Magazinrundschau
Chickengrüber
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
24.05.2011. Bidoun erklärt, was Shah Rukh Khan dazu bewegen kann, nackt zu tanzen. Le Monde und Rue89 fragen sich, wie DSK je eine Karriere machen konnte. Denn die Pariser haben es doch immer gewusst, behauptet der New Yorker. Slate.fr findet einen deutschen DSK, und sie ist ein Nazi. Assad hatte einen Vorzug, findet die NYRB. Lars von Trier erklärt Salon, wer Schuld an seinen Dummheiten hat. Die NYT zählt Glasfenster in Bagdad.
Bidoun | New York Review of Books | Salon.com | New York Times | Le Monde | Economist | Rue89 | Himal | New Yorker | Slate.fr | Elet es Irodalom
Bidoun (USA), 24.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q272/A30973/bidoun.jpg)
Negar Azimi porträtiert den populären schwulen iranischen Tänzer und Fitnesstrainer Mohammad Khordadian. Nachdem er im Iran mehrfach verhaftet wurde, lebt er heute in Los Angeles und Dubai. Aber die Iraner lieben ihn - und seine Kassetten immer noch - er kann nämlich alles, iranischen Volkstanz, arabischen Bauchtanz und amerikanische "Jazzercise": "Man nennt ihn König des iranischen Tanzes. Seine Kostüme funkeln und haben viele Farben. Seine Hüften scheinen aus Götterspeise gemacht."
Letzteres trifft es genau:
Le Monde (Frankreich), 21.05.2011
Natürlich beschäftigt die Affäre um Dominique Strauss-Kahn noch immer die Debattenseiten. Als "demokratische Lektion" will Jacques Follorou sie verstehen. Die empörten Aufschreie - mediale Hinrichtung, ungerechte Behandlung, beschämende Inszenierung - seien "typisch französisch. Sie verweisen auf die Archaismen unserer Gesellschaft und auf den Platz der Justiz in unserer Demokratie, der es an einer Kultur der Machtbalance so mangelt. Einmal mehr entrüsten sich die französischen Eliten über die Tätigkeit der Justiz, wenn diese sich gegen einen der ihren richtet ... Was Frankreich letztlich schockiert ist genau diese amerikanische Kultur der Gegen-Gewalt. Bei uns wurde die Justiz historisch dafür geschaffen, Dinge und Menschen zu schützen, und nicht dafür, um sich zu einem wahren Pfeiler der Demokratie auf Augenhöhe der politischen und wirtschaftlichen Obrigkeit aufzurichten."
Caroline Fourest fragt sich, warum die französische Presse DSK zu einer so einflussreichen Person hat werden lassen, ohne seine offenkundige Schwäche genauer zu unter die Lupe zu nehmen. Auch sie sieht darin einen "Rest Patriarchat, aber auch des Ancien Regime" wirken. Damit endet die Selbstkritik aber auch schon, man müsse sich nämlich nicht schämen, "einer Presse anzugehören, die sich weigert, ihre Zeit in Politikerbetten zu verbringen ... Die schreckliche Inszenierung [in den US-Medien] verbirgt in Wirklichkeit eine Gesellschaft mit monströsen sozialen Unterschieden. In der die moralische Bestrafung, in religiöser Manier, eigentlich das Fehlen einer sozialer Gerechtigkeit kompensiert. Selbst die Freiheit der angelsächsischen Presse, die gern angeführt wird, um der französischen Presse Lektionen zu erteilen, ist in Wahrheit eine Freiheit des Kommerzes: nämlich Papier zu verkaufen, ohne Rücksicht auf das Privatleben oder die Unschuldsvermutung."
Zu lesen ist außerdem ein Interview mit dem Philosophen und Autor Alain Finkielkraut.
Caroline Fourest fragt sich, warum die französische Presse DSK zu einer so einflussreichen Person hat werden lassen, ohne seine offenkundige Schwäche genauer zu unter die Lupe zu nehmen. Auch sie sieht darin einen "Rest Patriarchat, aber auch des Ancien Regime" wirken. Damit endet die Selbstkritik aber auch schon, man müsse sich nämlich nicht schämen, "einer Presse anzugehören, die sich weigert, ihre Zeit in Politikerbetten zu verbringen ... Die schreckliche Inszenierung [in den US-Medien] verbirgt in Wirklichkeit eine Gesellschaft mit monströsen sozialen Unterschieden. In der die moralische Bestrafung, in religiöser Manier, eigentlich das Fehlen einer sozialer Gerechtigkeit kompensiert. Selbst die Freiheit der angelsächsischen Presse, die gern angeführt wird, um der französischen Presse Lektionen zu erteilen, ist in Wahrheit eine Freiheit des Kommerzes: nämlich Papier zu verkaufen, ohne Rücksicht auf das Privatleben oder die Unschuldsvermutung."
Zu lesen ist außerdem ein Interview mit dem Philosophen und Autor Alain Finkielkraut.
