Die Buchmacher - Archiv

BuchMarkt

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Die Buchmacher vom 12.04.2005 - BuchMarkt

Über die Schwierigkeiten bei der Reform des Börsenvereins macht sich Heinz Gollhardt in seiner BuchMarkt-Kolumne Gedanken. Gollhardt sympathisiert mit den Ansichten der Verleger Matthias Ulmer und Martin Spencker, die in Börsenblatt-Interviews die Landesverbände des Börsenvereins als einen Anachronismus bezeichneten und einen zentralen Verband ohne regionale Unterorganisationen präferieren. Zwischen Bundes- und Landesverbänden, gibt Gollhardt zu bedenken, ist "ein gesteigerter Wettkampf" zu beobachten, der neben anderen Nachteilen "alle Synergien auffrisst". Ein zweites von Gollhardt angeführtes "heißes Eisen", an dem sich keiner die Finger verbrennen möchte, ist der Vorschlag, für jede der drei unter dem Dach des Börsenvereins zusammengefassten Sparten (Verlage, Buchhandlungen, Barsortimente) einen eigenen Verband zu schaffen.

Für die kommenden Jahre sind im Flächenbuchhandel erhebliche Umwälzungen zu erwarten, prognostiziert der BuchMarkt und blickt mit dem Bild einer "Tour de France-Etappe kurz vor dem Ziel" in die Zukunft: "An der Spitze hat sich eine Gruppe von Ausreißern gebildet, die nach vorn stürmt und das Feld zunehmend beherrscht". Anführend seien die großen Filialisten, die (was Wachstum, Standortsicherung und Marktführerschaft betrifft) aufs Tempo drückten, verfolgt würden sie von den regionalen Filialisten. Diese preschten zwar noch mit nach vorn, das Tempo mache ihnen aber zunehmend zu schaffen. Von den lokalen Einzelbuchhandlungen könnten nur einige mithalten, viele kleine Sortimente blieben auf der Strecke.

Was macht eigentlich... Christian Strasser? hat sich der BuchMarkt gefragt. Nach der Zerschlagung der Verlagsgruppe Ullstein Heyne List, die der gelernte Buchhändler verlegerisch aufgebaut hatte, hätte er sich nur scheinbar aus der Branche zurückgezogen. 59-jährig startete Strasser, der "mehrfach in seinem Leben von vorn angefangen hat", vergangenen Herbst als Chef des Pendo Verlags noch einmal durch. Erste Programm-Spitzen für den Bücherherbst 2005 sind auf der Leipziger Buchmesse zum BuchMarkt durchgesickert: Romane des Kanadiers Paul Anderson und der Amerikanerin Cynthia Ozick sowie im Sachbuch eine Biografie des Malers Gerhard Richter.

Harry Rowohlt, "Deutschlands bekanntestem Übersetzer", gratuliert der BuchMarkt zum 60. Geburtstag. Beeindruckt ist das Branchenmagazin von der Zahl seiner Manuskriptseiten, die sich auf über 30.000 Blatt belaufen soll, den unzählbaren Internet-Verweisen allein bei Google und der ellenlangen Liste von Auszeichnungen und Preisen, die Rowohlt eingeheimst hat. Die ganze Branche könne sich über das Geburtstagsgeschenk vom Kein & Aber-Verlag freuen, der "Die nicht weggeschmissenen Briefe" Rowohlts an Korrespondenten, Verleger, Autoren, Buchhändler, Leser, Veranstalter u.a. veröffentlicht hat - eine "aufschlussreiche Lektüre".

Âuf der Leipziger Buchmesse wurden die Gewinner des BuchMarkt-Awards ausgezeichnet. Gold in der Kategorie "Verlagskommunikation" war der Jury die Bewerbung der SZ-Bibliothek wert, der erste Platz in der Kategorie "Newcomer des Jahres" ging an den Berenberg Verlag für dessen Gesamtauftritt, einen "Special Award Humor" gab es für den Aprilscherz Briefwechsel zwischen Thomas Mann und Mata Hari (Fischer TB).

