Die Buchmacher

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Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
04.11.2007. Wie erfolgreich der siebte "Potter" bislang ist. Warum Kalenderverlage sauer auf amazon.de sind. Wieso sich Joseph von Westphalen zierliche Puertoricanerinnen im Krimi wünscht. Und welcher Plagiatsstreit auf "Tannöd" folgt.

buchreport.express

Im Aufmacherartikel analysiert buchreport das Finale der "Harry Potter"-Reihe - den "absoluten Höhepunkt dieses sich aufschaukelnden Buch-Phänomens": Die Bestseller-Serie von Joanne K. Rowling habe im Laufe der zehnjährigen Editionsgeschichte nicht nur keine Käufer verloren, sondern die Gemeinde kontinuierlich vergrößern können. Der Sortimentsbuchhandel habe am vorletzten Samstag von der siebten Folge ("Harry Potter und die Heiligtümer des Todes") noch einmal gut 20 Prozent mehr Exemplare abgesetzt als am Erstverkauftstag des sechsten Bandes 2005. Allein Weltbild habe über alle Vertriebswege 450.000 Exemplare verkauft, Amazon weitere 270.000 Stück. Im Kommentar schlägt Ingo Schiweck den Buchhändlern vor, den Event-Charakter der Potter-Veranstaltungen künftig auf andere Bücher zu übertragen. "Mehr denn je werden sich Buchhändler auf ihre Gespür verlassen und ihre Kreativität sowie das am Licht-Beispiel Potter erworbene Marketingwissen kombinieren müssen."

Außerdem beobachtet buchreport den Kampf der Buchketten um den Standort Wuppertal. Nachdem die Douglas-Buchtochter Thalia erst vor einem Monat eine 730 Quadratmeter große Filiale des Regionalfürsten Bücher Köndgen übernommen habe, wollten die Hagener im Herbst 2008 eine zusätzliche 1150 Quadratmeter eröffnen. Auch die Konkurrenz der Mayerschen plane für Herbst 2008 eine neue Filiale in Wuppertal. Nach den Eröffnungen der Filialen werden Thalia in der oberbergischen Stadt drei und die Mayersche zwei Filialen unterhalten - insgesamt rund 5500 Quadratmeter Filialisten-Fläche.

Kalenderverlage wie Korsch ärgern sich über die zu niedrigen Preise, die amazon.de für die (preisbindungsfreien) Kalender veranschlagt - bis zu 30 Prozent unter dem empfohlenen Ladenpreis. "Korsch-Vertriebsleiter Claus Cejnar erklärt, dass Preissenkungen erst ab Ende Januar erwünscht seien; gleichwohl habe man keine rechtlichen Mittel, um die verfrühten Dumpingaktionen zu ahnden.

Weitere Themen: Brockhaus bringt in Kooperation mit der "Welt" und "Welt am Sonntag" ab 10. November ein 21-bändiges "Welt-Lexikon" auf den Markt (14,50 Euro pro Band); bei Weltbild erscheint das 200-bändige Universal-Lexikon (12,95 Euro pro Band). Die Tropen-Verleger Michael Zöllner und Tom Kraushaar übernehmen die Chefsessel beim Stuttgarter Klett Cotta Verlag; Tropen soll als Imprint weitergeführt werden. Random House hat rund neun Millionen Dollar für die Rechte an den Memoiren von Tony Blair bezahlt; am Ende hat sich die Bertelsmann-Verlagsgruppe laut buchreport gegen HarperCollins durchgesetzt. Hier da Inhaltsverzeichnis und hier die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Joseph von Westphalen bespöttelt im Kommentar die Aktion von Tchibo, den Kunden in Kooperation mit personalnovel.de einen personalisierten Roman anzubieten. "Manchen Ami-Krimi läse ich lieber, wenn der Held nicht für vollbusige Blondinen, sondern für zierliche Puertoricanerinnen schwärmen würde, und vielleicht gefiele mir Goethes ,Faust? besser, wenn das Gretchen ,Fanny? hieße und Aupair-Mädchen wäre", so der Schriftsteller. "Ab sofort biete ich ,on demand? Exemplare meiner eigenen Romane mit weniger glimpflich verlaufenden Enden an: Statt dem untreuen Ehemann kultiviert zu verzeihen, knallt die erboste Gattin ihn nieder. 999,99 Euro will ich von rachsüchtigen Leserinnen für dieses sonderangefertigte Trivialfinale haben."

Das Börsenblatt war bei der Antrittsvorlesung des Shakespeare-Übersetzers Frank Günther an der Freien Universität Berlin, wo Günther ein Seminar anbietet. Seit 1995 erschienen seine Shakespeare-Übersetzungen bei dtv und bei ars vivendi. Derzeit lägen 34 Stücke vor; 2009 solle die Edition mit dem 39. Band abgeschlossen sein - dann sei Günther der erste, der den gesamten Shakespeare im Alleingang übersetzt habe. Hier der Bericht der Antrittsvorlesung.

Nach "Tannöd" kommen die Bestatter: Der Autor Peter Waldbauer hat bei der Staatsanwaltschaft Berlin Strafanzeige gegen Mitarbeiter des Econ Verlags gestellt, die Teile seines Manuskripts "Die Bestattungsmafia" - im Juli als Buch bei Herbig erschienen - angeblich als Vorlage für Michael Schomers Titel "Todsichere Geschäfte" verwendet haben (im September bei Econ herausgekommen, hier die Meldung). In der Kommentarrubrik des Börsenblatt führt der Autor übrigens seinen Streit mit dem Verlag fort.

Im Interview mit dem Börsenblatt gibt Tropen- und neuerdings Klett Cotta-Verleger Michael Zöllner einen ersten Ausblick, was beim Stuttgarter Verlag verändert werden soll: "Unser Ziel ist, das Programm zu ordnen, es homogener und profilschärfer zu machen. Wir müssen ein besseres Gleichgewicht aus Titeln schaffen, die sich gut verkaufen, und solchen, die das Profil des Verlags stärken."
 
Weitere Themen: Tamara Weise verfolgt den Kampf der Filialisten um Kassel - wo schon vor der neuen Thalia-Filiale 26 Buchhandlungen im Wettbewerb stünden. Sabrina Gab hat einen Paketzusteller der Post bei der nächtlichen Auslieferung des siebten Potter begleitet. Eckart Baier stellt die neue Struktur der Egmont-Gruppe vor: Das Profil des vgs-Verlags soll geschärft, das neue Label Lyx aufgebaut und Schneider-Buch relauncht werden. Im Menschen-Ressort interviewt Irene Nießen die Buchhändlerin Hilde Beltz Rübelmann. Hier das Inhaltsverzeichnis.
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