Economist (UK), 19.05.2011
Die amerikanische Supermarktkette Walmart ist seit 1996 auf dem chinesischen Markt präsent, macht jedoch keine großen Geschäfte. Der chinesische Konkurrent Wumart steht etwas besser da, leider ist der Gründer wegen Bestechung im Knast. An den Supermärkten lässt sich, so der Economist, exemplarisch ablesen, wie sehr es in China noch an einer zahlungskräftigen Mittelklasse fehlt: "Nur 1,4 Prozent der städtischen Haushalte verdienen mehr als 15000 $ im Jahr, nur 11 Prozent zwischen 5000 und 15000 $. Und alle sparen wie verrückt, da sie, außer sie arbeiten für den Staat, kaum auf eine ausreichende Rente hoffen dürfen. Kein Wunder, dass sie niedrige Preise lieben. Auch kein Wunder, dass die Regierung, die alles, was Unruhe verursachen könnte, fürchtet, Angst vor Inflation hat. Offiziell liegt die Inflationsquote bei 5,3 Prozent, in Wahrheit wohl höher. Die Regierung hat Zinsen erhöht, das Horden von Lebensmitteln verboten, Unterstützungen für die ärmsten Familien angehoben und den Mindestlohn erhöht. Und sie geht scharf vor gegen Unternehmen, die sie des Inflationstreibens verdächtigt. Unilever musste in diesem Monat eine Strafe von 310000$ zahlen, weil das Unternehmen gegenüber Reportern andeutete, dass es zu Preiserhöhungen kommen könnte - die Nachricht führte im März zu Panikkäufen von Shampoo."
Rue89 (Frankreich), 20.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q175/A30968/rue89_logo.jpg)
Himal (Nepal), 01.05.2011
Das aktuelle Heft ist dem englischsprachigen Buchmarkt in Indien und Pakistan gewidmet. Es gibt Artikel zur Geschichte des Buchdrucks, zum von Lehrbüchern dominierten pakistanischen Markt, zu indischen Comics, zu tamilischer Pulp-Literatur und manchem mehr. Die Verlegerin Urvashi Butalia gibt einen Überblick und betont die wichtige Rolle, die Frauen in der Branche längst spielen: "Die Verlagswelt besteht zunehmend aus jungen, cleveren, intelligenten Profis, viele davon Frauen. Ja, die wachsende Zahl von Frauen ist bislang eher unbemerkt geblieben. Als ich mich vor Jahren zögerlich bei meinem ersten Verlag bewarb, kam mein Vater wie selbstverständlich mit. Ohne, dass ich es wusste, nahm er meinen damaligen Chef beiseite und macht ihm unmissverständlich klar, dass er von den Männern im Büro erwarte, dass sie sich benehmen. Umgekehrt sagte mein Chef mir, als ich den Job bekam, dass auch ich mich zu benehmen habe - womit er meinte, ich solle nicht sofort heiraten und schwanger werden. Ich war seiner Auskunft nach 'die erste Frau in einer Führungsposition, weil Frauen immer gleich heiraten und die Firma verlassen.' Die heutige Situation ist ganz und gar anders. Nicht nur leiten Frauen viele der kleinen und mittleren Verlage, sie sind auch Entscheiderinnen in vielen der größeren Häuser, darunter India Book House, Random House und HarperCollins."
New Yorker (USA), 30.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A30978/ny.jpg)
Slate.fr (Frankreich), 20.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q248/A30962/2305spirou.jpg)
Elet es Irodalom (Ungarn), 20.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A30959/es.jpg)
New York Review of Books (USA), 09.06.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q20/A30976/nyrb.jpg)
Wie man auch hier in den ersten zwei Minuten sehen kann:
Malise Ruthven beschreibt ausführlich die Geschichte von Syriens Alewiten, eine religiöse Minderheit, der auch Staatschef Assad angehört. Am Ende kommt er zu einem überraschenden Schluss: "Im Tumult der Gewalt, mit der das Regime die Demonstrationen zu unterdrücken sucht, sollte man seine Leistungen nicht vergessen oder ignorieren. Obwohl das Massaker in Hamas fürchterlich war und die Missachtung der Menschenrechte bodenlos, war es doch sehr gut, ja sogar exzellent darin, den Pluralismus der religiösen Kulturen zu beschützen, der eine von Syriens dauerhaftesten und attraktivsten Qualitäten ist."
Außerdem: Tim Parks bespricht die Stieg-Larsson-Krimis. Charles Rosen schreibt den Nachruf auf den englischen Literaturkritiker Frank Kermode.
Salon.com (USA), 21.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q37/A30975/saloncom.jpg)
New York Times (USA), 22.05.2011
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A30977/nytmag.jpg)
Außerdem: Ein leicht amüsierter Nicholas Kulish begleitet einen Angestellten der Ordnungsbehörde von Bingen auf seinem Kontrollgang. In der Book Review bespricht Sam Tanenhaus freundlich Harold Blooms neues Buch "The Anatomy of Influence" (es gibt ein langes Interview mit Bloom in der Boston Review).
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