Magazinrundschau
Happy Newton Day!
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
18.12.2007. Elet es Irodalom und HVG wünschen sich etwas mehr Zivilcourage angesichts von Anti-Roma-Demonstrationen der ungarischen Garde. In The American Interest feiert Mario Vargas Llosa die Mestizisierung des lateinamerikanischen Kontinents. In Itogie findet Boris Akunin das friedliche Leben nur in Frankreich. Dem Economist fällt auf, dass Sarkozy die französische Tradition des Konzeptualismus verändert. Przekoj patrouilliert an der neuen Ostgrenze der EU. Im New Statesman wünscht Richard Dawkins: Happy Newton Day!
Elet es Irodalom (Ungarn), 14.12.2007
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ES-Chefredakteur Zoltan Kovacs kritisiert Staatspräsident Laszlo Solyom, der seine Kritik an dem Aufmarsch lediglich durch einen Brief verkünden ließ, den seine Pressesprecher vorlas. Da hätte sich Kovacs etwas mehr Engagement von seinem Staatsoberhaupt gewünscht. Die Freiheitsrechte falsch zu interpretieren, habe in Ungarn nämlich Tradition: "Als in den 1990er Jahren in den Fußballstadien antisemitische, rassistische Parolen gegrölt wurden und die Hooligans die Spiele auch nach Massenschlägereien weiter besuchen durften, war klar, dass man hierzulande alles tun darf. Diese 'Kultur' schlägt sich nun in den Massendemonstrationen nieder und lässt bezüglich der Freiheitsrechte einen Wirrwarr bislang unbekannten Ausmaßes in den Köpfen entstehen. Der wäre vielleicht nicht so groß, wenn jene, die ein hohes Amt innehaben, von Zeit zu Zeit durch eine entschiedene Stellungnahme deutlich machen würden, was uns wirklich teure Rechte wie die Meinungsfreiheit bedeuten. Und wo es hinführt, wenn sie missbraucht werden."
HVG (Ungarn), 15.12.2007
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American Interest (USA), 17.12.2007
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Gazeta Wyborcza (Polen), 15.12.2007
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Außerdem gibt es eine Debatte über die Zukunft des "Mythos der 'Solidarnosc'". Zu den interessantesten Feststellungen gehört die des Künstlers Grzegorz Klaman: "Die 'Solidarnosc' kann ein Vorbild für die Länder werden, die immer noch mit autoritären Regimen zu kämpfen haben. Wenn sie für die junge Generation der Europäer lebendig bleiben soll, muss sie sich in Richtung gobalisierungskritischer Bürgerbewegung entwickeln, die etwas über die Zukunft der Gesellschaften zu sagen hat. Wir brauchen ein Museum - aber nur, um das Produkt 'Solidarnosc' zu konkretisieren, hier in der Werft. Dieses Artefakt wird zum Symbol der Marke 'Solidarnosc'".
Lettre International (Deutschland), 01.12.2007
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Außerdem zu lesen sind eine Analyse von Joshua Hammer zur Lage in Pakistan, Harun Farockis Protokoll seines WM-Projekts "Ball und Bildschirm" und Michael Taussigs Reise zu Walter Benjamins Grab.
Plus - Minus (Polen), 15.12.2007
Nachdem einer der engsten Mitarbeiter Nicolas Sarkozys, Christian Estrosi, die Ruhestätte des letzten französischen Kaisers, Napoleon III., in einer Abtei in England besucht hat, wird gleich über eine Rückführung der Gebeine gemunkelt. Der Abt wehrt ab: "Napoleon III. ist nicht der einzige französische Monarch, der im Ausland beigesetzt ist. Charles X. liegt in einem Franziskanerkloster in Slowenien begraben - wird er auch rückgeführt? Wenn das so weiter geht, werden bald über ganz Europa Flugzeuge mit toten französischen Königen kreisen." Diese neue Diskussion zeige aber, dass man in Frankreich unter Sarkozy nicht mehr so starr am Republikanismus festhält, meint Piotr Zychowicz.
Economist (UK), 15.12.2007
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Und es gibt einen ganz wunderbaren Nachruf auf Karlheinz Stockhausen, den Mann, der "Töne fand, die man nie zuvor gehört hatte": "Sein berühmtestes Stück, und vielleicht sein populärstes - auch wenn er nie populär war - war 'Stimmung' von 1968, ein Stück für sechs Vokalsolisten die einen sechstimmigen Akkord auf dem Ton b singen, was sich manchmal wie ein Didgeridoo anhört und manchmal, als blase man über einen Flaschenhals. Die schönsten Harmonien wurde so unterbrochen:
'Pi peri pi pi: über meinen Baum
Lass' doch ruhig laufen
Gott ist das warm'
Kein Wunder, dass Sir Thomas Beecham auf die Frage, ob er jemals etwas von Stockhausen dirigiert hätte, antwortete, nein, aber er sei vielleicht schon mal in etwas reingetreten." Ein Konzert mit Werken von Stockhausen kann man online noch bis zum 22. Dezember bei der BBC hören!
Besprochen werden Karen Armstrongs Biografie der Bibel und Benjamin J. Kaplans Geschichte der religiösen Toleranz im frühmodernen Europa. Rezensionen gibt es auch zu Denise Affoncos Buch über ihr Überleben unter den Roten Khmer und zu einer Ausgabe der Briefe des Dramatikers Noel Coward.
Przekroj (Polen), 13.12.2007
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Itogi (Russland), 15.12.2007
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Foglio (Italien), 15.12.2007
"In Frankfurt spekuliert man, in Essen zittert man, und in Turin, da wird gestorben." Kurz vor Weihnachten solidarisiert sich das sonst konservative Foglio mit den Arbeitern des Turiner Krupp-Stahlwerks. Bei einem Brand waren vor einer Woche vier Todesopfer zu beklagen, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Verstöße gegen die Sicherheitsauflagen. Stefano Cingolani erzählt aus diesem Anlass erst ein paar Nazi-Geschichten der deutschen Heuschrecken von Krupp, um dann auf die fanatisch-eingeschworene Gemeinschaft der Kruppianer zu sprechen zu kommen. "Die wahren Kruppianer akzeptieren ihr Schicksal, bis zum Ende. Nicht wie die italienischen Arbeiter, die keine Kruppianer sind und es auch nie sein werden. Im Stahlwerk in Turin zu sterben ist nicht das Gleiche wie in Essen zu sterben, wo seit mehr als einem Jahrhundert, gleich unter welcher Regierung, die Angestellten von der Wiege bis zum Grab betreut wurden."
New Statesman (UK), 13.12.2007
"Ich muss doch sagen, dass ich lieber 'Frohe Weihnachten' als eine 'Frohe Feiertagszeit' wünsche", bekennt ausgerechnet der Ober-Atheist Richard Dawkins, der nichts von einem konsequenten Säkularismus wissen will: "Amerikaner wünschen sich schüchtern 'Frohe Feiertage', und geben eine Unmenge Geld für Feiertagsgeschenke aus. So weit ich weiß, singen sie auch Feiertagslieder um den geschmückten Feiertagsbaum. Der Feiertagsmann wurde bisher noch nicht gesichtet. Glücklicherweise ist dies nicht die einzige Wahl: Der 25. Dezember ist der Geburtstag von einem der wahrlich größten Männer, die je auf der Erde gelebt haben: Sir Isaac Newton. Seine Errungenschaften können zurecht gefeiert werden, wo immer seine Wahrheiten gelten. Und das heißt von einem Ende des Universums bis zum anderen. Happy Newton Day!"