary Radicalism in India" und Dozentin in Cambridge attackiert die Kommunistische Partei Indiens (und nebenbei ein von Noam Chomsky mit verfasstes Manifest, das die indische Linke zur Einheit auffordert) wegen ihrer heuchlerischen Position zur Verfolgung Taslima Nasrins in Bengalien: "Viele kommunistische Parteiführer äffen die Linie der Konservativen nach und sagen, dass Taslima frei ist, in Indien zu bleiben, wenn sie sich gut benimmt und aufhört 'religiöse Gefühle zu verletzen'. Aber Menschen, die von religiösen Orthodoxien unterdrückt werden wie Frauen und Dalits haben oft gar keine andere Wahl als auszusprechen wie diese Gefühle gegen sie mobilisiert werden."
Letras Libres (Spanien / Mexiko), 09.12.2007
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Leon Krauze berichtet "aus einem neuen Land": Zum ersten Mal präsentierte sich (fast) die komplette Kandidatenrunde der amerikanischen Demokraten im (Vor)Wahlkampf auf Spanisch - "kein Risiko, sondern ein Privileg", wie Hillary Clinton dem Publikum in Miami versicherte. "Derweil sahen sich die üblichen Verdächtigen unter den anwesenden Journalisten, lauter angelsächsische Veteranen, irritiert an: das lautstarke Gelächter und die munteren Gespräche ihrer Latino-Kollegen machten es ihnen schwer, ihre Eindrücke schriftlich festzuhalten."
New York Times (USA), 07.12.2007
Drei Beispiele "islamischer Justiz" gingen in der letzten Woche durch die Weltpresse: die Verurteilung eines 20-jährigen Mädchens, das vergewaltigt worden war, zu 200 Peitschenhieben in Saudi Arabien, die Verurteilung einer Lehrerin im Sudan zu Gefängnis, weil sie es zuließ, dass Schüler ihren Teddy Mohammed nannten, und Fatwas gegen Taslima Nasrin in Indien. Wo waren eigentlich in diesen Fällen die Stimmen der "gemäßigten Muslime" zu hören?, fragte sich Ayaan Hirsi Ali am Freitag in der NYT. "Ich wünschte, es gebe mehr gemäßigte Muslime. Zum Beispiel wünschte ich mir mehr geistige Führung von dem berühmten muslimischer Theologen der Mäßigung Tariq Ramadan. Aber angesichts wirklichen Leidens, wirklicher Grausamkeit im Namen des Islams ist die erste Reaktion all jener Organisationen, die um das Bild des Islams bekümmert sind, stets Leugnung. Wir hören, dass die Gewalt nicht im Koran steht, dass Islam Frieden heißt, dass solche Aktionen eine gewaltsame Aneignung des Islams durch Extremisten seien - und so weiter. Aber die Beispiele häufen sich."
In der Sunday Book Review werden unter anderem eine Biografie über Bernard Malamud und ein Band mit Fragmenten von Malcolm Lowry besprochen. Im Sunday Magazine werden Ideen des Jahres 2007 aufgelistet - darunter die ganz neue Idee zu Tätowierungen in Braille-Schrift.
In der Sunday Book Review werden unter anderem eine Biografie über Bernard Malamud und ein Band mit Fragmenten von Malcolm Lowry besprochen. Im Sunday Magazine werden Ideen des Jahres 2007 aufgelistet - darunter die ganz neue Idee zu Tätowierungen in Braille-Schrift.
Espresso (Italien), 06.12.2007
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Nepszabadsag (Ungarn), 08.12.2007
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New Republic (USA), 04.12.2007
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London Review of Books (UK), 13.12.2007
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Weitere Artikel: Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus beschreibt Tariq Ali die jüngeren und jüngsten Ereignisse in Pakistan und die Beziehung des Landes zu den USA; der Text ist ein Auszug aus Alis 2008 erscheinenden Buch "The Duel: Pakistan on the Flight Path of American Power". Terry Castle bespricht zwei Bücher, eines über die Künstlerin Claude Cahun und ihre Lebensgefährtin Marcel Moore sowie eines über Gertrude Stein und Alice Toklas - und macht sich bei der Gelegenheit auch über akademischen Gender-Studies-Jargon lustig. Michael Wood hält Ridley Scotts "American Gangster" für einen sehr guten Film, wenn auch kein Meisterwerk. Und Andrew O'Hagan will sich von Panikologen nicht weismachen lassen, dass das Leben in der Gegenwart seine entschieden ungefährlichen Seiten hat.
