Peter Suhrkamp

Über das Verhalten in der Gefahr

Essays
Cover: Über das Verhalten in der Gefahr
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429396
Gebunden, 420 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Raimund Fellinger und Jonathan Landgrebe. Die hier zusammengestellten Texte von Peter Suhrkamp aus den Jahren 1919 bis 1957 - darunter Essays, Aufsätze, Rezensionen, pädagogische und politische Stellungnahmen, Tagebucheinträge zur Zeitgeschichte oder Vorträge wie die Begrüßungsrede zu einem Leseabend mit Max Frisch, die Rundfunkansprache zum 70. Geburtstag von Hermann Hesse oder Reflexionen zur Bedeutung von Marcel Proust - lassen das facettenreiche Porträt eines Verlegers entstehen und zeichnen die Stufen nach, die ihn dazu machten. Wie wurde der Bauernsohn aus Kirchhatten bei Oldenburg nach dem Überstehen zweier Weltkriege, einer KZ-Gefangenschaft und einer Phase beruflicher Orientierungssuche schließlich der Verlagsgründer jenes Hauses, das in diesem Jahr siebzigjähriges Bestehen feiert?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.07.2020

Mit einer nachdenklichen und am Ende fast liebevollen Besprechung nur eines von 43 eher kurzen Texten macht sich Rezensent Arno Widmann Gedanken zum Literaturbetrieb, wie ihn 1954 Peter Suhrkamp beschrieb. Suhrkamp fragte sich, "Was ist Molloy", mit anderen Worten: Kann man solche merk- und denkwürdigen Texte wie dem von Samuel Beckett in einem Literaturbetrieb noch "erkennen", der zunehmend dem Schubladendenken der Genre-Zuteilung verfällt? Der Kritiker nimmt diese Frage ernst und fragt sich, was denn wohl die Heutigen, über 60 Jahre später in einem mittlerweile von seinem eigenen "Apparat" sehr überzeugten Literaturbetrieb arbeitend, noch erkennen würden. Mit einem langen Zitat Suhrkamps aus diesem Aufsatz schließt er seine Besprechung. Darin beschreibt Suhrkamp die Last seiner KZ-Erfahrung und erkennt in ihr das Erleben, das ihn in die Lage versetzt habe, die Kunst Becketts zu erkennen - und damit hat der Kritiker seine Gedanken zum Verleger gestern und zum Verlegen heute deutlich kundgetan.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2020

Als eine aufmerksame Würdigung der Edition dieser Essays und gewissermaßen Urgeschichte des Suhrkamp Verlages lässt sich diese ausführliche Besprechung durch Lothar Müller lesen. Der Kern der außerordentlichen Ausgangssituation, aus der die Gründung des Suhrkamp Verlages durch Peter Suhrkamp erfolgte, liegt für Müller in der Spannung zwischen den aus der Emigration heimkehrenden Schriftstellern und Intellektuellen und den Daheimgebliebenen. Der bis nach Kriegsende als "Treuhänder" des alten Samuel Fischer - später von dessen Schwiegersohn - waltende Suhrkamp hatte aus seiner Arbeit einen Anspruch auf Fortführung des S. Fischer Verlages (später "Suhrkamp Verlag vorm. S. Fischer" und schließlich, von den Nazis erzwungen, nur noch Suhrkamp Verlags) abgeleitet, zumal er seinen Einsatz durch das Erleiden einer späten KZ-Haft beglaubigt wähnte, so der Rezensent. Dagegen aber, lesen wir, stand der Anspruch des Schwiegersohns Gottfried Bermann Fischer, der zur Emigration gezwungen worden war. Unerfreuliche gerichtliche und persönliche Auseinandersetzungen folgten und der schon ganz melancholisch gestimmten Kritiker spürt diese Konstellation auch als Grundierung der späteren Suhrkamp-Essays auf. Die früheren Aufsätze sieht er dagegen als stark von der Jugendbewegung geprägt, insbesondere von einer Auffassung "des Geistigen", die am Ende, so stellt Lothar Müller fest, durchaus zu einer anti-moderne Gestimmtheit beim alten Peter Suhrkamp führte.
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