Magazinrundschau
Schließlich sind wir alle Sünder
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
06.02.2024. Der New Statesman fürchtet, dass das Malthusianische Zeitalter nun doch eintritt: Nie gab es so viele Menschen auf der Erde, und so viele junge Menschen in den ärmsten Orten. Der New Yorker lässt sich von Ian Buruma mit Spinoza zum radikal freien Denken verführen. The Insider berichtet, wie ein FSB-Spion in der AfD versuchte, die deutsche Hilfe für die Ukraine zu behindern. In Elet es Irodalom versucht László Garaczi uns die Angst vor der Apokalypse zu nehmen. Und Pitchfork feiert ein Fest der Durchgeknalltheit mit Shitpost Modernism.
New Statesman (UK), 05.02.2024
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Substack - Yascha Mounk (USA), 05.02.2024
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New Yorker (USA), 05.02.2024
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Calvin Tomkins porträtiert Thelma Golden, Direktorin des Studio Museums in Harlem, die gegen alle Widerstände schon als junge Kuratorin am Whitney Museum of American Art Kunst schwarzer Künstler in den 1990er Jahren sichtbar machte: "Golden erkannte, dass die Kunstgeschichte, die sie bis dahin gelernt hatte, unvollständig war, weil die Kunst von Schwarzen in der ihr zugewiesenen Lektüre meist fehlte. Als sie einem ihrer Kunstgeschichtsprofessoren am Smith College sagte, sie wolle über schwarze Kunst schreiben, zog er einen Katalog mit schwarzen Gemälden von Frank Stella hervor. (Sie stellte klar, dass sie schwarze Künstler meinte, und er riet ihr davon ab.) In der akademischen Welt lehrte kaum jemand Golden etwas über schwarze Kunst, aber sie war damit aufgewachsen. Mehrere Freunde ihrer Eltern waren ernsthafte Sammler, und sie hatte in der schwarzen Presse über Faith Ringgold, Charles White und andere Künstler gelesen. In der Smith-Bibliothek fand sie den Katalog 'Two Centuries of Black American Art', David Driskells bahnbrechende Ausstellung von 1976 im Los Angeles County Museum of Art. Die Bibliothek verfügte auch über ein Buch von 1973 mit dem Titel "The Afro-American Artist: A Search for Identity' von Elsa Honig Fine. 'Ich habe jeden Künstler in diesen Büchern studiert', erzählte mir Golden. 'Ich habe sie mir sozusagen eingeprägt.' Einige der frühesten Künstler im Driskell-Katalog - Patrick Reason, Robert S. Duncanson und andere Porträtisten und Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts - waren eindeutig von Thomas Cole und anderen weißen Künstlern der Romantik beeinflusst. Henry Ossawa Tanner (1859-1937), der erste weithin bekannte afroamerikanische Maler, studierte bei Thomas Eakins und malte Szenen, die Schwarze darstellten. 1891 ging er jedoch nach Paris, wo er für den Rest seines Lebens blieb und praktisch ein europäischer Künstler wurde. Spätere Generationen wie Aaron Douglas, Augusta Savage, Charles Alston, Selma Burke und Norman Lewis machten in Amerika trotz aller Widrigkeiten eine Karriere als Künstler. (Burkes Porträt von Franklin Delano Roosevelt gilt als Vorlage für sein Profil auf dem Dime). Alle diese Künstler waren Teil der Harlem Renaissance in den Zwanziger- und Dreißigerjahren, einer Explosion von Innovationen in der Kunst, die Harlem als kreatives Zentrum der schwarzen Kultur etablierte. Schwarze Musiker dieser Zeit - Louis Armstrong, Eubie Blake, Duke Ellington - erreichten zwar ein weißes Publikum, aber es sollte noch siebzig Jahre dauern, bis das weiße Kunstestablishment ernsthaft zur Kenntnis nahm, was schwarze Künstler taten."
Weitere Artikel: Maggie Shannon porträtiert amerikanische Frauen, die in eine Klinik nach Maryland reisen, um einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Alexandra Schwartz blickt auf die Geschichte der rächenden Frau in der Literatur.
The Insider (Russland), 01.02.2024
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New Lines Magazine (USA), 05.02.2024
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Elet es Irodalom (Ungarn), 05.02.2024
Der Schriftsteller und Dramaturg László Garaczi
spricht unter anderem über mögliche langfristige Auswirkungen von COVID-19, sowie über Stimmenvielfalt in der ungarischen Öffentlichkeit: "COVID ist in die Reihe von schlimmen Krisen eingetreten: Bankenkrise, Flüchtlingskrise, COVID, Ukraine. Krisen hat es immer gegeben: 1956, drei Monate nach meiner Geburt, gab es eine ernste Krise in Ungarn, dann Vietnam, wirtschaftliche Zusammenbrüche, linker Terror, Afghanistan (der Sowjets), die Wende und so weiter, aber jetzt ist es wie ein Konglomerat verschiedener Arten von Krisen. (…) Nun, der Wangenkuss ist (durch COVID) vorbei. Wir wissen nicht, inwieweit sich dies auf die Geschichte auswirken wird, ob es eine Zivilisationskrise auslösen wird. Aber was mir wirklich wichtig ist, dass COVID zu Kooperationen geführt hat, die vorher undenkbar waren, zum Beispiel zum Informationsaustausch zwischen rivalisierenden Pharmaunternehmen während der Impfstoffproduktion. Dies ist eine gute Konsequenz, auf die wir bauen könnten. (...) Die meisten Stimmen der Gegenwart zeichnen ein sehr düsteres Bild von der Gegenwart und der Zukunft der Welt. Aber ich denke manchmal, wie Cărtărescu, dass wir den Menschen nicht ständig Angst vor der Apokalypse machen sollten. Ich zeige gerne eine Sichtweise, die nicht so typisch für das Denken in der ungarischen Öffentlichkeit ist, dass es nicht unbedingt das Ende von allem ist."
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A2 (Tschechien), 05.02.2024
![](/cdata/B2/Q543/A95294/a2-2-2024-obalka.jpg)
HVG (Ungarn), 31.01.2024
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Pitchfork (USA), 26.01.2024
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