Zu den
extravagantesten Paaren, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts im literarischen
Paris tummelten gehörten eindeutig auch
Jane Heap und
Margaret Anderson. Jane Heap führte einen mystizistischen Salon, in dem auch
Janet Flanner und
Solita Solano ein und aus gingen, Anderson gab
The Little Review heraus, jene Zeitschrift, die immer wieder beschlagnahmt wurde, weil sie
James Joyces "Ulysses" in Fortsetzung brachte: Emma Garman
porträtiert die beiden Frauen sehr einnehmend, über Anderson schreibt sie zum Beispiel: "Mit zweiundzwanzig schmiss sie ihr Klavierstudium an einem Frauencollege in Ohio, um nach Chicago zu ziehen. Ihre konsternierten Eltern, die von ihr erwartet hatten, dass sie heiraten und in ihrem County-Cluc- und Bridge-Milieu ein geregeltes Leben beginnen würde, wollten wissen, was um Himmels willen sie denn eigentlich suche. '
Selbstverwirklichung', sagte sie, was für sie bedeutete, denken und sagen zu können, woran man glaubt. Ihr Vater antwortete: 'Meiner Ansicht nach tust du doch nichts anderes.' In Chicago wurde Anderson Journalistin und eine produktive Literaturkritikerin. Doch sie fieberte stets einem neuem Abenteuer entgegen. Die
Little Review erdachte sie, als ihr klar wurde, dass ihre deprimierte Stimmung der 'fehlenden Inspiration' in ihrem Leben geschuldet war. Aber so fand sie die Erlösung: Sie würde das
interessanteste Magazin aller Zeiten lancieren. 'Ich wusste, dass irgendjemand Geld geben würde, schrieb sie in 'My Thirty Years' War'. Das war für mich wie ein Naturgesetz. Jemand musste einfach. Und natürlich gab es auch jemand.' Da war sie gerade 27 Jahre alt geworden. Anderson vertrat als oberstes redaktionelles Prinzip, dass Künstler Intellektuellen überlegen seien. Wie sie unverblümt erklärte: 'Ich halte
Intellektuelle nicht für intelligent. Ich mochte sie nie besonders und auch nicht ihre Ansichten über das Leben.' Verdienst sollte das einzige Kriterium für die Annahme eines Artikels sein, ohne Zugeständnisse ans Kommerzielle oder Konservative oder einer anderen Ideologie - obwohl sie eine
Vorliebe für den Anarchismus hatte und eine erklärte Feministin war. Doch grundlegend für jede Kunst, betonte Anderson, ist die
Freiheit."
In ihrer Farbenkolumne
widmet sich Katy Kelleher diesmal dem
russet, einem stumpfen
rotbraun, der einzigen Farbe, die etwa die protestantischen Schotten unter Maria Stuart für schicklich hielten, neben "schwarz, traurigem grau oder traurigem braun".