Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
16.09.2002. În dieser Woche lesen Sie: Wie sich kleine Sortimenter gegen große Ketten behaupten. Warum im Buchhandel trotz Sommer Eiszeit herrschte. Wie groß Amazon ist, seit BOL so klein ist. Und warum zu wenig Werbung zu sinkendem Interesse an Büchern führt.

Börsenblatt

Ein großer Beitrag befasst sich mit den Sorgen der kleineren und mittleren Sortimenter, denen allesamt die Verdrängung durch große Filialen droht. Als positives Beispiel machen jedoch die Buchhändler in Limburg an der Lahn von sich reden: Seit der Branchenriese Thalia am Ort eine Filiale eröffnet hat, ist der Konkurrenzkampf entbrannt. Trotzdem lassen sich die kleinen Händler nicht entmutigen. "Kompetenz und gute Nerven" zahlen sich offenbar aus: Die Buchhandlung Schaefer zum Beispiel verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr im ersten Halbjahr eine Umsatzsteigerung um 15 Prozent. Ihr großes Zugpferd sei eigenen Angaben zufolge nach wie vor die Belletristik. Auch die anderen ansässigen Händler legen einen gesunden Optimismus an den Tag. Auch hier hat sich, so meldet das Börsenblatt, trotz anfänglicher Einbußen die Geschäftslage stabilisiert.

Dass die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens nicht in jedem Fall gleich das Aus bedeuten muss, verdeutlicht der Börsenblatt-Artikel über den erfahrenen Berliner Insolvenzverwalter Christoph Rosenmüller. "Die seit 1999 geltende Insolvenzordnung hat explizit zum Ziel, den Bestand eines Schuldnerunternehmens zu sichern und dabei möglichst viele Werte und Arbeitsplätze zu erhalten", so heißt es im Börsenblatt. Rosenmüller dazu: "Das Schließen und Abwickeln des Geschäfts ist immer nur eine von mehreren Lösungen." Wenn sich die Möglichkeit einer Sanierung anbiete, sei durchaus darüber nachzudenken und die Entscheidung für eine Schließung nicht überstürzt zu treffen.

Weitere Themen: Die dritte Folge zum Preisbindungsgesetz erläutert den Spielraum der Verlage bezüglich der Sonderpreise. Vorgestellt werden die wichtigsten Neuerscheinungen zum 11. September. Außerdem wird berichtet, dass das Schweizer Verlagshaus Ringier sich um den 40-prozentigen Anteil des Axel Springer Verlages bemüht. Und wir erfahren, dass der Verband deutscher Schriftsteller in diesem Jahr nicht auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein wird.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Über den Umsatz-Trend auf dem deutschen Buchmarkt vermeldet der buchreport, dass nach erfreulichen 6,2 Prozent im Monat Juli der stationäre Buchhandel im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent zurückgeblieben ist, was ein "kumuliertes Minus von 3,3 Prozent" bedeutet. Der Sommer werde daher "eine verheerende Eiszeit, wie es sie seit Dekaden nicht mehr gegeben hat". Hoffnung sieht der Handel dem Blatt zufolge im diesjährigen Weihnachtsgeschäft. Nach Vermutungen des Kommentars von David Wengenroth seien die Kriegskassen der Händler prall gefüllt, allein die "Unlust des Verbraucher" wäre für den Rückgang verantwortlich. So eröffnen sich seiner Meinung zufolge für die großen Ketten neue Chancen, in besetzte Märkte einzudringen. Auf das Geschäftsklima hingegen wirkten die positiven Juli-Umsätze im September nach, nachdem die Befindlichkeitskurve im Juni und Juli auf Tiefstwerten befunden hätten.

Weiter wird berichtet, dass die Schulbuchverlage und Bildungsmedienhersteller - zusammengeschlossen in der VDS Bildungsmedien - nach der Veröffentlichung der PISA-Studie einen Forderungskatalog vorgelegt haben, in dem von der Politik statt der lähmenden Diskussion über Bundeskompetenzen und Kulturhoheit der Länder ein entschiedeneres Handeln gefordert wird. Dem Papier zufolge gäbe es "eklatante Mängel bei der Wissensvermittlung".

Die Titelseite das Blattes informiert, dass Amazon seinen Vorsprung gegenüber anderen deutschen Online-Buchhändlern weiter ausbaut. Amazon ist heute bereits der drittgrößte Buchhändler Deutschlands überhaupt, hinter Thalia und Hugendubel. Für die Übernahme der s gescheiterten Bertelsmann-Ablegers BOL, an der sich auch buch.de interessiert zeige, gibt es dem Blatt zufolge von Amazon noch keine konkreten Informationen.

