Magazinrundschau - Archiv

Dawn

9 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 26.08.2014 - Dawn

Hassan Javid bespricht ein Buch, dessen Grundidee über die Gründung Pakistans die meisten Europäer überraschen dürfte: Faisal Devjis "Muslim Zion: Pakistan as a Political Idea" sieht viel Ähnlichkeit zwischen den Gründungen Pakistans und Israels. "Für Devji repräsentiert Pakistan ein Beispiel des Zionismus, den er als eine politische Form interpretiert, in der die nationale Identität vor allem durch die Religion definiert wird. In diesem Sinne, so seine These, hat Pakistan eine große Ähnlichkeit mit Israel." Dies vor Augen untersucht Devji die politischen Auffassungen südasiatischer muslimischer Führer wie Syed Ahmad Khan, dem Aga Khan, Allama Iqbal und Mohammad Ali Jinnah, den Gründervater Pakistans. Letzter, so Javid, wollte das Problem der muslimischen Minderheit in Indien lösen, indem er die Muslime zur "Nation" erklärte: "Jinnah glaubte, dass der Status einer Minderheit selbst in einer Demokratie zu einer Existenz führen musste, die völlig abhängig war von Verfassungswächtern und dem guten Willen der Mehrheit. Wenn man aber die Muslime Indiens als Nation betrachtete, lieferte dies seiner Ansicht nach die Rechtfertigung dafür, ihnen politische Gleichheit mit den Hindus auf dem Subkontinent anzubieten."

Magazinrundschau vom 05.10.2010 - Dawn

Über die miese Lage der Textilindustrie in Pakistan nach der Flut berichtet Dawn. Europa und Amerika sind angesichts hoher Arbeitslosenzahlen in den eigenen Ländern überhaupt nicht interessiert daran, der pakistanischen Textilwirtschaft auf die Beine zu helfen: "Pakistan hat Verbündete, darunter die amerikanische Handelskammer, die die Regelungen für den Wiederaufbau auf das gesamte Land ausweiten will, oder zumindest auf die von der Flut betroffenen Regionen. Diese Vorschläge stoßen auf starken Widerspruch der amerikanischen Textil- und Bekleidungsindustrie, die seit 2004 rund 250.000 Jobs - mehr als ein Drittel - verloren hat, laut dem National Council of Textile Organizations. 'Zu einer Zeit, da sich Amerika vom schlimmsten Wirtschaftseinbruch seit 80 Jahren zu erholen versucht, und gegen eine Arbeitslosigkeit auf historischem Rekordniveau kämpft, sollte die Regierung Obama als allerletztes einem Vorschlag zustimmen, der wichtige Arbeitsplätze in der Fertigung zerstört, erklärten amerikanische Textilindustriegruppen in einem Brief am 1. September, um gegen die Forderung der Handelskammer zu protestieren, die Regelungen in Anbetracht der Flut auszuweiten."

Und: Tehmina Khaled berichtet von einem stolzen Moment bei der show Bridal Asia 2010 in Neu Delhi: "Während es indischen Designern an Innovationen und Stil fehlt, schaffen ihre Gegenparts in Pakistans ständig neue Schnitte, Silhouetten und Muster. Sonya Battlas innovative Würfe, die fließenden und verführerischen Schnitte von Sana Safinaz und Shehla Rehman, die wandelbaren Silhouetten von Rizwan Beyg und Umar Sayeed zeugen lautstark von Kreativität und Talent."

Magazinrundschau vom 17.08.2010 - Dawn

"Mitten in der zweiten Woche nach der Flutkatastrophe bleiben die Spenden, die in die Hilfskasse des Premierministers geflossen sind, ein Almosen. Unter den wenigen großzügigen Spendengebern befindet sich ein vom Tellerwächser zum Millionär aufgestiegener Politiker, der eine Woche früher wahrscheinlich genauso viel für ein Hochzeitsfest in einem vornehmen Hotel in Dubai ausgegeben hat", schreibt Kunwar Idris. Das beweist ihm vor allem eins: Wie heruntergekommen die politische Klasse Pakistans ist. "Die Nation scheint ihre Seele verloren zu haben. Ihre gewählten Repräsentanten haben jetzt keinen Diktator mehr, den sie verfluchen können, und sie können auch keinen 'blockierenden' Richter verantwortlich machen. Sie halten lange Predigten, haben aber nicht das moralische Rückrat, eine Nation in der Krise zu inspirieren. Nur die Soldaten und einige Dschihadisten helfen den Menschen in Not. Die linken und die Mainstream-Parteien sind nirgends zu sehen."
Stichwörter: Dschihadisten, Dubai