Die Buchmacher vom 08.11.2004 - BuchMarkt

In seiner Kolumne beschäftigt sich Heinz Gollhardt mit dem Image des Börsenvereins und fragt: "Was ist nur los? Alle Welt traut ihm das Schlimmste zu, auch wenn er es gar nicht oder zumindest nicht primär verursacht hat." Letzter Aufreger: die Nichtverlängerung des Vertrags von Volker Neumann als Messedirektor, "für viele eine besonders perfide Inszenierung des Börsenvereins, was es nicht war". Es sei dem Verband nicht gelungen, dem einzelnen Mitglied deutlich zu machen, was es an ihm hat, erklärt Gollhardt, obwohl zum Beispiel jeder Buchhändler von der erhalten gebliebenen Preisbindung profitiere und jeder Verleger von der Entschärfung des Urheberrechts. Vorschläge, das Imageproblem in den Griff zu bekommen, wurden in der jüngsten Vergangenheit - auch von der jüngeren Generation - gemacht. Leider entstehe durch die ausbleibende Reaktion des Börsenvereins der Eindruck, er nehme diese nicht ernst, meint Gollhardt.

Die auf der Buchmesse kolportierten Gerüchte, der Börsenverein sei pleite, dementierte dessen Hauptgeschäftsführer, Dr. Harald Heker, zügig und mit Nachdruck. Im BuchMarkt-Interview nahm Heker zu weiteren Spekulationen und Falschmeldungen Stellung: Unwahr ist demzufolge, dass die Frankfurter Messe die Buchmesse kaufen oder Anteile daran erwerben will. Auch wurde nicht McKinsey, sondern ein anderer Personalberater - für ein Honorar, das sich im üblichen Rahmen bewegt - beauftragt, den Aufsichtsrat bei der Nachfolgersuche des Buchmessedirektors zu unterstützen.

Wie gut schneiden die deutschen Sortimenter bei den Kunden ab? Immer mehr Buchkäufer decken ihren Lesebedarf bei den überregional operierenden und jährlich wachsenden Filialisten (mehr dazu im buchreport.magazin), wie aus einer vom Meinungsforschungsinstitut Innofact AG in Zusammenarbeit mit dem BuchMarkt durchgeführten Studie hervorgeht. Bertelsmann Buchclub, Weltbildplus und Hugendubel erreichen bei den über 2.000 für die Untersuchung Befragten den höchsten Bekanntheitsgrad bzw. werden von ihnen am meisten besucht. In punkto Service und Fachkompetenz sind bei den Käufern nicht die Buchhandelsketten, sondern zwei regionale Platzhirsche die beliebtesten: der Stern-Verlag (Düsseldorf) und das KulturKaufhaus Dussmann (Berlin). Erstaunen mag, dass Thalia in den meisten Kategorien im Mittelfeld des Rankings landet und nur 3,6 Prozent der Buchkäufer auf die Idee kamen, dass Thalia Deutschlands größtes Buchhandelsunternehmen sein könnte.

Nichts Geringeres, als die "physikalischen" Buchbestände der Welt zu digitalisieren und ihre Inhalte im Internet zugänglich zu machen ("die Bibliothek von Alexandria im Web", so der BuchMarkt), haben sich die Google-Bosse Larry Page und Serge Brin mit "Google-Print" vorgenommen (siehe auch Perlentaucher-Archiv). Auf der Frankfurter Buchmesse luden Page und Brin höchstselbst alle Verlage ein, ihre "physikalischen" Bücher einzusenden. Sie würden dann von "Google Print" kostenlos und vollständig digitalisiert, indexiert und auf dem Server von Google gehostet. "Der Verlag oder der Rechteinhaber kann über einen webbasierten Zugang sein gesamtes eingestelltes Buchprogramm verwalten", erläutert der BuchMarkt. Alle Copyrights verbleiben, im Gegensatz zu Amazon, bei den Verlagen.

Personalien: Roman Pliske ist neuer Chef des Mitteldeutschen Verlags. Marianne Rübel-Hermann tritt bei der Verlagsgruppe Beltz die Nachfolge des im Juli verstorbenen Geschäftsführers Joachim Radmer an.

