Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
17.06.2002. In dieser Woche lesen Sie: Wie viele Bücher wöchentlich in Deutschland vernichtet werden. Warum Henning Mankell seine Wallander-Serie beendet hat und wie er sie fortsetzt. Wie das Publikum an Klagenfurt beteiligt wird. Wie hoch die Startauflage von Walsers "Tod eines Kritikers" ist. Warum der Ratgebermarkt gar nicht zusammengebrochen ist. Wer trotz Krise expandiert. Außerdem: Viele Ideen, wie der Buchmarkt noch zu retten ist. Von Hubertus Volmer

Börsenblatt

Der Bundestag hat das Preisbindungsgesetz verabschiedet. Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann freut sich: "Die Bundesregierung und die Fraktionen des Deutschen Bundestags haben mit diesem Gesetz einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung des Bildungs- und Kulturstandorts Deutschland geleistet", sagte er. Mehr hier und hier und hier auch.

Hugendubel hat die Kurzarbeit nun eingeführt, die Maßnahme gilt vorerst für sechs Monate (bis zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts). "Betroffen sind mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter in allen Filialen; die Arbeitszeit reduziert sich von 37,5 auf maximal 30 Stunden. In einigen, weniger frequentierten Filialen werden auch die Ladenöffnungszeiten eingeschränkt." Expandieren will Hugendubel dennoch, wie der BuchMarkt in seiner Online-Ausgabe meldet.

Zwischen der DVA und dem Sortimenter-Ausschuss des Börsenvereins ist im Konditionen-Streit ein Kompromiss erzielt worden. "Nach den neuen Vereinbarungen erhalten Buchhandlungen ab 1. Juli einen generellen Grundrabatt von 34 Prozent. Zuletzt war ein Grundrabatt von 33 Prozent festgeschrieben; vor der Änderung der Konditionen durch die DVA lag dieser hingegen noch bei 35 Prozent", so das Börsenblatt.

Weitere Meldungen: Die 14. Shell Jugendstudie erscheint Mitte August bei Fischer; bislang hatte Leske + Budrich die Jugendstudien veröffentlicht. Umsatz und Jahresüberschuss der B.I. & F.A. Brockhaus AG sind im vergangenen Geschäftsjahr gewachsen. Bei der Eichborn AG ist der Gewinn trotz Umsatzplus geschrumpft. Hotzbrinck hat seinen Umsatz leicht erhöht. Die Frankfurter Buchmesse beherbergt künftig ein Kinderbuchforum. Bei Amazon.de kann nun auch per Rechnung bezahlt werden.

Außerdem berichtet Holger Ehling von der Buchmesse Warschau, die wie der polnische Buchmarkt insgesamt mit "schwierigen Rahmenbedingungen" zu kämpfen hat (die Buchmesse fand vom 15. bis zum 19. Mai statt).

Ein Extra-Teil widmet sich dem Krimi. Darin unter anderem: ein Artikel über die Pseudonyme von Krimi-Autorinnen und -Autoren; ein Interview mit der Schriftstellerin Sabine Thomas und dem Schriftsteller Till Bastian über den deutschsprachigen Krimi, dem es offenbar gut geht; je ein Beitrag über den französisch-deutschen Krimi-Markt, über Krimis aus Russland, über historische Krimis, über Krimi-Autorinnen sowie über PoD und E-Books. Und ein Kurzinterview mit Henning Mankell. Er habe die Wallander-Serie nach acht Folgen "aus Respekt sowohl vor dem Leser als auch vor mir selbst" beendet, sagt Mankell darin. "Ich wollte nicht in die Situation kommen, diese Krimis aus reiner Routine heraus zu schreiben." In seiner neuen Serie steht Wallanders Tochter Linda im Mittelpunkt. Hier wird Wallander dennoch "sehr sichtbar" sein, "schon allein deshalb, weil seine Tochter bei ihm wohnt und die beiden sehr viele Probleme miteinander haben. (...) Wir sehen ihn nun durch die Augen seiner Tochter. Kinder kennen Eltern wie niemand sonst. Wir werden ein völlig neues Bild von Wallander bekommen."
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Der Käuferstreik geht weiter, meldet der buchreport. Im Mai sei der Umsatz im Buchhandel abermals um 3,5 Prozent zurückgegangen, 5,4 Prozent weniger Kunden als im Mai 2001 seien in die Buchläden gekommen. "Entsprechend eisig ist die Stimmung in der Branche." (Auch das Börsenblatt meldet Umsatzrückgänge.) In einem Kommentar vertritt David Wengenroth die Auffassung, dass der Börsenverein mehr gegen die Krise im Buchhandel tun müsste. Er bezieht sich auf ein Interview mit Vorsteher Dieter Schormann im Börsenblatt vom 11. Juni. "Gerade die mittelständischen Buchhändler haben nicht die Möglichkeit, der Krise aus eigener Kraft wirksam zu begegnen. Regionale Marketingaktionen und aufwändige Präsentationen einzelner Titel reichen nicht aus, um der erlahmten Kauflust der Verbraucher auf die Sprünge zu helfen." Doch was soll der Börsenverein tun? Wengenroth fordert eine große, überregionale Marketing-Aktion, "die nicht so kläglich im Rohr krepiert wie der 'Deutsche Bücherpreis' oder die lauen Versuche zum 'Welttag des Buches'."