Gazeta Wyborcza (Polen), 08.12.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q83/A19108/gazeta.jpg)
Eine Woche nach den "Wahlen" in Russland spielt die populäre, kremlfreundliche Band Lube in Warschau. Was wissen die Polen überhaupt von der Populärmusik aus dem Osten?, fragt sich Robert Sankowski. "Nachdem wir jahrelang die verordnete Freundschaft mit der UdSSR abgeschüttelt haben, wenden wir uns Russland langsam wieder zu. Man liest junge russische Literatur, hin und wieder schafft es ein Film in die Kinos. Viel zögerlicher geht es mit der Rockmusik. Gäbe es nicht das Internet, wäre es heute in Polen genauso schwierig, an russische CDs zu kommen wie vor zwanzig Jahren an Undergroundmusik aus New York oder London." Trotz aller Freude über den Auftritt gibt Sankowski zu: statt der Putin-Lieblinge Lube hätte er viel lieber einen Auftritt der Ska-Punk-Band Leningrad gesehen.
Foglio (Italien), 08.12.2007
Simona Verrazzo schreibt über Kairos al Azhar - Universität und religiöse Instanz in einem. So sehr die Institution auch an Gewicht in der arabischen Welt verloren hat, ein Rest an Autorität werde immer bleiben: "Von Saladin bis zu Napoleon, jeder, der einen Fuß auf ägyptischen Boden gesetzt hat, musste feststellen, dass man sich mit ihr arrangieren muss, um zu regieren. Woher ihr Prestige kommt, ist ein Rätsel, und vielleicht ist genau dass ihr Ass im Ärmel. Die Architektur ist normal, es könnte irgendeine Moschee sein: vier Mauern, ein Innenhof, sechs Minarette, ein Mihrab, der nach Mekka zeigt. Nicht mal die Stadt, in der sie liegt, ist außergewöhnlich, auch nicht für den Islam. Kairo ist keine heilige Stadt wie Medina, Mekka oder Jersualem, es war nie der Sitz eines Kalifen wie Damaskus oder Istanbul. Al Azhar ist al Azhar. Und das werden die Schiiten vielleicht nie verstehen."
Spectator (UK), 08.12.2007
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Folio (Schweiz), 03.12.2007
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Weitere Artikel: Mikael Krogerus hat sich mit dem Lehrer Donald Harden unterhalten, der den ersten Geheimtext des Serienmörders Zodiac knackte. Judith Stalpers und Florian Coulmas stellen den japanischen Spielepapst Maki Kaji vor, der etwas noch besseres als Sudoku entdeckt haben will. Und Steve Nadis nimmt uns mit auf die MIT Mystery Hunt. Alle Artikel sind mehrfach von Links zu Rätseln (und ihrer Auflösung) unterbrochen! In der Duftnote schließlich erzählt Luca Turin von den Wiederbelebungsversuchen der Parfümfirma Amouage in Oman.
Economist (UK), 07.12.2007
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Weitere Artikel: Die Redaktion stellt ihre Bücher des Jahres vor: Die Liste ist recht lang, die Kommentare sind mit zwei bis drei Zeilen pro Buch aber kurz. Daneben steht die nicht ganz unbeeindruckende Liste der von Economist-Redakteuren und -Autoren im letzten Jahr verfassten Bücher. Im Artikel "World of Dealcraft" geht es um die sich rasant verändernde Videospiel-Ökonomie. Analysiert werden die Gründe für Hugo Chavez' Niederlage beim Referendum, das ihn zum Präsidenten auf Lebenszeit hätte machen sollen. Einen Nachruf gibt es auf den Stuntman Evel Knievel.
DU (Schweiz), 01.12.2007
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New Yorker (USA), 17.12.2007
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Weiteres: David Sedaris schildert einen Nachtflug New York - Paris in der Business-Class. Unter der Überschrift "Rückkehr des Nativisten" porträtiert Ryan Lizza den Republikaner John McCain, der gerne Präsidentschaftskandidat werden würde, und den neuen "Anti-Immigrations-Rausch" der Republikaner. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "The King of Sentences" von Jonathan Lethem und Lyrik von Frank Bidart und Henri Cole.
John Lahr stellt Inszenierungen der Theaterstücke "The Seafarer" von Conor McPherson und Mark Twains "Is He Dead" vor. Peter Schjeldahl schreibt über die Cranach-Ausstellung im Frankfurter Städel, die im Frühjahr nach London weiterzieht. Nancy Franklin erklärt, was sie in den Debatten der Kandidaten für die Präsidenschaftskandidatur auf CNN/YouTube über selbige gelernt hat. Und David Denby sah im Kino Paul Thomas Andersons Drama "There Will Be Blood", Jason Reitmans Komödie "Juno" und Marc Forsters Film "The Kite Runner" nach dem Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini.
Nur im Print: die Geschichte der antiken Aphrodite-Statue, die zum Rauswurf einer Kuratorin des Getty-Museums führte, und ein Artikel zur Frage, ob der Tod von Malcolm Lowry wirklich Selbstmord oder doch Mord war.
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