Meldungen: Onlinebuchhändler Amazon hat in den vergangenen drei Jahren knapp 20 Prozent seines Marktanteils in Deutschland verloren, erzielt aber immer noch mehr als 60 Prozent des Umsatzes in der Branche. Die beiden Hauptkonkurrenten, Weltbild (mit buecher.de, booxtra.de) sowie buch.de (mit bol.de), bauen ihre Marktanteile weiter aus.

Die Buchmacher vom 13.09.2004 - BuchMarkt

Als "eine der faszinierendsten Neugründungen der letzten Jahre" bezeichnet der BuchMarkt den Marebuch Verlag. Verleger Nikolaus Hansen konnte sich bisher mit einem Nischenprogramm - ausschließlich Bücher zum Thema "Meer" - am Markt behaupten. Auch wenn daraus an einigen Stellen bedauerliche Einschränkungen bei Programm und Publikum resultierten, sagte der Verlags-Chef im Interview, sei er froh, diese Identität zu haben und sie sowohl bei der Programmarbeit wie auch beim Marketing nutzen zu können. Reich werde man mit einem solchen Verlag nicht, gab Hansen freimütig zu, aber dank eines guten Konzepts - zum Beispiel die Etablierung der Marke "Mare" auch im Taschenbuch, in Kooperation mit Piper - stehe man heute gut da.

Wenn auf der Frankfurter Buchmesse der Startschuss für das neue Download-Portal für Hörbücher, Audible.de (siehe Archiv) fällt, dann muss das keine Gefahr für den Handel bedeuten. Zwar, so die eine Möglichkeit, könnte es die normalen Hörbuch-Umsätze im Buchhandel "kannibalisieren", der Markt könnte durch die Downloads aber auch wachsen. Audible-Mitarbeiterin Kathrin Rüstig ist sich in einem Punkt sicher: Dass das Portal, welches mit seinem breiten Angebot die bisher bestehenden Portale weit übertreffen wird, nicht lange allein auf dem Markt sein wird. "Aus den Fehlern der Musikindustrie kann der Hörbuchbereich nur lernen. Die Download-Portale und Verlage sind nun gefordert, proaktiv die wichtigen Themen anzugehen und ein wirklich kundenfreundliches Angebot zu schaffen."

Seit einem knappen halben Jahr ist Dr. Joachim Kaps, früher Carlsen, mit seinem Manga-Verlag Tokyopop auf dem deutschen Buchmarkt vertreten. Im Gespräch mit dem BuchMarkt erklärte er, dass Verlage heutzutage erstmals mehr tun müssten, als einfach nur Programme verlegen, nämlich langfristige und zukunftsfähige Strategien entwickeln. Um am Markt bestehen zu können, bräuchten sie eine stärkere Einbindung ihrer Bücher in den Medienkontext und moderne Marketingstrategien. Kaps selbst hat sich vorgenommen, in den nächsten zwei bis drei Jahren das "aggressivste Marketing" zu machen, etwa durch Gratis-Hefte, die in einer Auflage von 130.000 Exemplaren alle drei Monate erscheinen sollen.

Rowohlt setzt auf Frauen. Diese Zielgruppe treffe 80 Prozent der Kaufentscheidungen und kaufe nahezu doppelt so viele Taschenbücher wie Männer, behaupten die Reinbeker. Nach den Kindern erhalten jetzt also auch die weiblichen Leser von Rowohlt ein eigenes Special Interest-Angebot im Netz. "Monatlich aktualisiert, enthält die Seite zahlreiche Buchneuvorstellungen, außergewöhnliche Autorinnenporträts, ausführliche Leseproben und saisonale Schwerpunkte", fasst der BuchMarkt zusammen. Ziel sei es, die weibliche Leserschaft mit gehobenen Ansprüchen stärker an sich zu binden.

