Maoisten, das war jene Fraktion ehemaliger 68er, die den real existierenden Sozialismus kritisierten, weil er den
stalinistischen Terror aufgegeben hatte. Wenn man hört, dass sich eine Intellektuelle wie
Annette Wieviorka "luzide und gerührt" an ihre Zeit in den K-Gruppen erinnert (
"Mes années chinoises"), sollte man misstrauisch werden. Noch vor ein paar Wochen war in
La vie des idées zu lesen, welch gnadenlose Kälte in den K-Gruppen auch in Frankreich herrschte (unser
Resümee). Aber am Ende scheint sich Wieviorka der Rührung nicht hinzugeben. Nur der Rezensent Jean-Yves Potel
möchte, dass sie ihre Geschichte nicht so persönlich nimmt. "Immer wieder vergleicht sie, was sie damals dachte, mit der Historikerin, die aus ihr wurde, versucht zu verstehen,
was sie dahin getrieben hatte und was sie nicht hatte sehen wollen. Mit ihr fragt man sich, wie ein solches
Ausmaß der Verblendung möglich war, was sie so weit von sich selbst und ihrer Umgebung hatte entfremden können. 'Welche eine Kraft der Illusion, wie konnte man nur einen Augenblick daran glauben', fragt sie sich und erinnert sich der zahllosen Reden und Vorträge, denen sie mit
religiösem Eifer lauschte. Allerdings hätte man sich hier eine etwas politischere Herangehensweise an ihren wahnhaften Glauben gewünscht."
Außerdem
bespricht Mario Kaplan
Dumitru Tsepeneags "Un Roumain à Paris", das Tagebuch eines rumänischen Exilautors aus dem
Paris der Siebziger, sicher ein interessanter Einblick in die faszinierende
rumänische Diaspora in Paris und in das Pariser intellektuelle Leben jener Zeit, von einem Außenseiter gespiegelt.