Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
10.04.2006. In dieser Woche: Warum Random House weiter expandiert und harmlos tut. Und warum Thalia weiter expandiert und es auch kund tut.

buchreport.express

"Kein Grund zum Jubeln, aber doch erfreulich", lautet das Fazit, mit dem buchreport den Umsatz des Buchhandels im ersten Quartal ausgewertet hat. Demnach endeten die ersten drei Monate des Jahres "vor allem wegen der guten Ergebnisse im Januar (+5,4 Prozent) und im Februar (+2,1 Prozent) mit einem Plus von 2,6 Prozent." Für den März hat buchreport ein knappes Plus von 0,5 Prozent errechnet. Grund zur Freude haben allerdings nur wenige. "Die aggressive Expansion von Branchenführer Thalia", so buchreport, "bringt den Standortbuchhandel mit den wöchentlichen Meldungen neuer Großflächenansiedlungen in vielen Städten in Bedrängnis."

Gesagt, getan: Thalia will sich zur nationalen Dachmarke aufbauen und benennt die zum Jahresanfang erworbenen Gondrom-Filialen um. "Mittelfristig werden alle Filialen umbenannt", verrät Thalia-Chef Michael Busch im Gespräch mit buchreport. Als Konsequenz der Thalia-Expansion deutet buchreport die Aufgabe der Magdeburger Erich Weinert Buchhandlung. Im Zuge der Flächenerweiterung von Thalia.de im Allee-Center habe sich Inhaber Ernst Angerer entschlossen, seine Buchhandlung nicht erst in ein paar Jahren, sondern schon Ende Juni zu schließen.

Der Verband deutscher Schriftsteller will sich erst im Sommer entscheiden, welche Strategie er im Streit mit den Verlagen um die Vergütung von Sach- und Kinderbuchautoren wählen wird. VS-Bundesvorsitzender Imre Török will zwar juristische Schritte vermeiden, schließt diese aber nicht aus - den Verlegern droht ein zweiter Kampfplatz, nachdem Übersetzer seit Monaten höhere Honorare auf dem Klageweg erstreiten.

"Open Access
" bleibt die zentrale Herausforderung der Fachverlage. Im Vorfeld der internationalen Konferenz APE 2006 über "Wissenschaftliches Verlegen in Europa" hat buchreport eine aktuelle Studie der Europäischen Kommission zum Markt der STM-Verleger (Science, Technology, Medicine) studiert (hier das pdf). Darin sprechen sich die Kommissare für einen freien Zugang zu Forschungsergebnissen aus, die durch die öffentliche Hand gefördert wurden. Außerdem sollen die Übernahmewünsche großer Verlage künftig schärfer kontrolliert werden.

Weitere Meldungen: Weil Abebooks, weltweit größter Marktplatz für gebrauchte Bücher, künftig das Kreditkartengeschäft selbst für die angeschlossenen Antiquare abwickeln will, protestieren Schweizer Antiquare gegen die daraus folgende Gebührenerhöhung. Michael Schön, Chef der Börsenvereins-Tochter Marketing und Verlagsservice GmbH steht zwar noch bis Jahresende unter Vertrag, hat sich aber schon verabschiedet - und verschärft nach buchreport-Einschätzung die Krise des Verbands.

Börsenblatt

Eine Elefantenrunde hat das Börsenblatt bei Random House einberufen. Klaus Eck (Programm-Geschäftsführer), Claudia Reitter (Vertrieb, Marketing) und Joerg Pfuhl (Finanzen) bemühen sich einerseits redlich, das Gewicht der größten deutschen Publikumsverlagsgruppe leichtzureden, ziehen aber andererseits weitere Akquisitionen in Betracht: besonders beim Kinder- und Hörbuch. Demgegenüber schließt das Spitzentrio aus, dass Random House in Deutschland Bücher im Direktgeschäft per Internet vertreiben oder gar ein stationäres Standbein aufzubauen könnte.

Marketingfachmann Georgios Simoudis rät Sortimentern, Geschichten rund um ihre Buchhandlung zu stricken, um die eigene Marke zu betonen - die Buchbranche habe beim sogenannten Storytising (hier der von Simoudis verfasste Eintrag im Markenlexikon) noch Nachholbedarf. Denkbar sei, dass die Buchhändler in der Lokalzeitung über aktuelle Bücher berichten.

Kleine Verlage versuchen, durch extravagante Buchcover aufzufallen und sich zu profilieren, große Verlage schneiden die Umschläge auf die jeweiligen Zielgruppen zu - dies ist das Fazit der Börsenblatt-Cover-Analyse. Darin klagen die Marketing-Verantwortlichen über den grassierenden Cover-Klau ("Sakrileg" von Dan Brown sei eine Steilvorlage), während Hersteller "mangelden Mut bei den Entscheidern" bemängeln.

Internationale Fachverlage
haben im vergangenen Jahr kräftige Umsatzzuwächse feiern können - ein großer Teil entfällt inzwischen auf elektronische Produkte. So meldet Thomson (weltweit Nummer zwei mit 7,2 Milliarden Euro hinter Reed Elsevier, 7,5 Milliarden Euro) einen Umsatzanteil des digitalen Geschäfts von 69 Prozent.

Weitere Meldungen: Wolf Biermann wechselt von KiWi zu Hoffmann und Campe. Bei der Kinderbuchmesse in Bologna waren deutsche Titel gefragt - selbst junge Verlage verkauften Lizenzen an ausländische Verleger. Der Bahnhofsbuchhandel konnte 2005 zwar ein Umsatzplus von 1,5 Prozent erzielen; in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres deutet sich mit minus 3 Prozent jedoch schon wieder ein Abwärtstrend an. Otto Sander füllt den BöBla-Fragebogen aus und verrät, am liebsten mit dem Mann im Mond tauschen zu wollen (meint er den oder den?).
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