Magazinrundschau
Eine ziemlich verzweifelte Sache
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
24.07.2012. In Elet es Irodalom erzählt der Schriftsteller Balázs Györe, wie er versuchte, mit einem Roman seine Stasiakte als Wirklichkeit zu begreifen. Gentlemen's Quarterly fährt nach Utoya. MicroMega erklärt die Eurokrise. In The New Republic erzählt Walter Kirn, wie sein Vater Mormone wurde. Im New York Magazine sieht Martin Amis die gute Energie der Nachkriegsjahre verpuffen. Open Democracy beschreibt die verzweifelte Lage der Frauen in Tschetschenien. In der Paris Review erzählt Brian Cullmann von seiner Begegnung mit Nick Drake. In Filmcomment erinnert sich Bette Davis an einen cleveren Liebhaber.
Gentlemen's Quarterly (USA), 01.08.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q262/A34918/gq.jpg)
MicroMega (Italien), 20.07.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q221/A34937/micromega.jpg)
New York Review of Books (USA), 16.08.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q20/A34944/nyrb.jpg)
Elet es Irodalom (Ungarn), 20.07.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A34938/es.jpg)
New York Magazine (USA), 22.07.2012
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Benjamin Wallace geht in einem lesenswerten Text den Spekulationen von Boulevard und Publikum über die Scheidung von TomKat nach und denkt über die Strategien von Katie Holmes nach. Am Ende offeriert auch er eine Erklärung für das Ende dieser Hollywoodehe - und gar keine schlechte!
Paris Review (USA), 10.07.2012
Der amerikanische Musiker und Journalist Brian Cullman erzählt, wie er in jungen Jahren zufällig London-Korrespondent des New Yorker Musikmagazins Crawdaddy wurde. Seine prägendste Erinnerung hat er im Haus des befreundeten Musikers John Martyn, wo er 1970 dem damals 21-jährigen Nick Drake begegnete, vier Jahre vor dessen Tod: "Ein Vorhang von ungekämmten dunklen Haaren hing ihm ums Gesicht und verdeckte alles außer seinen Augen. Er sah als, als wäre er stoned. Er sah aus, als schliefe er. Er sah aus, als sei er die wachste Person in der Geschichte der Menschheit. Alles davon. Jedes Mal, wenn ich diese Szene im Kopf durchspiele, ist sie anders. Und jedes Mal ist sie wahr. Er trug ein ausgefranstes weißes Hemd und Jeans und Stiefel und eine schwarze Cordjacke, die eine Nummer zu groß war. Normalerweise achte ich nicht besonders auf Kleidung, aber mein erster Gedanke war: Wo kriege ich eine schwarze Cordjacke her?"
Hier eine Demo-Aufnahme von Nick Drakes Song "Hazey Jane", der am Ende des Artikels zitiert wird:
Hier eine Demo-Aufnahme von Nick Drakes Song "Hazey Jane", der am Ende des Artikels zitiert wird:
Open Democracy (UK), 18.07.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q155/A34954/opendemocracy.jpg)
Lisa Kazbekova überlegt, woran es liegt, dass so viele tschetschenische Männer Ramzan Kadyrovs Politik der Islamisierung gerne folgen, obwohl sie den Mann eigentlich hassen. "'Kadyrov hat die Unterstützung der männlichen Bevölkerung dank Fußball, Kopftuch und Propagierung der Polygamie gewonnen', erklärt Amina, Dozentin für Russische Geschichte. Die Rückerlangung der Kontrolle über Frauen war der einfachste Weg, die Selbstachtung der tschetschenischen Männer wieder herzustellen, die in den letzten Jahren stark erschüttert worden war. 'Unsere Männer haben ein kurzes Gedächtnis', fährt Amina fort. Während des Krieges wechselte die Versorgerrolle von den Männern zu den Frauen. Frauen waren nicht nur für die Hausarbeit zuständig, sondern wurde auch die alleinigen Ernährer ihrer Familien. Sie wurden auch, buchstäblich, Beschützer der männlichen Bevölkerung. 'Während des Krieges habe ich immer wieder gesehen, wie Frauen sich unter die Maschinengewehre der Soldaten legten und mit ihren Körpern Ehemänner, Brüder, Söhne und Nachbarn beschützten. Sie haben das sogar für Männer getan, die sie nicht einmal kannten', erinnert sich Amina. Frauen wurden während des Krieges selbstbewusst, während die Männer oft das Haus nicht mehr verließen, weil sie Gefahr liefen, umgebracht zu werden. Frauen qualifizierten sich, setzten ihre Ausbildung fort und nahmen immer mehr Einfluss auf das soziale und politische Leben der Republik. Vielen Männern gefiel diese neue Frauenermächtigung nicht. Und als er an die Macht kam, 'wurde Kadyrow sogar von den Männern unterstützt, die sich den ganzen Krieg lang hinter Frauenröcken versteckt hatten', bemerkt Amina."
Weitere Artikel: Zura Kkatueva beschreibt Fälle häuslicher Gewalt, denen die Frauen ausgeliefert sind, wenn sie nicht ihre Kinder verlieren wollen. Aufgezeichnet ist die Geschichte einer schwer misshandelten jungen Frau. Marina Akhmedova berichtet über mehrere Morde in Dagestan und setzt sich schließlich mit einem Imam zu einem Gespräch zusammen, der ihr erklärt: "Du hast nicht den richtigen Glauben. Du wirst in der Hölle brennen."
Film Comment (USA), 10.07.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q318/A34943/fcjuliaugust.jpg)
Prospect (UK), 18.07.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q22/A34936/197_pro.jpg)
Außerdem: Im Zuge der Olympischen Spiele rüstet die britische Polizei auch ihre Kompetenzen zur Überwachung subversiver Social-Media-Aktivitäten auf, beobachtet Jamie Bartlett. Clarissa Far skizziert, welche neuen Herausforderungen Digitalisierung und Vernetzung heute für Hochschulabsolventen darstellen, die sich nicht mehr, wie noch in den 70ern, auf gesichert lukrative Jobangebote nach ihrem Studium verlassen können.
n+1 (USA), 23.07.2012
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New Republic (USA), 02.08.2012
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David Bell erzählt die Geschichte von den Bibliotheken, die demnächst keine physischen Bücher mehr anzubieten brauchen, bis er auf ein kniffliges kleines Problem stößt: Ebook-Dateien gibt es von rechtefreien und von ganz neuen Büchern. Was ist aber mit den nicht mehr lieferbaren und sogenannten "verwaisten" Werken? "Millionen Bücher, die Google gescannt hat, können nur in 'preview'- oder 'snippet'-Form (oder gar nicht) angesehen werden. Google hat jahrelang mit der Authors Guild und anderen Organisationen verhandelt, um diese Bücher kommerziell zugänglich zu machen. Aber im März wurde die Vereinbarung durch den Richter Denny Chin für nichtig erklärt, und seitdem befinden sich diese Bücher im Schwebezustand." Auch Robert Darntons Projekt einer Digital Public Library of America, so Bell, hat noch keine Antwort auf dieses Problem.
Außerdem erklärt Walter Laqueur in dieser Nummer, warum es gerechtfertigt ist, die Zukunft Europas in den trübsten Farben zu malen.
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