Magazinrundschau vom 08.12.2009 - Dawn

Wenn Barack Obama den Krieg gegen die Taliban gewinnen will, muss er mehr tun als Soldaten schicken. Ein Bombenattentat Ende Oktober auf einem belebten Markt in Peschawar hat über hundert Tote gekostet. Schuld sind - die Amerikaner, jedenfalls nach Meinung vieler Paschtunen, berichtet AFP. "'Was hat mein Vater getan? Warum hat uns jemand das angetan?', fragt Rashid Javed, der seinen Vater und zwei Cousins am 28. Oktober verloren hat. 'Die Hälfte des Körpers meines Cousins fehlte. Wir haben die obere Hälfte bekommen ... Ich glaube, Amerika, Israel und Indien sind involviert. Die Taliban können das nicht tun - sie haben gewöhnlich nur Polizisten und Soldaten angegriffen.' Das hört man oft in Peschawar, einer kulturellen Hauptstadt für die Paschtuns. Diese Gefühle werden lokal befeuert durch Talibanpropaganda, die Amerika und den Rivalen Indien für Pakistans Krankheiten verantwortlich machen und die Vereinigten Staaten beschuldigen, sie versuchten die Region zu besetzen."
Stichwörter: Obama, Barack, Peschawar

Magazinrundschau vom 03.11.2009 - Dawn

Arundhati Roy stellt sich hinter Indiens maoistische Guerilla, gegen die Indiens Regierung eine Großoffensive plant. Ihrer Darstellung nach kämpfen vor allem die bitterarmen Ureinwohner der Dongria Kondh gegen die geplante Plünderung ihrer Heiligen Berge. Dort will der Bergbaukonzern Vedanta die reichen Bauxit-Vorkommen abbauen. "Es sind Menschen, die, sechzig Jahre nach Indiens Unabhängigkeit, keinen Zugang zu Bildung, Medizin oder rechtlicher Hilfe haben. Es sind Menschen, die jahrzehntelang gnadenlos ausgebeutet wurden, immer wieder von Geschäftsleuten und Kreditgebern betrogen wurden; deren Frauen immer wieder von Polizisten und Förstern vergewaltigt wurden. Ihr Weg zurück zu einem Anflug von Würde ist in großen Teilen den maoistischen Kadern zu verdanken, die für mehrere Dekaden an ihrer Seite gelebt, gearbeitet und gekämpft haben. Wenn die Stämme jetzt zu den Waffen gegriffen haben, dann weil die Regierung, die ihnen nichts als Gewalt und Vernachlässigung beschert hat, ihnen nun das einzige wegnehmen will, was sie haben: ihr Land."

Magazinrundschau vom 11.08.2009 - Dawn

Huma Yusuf hat an der medizinischen Hochschule in Karachi einen Vortrag über Islam und Homosexualität gehört. Bis zum 19. Jahrhundert war die muslimische Welt relativ tolerant im Umgang mit Homosexuellen, referiert sie. Das lag unter anderem daran, dass in den islamischen Kulturen "die selben Auffassungen von Schönheit für Männer und Frauen galten. Der Vortragende zeigte mehrere Miniaturmalereien aus der Ära Abbasid, in der Männer und Frauen ununterscheidbar waren (betrachten Sie die berühmten Illustrationen von Sha Abbas mit einem Wein-Jungen). Männer trugen Make-Up und hüllten sich in Kleider und Juwelen, während Frauen mit flaumigen Schnurrbärten als besonders attraktiv galten (offenbar malten sich Frauen sogar Schnurrbärte auf, um hübscher zu erscheinen)." Erst die Kolonialmächte, mit ihrer strikten Vorstellung davon, was männlich und was weiblich ist, bereiteten dieser Laxheit ein Ende.

Magazinrundschau vom 07.07.2009 - Dawn

Auch Arundhati Roy hat ihre Probleme mit der Demokratie: Gibt es ein Leben nach der Demokratie, fragt sie in einem Essay, der vermutlich das Vorwort zu ihrem neuen Buch "Listening to Grashoppers" ist. Und kommen sie ihr jetzt nicht mit blöden Sprüchen wie: Dann geh doch nach Somalia. Die Frage "soll nicht nahelegen, dass wir auf ältere, diskreditierte Modelle totalitärer oder autoritärer Regierung zurückfallen sollen. Sie soll vielmehr nahelegen, dass das System der repräsentativen Demokratie - zuviel Repräsentation, zu wenig Demokratie - eine strukturelle Anpassung nötig hat. Die Frage ist, was haben wir aus der Demokratie gemacht? In was haben wir sie verwandelt? Was geschieht, wenn die Demokratie verbraucht ist? Wenn sie ausgehöhlt und von jeder Bedeutung entleert ist? Was geschieht, wenn jede ihrer Institutionen in etwas Gefährliches ausgewuchert ist? Was geschieht in dem Moment, in dem Demokratie und Freier Markt zu einem einzigen räuberischen Organismus verschmolzen sind, getragen von einer einzigen dünnen Idee, die fast auschließlich um die Idee der Gewinnmaximierung kreist? Ist es möglich, diesen Prozess umzudrehen? Kann etwas, das mutiert ist, sich wieder zurückverwandeln in das, was es einmal war?"

