In Wroclaw (Breslau) hat das
Filmfestival "Era New Horizons" begonnen. Thematischer Schwerpunkt ist das
türkische Kino, das man,
schreibt Lukasz Wojcik, in zwei Arten einteilen könne: Das der "besseren", kosmopolitischen, nach Europa strebenden Türkei, und das der "
asiatischen"
Türkei, die authentisch, aber unberechenbar sei. "Diese zweite Türkei, obwohl zahlenmäßig überlegen, kommt im neuen türkischen Kino nur als Synonym für Religiösität (Rückständigkeit), Konservatismus (Gewalt in der Familie) und Schmutz vor. Die 'bessere' Türkei beherrscht die 'schlechtere' insofern, als das die zweite keine Kinematographie hervor gebracht hat, die im Stande wäre, der Welt
ihre Version der Ereignisse zu zeigen." Das, was nach Westen dringe, seien stattdessen Filme von Ümit Ünal oder Pelin Esmer, die ein Land wie aus den Büchern von
Orhan Pamuk zeigten - was in Europa leicht verstanden werde. Damit kreieren viele international anerkannte türkische Filmemacher ihr eigenes Bild des Landes und die Macht der Beschreibung liegt weiter in den Händen
westlich orientierter Eliten, so Wojcik.
Nur im Print: ein Gespräch mit
Krzysztof Wodiczko, der in Wroclaw anlässlich des Festivals seine
Projekte mit
Irakkriegsveteranen weiter entwickelt. Ihm gehe es nicht um Kunst, gesteht er zum Ende des Interviews, sondern darum, das Leben zu beeinflussen. Und: Nachdem er als Werbetexter zu Geld gekommen ist, startete
Rafal Betlejewski seine Karriere als Aktionskünstler. Anfang des Jahres erregte er mit seiner
Aktion "
Du fehlst mir,
Jude" große Aufmerksamkeit (mehr dazu
hier). Sein neuestes Projekt: die Verbrennung einer Scheune zum 69. Jahrestag des Mordes von Jedwabne, stieß auf breite Kritik: "Eine solche, im Fernsehen live übertragene, Aktion führt nicht zu einer Reflexion darüber, was die Opfer erlebt haben. In einer
Picknickatmosphäre kann man die Wahrheit über lebendig verbrannte Menschen nicht berühren", sagte ein Vertreter der jüdischen Minderheit. Ein wichtiges
Tabu sprach Betlejewski jedoch an: Viele polnische Künstler meiden bis heute das Thema Holocaust.