"So viele Vorteile die Preisbindung auch hat und so überlebenswichtig sie für die meisten Marktteilnehmer auch ist, hat sie eben doch auch einen Nachteil", schreibt David Wengenroth weiter: "Anders als ihre Kollegen im übrigen Einzelhandel können die Sortimenter keine zusätzlichen Kaufanreize durch Preisabschläge und andere Rabatt-Aktionen schaffen." In einem anderen Artikel verweist der buchreport auf das Beispiel England: "Im Kampf um Kunden überbieten sich die großen Buchketten gegenseitig mit Sonderangeboten. Von Borders/Books Etc. bis WH Smith werden derzeit Aktionspakete in bisher nicht gekanntem Umfang geschnürt. Dazu kommen begleitende Marketingkampagnen, wie sie auf der Insel sonst nur im Weihnachtsgeschäft üblich sind." Waterstones etwa wirbt mit "3 for 2": drei Taschenbücher zum Preis von zweien.

Erneut beschäftigt der buchreport sich mit der Lage des Buchhandels in Berlin, dem "Zentrum der Buchhandelskrise". Der "einstmalige Platzhirsch" Kiepert steht vor betriebsbedingten Kündigungen, Hugendubel musste in seinen fünf Berliner Filialen Kurzarbeit anmelden, 2001 hätten 29 kleinere Buchhandlungen schließen müssen, in diesem Jahr waren es bereits elf. Der buchreport erinnert an die gescheiterten Berliner Auftritte von Virgin, Fnac und Herder, denen allerdings die Expansion von Hugendubel, Thalia, Dussmann und Wohlthat entgegenstehe.

Natürlich hat die Krise längst nicht alle Unternehmen der Branche erfasst. Weltbild expandiert munter weiter, wie einer Kurzmeldung zu entnehmen ist. Bis zum September sollen neue Filialen in Minden, Nordhorn, Dresden und Hamburg eröffnet werden.

Zur Abwendung des endgültigen Konkurses hat der österreichische Filialist Libro laut buchreport "noch eine Galgenfrist" bekommen. In einem weiteren Artikel aus Österreich berichtet das Blatt, die Buchgemeinschaft Donauland wolle Libro langfristig als größte österreichische Buchhandlung verdrängen. Zu diesem Zweck habe der Buchclub in seinen 23 stationären Filialen auch preisgebundene Verlagsausgaben in die Regale gelegt.

Amazon.de hat ein Hörbuch-Paket geschnürt. Der Internet-Händler bietet 100 Hörbuchbestseller mit einem Preisnachlass von 25 Prozent an. "Das Segment Hörbuch hat nach unseren Beobachtungen in den letzten Jahren kontinuierlich zugelegt", zitiert der buchreport den Amazon-Sprecher Felix Petzel.

