Magazinrundschau - Archiv

Edge.org

15 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 2

Magazinrundschau vom 10.04.2018 - Edge.org

In einem Beitrag des Magazins erklärt Kai-Fu Lee, früherer Mastermind bei Microsoft, Apple und Google und Gründer der Hightech-Venturekapitalfirma Sinovation Ventures, die in den Startlöchern steht, in China den nächsten Hightech-Boom anzustoßen, was uns als Menschen im Vergleich zur Künstlichen Intelligenz besonders macht und worauf wir uns besinnen sollten: "Mein Traum, herauszufinden, wer wir sind und warum wir existieren, endete in einer Sackgasse. Obgleich wir all diese wunderbaren Tools erfunden haben, die unseren Kindern und der Gesellschaft eine tolle Zukunft ermöglichen werden, haben wir noch immer nicht herausgefunden, warum der Mensch existiert. Interessant ist, dass das Verständnis der Künstlichen Intelligenz und ihrer repetitiven Arbeitsabläufe uns nahelegt, dass repetitive Arbeitsabläufe nicht das ist, was uns zu Menschen macht. Künstliche Intelligenz weist uns daraufhin, was gerade nicht unser Existenzzweck auf dieser Welt ist. Das gibt uns die Möglichkeit, darüber nachzudenken, warum wir da sind. Ein sehr guter Grund dafür wäre zum Beispiel, dass wir schöpferisch tätig sein sollen. Was Künstliche Intelligenz nicht kann, ist vielleicht ein wichtiger Aspekt unseres Existenzzwecks. Wir erschaffen Dinge, wir erfinden sie, und wie feiern dieses Schöpfertum. Wir sind sehr kreativ in wissenschaftlichen Prozessen, im Marketing, darin Krankheiten zu heilen, Bücher zu schreiben, Filme zu machen, Geschichten zu erzählen. Das ist die Kreativität, die wir feiern sollten und die vielleicht unser Menschsein ausmacht …  Die Künstliche Intelligenz von heute ist in der Lage, eine Aufgabe nach der anderen zu bewältigen. Sie ist eine großartige Erfindung, stark in der Wertschöpfung. Sie wird viele unserer Arbeiten und so manchen Arbeitsplatz übernehmen. Darüber sollten wir nachdenken und nicht über diese fantastische Künstliche Intelligenz, die wie ein Mensch agiert, mit einem Menschenverstand. Ausgehend vom Stand der Dinge und des Fortschritts ist das einfach nicht prognostizierbar."

Magazinrundschau vom 28.07.2015 - Edge.org

Ist die rasend schnelle, disruptive technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte zu Ende? John Markoff, Pulitzerpreisträger und Technikjournalist der New York Times, ist davon überzeugt. "Ich bin in Silicon Valley aufgewachsen. Seit 1977 berichte ich über die Beschleunigung der technischen Entwicklung nach Moores Gesetz. In den letzten fünf Jahren hat sich eine weitere Schicht über die Diskussion um Moores Gesetz gelegt: Ray Kurzweil und einige andere behaupten, dass wir an der Schwelle zu ich-bewussten Maschinen stehen. Kürzlich erst haben Gates, Musk und Hawking erklärt, dass dies eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit sei. Ich sehe das schlicht nicht. Wenn man ihre Hauptargumente auseinandernimmt, stellt man fest, dass es immer um die ungewöhnliche Beschleunigung geht, die die Halbleiterindustrie prägte. Aber damit ist es plötzlich vorbei. Vielleicht nicht für immer, aber es gibt definitiv eine Pause. All die Technologien, die die Welt verändert haben, basieren darauf, dass die Kosten für Rechenleistung nicht nur fallen, sondern rasend schnell fallen. Und was glauben Sie? In den letzten zwei Jahren sind die Preise für neue Transistoren nicht mehr gefallen. Das ist ein bedeutender Augenblick. ... 2045 wird 2015 ähnlicher sein, als wir glauben."