Zu lesen ist auch, dass der Einbruch der Anzeigengeschäfte im Zeitschriftenbereich durch weniger Papierverbraucht zu sinkenden Preisen für Papier und Druckmaschinen geführt hat. Um 5,3 Prozent sei der Papierverbrauch demnach erstmals in Deutschland gesunken - weltweit um 2,5 Prozent.

Außerdem wird berichtet über das am 1. Oktober in Kraft tretende neue Preisbindungsgesetz, das unter anderem die Preisbindung auch für das Moderne Antquariat festlegt. Dass sich für die insolvente Berliner Buchhandlung Kiepert eine "Shop-in-the-Shop-Lösung" anbietet; dass im Vergleich zu den Umsätzen der Belletristik und der Sachbücher die Umsatzentwicklung der Schulbücher deutlich abstürzt, und dass der Fourier Verlag in Wiesbaden die Lagerbestände von dem insolventen Haffmanns Verlag aus Zürich übernimmt.

Schließlich die Bestseller.
Stichwörter: Buchmarkt

Börsenblatt

Nach der kräftigen Umwälzung der Auslieferungslandschaft Anfang des Jahres stehen viele Verlage nun vor der Frage, welchen Dienstleister sie in Anspruch nehmen und sich vor allem leisten wollen. Während sich die beiden großen Auslieferer HHP (Hans Heinrich Petersen in Hamburg) und VVA (Vereinigte Verlagsauslieferung in Gütersloh) einen Konkurrenzkampf liefern, müssen ihre kleinen und mittleren Mitstreiter um ihre Existenz bangen, wie das Börsenblatt berichtet. Schließlich stehen diese vor der Aufgabe, "in einem stagnierenden, durch Überkapazitäten gekennzeichneten Markt ihre Marktanteile zu behaupten oder auszubauen."

Zur Debatte um die Buchhandelskonditionen äußert sich Oliver Voerster. Der Geschäftsführer von Koch, Neff & Oetinger in Stuttgart konstatiert, dass die üble Lage der Verlage insofern sozusagen hausgemacht ist, als dass sie nicht nur von den zunehmenden Honorarforderungen der Autoren verursacht, sondern auch durch das allzu schnelle Aufspringen auf neue Züge und eine nicht finanzierbare, weil "völlig überzogene Titelzahl" befördert wird. Dafür müsse leider der Handel büßen, indem er immer weniger Gewinne einstreicht. Aber: "Verlage müssen erkennen, dass ihre Vormacht durch eine Gleichberechtigung zwischen ihnen und dem Handel ersetzt wird", so Voerster.

Weitere Themen: Das Börsenblatt verabreicht Buchtipps zur Bundestagswahl. N 24 und das ZDF wollen sich in ihrem Programm offenbar wieder verstärkt dem Bücherfreund widmen und beratschlagen über neue Bücher-Sendungsformate

Archiv: Börsenblatt

BuchMarkt

Einen beeindruckenden Artikel bringt der BuchMarkt zur Flutkatastrophe, damit "die wie noch nie gespürte Solidarität in unserer Branche für unsere betroffenen Kollegen nicht bald schon wieder der Gleichgültigkeit weicht", wie Herausgeber Christian von Zittwitz wohlweislich vorausschickt. Minuziös erstreckt sich die Dokumentation über den Verlauf der Tage vom 14. bis 17. August, vom buchstäblichen Untergang der ersten Buchhandlungen bis hin zur Hoffnung verbreitenden Meldung, dass der Hochwasserpegel im Umkreis Dresdens auf unter acht Meter abgefallen ist. Für die meisten kam die gute Nachricht jedoch viel zu spät. Als Wolf-Diethelm Zastrutzki, Geschäftsführer der Franz-Mehring-Buchhandlung in Freital erfuhr, dass seine Filiale von der Flut "total getroffen" war, wie es hieß, machte er sich sofort auf den Weg dorthin. Jetzt können die Schäden am Geschäft nur mit "Totalschaden" umschrieben werden: "Alle Bücher sind nass, Computer, Kasse, Ladeneinrichtung voller Modder und Dreck." Der Geschäftsführer konnte nicht umhin, die Mitarbeiter zu entlassen, schließlich hat Zastrutzki Angst vor dem ohnehin drohenden Schuldenberg, da wären die Lohnkosten noch eine zusätzliche Erschwernis. "Ich habe stille Hoffnung, dass die Verlage vielleicht Ersatz für kaputte Bücher stellen, das wäre ein Anfang", so der ruinierte Geschäftsführer gegenüber dem BuchMarkt.