In spätestens zwei Monaten soll die Privatisierung des Österreichischen Bundesverlags (ÖBV) abgewickelt sein, meint Michael Veit, der Geschäftsführer der Ernst Klett Information Beteiligungsgesellschaft. Zu den Interessenten gehört auch die Klett-Gruppe. Bis zum 10. Juni hatten die Interessenten Zeit, ihre Angebote in der Wiener Zweigstelle der Wirtschaftsprüfer KPMG abzuliefern. KPMG regelt die ÖBV-Privatisierung im Auftrag des Wiener Finanzministeriums. Laut KPMG liegen zehn Angebote vor. Mehr hier.

Bei den Klagenfurter Literaturtagen hat erstmals auch das Publikum Mitspracherecht: "Der Gewinner des so genannten Kelag-Preises soll bei Internet-Abstimmung ermittelt werden. Im Vergleich zu den von der Fachjury vergebenen Preisen ist dieser demokratische Lorbeer mit 5.000 Euro allerdings eher mickrig dotiert", meint der buchreport.

Weitere Meldungen: Am Literatursommer der Landesstiftung Baden-Württemberg beteiligen sich mehr als 100 Städte und Gemeinden. Die Veranstaltungsreihe wird noch bis zum 8. September fortgesetzt. Die Stiftung Lesen erwägt den Umzug von Mainz nach Frankfurt am Main. Und dann gibt es Gerüchte, denen zufolge Jeff Bezos eine kanadische Amazon-Niederlassung plant.

Schließlich: die Bestseller.

Börsenblatt

Aus der Walser-Debatte kann man lernen, meint der Vorsteher des Börsenvereins, Dieter Schormann. Nämlich Folgendes: "Die Debatte hat bewiesen, dass das Buch noch immer das Leitmedium der Gesellschaft ist, wenn sie ihre eigene Situation reflektiert und kritische Neubewertungen anstrebt. Bücher bewegen." Lernen könne man auch aus der Konjunkturflaute der vergangenen Monate: "Nämlich, dass regionale Marketing-Aktionen notwendig sind, dass die Verlage noch nie so auf die Mitarbeit des Buchhändlers vor Ort für die Durchsetzung eines Titels angewiesen waren wie zurzeit". Mehr zur Walser-Debatte hier.

Unabhängig davon, ob der "Tod eines Kritikers" ein schlechtes Buch ist, wie einige lebende Kritiker meinen, oder ein antisemitisches Buch, wie von der FAZ unterstellt, unabhängig auch davon, ob die neuerliche Walser-Debatte nur eine Inszenierung posierender Gockel ist: Das Buch "könnte ein Verkaufshit werden", meint das Börsenblatt vorsichtig. Die Startauflage liegt bei ebenfalls vorsichtigen 50.000 Exemplaren. Bei hoher Nachfrage könne rasch nachgedruckt werden, erklärt Suhrkamp. "Die vergleichsweise geringe Auflage - Walsers zuletzt veröffentlichter Roman 'Der Lebenslauf der Liebe' war mit 100.000 Exemplaren gestartet - begründet der Verlag damit, dass man zurückhaltend agieren wolle. Dies betreffe auch die Werbung." Der gute Absatz scheine ohnehin garantiert, so das Börsenblatt. "Zahlreiche Buchhändler" sagten dem Magazin, dass sie "Tod eines Kritikers" in hoher Stückzahl bestellt hätten. Die Nürnberger Heinrich Heine Buchhandlung wird das Buch dagegen nicht führen.

Springer hat eine Einstweilige Verfügung gegen Eichborn erwirkt. Der Verlag darf das Buch "Vom Dackel der Großmutter entmannt - die besten 'Bild'-Schlagzeilen aus 50 Jahren" nicht mehr in den Handel bringen. Die bereits ausgelieferten Exemplare dürfen allerdings noch verkauft werden. "90 Prozent der Druckauflage (10.000 Exemplare) seien bereits im Handel, sagte Esther von Bruckhausen, Pressesprecherin von Eichborn, auf Anfrage."