Die Buchmacher vom 17.08.2004 - BuchMarkt

Suhrkamp will sich mit neuem Personal wieder voll auf sein Programm konzentrieren. Die Medienhäme über den Untergang des Hauses habe niemanden von der Belegschaft unberührt gelassen, erzählte Georg Rieppel, einer der Suhrkamp-Geschäftsführer, im Gespräch mit dem BuchMarkt. Von der Aufgeregtheit, der Nervosität des letzten Jahres sei aber so gut wie nichts mehr zu spüren. In der Verringerung der Titelanzahl und einer Optimierung der Kooperation von Programm und Vertrieb sehen Rieppel und sein Geschäftsführer-Kollege Rainer Weiss vorrangige Aufgaben für die Zukunft. Um die große Backlist zu finanzieren, sagte Rieppel, benötige Suhrkamp dringend Titel wie "Der Schatten des Windes", der dem Verlag 2003 ein gutes Jahr beschert hätte.

Der Konkurrenz immer ein paar Schritte voraus sein - bisher hat das für Google recht gut funktioniert. Neuester Coup der Googleianer: die Entwicklung einer Suchmaschine für Bücher. Derzeit steckt das Projekt, genannt "Google Print", in der Testphase. Das Angebot, so der BuchMarkt, soll dem Nutzer Informationen, die es nicht im Internet, aber in Buch-, Zeitschriften- oder Zeitungsform gibt, nahe bringen. Google habe mit einer Vielzahl von Verlagen ausprobiert, wie man deren Content online abbilden könne. 60.000 durchweg englische Titel seien bereits auf Testseiten eingespeist worden, heißt es. "Google Print" könnte zum zweiten VlB des Web werden, prophezeit der BuchMarkt. Erste Informationen (auf Englisch) hier.

BuchMarkt-Kolumnist Heinz Gollhardt beschäftigt sich diesmal mit Buchwerbung. Das Produkt Buch werde von den Medien wohlwollend behandelt, ist sich Gollhardt sicher. Ein Branchenmarketing existiere bereits teilweise, die Buchmacher müssten es nur systematischer nutzen. Dazu gehöre ein koordinierendes Konzept und der lückenlose Überblick aller Angebote.

Personalien: Dr. Stephan Meyer, Lektor bei C.H. Beck, wird spätestens zum Jahresanfang Programmleiter Sachbuch bei der DVA. Er folgt auf Michael Neher, der sich zu Ullstein / Propyläen verändert hat.

Meldungen: Ab 1. Januar 2005 werden die S. Fischer Verlage keine neuen Bücher mehr unter dem Label Argon veröffentlichen.

Die Buchmacher vom 12.04.2004 - BuchMarkt

Einen Ausblick auf die Vorstandswahl des Börsenvereins im Mai gestattet sich Heinz Gollardt im BuchMarkt. Dieter Schormann, das steht so gut wie fest, wird gewählt werden. Weil es keinen Gegenkandidaten gibt. "Unbefriedigend" findet das Gollardt, "in einer Zeit des Kulturwandels, der wirtschaftlichen Probleme, der radikalen politischen Rahmenbedingungen und einiger immer noch ungelöster verbandsinterner Probleme". Hier wäre seiner Ansicht nach der Elan eines jungen und einfallsreichen Menschen mit Charisma - Mann oder Frau - gefragt.

Über die Kampagne (hier) zum Welttag des Buches (zur Erinnerung: 23. April) ärgert sich Peter Jakobeit im BuchMarkt. Keinen Sinn sieht er darin, dass sich die Buchbranche hier mit "fremden" Prominenten schmücke, "zumal die wenigsten Buchhändler und Kunden wissen, um wen es sich auf dem Plakat handelt. Zu sehen ist da nur ein Zausel im Tetzlaff Outfit." Zu allem Unglück laufe die Kampagne nicht nur ästhetisch, sondern auch konzeptionell aus dem Ruder. "Was ist denn ein Lesekopf, bitte schön?" fragt sich Jakobeit. Die Buchbranche dokumentiere mit dem Plakat, wie sehr sie auf den Hund gekommen sei.

Vielversprechend, was den Umsatz betrifft, ist die Aktion SZ-Bibliothek (siehe Archiv) angelaufen. Unter den Kritikern der Billig-Hardcover waren und sind nicht nur Buchhändler, sondern auch Verleger. Nach wie vor würde DVA-Chef Jürgen Horbach keine Lizenzen für solch ein Unternehmen vergeben: "Diejenigen Sortimenter, Versender und Verlage, die derzeit als dezidierte Billigheimer auftreten, erreichen den Teil des Marktes, in dem inhaltliche wie Ausstattungsqualität keine Rolle mehr spielen." Es sei absolut falsch, dass dieselben Billig-Verfechter - angeblich im Kundeninteresse - öffentlich propagierten, es gäbe keinen Qualitätsmarkt mehr, in dem Bücher auch noch etwas kosten.