Magazinrundschau vom 14.02.2014 - Edge.org

Wenn Evgeny Morozov den Typus des permanenten Technotrolls verkörpert, der jeden Elan herunterredet, dann ist Kevin Kelly der Typus des permanenten Technovisionärs, der den Fortschritt stets auf dem Weg zum Gutem sieht - und ehrlich gesagt: Er liest sich weit anregender. In Edge antwortet er ausführlich auf eine ganze Menge Fragen und weicht auch der großen, von Sascha Lobo benannten narzisstischen Kränkung durchs Netz nicht aus. Das Netz will kopieren, sagt Kelly, und das Netz will beobachten. Beides gehört zu seinen innersten Regungen und lässt sich nicht abstellen, also muss man damit arbeiten: "Das ist es, was die NSA und andere Geheimdienste gerade erleben. Sie versuchen, geheim zu sein, aber du kannst nicht geheim sein, denn das Internet will das Zeug kopieren." Als Antwort auf Überwachung schlägt Kelly Symmetrie vor. Die NSA solle mit Wikileaks kooperieren. "Wir wollen gegenseitige Beobachtung statt Überwachung. Wir wollen unsere Beobachter beobachten, tracken, wer uns trackt." Und der NSA will er sagen: "Ok, du trackst uns, aber du musst Rechenschaft ablegen. Es kann nicht geheim und außerhalb jeder Rechenschaftspflicht stattfinden."

Magazinrundschau vom 15.01.2013 - Edge.org

Der Philosoph und Kognitionswissenschaflter Daniel C. Dennett bleibt im Gespräch mit Edge dabei: Das Hirn ähnelt einem Computer. Aber das heißt nicht, dass es ordentlich zugeht: "Wir müssen uns mit der Idee anfreunden, dass das Hirn nicht ein hierarchisches Kontrollsystem ist, wo alles seine Ordnung hat, so eine Bürokratenvision. Viel mehr ist es anarchisch - mit Elementen von Demokratie. Manchmal erreicht es die Stabilität, Gegenseitigkeit und so etwas wie Frieden an der Front, und dann ist alles in Butter. Aber dann kippt es wieder, und das eine oder andere Bündnis übernimmt die Kontrolle, und dann wirst du obsessiv und verrückt. Der wohltemperierte Geist wird so zur Errungenschaft, nicht zum Grundzustand, etwas, das nur zustandekommt, wenn alles glatt geht. Aber immerhin muss man über uns Menschen ja sagen, dass wir die meiste Zeit einigermaßen funktionieren."
Stichwörter: Dennett, Daniel C., Edge.org

Magazinrundschau vom 02.10.2012 - Edge.org

Der Physiker und Professor für komplexe Netzwerkrecherche Albert-László Barabási sieht aus wie ein sehr sympathischer Typ, der kein Wässerchen trüben kann. Man sollte sich aber besser vor ihm fürchten. Barabási und sein Institut wertet Daten aus für alle möglichen Zwecke: medizinische, soziale, mathematische. Das ist bestimmt oft sehr nützlich, besonders in der Medizin. Professor Barabási hat nur leider nicht genug Daten und möchte deshalb Ihre, lieber Leser: "Daten sind heute die die Goldmine der Wissenschaft. Damit ändert sich auch die Einstellung, wie wir mit den Daten umgehen. Wir leben in einer unstabilen Situation, in der der Zugang zu Daten nicht genau richtig ausgearbeitet ist. Es gibt gesetzliche Grenzen. Viele Fimen kümmern sich nicht um ihre Daten oder benutzen sie nicht für wissenschaftliche Zwecke. Das muss irgendwie aufhören. Mir ist aber unklar, wie. Ich weiß nicht, ob die amerikanische Regierung Google oder Facebook dazu zwingen wird, ihre Daten mit Wissenschaftlern zu teilen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft muss einen Weg finden, dieses Problem zu lösen."
Stichwörter: Wissenschaft, Edge.org