Weitere Beiträge: Joanne K. Rowling schafft es nicht - "Harry Potter und der Orden des Phönix" (Band fünf der Reihe) wird in diesem Jahr nicht mehr erscheinen. Möglicherweise wird das Sortiment auch im nächsten Jahr ohne den wahrscheinlichen Bestseller auskommen müssen. Joachim Walter gibt Denkanstöße zum Reizthema Konditionen. Henning Klüver berichtet über die Fiera Internazionale del Libro, die im Mai in Turin stattfand. Von Michi Strausfeld erfahren wir, dass Deutsche Buchwochen in Barcelona und Madrid den deutschen Autoren den Weg in spanische Verlage ebnen sollen. Am 1. Juli tritt das neue Urhebervertragsrecht in Kraft. Im ersten Teil einer sechsteiligen Serie erklärt Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang "die Regelungen, die für Verlage besonders wichtig sind". Teil zwei erschien im Börsenblatt vom 14. Juni.
Archiv: Börsenblatt

BuchMarkt

BuchMarkt, Juni 2002

Der BuchMarkt hat ein "Expertenpanel" ins Leben gerufen, in dem Buchhändler sich als Experten registrieren können: "Die registrierten Experten geben im Rahmen von kurzen Befragungen (online vom eigenen Arbeitsplatz aus) ihre persönliche Einschätzung ab und liefern damit bei einem Minimum an Zeitaufwand ein Branchen- und Stimmungsbild." Mögliche Themen sind "eine regelmäßige Analyse des Branchenklimas (z.B. als Stimmungsindex), die Befragung von Buchhändler/innen zu kontrovers diskutierten Branchenthemen oder Innovationen, eine Beurteilung der Verlage durch Sortimenter/innen sowie die Analyse von buchspezifischen Verbrauchertrends". Registrieren kann man sich hier.

Die wirtschaftliche Lage der Branche kommentiert Wolfgang Stock: "Vertreter werden ausgeladen, Boykotte ins Leben gerufen, ganze Programme nicht mehr eingekauft. Die Kleinen schimpfen auf die Großen, der Club ist sauer auf Weltbild, der Handel auf den Club und alle sind sauer auf Amazon. Das Idyll ist dahin, in einer Branche, die stets stolz war auf ihre guten Umgangsformen und ihren kulturellen Anspruch." Und dann schimpft Stock auf "die Wirtschaftspolitik, die so stümperhaft und bürokratenbehaftet agiert". Dabei ist die Lösung ja so einfach: "Die Wirtschaftspolitik muss wieder für Vertrauen und Optimismus sorgen. Sie muss das machen, was erste Aufgabe jedes guten Unternehmers ist: Ziele vorgeben, motivieren und den Glauben an die eigene Kraft stärken." Mit anderen Worten: rumschwätzen.

Dagegen erklärt Gerhard Beckmann, "woher die Umsatzrückgänge kommen, wie man darauf reagieren kann und wie eine sinnvolle Zukunftssicherung möglich wird". Zunächst analysiert auch er die allgemeine Lage: Zur Finanzierung "unseres alles in allem luxuriösen Arbeits- und Sozialsystems" habe Deutschland sich zu lange auf den Export gestützt, hierzulande herrsche zudem "blindes Vertrauen in Subventionen, egal welcher Art, egal von woher". Für die Buchbranche schlägt Beckmann ein Branchenmarketing vor, schränkt allerdings gleich ein, dass damit wohl nicht zu rechnen sei, nachdem "alle bisherigen Anläufe gescheitert" seien. "Einzelne Verlage vermögen jedoch in diesem Sinne zu wirken": Beispiele seien Diogenes mit seiner Jubiläumsaktion sowie die von Marcel Reich-Ranicki herausgegebene Kanon-Kassette. Dann kritisiert Beckmann, dass zu viele schlechte Bücher auf den Markt geworfen würden: "Ist sich niemand bewusst oder ist es letztlich allen egal, dass mit solchen Werken mögliche Bücherfreunde für Wochen oder Monate von einem weiteren Versuch zu lesen abgeschreckt werden?" Er fordert außerdem ein "Umdenken und eine Reorganisation der Arbeitsabläufe" in den Verlagen. Zum Beispiel zwischen Vertrieb, Werbung und Pressearbeit: "Hat schon mal wer untersucht, wieviel von der Presse erarbeitetes Terrain verschenkt wird, weil Vertrieb und Werbung ihr Pulver zu früh in falscher Richtung verschossen haben?" Schlusswort: "Im Kern scheint es mir aber darauf anzukommen, in der verlegerischen Arbeit die Qualitäten und den Reiz des Buches wieder in den Vordergrund zu stellen. Und alles zu tun, um dabei wieder das Publikum ins Zentrum des Blickfeldes zu rücken."