Die Zentrale des Börsenvereins in Frankfurt platzt, so hört man es aus den eigenen Reihen, aus allen Nähten. Seit einigen Monaten wird deshalb über einen Häusertausch mit der Stadt Frankfurt nachgedacht. Die mit Umzug, Um- und Ausbau verbundenen Kosten würden in die Millionen gehen, schreibt Christian von Zittwitz im BuchMarkt. Und gleichzeitig rufe eine andere Immobilie des Börsenvereins, das Haus des Buches in Leipzig, das sich anschicke, ein Milionen-Grab für den Börsenverein zu werden, nach sinnvollerer Nutzung. Offene Worte des Börsenverein-Vorstehers wünscht sich von Zittwitz zu diesem Dilemma - und zwar bald.

Meldungen: Rotbuch soll in den kommenden Programmen als Sublabel bei Aufbau Taschenbuch geführt werden. Christian Krüger und Marc Wnuck haben in Köln den Designbuchverlag 12Ender gegründet.
Stichwörter: Buchmarkt, Schmuck, Charisma

Die Buchmacher vom 15.03.2004 - BuchMarkt

Lustig sei das nicht, mit der Sau, die in diesem Frühjahr durchs Bücherdorf getrieben werde, klagt Buchhändler Peter Jakobeit und meint damit die SZ-Bibliothek (siehe Archiv). "Atemlosen Aktionismus" und die Unterbreitung eines "sozusagen unmoralischen Angebots" wirft Jakobeit der Süddeutschen vor. Er erinnere sich noch an die "nassforschen Töne des dortigen Feuilletons in Sachen Preisbindung". Die Sortimenter dürften also an der Aktion teilnehmen und den Kunden in eigener Regie erklären, warum das Taschenbuch teurer ist als das Hardcover, ärgert sich Jakobeit.

Der Buchreport hat dem Wagenbach Verlag bereits zu Jahresbeginn zum 40. Geburtstag gratuliert, jetzt tut's ihm der BuchMarkt nach. Auf "sorgfältig gestaltete Bücher" legen die Wagenbacher nach wie vor großen Wert und fühlen sich von ihrer "qualitätsbewussten" Leserschaft bestätigt. "Wenn bei uns wirklich mal etwas schief geht, dann merken wir sofort an der Reaktion, dass es sehr wohl Leser gibt, die das wahrnehmen", berichtet Verlagsleiterin Susanne Schüssler. Einen Trend hält sie für unaufhaltsam: "Die Schere zwischen Massenware und Büchern, die in kleiner Auflage erscheinen, individuell ausgestattet und sorgfältig gedruckt, geht immer weiter auseinander."

Provokant, aber hochinteressant, findet Eichborn Berlin-Programmleiter Wolfgang Hörner Thor Kunkels Roman "Endstufe". Hörner hatte sich nach der Rowohlt-Absage kurzerhand überlegt, den umstrittenen Roman zu verlegen. Neben Verlagsmitarbeitern hätten externe Ratgeber den Text gelesen, der Autor habe sich dazu bereit erklärt, noch weiter daran zu arbeiten, sagte Hörner dem BuchMarkt und kritisierte, dass die öffentliche Debatte meist ohne Kenntnis des eigentlichen Textes geführt worden sei. Die Gründe von Alexander Fests Ablehnung will Hörner nicht kennen.

Der fünfte BuchMarkt-Award wird heuer auf der Leipziger Buchmesse verliehen. Wer ihn bekommt, ist noch streng geheim. Nur, dass diesmal 167 Teilnehmer (im letzten Jahr: 110) aus der Branche auf die Auszeichnung des "Marketing-Spitzenreiters 2003" hoffen, ist bekannt.