Ts ts ts, die Juden haben die gläubigeren unter den Muslimen mal wieder geschlagen, informiert uns Tazeen Javed. "In Israel lebende orthodoxe Juden haben eine neue 'koschere' Suchmaschine namens Koogle gestartet, die es ihnen erlaubt, im Cyberspace zu surfen, ohne jemals unbekömmlichen Bildern oder dem Glauben abträglichen Texten begegnen zu müssen, die Gefahren der Subversion und der Versuchung in die Schranken weisend. Koogle folgt den religiösen Standards, die von Rabbis aufgestellt wurden, und will orthodoxen Juden helfen, auf dem festgelegten Pfad zu bleiben. Offensichtlich eine Stichelei gegen Google, will Koogle verbotenes Material herausfiltern und seine Konsumenten mit koscheren Bits und Stückchen aus dem Netz versorgen. Dies sollte unseren religiöseren muslimischen Brüdern einen Anstoß geben, eine Halal-Suchmaschine zu erfinden, oder sogar etwas noch besseres: einen Halal-Browser. Dieser Halal-Browser könnte das Netz scannen und in Big-Brother-Manier zum Segen der gläubigen und tugendhaften Nutzer agieren."

Magazinrundschau vom 30.06.2009 - Dawn

Michael Jackson hatte riesigen Einfluss auf die pakistanische Jugend - nicht nur als er selbst, sondern auch in diversen Anverwandlungen, schreibt Huma Yusuf. "Man muss den Pakistanis vergeben, dass sie Michael Jackson verinnerlicht haben, schließlich haben sie immer eine doppelte Dosis Jackson bekommen. Der originale MJ schlug uns in seinen Bann, er verzaubert uns mit seinen Musikvideos und magischen Beats. Aber wir haben ihn wirklich zu einem von uns gemacht, nachdem Bollywood sich das beste, was Jackson zu bieten hatte, angeeignet und ihn damit so desi gemacht hatte wie Tee, Samosa und arrangierte Ehen. (...) Meiner Ansicht nach erhärtete Jackson seinen Status als Superstar, als Amitabh Bachchan einen silbernen Handschuh überstreifte, den Moonwalk versuchte (bei Minute 2.44) und die Damen warnte, 'dance dikhaon ga aisa, Michael Jackson ke jaisa'. 1989 nahm Sridevis MJs 'Bad' und machte es 'badder' mit 'Main Hoon Bad Girl'. 'Thriller' war nie mehr dasselbe, nachdem das tamilische Kino sich rotem Leder zugewandt und ein Goli in das Herz dessen gejagt hatte, was Jacko zum Größten von allen machte."

Magazinrundschau vom 03.03.2009 - Dawn

Absurd findet Mushfiq Murshed die Vereinbarung mit Maulana Sufi Muhammad über die Einführung der Scharia im Swat-Tal. "Das zeigte sich bei dem kaltblütigen Mord an dem Journalisten Musa Khankhel und der Entführung des Swat DCO. Letzterer wurde kurz darauf im Austausch gegen einige inhaftierte Militante freigelassen. Die Abmachung sieht die Wiederherstellung der Gerichte und Strafen der Scharia vor. Dieser heikle Waffenstillstand basiert auf einer Logik, die an Absurdität grenzt. Eine demokratisch gewählte Regierung ist eine Vereinbarung eingegangen, wonach das Gesetz buchstäblich in die Hände einer Gruppe von Klerikern gelegt wird, die Demokratie für unislamisch halten. Sufi Muhammed soll gesagt haben: 'Von Anfang an habe ich Demokratie als ein System empfunden, dass uns von Ungläubigen aufgezwungen wurde. Der Islam erlaubt weder Demokratie noch Wahlen.'"

Keine Sympathie hat Arundhati Roy für den englisch-indischen Oscarabräumer "Slumdog Millionär", mit dem sich jetzt selbst die regierende Kongresspartei brüstet. "Die Partei behauptet, sie habe nicht dem 'Leuchtenden Indien' vorgesessen, sondern dem 'Erfolgreichen'. Erfolgreich in was? Im Fall von Slumdog ist Indiens größter Beitrag, oder jedenfalls der größte Beitrag der politischen Parteien, doch sicher der, dass sie für den authentischen Hintergrund von Armut, Brutalität und Gewalt gesorgt haben, vor dem der Oscargewinner gedreht werden konnte. Gilt das jetzt auch als Erfolg? Als etwas, das gefeiert werden muss? Ehrlich, das ist schon jenseits der Farce. Und ja, das ist des Pudels Kern: Slumdog Millionär erlaubt realen Verbrechern, sich mit seinem Erfolg zu brüsten, denn der Film lässt sie vom Haken. Er zeigt nicht mit dem Finger auf sie, er macht niemanden verantwortlich. Jeder kann sich gut fühlen. Und deshalb fühle ich mich schlecht dabei." (Die Website von Dawn ist manchmal ein bisschen langsam, man kann Roy auch hier lesen.)
Stichwörter: Roy, Arundhati, Scharia