Philipp Lenhard

Friedrich Pollock

Die graue Eminenz der Frankfurter Schule
Cover: Friedrich Pollock
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783633542994
Gebunden, 382 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Philipp Lenhards Buch ist die erste Biografie Friedrich Pollocks (1894-1970). Sie erzählt das Leben eines Mannes, der eine prägende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte spielte und sich doch stets im Hintergrund hielt. Ein Fabrikantensohn, der das Privateigentum abschaffen wollte; ein Jude, der vom Judentum nichts wissen wollte; ein Professor, der wenig publizierte; ein Ökonom, der sich an der Börse verzockte; ein Kommunist, der den Marxismus für anachronistisch hielt; und schließlich: ein kritischer Intellektueller.
Wer sich mit der politischen Kultur der Weimarer Republik, der Entstehung der "Kritischen Theorie" und der deutsch-jüdischen Emigration in die USA auseinandersetzt, kommt an Friedrich Pollock nicht vorbei. Der Weggefährte Max Horkheimers und Gründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung spielt als bedeutender Vertreter der Kritischen Theorie eine tragende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.01.2020

Dies ist "eine der besten, weil methodisch reflektiertesten Gelehrtenbiografien der letzten zwei Jahrzehnte", lobt ein überschwänglicher Rezensent Friedrich Wilhelm Graf - und tatsächlich kann man sich beim Lesen der Kritik kaum seiner Wertung entziehen. Denn nicht nur hat Philipp Lenhard den begeisterten Kritiker offenbar vom theoretischen Niveau des ewig im Hintergrund der Frankfurter Schule bleibenden Friedrich Pollock überzeugen können - insbesondere in Sachen marxscher Geldtheorie und in der Analyse der Automation als zweiter industrieller Revolution. Sondern er hat auch auf eine ihn überzeugende Weise die politische und persönliche Entwicklung Pollocks in Parallelität zu Horkheimer dargestellt - ihre gemeinsame Begeisterung über die Münchener Räterepublik, dann die Auswanderung in die USA und schließlich die Rückkehr nach Europa und der Bau zweier nebeneinander stehender Häuser im Tessin. Auch die homoerotische Komponente, die Lenhard in seinem "großartigen biografischen Porträt" ausmacht, findet Graf plausibel. Am schönsten aber ist Grafs Charakterisierung, Pollock sei ein "linker Bürger" gewesen, "der ein Leben im Luxus als Vorwegnahme einer besseren Welt schätzte". Chapeau!

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.01.2020

Kenntnisreich befasst sich Detlev Claussen mit Philipp Lenhards Biografie des Ökonomen Friedrich Pollock, über dessen Anteil an der Etablierung der kritischen Theorie so wenig bekannt ist. Dass Pollock als "Cheforganisator des Instituts für Sozialforschung" und "graue Eminenz der Frankfurter Schule" endlich ins rechte Licht gerückt wird, hält Claussen für überfällig. Ausführlich erzählt er die Stationen von Pollocks Leben nach, der mit Max Horkheimer nicht nur das bürgerliche Elternhaus und eine politische Vision teilte, sondern eine private "île heureuse" teilte, wie der Rezensent zartfühlend schreibt. Die beiden führten das Scheitern der Münchner Räterepublik auf die "Unkenntnis der Theorie" zurück und setzten alles daran, diesen Fehler der Linken zu beheben: Pollock stürzte sich auf Marx' Frühwerk, studierte aber auch die Planwirtschaft der Sowjetunion und managte bald das Frankfurter Institut - über alle Epochenbrüche hinweg. Als einzigen Kritikpunkt kreidet Claussen Lenhard das geringe Gespür für das intellektuelle Klima im Frankfurt der sechziger Jahre an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2019

Wolfgang Matz entdeckt in Philip Lenhards Biografie über Friedrich Pollock natürlich auch Wissenswertes zu Horkheimer. Das eigentlich Interessante und Verdienstvolle an dem Buch aber ist für ihn, dass der Autor den Mitbegründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung aus dem Schatten von Horkheimer und Adorno hervorholt und seine Bedeutung für die "ökonomische Basisarbeit" der Frankfurter Schule erläutert. Die lebenslange Freundschaft mit Horkheimer kommt beim Abschreiten von Pollocks Lebensstationen allerdings zur Sprache, bekommt gar "romanhafte Züge", findet Matz. Ferner behandelt der Autor laut Rezensent die Frage nach der jüdischen Herkunft der Frankfurter, schreibt Instituts- und Theoriegeschichte und gewährt einen Einblick in die intellektuelle Welt zwischen Kaiserreich und BRD.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de