Enrik Lauer legt in 16 Punkten ein "Glaubensbekenntnis" ab. Punkt 8: "Langfristig ist es völlig zwecklos, Bücher für Menschen zu machen, die eigentlich gar nicht lesen wollen. Dieser scheinbar bloß idiotische Plan ist aber zum Beispiel der wahre Grund für die Krise des Ratgebers." Punkt 14: "Forget about marketing, build communities! Passionierte Autoren, Verleger, Buchhändler und passionierte Leser müssen sich zu Netzwerken zusammenschließen". Punkt 16: "Böse Häresie: Die Buchpreisbindung ist bedeutungslos. (...) Qualitätsprodukte erzielen auf einem ungeregelten Markt stets angemessene Preise."

Zusammengebrochen ist der Ratgebermarkt nicht, erklärt Georg Kessler, Programm-Geschäftsführer bei Gräfe und Unzer, im Interview mit Christian von Zittwitz. Im insgesamt schrumpfenden Buchmarkt hatte der Ratgebermarkt im Jahr 2000 einen Anteil von 19 Prozent, im vergangenen Jahr von 18 Prozent. Für den Ratgebermarkt sei dies ein Rückgang von fünf Prozent gewesen. Für die Negativ-Stimmung sieht er zwei Gründe: die Konjunkturdelle, in deren Folge die Zauberworte "angestammte Kernkompetenzen" und "Klasse statt Masse" zu hören gewesen seien, und ein mangelndes Interesse in den Großverlagen an Ratgebern: "Es putzt nun mal mehr, den neuen Noah Gordon als den neuen Strunz zu lancieren."

Der Max Hueber Verlag bietet einen Titel im Shopping-Sender QVC an: den "Selbstlernkurs Englisch". Das Buch war offenbar ein ziemlicher Ladenhüter, bis Vertriebs- und Marketingchefin Sylvia Thomas es im Fernsehen anpries. Natürlich "ist und bleibt" der Buchhandel der wichtigste Partner des Verlags, sagt Thomas. Und sie betont: "Seit wir besagten 49,95 Euro-Sprachkurs bei QVC anbieten, funktioniert er auf einmal auch im stationären Buchhandel". Im Herbst wird sie den "Benjamin Blümchen Kindersprachkurs Englisch" bei QVC anbieten.

Weitere Themen: Matthias Koeffler porträtiert den Literaturverlag Droschl. Drei Verlagsmenschen und drei Buchhändler haben beim BuchMarkt über die Vorschauen diskutiert - und haben festgestellt, dass es die perfekte Vorschau nicht geben kann (ob allerdings in wirklich jeder Belletristik-Vorschau von "furiosen" Romanen geraunt werden muss?). Susanna Wengler hat den Museumsshop der Buchhandlung Dietsch im Düsseldorfer Schloss Benrath besucht. Jürgen Christen hat sich mit Friedel Wahren über das neue Fantasy-Programm von Piper unterhalten. Christen schreibt außerdem über "kybernetische Literatur", "Slipstream oder Magischer Realismus genannt" (Titel wie "Schattenflucht" von Richard Powers, "Buenos Aires. Anderswelt" von Alban Nikolai Herbst, "Cryptonomicon" von Neal Stephenson, "Otherland" von Tad Williams, "Desaster" von Bruno Richard oder "Fieberglas" von Jonathan Carroll). Klaus Berthold macht darauf aufmerksam, dass List den Roman "Schachmatt" von Stephen L. Carter neben Jonathan Franzens "Korrekturen" (die bei Rowohlt erscheinen) als Bestseller profilieren will.

Ein Schwerpunkt dieses BuchMarkts ist Frauenliteratur. Themen darin: Krimi-Schriftstellerinnen, Frauenliteratur aus dem Nahen Osten, Bücher der Generation Ally, Körper-Romane ("Borderline" von Marie-Sissi Labreche, "Die drei Parzen" von Linda Le und "Wilde" von Patricia Josefine Marchart) und der Liberaturpreis.

