"Russland ist lange nichts passiert, was zerstörerischer und
entmenschlichender wäre als der
Krieg gegen die Ukraine. Da die russische Regierung nicht in der Lage ist, die Ukrainer zu entmenschlichen, entmenschlicht sie die eigenen Bürger",
sagt der im Exil lebende russische
Schriftsteller Dmitry Glukhovsky, der wegen seiner Äußerungen über den Krieg gegen die Ukraine wegen "Verbreitung bewusst falscher Informationen über die russische Armee" angeklagt ist, in der heute von der
Berliner Zeitung übersetzten Rede, die er für das Moskauer Gericht schrieb: "Warum hat Russland die 'Verbreitung vorsätzlich falscher Informationen über den Einsatz der russischen Streitkräfte' zur strafbaren Handlung erklärt? Um den Menschen zu verbieten, die Wahrheit über die Morde und Gräueltaten zu sagen, die unsere Soldaten auf ukrainischem Boden verüben. Über
Folter,
Vergewaltigung,
außergerichtliche Hinrichtungen. Die Fälle von Folter und Vergewaltigung sind dokumentiert. Die Leichen - die
Hände auf dem Rücken gefesselt mit weißen Bändern, die russische Soldaten ukrainischen
Zivilisten zu tragen befahlen - wurden exhumiert. Dies sind Fakten. Dies ist bereits geschehen. Die Wahrheit lässt sich nicht verbieten. Man kann nur versuchen, sie zu verbergen, um ungestraft weiter morden, foltern und vergewaltigen zu können."
"Der Vorwurf, Russland habe zwar die Ukraine überfallen, der
Westen jedoch trage eine
erhebliche Mitschuld, ist völlig berechtigt",
meint Arno Widmann in der
FR: "Allerdings nicht, weil der Westen Russland
über den Tisch gezogen hat, sondern weil er es nicht getan hat." Und nun sind
wir im Krieg, fährt er fort: "Je länger eine energische Antwort des Westens auf die russische Aggression auf sich warten lässt, desto mehr werden die ermutigt, die in
Asien,
Afrika oder
Lateinamerika Ländergrenzen korrigieren wollen. Europa scheint die Ukraine zwar nicht mehr als
Pufferzone zu betrachten. Aber jedes Mal, wenn sie sagen, Ukrainerinnen und Ukrainer opferten ihre Leben für die europäischen Werte, sagen sie: Ihr seid
unser Kanonenfutter. Wir werfen euch den Russen zum Fraß vor, damit wir noch eine Weile unsere Ruhe haben. Das ist ganz sicher unmoralisch. Aber vielleicht ist es klug? Vielleicht gelingt es so, weder die Ukraine noch Russland den Krieg verlieren zu lassen? