Außer Atem: Das Berlinale Blog

Charmante Bengel: in Claudio Giovannesis "Piranhas" (Wettbewerb)

Von Anja Seeliger
13.02.2019.


Oje, diesen Film hätte man so auch in Hollywood drehen können. Claudio Giovannesi hat mit "Piranhas" einen Roman von Roberto Saviano verfilmt, den "Clan der Kinder". Er erzählt vom Aufstieg der Bande des 15-jährigen Nicolas, die in Neapel von Kleinganoven zu Dealern für die Camorra, Schutzgeldeintreibern und schließlich Chefs eines eigenen Viertels aufsteigen.

Sie sind alle hübsch, diese Bengel, mit schicken Frisuren und schönen geraden weißen Zähnen. Sie träumen von Nike-Klamotten, und goldenen Betten, aber in Lumpen laufen sie auch nicht herum. Charme haben sie. Der junge Held des Films, Nicolas, hat das hübsche Lächeln eines sehr jungen Jesse Eisenberg. Man sieht gern zu und freut sich über die Lebendigkeit der Jungs, wenn sie rumalbern, mit ihrem neuen scheußlichen Reichtum angeben und auf dem Dach Schießübungen veranstalten. Den Killer glaubt man ihnen keine Sekunde. Selbst Neapel ist wunderschön, pittoresk, in warmen Farben gefilmt.



Während Saviano Nicolas als brutalen kleinen Gangster beschreibt, der von den Ärmsten stiehlt, darf er in Giovannesis Film als Robin Hood über den Markt streifen und den Händlern versichern, dass er kein Schutzgeld nimmt. Seine Letitia umwirbt er mit Trauben roter Luftballons. Das passt zum Film: Hübsch und vollkommen belanglos.

Anja Seeliger

La paranza dei bambini - Piranhas. Regie: Claudio Giovannesi. Mit Francesco Di Napoli, Viviana Aprea, Mattia Piano Del Balzo, Ciro Vecchione, Ciro Pellecchia. Italien 2018, 110 Minuten (Alle Vorführtermine)