Zweiter Schwerpunkt des Heftes ist die Ladendeko. Dem BuchMarkt liegt ein Plakat für den Handel bei: "Euro = Teuro? Nicht im Buchhandel!"
Archiv: BuchMarkt

buchreport.magazin

Der buchreport bringt den dritten Verlagskompass, der "durch den Dschungel der Verflechtungen und Verbindungen" führen soll. Ein Fazit: "Der Kaufrausch der großen Buchverlage ist vorerst gestoppt." Mittlerweile sei "eher Konzentration auf das eigene Kerngeschäft als Wachstum durch Zukauf angesagt". Den Verlagskompass gibt es auch online.

Außerdem hat das Blatt den Beweis angetreten, dass es von den Diogenes-Inhabern Daniel Keel und Rudolf C. Bettschart mehr als nur ein Foto gibt. Neben dem Klassiker (der beide mit den Händen in der Tasche hinter einem Schreibtisch stehend zeigt) bringt das Blatt eine Auswahl von Bildern aus der Verlagsgeschichte. Und ein Interview, in dem Bettschart über sich sagt: "Ich bin egoistisch, neidisch, eifersüchtig, eitel, intolerant, zynisch, arrogant, geizig, also recht unausstehlich; warum man mich in der Toskana 'Rodolfo il magnifico' nennt, ist mir unerklärlich." Anlass des Doppel-Interviews (eine Frage, zwei Antworten) ist natürlich der 50. Geburtstag des Verlags.

Peggy Voigt porträtiert die Leipziger Dependance des Klett Verlages. Verleger Michael Klett sei von der Aufbruchstimmung in Leipzig zunächst begeistert gewesen: "Leipzig erschien ihm dynamisch und in seinen wirtschaftlichen Potenzialen förmlich zu explodieren." Mittlerweile habe sich die Euphorie über das Wirtschaftswachstum in den neuen Bundesländern gelegt, "die angespannte Stimmung macht vor Klett-Mitarbeitern nicht halt". Vor drei Jahren wurde daher eine Programmreform beschlossen. Heute produziert Klett in Leipzig die geisteswissenschaftlichen Schulbücher sowie Lehrwerke für die Grundschulen. Der Leiter der Grundschul-Abteilung, Karl Slipek, sagt, Wachstum sei angesichts der Schülerzahlen nicht mehr über die Masse zu machen, sondern über die Qualität der Bücher. "Slipek setzt deshalb bei der Frage an, 'Was ist die Gesellschaft bereit auszugeben für die Bildung ihrer Kinder?'. Eine Studie, so zitiert er, habe ergeben, dass die Summe, die Eltern und öffentliche Hand gemeinsam in die Bildung eines Kindes pro Jahr investieren, dem Wert entspricht, den 'eine halbe Jeans' ausmacht. Slipek will vor allem die Eltern motivieren, mehr für die Bildung ihrer Kinder auszugeben, 'nur so können wir als Schulbuchverlag weiterhin erfolgreich sein'."

Maria Ebert schreibt über den Kunstverlag Hatje Cantz, der bereits zum dritten Mal in Folge den documenta-Katalog herausbringt. Der Verlag geht davon aus, dass jeder 20. documenta-Besucher das 55 Euro teure (und 3,5 Kilo schwere) Buch kaufen wird.

In den USA läuft bereits seit drei Jahren eine Buch-Werbekampagne unter dem Motto "Get Caught Reading". Das einzige der vier im buchreport abgebildeten Motive, das noch halbwegs witzig ist (Robin Williams mit Buch auf dem Klo), findet sich leider nicht auf der Website der Kampagne. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg dagegen ist entweder sehr weitsichtig oder weiß nicht so recht, wozu Bücher eigentlich da sind. Die Idee zu der Kampagne hatte die Präsidentin der Association of American Publishers (AAP), Pat Schroeder. Als sie "auf Statistiken stieß, wonach 32 Prozent aller Buchkäufe von über 55-jährigen US-Bürgern getätigt werden, während auf die 18- bis 35-Jährigen nur 20 Prozent des Umsatzes entfallen, sah sie 'dringenden Handlungsbedarf'", schreibt Anja Sieg. Sponsoren, Verlage und Teilnehmer der Kampagne sind begeistert: "Die Resonanz war und ist einfach überwältigend", wird Pat Schroeder zitiert. Ob sie auch erfolgreich war, erfahren wir leider nicht.

