Magazinrundschau
Die Kräfte, die die Blitze schleudern
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
12.06.2012. Der New Yorker verfolgt die Tragödie des reichsten Landes der Welt, das nichts erzeugt. Der Economist setzt zur Rettung des Journalismus auf milliardenschwere Philanthropen. Rue 89 hofft auf Subventionen vom Staat. Nepszabadsag warnt vor den Freunden des Volkes. Das TLS feiert Charles Darwins kruden englischen Stil. Vanity Fair porträtiert Israels obersten Chefredakteur. Und in der Technology Review erkennt Nicholas Carr: Nicht Google, sondern Harvard entscheidet über die Zukunft digitaler Bibliotheken.
New Yorker | Prospect | Times Literary Supplement | Guardian | Vanity Fair | Economist | Rue89 | Nepszabadsag | HVG | Technology Review
New Yorker (USA), 18.06.2012
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Weiteres: Ryan Lizza überlegt, was wäre, sollte Obama tatsächlich noch einmal wiedergewählt würde. Jill Lepore erzählt die Geschichte der Entstehung des Supreme Court und den Kampf um richterliche Unabhängigkeit. Und David Denby sah im Kino Ridley Scotts Science-Fiction-Film "Prometheus", dem er "erschöpften Respekt" zollt, und Todd Solondz sympathische Satire "Dark Horse" über einen infantilen Trottel.
Economist (UK), 09.06.2012
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Weiteres: "Was auch immer es ist, irgend etwas in der Weltwirtschaft stimmt nicht", warnt dieser Artikel, der zugleich Angela Merkel dringend dazu rät, den Kurs der Sparsamkeit zu verlassen. Zwei neue historische Studien befassen sich mit den Kosten des Zweiten Weltkriegs, deren Höhe den Rezensenten um seinen Verstand fürchten lassen. Neuigkeiten im amerikanischen Cyberwar rund um Stuxnet erfährt man hier. James Fentons späte Lyrik ist ganz besonders gut, ist dieser Rezension eines neuen Bands mit gesammelten Gedichten von 1968 bis 2011 zu entnehmen.
Rue89 (Frankreich), 10.06.2012
Milliardäre, die Zeitungen retten, sind Julia Cage gar nicht geheuer. Dabei kann sie Warren Buffet, der nach dem Omaha World-Herald noch 63 Titel der Gruppe Media General kaufen will, ebenso wenig abgewinnen wie den Industriellen Lagardere und Dassault, die den französischen markt unter sich aufteilen. Cage möchte sich lieber vom Staat retten lassen, der die französische Presse 2011 zwar bereits mit fast 800 Millionen Euro unterstützt habe, dies jedoch wenig transparent und mit verlässlicher Planungssicherheit für die Titel. "Das Streuprinzip des gegenwärtigen Beihilfesystems verdiente es, durch ein System ersetzt zu werden, das den Zeitungskauf zu 50 Prozent subventioniert: Für jedes Exemplar, das der Käufer für einen Euro ersteht, könnte der Staat 50 Cent zuzahlen. Das würde Transparenz des Systems garantieren, Neutralität der öffentlichen Intervention und Sicherheit für die einzelnen Titel. Die Kosten einer solchen Maßnahme lägen bei etwa 1,1 Milliarden Euro für die gesamte Tagespresse und damit nur 30 Prozent höher als die momentanen Beihilfen."
Nepszabadsag (Ungarn), 09.06.2012
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HVG (Ungarn), 02.06.2012
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Technology Review (Deutschland), 01.05.2012
Nicholas Carr verabschiedet in der Technology Review mehr oder weniger das Google-Book-Search-Projekt: Der Konzern habe sich in Prozessen aufgerieben und konzentriere sich wegen der Konkurrenz zu Facebook jetzt auf anderes. Bleibt noch Robert Darntons ehrgeiziges Konkurrenzprojekt, die Digital Public Library of America, die allerdings mit ähnlichen Copyright-Problemen zu kämpfen hat wie Google. Als Not-for-Profit-Projekt hat sie vielleicht mehr Chancen als Google, so Darnton, aber "die DPLA bleibt in vieler Hinsicht mysteriös. Niemand weiß genau, wie sie funktionieren und was sie eigentlich genau sein soll. Die Vagheit ist zum Teil gewollt. Als das Berkman Centre der Harvard Universität das Projekt lancierte, wollte es, dass die Entscheidungen in kollaborativer Weise getroffen werden und dass Dekrete von oben herab, die viele der Beteiligten befremden könnten, vermieden werden. Aber laut den DPLA-Offiziellen und den 17 Mitgliedern des Lenkungsausschusses gibt es eben auch noch eine Menge Unstimmigkeiten zwischen den Betiligten über Sinn und Zweck der Bibliothek."
Prospect (UK), 08.06.2012
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Dazu passend: In Maxim stehen die Macher und Darsteller von "The Wire" in einer ausführlichen oral history der Serie Rede und Antwort.
Times Literary Supplement (UK), 08.06.2012
Angelique Richardson feiert Darwin, den Autor, den ihr George Levine mit seinem gleichnamigen Buch näherbrachte. Auch wenn Marx und Engels sich über seinen "kruden englischen Stil" mokierten, die Literatur hat dem durch und durch viktorianischen Schriftsteller genauso viel zu verdanken wie die Wissenschaft, meint Richardson: "Darwin war, zeigt uns Levine in einem der bemerkenswertesten Kapitel, ein Meister des Paradoxen. 'The Origin of Species' ist immerhin ein Buch über Arten, das die Arten in Frage stellt und sich überhaupt nicht mit ihrem Ursprung beschäftigt... Wäre Oscar Wildes Witz ohne Darwins Paradoxe möglich gewesen? Der komische Darwin, der sich an Widersprüchen erbaute, steht laut Levine hinter Vivians Klage aus dem 'Verfall der Lüge', wonach der Rasen 'hart und bucklig und feucht und voll schrecklichem Ungeziefer' sei, womit sie eine Darwinsche Diskrepanz zwischen Natur und menschlichen Erwartungen veranschaulicht. Levine entdeckt auch Darwin hinter Wildes komplexer Verbindung von Kunst und Ethik, hinter einer Ästhetik, die gegen die herrschenden sozialen und politischen Form anging und den ethischen Wert des Paradoxen zelebrierte."
Guardian (UK), 10.06.2012
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Außerdem: In der Book Review schreibt Siri Hustvedt über den Psychoanalytiker in der Literatur. Margaret Atwood liefert den Nachruf auf Ray Bradbury.
Vanity Fair (USA), 01.07.2012
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