Magazinrundschau vom 03.07.2012 - Edge.org

Der 1966 geborene Joichi Ito, japanischer Aktivist, Entrepreneur, Venture-Kapitalist und seit 2011 Direktor des MIT Media Lab (obwohl er keinen akademischen Abschluss hat), erklärt in einem Beitrag für edge.org, was die Internetwelt vom Rest der Welt unterscheidet: ihre Vorliebe für disruptive Erfindungen und die Möglichkeit, erst etwas zu erfinden und dann zu überlegen, wozu es gut sein könnte. "Wenn man an Google denkt oder Yahoo oder Facebook - diese Produkte wurden nicht in riesigen Versuchslabors mit hunderten Millionen Dollar Forschungsgeldern erfunden, sondern von jungen Leuten in ihrem Schlafzimmer. Wenn man in früheren Tagen eine Idee hatte, schrieb man einen Geschäftsplan und begann dann, nach Geld dafür zu suchen. Heute baut man das Ding erst, sucht Geld und dann erst denkt man sich einen Plan aus und überlegt, was das Geschäftsmodell sein könnte. Es ist das genaue Gegenteil. Man muss niemanden mehr um Erlaubnis fragen, wenn man etwas erfinden will. Stellen Sie sich vor, eine Typ wäre zu Ihnen gekommen und hätte gesagt: 'Ich werde die populärste Enzyklopädie der Welt aufbauen. Der Trick dabei wird sein, dass jeder daran mitarbeiten kann.' Sie hätten diesem Typen keinen Schreibtisch gegeben, Sie hätten ihm keine fünf Cent gegeben. Heute kann er einfach rumprobieren und sehen, ob es funktioniert. Wenn man zurückblickt, stellt man fest, dass viele der größten Erfindungen, die wir heute sehen, nie genehmigt worden wären."

Magazinrundschau vom 04.10.2011 - Edge.org

Man kann sich natürlich immer Sorgen über was machen und ja, es gibt nach wie vor Elend und Kriege, aber Tatsache ist, dass wir in der besten Welt seit Menschengedenken leben, meint der amerikanische Psychologe Steven Pinker. "Glauben Sie es oder nicht - und ich weiß, dass die meisten Menschen es nicht glauben - Gewalt ist seit langer Zeit rückläufig, wir leben wahrscheinlich in der friedlichsten Zeit seit dem Beginn menschlichen Lebens. Der Rückgang der Gewalt, das ist klar, war nicht gleichmäßig. Die Gewalt ist nicht auf Null geschrumpft (milde ausgedrückt) und es gibt auch keine Garantie dafür, dass der Rückgang anhält. Aber ich hoffe Sie davon zu überzeugen, dass dies eine anhaltende historische Entwicklung ist, sichtbar auf einer Skala von Jahrtausenden bis zu einzelnen Jahren, von Kriegen und Genoziden bis zum Schlagen von Kindern und der Behandlung von Tieren."

Magazinrundschau vom 15.06.2010 - Edge.org

Zermanscht uns das Internet nun das Hirn oder nicht? Auch die New York Times brachte jetzt ein Dossier über diese drängende Frage. Der Harvard-Psychologe Steven Pinker gibt in einem New York Times-Artikel, den das "Dritte Kultur"-Blog Edge übernimmt, Entwarnung: "Heutzutage haben Wissenschaftler stets einen Blick auf ihre Mails, sie rühren Papier kaum noch an und können ohne PowerPoint keine Vorlesungen mehr halten. Wenn elektronische Medien der Intelligenz schadeten, würde die Qualität von Wissenschaft sinken. Und doch vermehren sich Entdeckungen wie Fruchtfliegen. Der Fortschritt ist schwindelerregend."