Meldungen: Die Netzeitung bringt eine neue Bestsellerliste auf den Markt, auf der die erfolgreichsten Bücher, wie sie sich aus den Verkaufszahlen der wichtigsten Online-Buchhändler ergeben, gelistet werden. Nick Hornbys (mehr) monatliche Bücherkolumne "Gute Seiten - schlechte Seiten" erscheint in deutscher Übersetzung exklusiv auf der Homepage von Kiepenheuer & Witsch. Ein Jahr nach der Neufirmierung als GmbH bringt der Achterbahn Verlag in Kooperation mit seinem Hauptgesellschafter Lappan ein gemeinsames Programm auf den Weg. Libro-Pleitier Andre Rettberg (siehe Archiv) ist verhaftet worden.

Die Buchmacher vom 16.02.2004 - BuchMarkt

"Cupido" fährt Bahn. Der Gerichtsthriller von Jilliane Hoffman (bei Wunderlich) ist das erste Buch, das unter dem Motto "Die Buchpremiere des Monats" mit Fernzügen (ICE, EC und IC) in 500.000-facher Anzahl unterwegs ist. Die Deutsche Bahn plane eine langfristige Kooperation mit den Holtzbrinck-Publikumsverlagen S. Fischer, Rowohlt, KiWi und Droemer Knaur, meldet der BuchMarkt. Leider gibt es eine Einschränkung, denn natürlich liegen keine halbe Million Bücher in den Bahnen aus: Ausführliche, exklusive Leseproben der Buchpremieren seien im Kundenmagazin der Bahn abgedruckt, angereichert mit Autoreninterviews, Hintergrundberichten und Gewinnspielen.

Genaue, selbstbewusste, erfolgreiche und ein bisschen geheimnisvolle Autoren - die wünscht sich Günter Berg (Suhrkamp) für seine neue Aufgabe als Programmchef bei Hoffmann & Campe. Er sei überzeugt, dass ein unternehmergeführtes Haus die besten Chancen habe, am Markt zu bestehen, erzählte er im BuchMarkt-Interview. Gründe dafür seien kurze Wege, schlanke Organisationsstrukturen und die Nähe aller wesentlichen Kollegen zum Kern der Arbeit, zum Programm.

Zum 22. Mal hat der Buchhandel die besten Verlage, Bücher und Autoren des vergangenen Jahres gewählt, zum zweiten Mal elektronisch über das BuchMarkt-Panel. Mit großem Vorsprung wurde Diogenes "Verlag des Jahres 2003", vor Rowohlt und Piper, die sich mit gleicher Punktzahl den zweiten Platz teilen. Joanne K. Rowling und "Harry Potter und der Orden des Phönix" sicherten sich die ersten Plätze in den Kategorien "Buch des Jahres" (es überwogen die Kriterien - wer hätte es gedacht? - "Umsatz" und "Medienpräsenz") und "Autor des Jahres". Auf die zweiten Plätze kamen Carlos Ruiz Zafon und "Der Schatten des Windes", gefolgt von Michael Moore und "Stupid White Men" auf den dritten Rängen.

50 Jahre Diogenesgeschichte hat Daniel Kampa auf fast 1000 Seiten in der illustrierten Diogenes-Verlagschronik dokumentiert. Um das Ganze nicht als Selbstbeweihräucherung ausarten zu lassen, würden neben Erfolgen auch Misserfolge erwähnt, "Diogenes stand immerhin dreimal kurz vor der Pleite", berichtet der Chronist dem BuchMarkt. Kampa selbst arbeitet seit zehn Jahren im Verlag, in den er mit 17 Jahren über einen wütenden (ihm heute peinlichen) Protestbrief gekommen sei, worin er die neue Covergestaltung der Taschenbücher kritisiert hätte.

Die Buchmacher vom 19.01.2004 - BuchMarkt

Der Welttag des Buches (wann ist der noch gleich?) ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern eine traurige, da größtenteils vernachlässigte, Veranstaltung. Dass es an einer gemeinsamen Plattform fehle, von der aus alle an einem Strang ziehen, sieht der BuchMarkt als eine der Hauptursachen. Die Stiftung Lesen habe in den letzten Jahren Bewundernswertes auf die Beine gestellt, doch sie sei auf Schulen und Leseförderung konzentriert und arbeite isoliert. Kritik kann sich der Börsenverein einstecken, denn der "hat es nicht geschafft, die Verlage und vor allem den Buchhandel in die Gänge zu bringen."

