Ist
Englisch eine indische Sprache? Ende der 50er Jahre bejahten dies die Mitglieder des von Purushottama (P.) Lal gegründeten
Writers Workshops auf jeden Fall so,
erzählt Liesl Schwabe die in
Literary Hub diesen
unabhängigen Verlag aus Kalkutta ehrt, der immer noch publiziert. Wie wäre es auch anders möglich gewesen, sich in einem Land mit gut 100 großen Sprachen und tausenden Dialekten zu verständigen? Aber es gab natürlich auch Stimmen wie den bengalischen Autor
Buddhadeva Bose, der die Mitglieder des Workshops der
Anglomanie bezichtigte. Lal reagierte auf diesen Vorwurf mit einem
Fragebogen, den er per Post an Dutzende indischer Dichter schickte und in dem er fragte: "'Aus welchen Gründen verwenden Sie die englische Sprache?' Insgesamt gab es sieben Fragen, darunter auch die, ob die Schriftsteller Englisch als indische Sprache betrachteten. Die verschiedenen Antworten wurden zusammen mit den dazugehörigen Gedichten 1969 zu einem Klassiker des Writers Workshops, 'Modern Indian Poetry in English: An Anthology and a Credo', herausgegeben von P. Lal. Die Nuancen und die Intimität der Antworten sind heute noch
genauso ergreifend wie vor sechzig Jahren. 'Wir sprachen einen
Punjabi-
Dialekt', schrieb der Journalist und Dichter O.P. Bhagat, der in einer kleinen Stadt in Pakistan aufgewachsen war. Allerdings, so sagte er, 'wurde er
nur gesprochen, nicht geschrieben - es sei denn, man benutzte absichtlich die persische oder Devanagari-Schrift.' In seiner Schule, so Bhagat, wurden die
Jungen in Urdu und die
Mädchen in Hindi unterrichtet, was die ohnehin schon vielfältigen Variablen des sprachlichen Erbes weiter verkomplizierte. Bhagat stimmte mit Bose überein, dass Englisch keine indische Sprache sei. 'Aber', so argumentierte er, 'es ist durch die historischen Umstände für viele Inder zur kulturellen und
literarischen Sprache geworden.' In seiner Antwort auf den Fragebogen formuliert der südindische Schriftsteller M.P. Bhaskaran, dessen Gedichtband 'The Dancer and the Ring' 1962 vom Writers Workshop veröffentlicht wurde, eine Sichtweise, die auch heute noch
bei vielen Südindern Widerhall findet: 'Die Hindi-Imperialisten fürchten, dass das Englische, wenn es nicht ausgerottet wird, dem Hindi nicht erlauben könnte, Indien zu dominieren.'" Diese Befürchung wird gerade durch die Modi-Regierung bestärkt.