Der Internetskeptiker Nicholas Carr antwortet in Edge: "Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Amerikaner jetzt 8,5 Stunden am Bildschirm verbringt, dann ist es wahrscheinlich, dass sich der Fokus unserer intellektuellen Erfahrungen verengt. Durch Wiederholung trainieren wir uns zu Überfliegern und Nachrichtenverarbeitern - wichtige Fähigkeiten, kein Zweifel - aber ständig zerstreut. Und wir lernen die ruhigeren, aufmerksameren Modi des Denkens, Kontemplation, Reflexion, Introspektion, vertieftes Lesen nicht mehr kennen."

Magazinrundschau vom 03.03.2009 - Edge.org

Unser Geschmack an Kunst ist nicht einfach nur ein kulturelles Konstrukt, er hat sich vielmehr evolutionär entwickelt. So lautet die These von Denis Duttons Buch "The art instinct". Im Interview mit edge.org erklärt der in Neuseeland lehrende Philosophieprofessor und Gründer von Arts and Letters Daily das etwas näher. Drei Faktoren sind laut Dutton für die menschliche Entwicklung von Einfallsreichtum, Ausdrucksfähigkeit und Kreativität bestimmend: Vergnügen, Spontanität und Universalität. "In den letzten vierzig Jahren herrschte im akademischen Leben eine Ideologie, wonach die Künste sozial konstruiert und daher einzigartig nur in ihrer lokalen Kultur sein können. Ich nenne es eine Ideologie, weil sie nicht mit Argumenten belegt wird, sondern in den meisten ästhetischen Diskursen einfach vorausgesetzt wird. Hand in Hand damit geht die Vorstellung, dass wir nur selten oder vielleicht sogar nie die Künste anderer Kulturen verstehen können; umgekehrt können andere Kulturen unsere Künste nicht verstehen. Jeder lebt in seiner eigenen, sozial konstruierten, hermetisch abgeschlossenen, speziellen kulturellen Welt. Aber natürlich muss man nur eine Sekunde nachdenken, um zu begreifen, dass das unmöglich wahr sein kann. Wir kennen Brazilianer, die japanisches Design lieben, wir wissen, dass Chinesen sich an italienischer Oper erfreuen. Beethoven hat die Welt ebenso überwältigt wie das Hollywood Kino. Das Wiener Musikkonservatorium wurde durch eine Kombination aus japanischen, koreanischen und chinesischen Pianisten gerettet. Die Universalität der Künste ist eine Tatsache, eine Tatsache, die nach Erklärungen verlangt."

Bei Youtube findet man einen einstündigen Vortrag Duttons im Google-Hauptquartier. Und hier stellt Dutton sein Buch bei Stephen Colbert vor.

Magazinrundschau vom 01.04.2008 - Edge.org

Der Evolutionsbiologe Iain Couzin berichtet über seine Forschungen zu kollektivem Verhalten bei Ameisen und anderen Insekten. Oft führen sehr einfache Verhaltens-Algorithmen zu scheinbar komplexen Kollektivbewegungen, wie Couzain am Beispiel der Mormonengrille ausführt: "Bei Protein- oder Salzmangel versucht jedes Individuum zur Kompensation die anderen Individuen aufzufressen... Sobald ihnen also diese lebenswichtigen Nährstoffe fehlen, beginnen sie die anderen Grillen zu beißen... Das eine Körperteil, das sie nicht verteidigen können, ist das Hinterteil und deshalb tendieren sie dazu, vor allem dorthin zu beißen. Wenn sie also andere sich in Beißabsicht nähern sehen, dann bewegen sie sich verständlicherweise weg von ihnen. Umgekehrt führt dieses Bedürfnis dazu, dass man sich von sich entfernenden Grillen angezogen fühlt und ihnen deshalb folgt. Es ist dieser simple Algorithmus, der dazu führt, dass sich der ganze Schwarm als Kollektiv in Bewegung setzt."