Die Buchmacher

Frauen lesen anders

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
07.05.2007. Wie es die Deutschen mit der Preisbindung halten. Wann Random House in Deutschland seine Volltextsuche startet. Wie Buchhändler in England kooperieren. Und inwiefern Frauen anders lesen als Männer.

buchreport.express

Jetzt ist es amtlich: Der Schweizer Bundesrat hat sich gegen die Buchpreisbindung entschieden. Wie buchreport berichtet, wurde der Antrag des Buchbranchenverbands SBVV, die Buchpreisbindung durch eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, verworfen. Zwar habe der Entscheid auf die seit einigen Jahren gesetzlich geregelte deutsche und österreichische Preisbindung keinen direkten Einfluss, sie werde aber die Diskussion neu aufflammen lassen. Zum Thema Preisbindung hat buchreport erneut eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben. Haben 2005 rund 55 Prozent der Deutschen die fixen Preise befürwortet, liegt der Wert 2007 bei 53 Prozent. Die Zahl der Gegner fixer Preise ist allerdings gestiegen: von 32 auf 42 Prozent. Jetzt dürfe es die Branche nicht mehr bei den "üblichen wohlfeilen Bekenntnissen zur Preisbindung" belassen, wenn das Meinungsklima nicht langfristig kippen soll, kommentiert buchreport.

Während Weltbild seit Sommer 2006 den Vertrieb von Büchern im Lebensmittelhandel (in mittlerweile rund einem Dutzend Filialen) testet, streckt der Bahnhofsbuchhändler Valora Retail Deutschland jetzt ebenfalls die Fühler im SB-Bereich aus: mit einem "k presse + buch"-Geschäft in der Vorkassenzone eines SB-Warenhauses der Kaufland-Kette in Hamburg-Neugraben. "Grund für die Ausweitung des Filialnetzes auch abseits der Bahnsteigkanten sind die begrenzten Perspektiven im Bahnhofsbuchhandel", erklärt buchreport. Weitere Filialen seien geplant.

Zwei Monate, nachdem die US-amerikanischen Bertelsmann-Buchverlage mit "Insight" ihr eigenes Volltextsuche-Programm vorgestellt haben, steht der Deutschland-Start unmittelbar bevor. Nach Informationen von buchreport (hier der Artikel) will Random House die von der US-Schwester inhouse entwickelte Such-Technologie noch im Mai mit deutschsprachigen Titeln füttern und der Online-Öffentlichkeit zugänglich machen. Anders als in den USA, wo die hauseigene EDV-Abteilung die "Insight"-Technologie für Random House-Bücher und -Hörbücher implementiert habe, setzten die Münchner auf die EDV-Dienste der Konzernschwester Arvato. Seit rund fünf Wochen teste das auf Medien- und Kommunikationsdienstleistungen spezialisierte Unternehmen die Such-Software mit 1800 Titeln.

Weitere Themen: Der Spiegel modifiziert die Kriterien für die Aufnahme von Titeln auf die Bestsellerliste. Künftig werden auch "All age"-Bücher wie Cornelia Funkes "Tinenherz" aufgenommen. Auf der Taschenbuchbestsellerliste werden Gesetzestexte künftig nicht mehr erscheinen. Die Berliner Buchhandlungen pro qm und b_books lösen den Kölner Sortimenter Walther König als Documenta-Buchhändler ab - König war seit 1968 in Kassel präsent. Die Mayersche übernimmt die Buchhandlung Osthus (seit 1889 in Familienbesitz) in Gütersloh - pikant dabei: Inhaber Folkert Roggenkamp ist Gründer der Anti-Buchketten-Allianz AUB. Und hier die Bestsellerliste.

Börsenblatt

In ihrem Artikel über Buchhändlerkooperationen blickt Sybille Fuhrmann nach Großbritannien, wo der unabhängige Buchhändler Tim Walker vor einem Jahr mit der Idee einer Independent Buying Group (IBG) an die Öffentlichkeit gegangen sei. "Dem losen Verbund haben sich inzwischen 150 Buchhändler angeschlossen. Walkers Ansatz: Gemeinsam könnten die Independents bei den marktführenden Publikumsverlagen höhere Rabatte für ausgewählte Titel durchsetzen, diese Vorteile im Einkauf ganz oder teilweise an die Kunden weiterreichen - und damit den Buchhandelsketten wenigstens punktuell Paroli bieten." Für eine erste Aktion im Weihnachtsgeschäft hätten Verlage Rabatte zwischen 50 und 57,5 Prozent gewährt.

Im Interview mit dem Börsenblatt kündigt Klett-Vorstandsvorsitzender Uwe Brinkmann an, in Europa expandieren zu wollen. Im vergangenen Jahr steigerten die Stuttgarter ihren Umsatz um 15 Prozent auf 406 Millionen Euro, das Ergebnis wurde mehr als verdoppelt (15 Millionen Euro).

Im Gastkommentar stellt Ulrich Granseyer, Vorstand von B. I. & F. A. Brockhaus, die nicht gerade Atem beraubende These auf, dass Zielgruppenansprache, Marktforschung und die Entstehung von Schulbüchern weitgehend der Produktion von Sachbüchern gleichen. Daraus leitet Granseyer das "Anliegen" ab, wie das Schulbuch dem Sachbuch folgen sollte: "Ich meine, man sollte es besitzen. Es gibt sehr harte pädagogisch-didaktische Gründe für das eigene Buch."

Der Medienforscher Winfried Kaminski stellt steile Thesen zur Buchprägung vor. Demnach öffnen sich weibliche Leser der Lektüre auf mindestens drei Ebenen: "sozial-emotional (Lachen/Weinen)", "hedonistisch (Begeisterung)" und "ästhetisch-reflexiv (Stil)". Bei Männern dominiere die "intellektuell-kognitive Ebene".

Weitere Themen: Bei der Abgeordnetenversammlung des Börsenvereins hat sich das Parlament geschlossen hinter den Vorstand und dessen Kurs in der Diskussion um den Kredit der MVB für die angeschlagene BAG gestellt. Außerdem hat das Gremium grünes Licht für die Beitragsstrukturreform gegeben (dabei müssen große Unternehmen künftig mehr Geld abdrücken). Im "Rundruf" hat sich die Redaktion unter Buchhändlern umgehört, ob die heißen Temperaturen dem Handel einen Strich durch die Rechnung machen: Peter Seiler (Die Schatzinsel, Münster) erklärt, dass er von der gegenüberliegenden Eisdiele profitiere. Eichborn hat 2006 mit einem deftigen Minus (2,3 Millionen Euro bei einem Umsatz von 16,7 Millionen Euro) abgeschlossen; "Außergewöhnliche Rückstellungen und Abschreibungen" seien die Ursache, so die Berliner. Im Menschen-Ressort porträtiert Ulrich Rüdenauer das Buchhändlergespann Rosemarie Lux und Rainer Moritz.
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