Das Hörbuch boomt und der Markt konzentriert sich. "Die heute immer noch kommunizierte Vielfalt von gut 400 Hörbuchverlagen und rund 7000 lieferbaren Hörbuchtiteln täuschen darüber hinweg, dass die jährlich zunehmenden Wachstumsraten im Handel mit sehr wenigen Verlagen erfolgen", erklärt der BuchMarkt Bezug nehmend auf eine Focus-Studie. Bücher werden wohl in Zukunft vermehrt parallel mit Hörbüchern erscheinen. In Testreihen habe der Buchverkauf nicht darunter gelitten, und der Hörbuchverlag eine erhebliche Umsatzsteigerung verzeichnet.

An einer Frage scheitern selbst Experten: Welcher Tonträger wird im Hörbuchbereich das Speichermedium der Zukunft sein? Während in Deutschland etwa 70 Prozent aller Hörbücher auf CD erschienen, seien es in den USA nur 40 Prozent. Dort halte sich wacker die Kassette an erster Stelle, berichtet der BuchMarkt. Durchsetzen könnte sich ein drittes Medium: die DVD. Harald Rieck vom Diderot Verlag erläutert die Vorteile: mehr Speicherplatz, mehr Komfort (etwa die Möglichkeit, Lesezeichen zu setzen) und durch den verstärkten Absatz von DVD-Playern eine breite Kompatibilität.

Am 17. März wird der Deutsche Hörbuchpreis 2004 während einer Gala im WDR-Funkhaus in Köln verliehen. Hier die Nominierungen.

Die Buchmacher vom 08.12.2003 - BuchMarkt

Der Anteil des Sortimentbuchhandels am Buchverkauf sinkt seit Jahren, das Kaufverhalten des Publikums hat sich verändert. Die Buchmacher stünden sich oft selbst im Wege, meint Heinz Gollhard in seiner Kolumne im BuchMarkt. Durch Klagen und Boykott (zum Beispiel des Potter-Verlags Carlsen, weil er kräftig Nebenmärkte belieferte) lasse sich diese Abwärtsentwicklung im stationären Buchhandel nicht beeinflussen. Eigentlich sollten gute Ideen gefragt sein. Doch wer die habe, meint Gollhard, der müsse damit rechnen, anderen "auf die Füße zu treten". Und womit reagierten die Getretenen? "Mit Anspruchdenken. Zweite Reaktion: Darf der das überhaupt?"

Nebenmärkte sind nicht erst seit Harry Potter V ein Reizthema. Bisher hieß es, dass sich dort vor allem die Großen herumtreiben. Tatsächlich vertrieben aber immer mehr kleine und mittlere Verlage, vor allem aus dem Ratgeberbereich, auch auch aus dem Kinder- und Jugendbuch, ihre Produkte auf Nebenmärkten, weiß BuchMarkt. Und die hätten oft auch keine andere Chance. "Ich kann nicht nur auf einen einzigen Vertriebsweg setzen, der wie der Buchhandel mit solcher Skepsis gegenüber unseren Titeln behaftet ist", rechtfertigt sich Till Zander vom Umschau Verlag. Aha, gibt's etwa Vorurteile gegenüber "Essig - Sinnlichkeit und Leidenschaft"?

Zum "Verleger des Jahres 2003" hat BuchMarkt Friedrich-Karl Sandmann gewählt. Zu Jahresbeginn hat Sandmann den von ihm und Arnold Zabert vor 20 Jahren gegründeten Zabert Sandmann Verlag vom Springer-Konzern zurück gekauft. Die Jury, bestehend aus den bisherigen "Verlegern des Jahres", lobte "den Mut, die Risiken der Verlagsarbeit wieder allein zu tragen" und "das kompromisslose Halten seines hohen Qualitätsstandards". Sandmann machte unter anderem den Sportarzt Müller-Wohlfahrt zum Erfolgsautor und holte das Kochduo Biolek/Witzigmann zu einem Independent-Verlag zurück.