Eine in Frage kommende Ursache für das schwindende Bücherinteresse glaubt BuchMarkt-Autor Gerhard Beckmann lokalisiert zu haben: Es liegt an der Werbung, meint er. Genauer gesagt an der Verlagspolitik, die dazu neigt, den Rotstift immer gleich am Werbebudget anzusetzen. Problem vieler Verlage sei ein kleiner, aber verhängnisvoller Teufelskreislauf: "Der durchschnittliche Werbeeinsatz pro Titel ist laufend gesunken. Man hat immer mehr Bücher verlegt, die mit immer weniger Werbung unterstützt wurden, und in einem durch die Titelschwemmen ohnehin überforderten Markt zunehmend sich selbst überlassen blieben", fasst Beckmann die problematische Lage zusammen. Besonders die teure, weil streuverlustige Publikumswerbung stand bei den Ausgabenkürzungen ganz oben auf der Liste - das bekommen Buchhändler prompt zu spüren. Dabei kommt auch die neue point of sale-Strategie, die sich in der Verteilung ihres Werbekuchens vorrangig um den Buchhandel bemüht (erfolgreich bei Diogenes), als ultimatives Rettungsrezept nur bedingt in Frage, wie Beckmann klarstellt: "Die Methoden erschöpfen sich nämlich meist darin, den Buchhändler von Saison zu Saison zum Einkauf neuer Titel zu motivieren - und im Verhältnis zum Aufwand gelingt das nur in unbefriedigendem Maße." Fest steht für ihn: Dem Publikum ist die zunehmende Aushöhlung des Interesses an Büchern "nur in geringem Maße anzulasten".

CMT stattete der Buchhandlung Schaumburg in im norddeutschen Stade einen Besuch ab, die ihren Kunden mit einer ganz speziellen Geschäftsphilosophie begegnet. Die Inhaber des seit 1840 existierenden Ladens in einer Fußgängerzone setzen auf Tradition und Gemütlichkeit. Die Liebe steckt im Detail: Ein mit Interieur der Gründerzeit ausgestalteter Innenraum, der sogar einen Tabakladen von 1852/53 präsentiert, lädt die Kundschaft zum Stöbern und Wohlfühlen ein. "Wir begreifen unseren Laden als individuelle Begegnungsstätte rund um Literatur. Bewährtes soll bewahrt und nicht zeitgeistigen Trends vorschnell geopfert, Tradition und Moderne harmonisch aufeinander abgestimmt werden", sagte das Inhaber-Ehepaar dem BuchMarkt. So hat die Buchhandlung Schaumburg wunderschöne Preziosen zu bieten, die schlicht als Dekoration zu passenden neueren Werken hinzugesellt wurden. Zum traditionellen Charme gehört auch, dass regelmäßig Autoren in Stade gastieren und ihre Novitäten vorstellen, die nicht unbedingt in aller Munde oder Gedächtnis sind, wie beispielsweise Hans-Ulrich Treichel und einmal sogar ein mongolischer Schamane! Mittlerweile haben die als "Schaumburg-Variationen" bezeichneten Veranstaltungen der Buchhandlung schon zu einiger Berühmtheit im Umkreis verholfen, wie CMT anerkennend bemerkt.

Weitere Themen: Jürgen Christen bemängelt die oft schwachen oder gar nicht erst existenten Homepages bekannter Autoren. Für eine bessere Kooperation zwischen Sortiment und Verlagen plädiert KB. Den aktuellen Stand des Kinderbuchmarkts nimmt Simone Leinkauf unter die Lupe. Eine Doppelseite liefert den Überblick über die beliebtesten Erzeugnisse für kleine Bücherwürmer. Was Ottonormalverbrauchern oft gar nicht in den Sinn kommt: Die Verlage müssen sich bemühen, in erster Linie Erwachsene in Thematik und Aussehen der Bücher anzusprechen, denn: In den meisten Fällen besorgen Eltern und Großeltern den Kleinen ihren bunten Lesestoff.

Den Einblick in den Alltag eines Illustrators inklusive "Lust und Frust" bietet ein Interview mit Professor Rüdiger Stoye, seines Zeichens Uni-Dozent, der seine Studenten auch an die Kinderbuchgestaltung heranführt. Welchen Beitrag Verleger, Lektoren und Redakteure den Ergebnissen der Pisa-Studie entgegenzusetzen gedenken, ist einer kleinen Umfrage des BuchMarkts zu entnehmen.
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