Magazinrundschau - Archiv

LA Weekly

4 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 24.05.2016 - LA Weekly

Wer heute in den Nischen und Kellern der Undergroundmusik wühlen will, wird von Youtube in der Regel bestens bedient. Was dabei Algorithmen und deren Empfehlungen an Verzweigungen und Stöbermöglichkeiten leisten, war früher die Aufgabe von Liner Notes in ausgewählten Platten. Ein besonders verdienstreiches, kuratiertes Netzwerk vor dem Internet mit Querverbindungen und weiterführenden Empfehlungen stellte die legendäre, verrätselte Liste dar, die die Band Nurse With Wounds 1979 ihrem Album beigelegt hatte. Bis heute gilt diese einflussreiche Liste mit den darauf angeführten, vor dem Internet kaum zugänglichen Platten als verlässlicher Kompass in Sachen experimenteller Avantgardemusik (nicht nur) aus dem Pop- und Rockkosmos. In einer schönen Reportage geht Gustavo Turner dieser verloren gegangenen Kultur der Empfehlungen und insgeheim kuratierten Musikzusammenhänge nach: "Trotz - oder vielleicht gerade wegen - ihres willentlich obskuren, idiosynkratischen Wesens bildete die NWW-Liste einen ständigen Berührungspunkt zwischen zahlreichen Generationen experimenteller Undergroundmusiker. Sie beeinflusste alle, von Sonic Youth über Ariel Pink bis zu jener aufsteigenden Band, die Du gerade erst letzte Nacht auf dieser verdrogten Kellerparty entdeckt hast. In der experimentellen Sparte des Amoeba-Music-Ladens in Hollywood weisen Aufkleber die Platten manchmal als 'von der NWW-Liste' aus. Bis zum heutigen Tag stellt dies eine verkaufsfördernde Empfehlung dar. ... 'Ich werde absolut nostalgisch, wenn ich an die NWW-Liste denke, weil sie mir stets ein treuer Begleiter war', sagt Mahssa Taghinia, die Mitbesitzerin und Kuratorin des Plattenladens Mount Analog. 'Immer, wenn ich mich mit ihr befasse, bedeutet sie etwas Neues. Sie fühlt sich neu an. Ich fühle mich so an, als wäre ich innerlich etwas vorangekommen. Die Liste lebt für sich auf ganz eigene Weise. Sie ist das 'Alice im Wunderland' der Musiklisten. Alles ergibt Sinn, wenn Du zurück oder zur Seite gehst.'" Hier eine Playlist, die von der NWW-List inspiriert ist:

Magazinrundschau vom 05.05.2015 - LA Weekly

Ausgerechnet das sich so progressiv und liberal gebende Hollywood legt eine enorme Ungleichbehandlung von Frauen an den Tag, berichtet Jessica P. Ogilvie in einer umfangreichen, mit vielen Daten gespickten Reportage aus dem Herzen der Industrie. Machen Frauen etwa schlechtere Filme? Mitnichten, wenn man den Blick auf das prestigeträchtige US-Festival Sundance wirft: "Nachdem ihre Filme dort und auf anderen Festivals im Wettbewerb liefen, klopfen bei den Männern, die Preise gewonnen haben, die Großen Sechs an, ob sie nicht Filme für sie drehen wollen: Disney, Universal, Warner Bros., Paramount, Sony und 20th Century Fox. Die preisgekrönten Filmemacherinnen werden hingegen weitgehend ignoriert... Von allen Filmen, die zwischen 2009 und 2012 für Sundance eingereicht wurden, wurden 20,7 Prozent von Frauen gedreht. Doch waren jene Frauen, die in den Wettbewerbssektionen der Top-Festivals konkurrierten, mit den Männer gleichauf, was Preise betrifft. "Frauen schlagen sich hier genauso durch", sagt Keri Putnam vom Sundance Institute. Doch Hollywoodproduzenten und deren Assistenten scheinen davon keine Notiz zu nehmen. Kaum einer dieser Frauen werden von den Studios Filme angeboten."

Magazinrundschau vom 29.10.2013 - LA Weekly

Eine neue Horrorwelle, genannt Mumblegore, sucht den US-Indiefilm heim, berichtet Amy Nicholson: Ihre Protagonisten sind eng vernetzt, scheuen keine noch so bescheidenen Produktionsmittel und zeichnen sich durch einen sehr eigenen Zugang zum Genre aus. Am wichtigsten für ihren Erfolg aber "ist der Siegeszug von Video-on-Demand. Im Jahr 2003 hätte ein No-Name-Film ordentlich DVDs absetzen müssen. Ein kostspieliges Risiko sowohl für die Produzenten als auch für das Publikum, das 15 Dollar auf einen Film setzen muss, der am Ende nichts taugt. Streamingportale wie Netflix, iTunes und Amazon Prime haben die Preise pro Sichtung auf wenige Pennys gesenkt und versprechen ihren Kunden umgekehrt eine ganzes Füllhorn an Filmen. Das bedeutet, dass Produzenten, die ihre Kosten niedrig - sehr niedrig - halten, davon ausgehen können, ihre Investition wieder einzuspielen. Gesetzt den Fall, sie produzieren Horrorfilme. 'Dies ist die neue Autokino-Zeit', sagt Devin Faraci, Herausgeber des Onlinemagazins Badass Digest. 'Die Jugendlichen brauchen etwas, zu dem sie miteinander rummachen können und das naheliegendste dafür ist es, Horrorfilme zu drehen und zu kaufen. Das reicht zurück in die Zeit, als diese sonderbaren, alten Exploitationstreifen entstanden. Da sagte dann ein Typ mit Geld, wir wollen einen Film drehen, 10000 Virgins go to Hell. Du hast sieben Tage Drehzeit, ich brauche sieben Brüste und zwei Enthauptungen für den Trailer - an die Arbeit.'"

Zur weiteren Information hat Westword dankenswerterweise "11 Mumblegore Movies You Need to See" aufgelistet.

Magazinrundschau vom 27.08.2013 - LA Weekly

Der Kriegsreporter und investigative Journalist Michael Hastings war überzeugt, im Fadenkreuz der Geheimdienste zu stehen, sprach ständig von Überwachung und Verfolgung. Als er im Juni unter unklaren Umständen bei einem Autounfall ums Leben kam, schossen die Verschwörungstheorien ins Kraut. Doch im Bild, das Gene Maddaus von Hastings entwirft, spielen auch Drogen- und Alkoholsucht, Depressionen und Paranoia eine Rolle und legen eine andere Möglichkeit nahe: "Er hatte eine dunklere Seite, die er meist verbarg. 'Selbstzerstörung fesselt mich', schrieb er einmal, auf dem Weg nach Baghdad. 'Es gab eine lange Zeit in meinem Leben, in der ich dachte, das einzige, was ich mit mir anzufangen wüsste, wäre mich zu zerstören.'"