Laut Preisbindungsgesetz dürfen die Verlage ihre Konditionen nicht allein am jeweils erzielten Umsatz ausrichten. Bei der Festsetzung ihrer Verkaufspreise müssten sie den von kleineren Buchhandlungen erbrachten Beitrag zur flächendeckenden Versorgung mit Büchern sowie ihren buchhändlerischen Service angemessen berücksichtigen. Heißt es so schön. "In Wirklichkeit ist man davon weit entfernt", schreibt Franz Hinze im BuchMarkt. "Es klaffen die einzelnen Betriebshandelsspannen im Sortimentsbuchhandel weit auseinander, so die Erfahrungen bei Betriebsberatungen über drei Jahrzehnte hinweg." Handelsspannenkontrollen seien für die Sortimenter unentbehrlich.

Die Buchmacher vom 10.11.2003 - BuchMarkt

Was kaum jemand in der Branche laut auszusprechen wagt, verwurstet Heinz Gollard in seiner Kolumne im BuchMarkt. Im Streit zwischen den Sparten im Börsenverein rät er zu einer Trennung: "Gründet einen Verein für den Handel und einen für die Produzenten." Die von Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann vielbeschworene Stärke, Konflikte intern zu lösen, werde von der Realität widerlegt. "Geklagt wird, weil der Ausgleich eben nicht hergestellt werden kann." In zwei Verbänden könnte es, vermutet Gollard, Nachteile für die Kleinen geben, aber es gäbe klarere Absprachen und deutlichere Sanktionen.

Billigausgaben, MA-Überproduktion und Kaufzurückhaltung haben die Kunstbuchverlage in den letzten Jahren ernüchtert. Die Emotionen der Verleger, die mit ihrer Sparte am Gesamtmarkt einen Anteil zwischen vier und sechs Prozent haben, schwanken hinsichtlich der aktuellen Marktsituation und programmatischen Perspektiven zwischen Hoffen und Bangen. Sie hätten sich auf die Realitäten eingestellt, ihre Programme angepasst und Wege aus der Krise gesucht, informiert der BuchMarkt in einem "Special Kunst". Dr. Edmund Jacoby (Gerstenberg) konzentriere sich zum Beispiel auf Titel, die neue ungewöhnliche Zugänge zur Kunst eröffnen und trotzdem für ein hinreichend großes Publikum interessant seien. Annette Kulenkampff (Hatje Cantz) berichtet von einer positiven Umsatzentwicklung durch eine enge Anbindung an große Kulturereignisse wie die Dürer-Ausstellung in Wien, zu der der Verlag den Katalog veröffentlicht habe.

Der einzige deutsche Staatspreis für erzählende Literatur ist der Deutsche Jugendliteraturpreis. Dass dieser Preis auf der weltgrößten Buchmesse im Rahmen einer "provinziellen Zeremonie" unter "Ausschluss der breiten Öffentlichkeit" verliehen worden sei - und das in Zeiten einer "bedrohliche Ausmaße" annehmenden Lese-Unlust junger Leute und "katastrophaler" PISA-Ergebnisse, beklagt Harald Kiesel in einem Kommentar im BuchMarkt. Attraktivität und Animation hätte man bei dieser Veranstaltung vergebens gesucht. "Eine traurige Vorstellung, dem (Staats-)Preis völlig unwürdig", ärgert sich Kiesel. Als erfahrener Marketingstratege solle sich doch mal Buchmessedirektor Neumann kümmern...

Meldungen: Der Manuscriptum Verlag hat sich mit neuen Titeln und der Reihe "Bibliothek des skeptischen Denkens" im Buchhandel zurückgemeldet. JKL Publikationen benannten sich in Zeitgut Verlag um. RavensBuch (Ravensburg) wurde zur Buchhandlung des Jahres 2003 gewählt. Mit "EarBooks" wollen Edel Music und Edel Classics großformatige Bildbände mit themenbezogenen Musik-CDs kombinieren. Das Konzept des Argon-Verlags, 20 rechtefreie Klassiker als Hörbuch für fünf Euro auf den Markt zu bringen, ist aufgegangen - eine zweite Staffel soll im Frühjahr erscheinen.
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