Taschenbücher werden immer teurer, der Abstand zu Hardcovern wird immer geringer. Das war zwar schon bekannt, jetzt haben wir aber genaue Zahlen: "Was 1995 ein Taschenbuch-Roman im Schnitt noch fast 60 Prozent billiger als das Hardcover, waren es im Jahr 2000 nur noch knapp 56 Prozent, in diesem Jahr sogar nur noch 51,5 Prozent. Im Sachbuch sind die Preisunterschiede zwischen gebundener Ausgabe und Taschenbuch noch auffälliger", so der buchreport.

In der Rubrik "Bücher & Autoren" stellt Anja Sieg den US-Bestseller "Seabiscuit" vor, ein Buch über ein Rennpferd, das in den dreißiger Jahren "eine lebende Legende war und 1938 mehr Zeitungskolumnen als Präsident Roosevelt, Hitler oder Mussolini füllte". In Deutschland erscheint das Buch unter dem Titel "Der Aufschlag des Siegers" bei Econ. In einem weiteren Artikel geht es um die Fortsetzung des Bestsellers "The Bridges of Madison County" (1995 mit Meryl Streep und Clint Eastwood als "Die Brücken am Fluss" verfilmt). Robert James Waller bot sein Buch "A Thousand Country Roads" zunächst seinem alten Verlag an, doch der lehnte ab, denn: Die Fortsetzung hat kein Happy End. Waller und sein Agent klopften daraufhin "im texanischen Alpine bei Mike und Jean Hardy an, die dort zwei Buchhandlungen und ihren Kleinverlag John M. Hardy Publishing plus Imprint Iron Mountain Press besitzen. Waller kennt die Hardys, weil er um die Ecke wohnt und mehrfach in deren Buchhandlungen signiert hat". Das Ehepaar plante zunächst eine Startauflage von 25.000, "die höchste Startauflage ihres Lebens". Doch bereits vor Erscheinen des Buches ist die Resonanz von Medien und Buchhandel so groß, dass der Verlag schließlich mit 355.000 Exemplaren an den Start geht. Im November erscheint der Roman (der vermutlich weniger spannend ist als die Geschichte des Buches) bei Goldmann.

Bücher sind "eigentlich Sondermüll", sagt Lutz Kroth von Zweitausendeins. "Die Einbände enthalten Folien, Klebstoffe und andere Chemikalien, die als 'Störstoffe' die Qualität des Papiers beeinträchtigen, das daraus wieder gewonnen wird", so Andrea Czepek in ihrem Artikel über den literarischen Abfall. Sie zitiert eine Schätzung des britischen Papierverwertungsspezialisten Paper Hub Recycling, derzufolge in Deutschland wöchentlich etwa 300.000 Bücher vernichtet werden.

Die buchreport-webrolle testet eine Science-Fiction-Fan-Seite, die gründlich renovierte Internetpräsenz der Schulen des Deutschen Buchhandels und den neuen Auftritt von Eichhborn.

Außerdem stellt Andrea Czepek den Schweizer Lenos Verlag vor, der unter anderem auf arabische Literatur spezialisiert ist. David Wengenroth hat sich mit Berndt Oesterhelt, dem Geschäftsführer des RWS-Fachverlags Boorberg, unterhalten. Weitere Themen sind unter anderem die Verlosung von Schulbuch-Ausschreibungen; die Situation für Buchhandlungen auf dem amerikanischen Buchmarkt (seit 1994 wird in den USA mehr als die Hälfte aller Bücher außerhalb des stationären Buchhandels gekauft. Die unabhängigen Buchhandlungen konnten ihren Verlust von Marktanteilen 2001 allerdings stoppen); der Fitness-Selbstvermarkter Dr. Ulrich Strunz; der Gesundheits-Fachverlag Urban & Fischer (der sich dem Laienmarkt zuwendet); das Deutsche Literaturinstitut der Universität Leipzig, das seit April 2001 von Josef Haslinger geleitet wird; und der neue Roman von Thommie Bayer, "Das Aquarium".

Schwerpunkt ist der Bereich Fitness, Sport, Gesundheit.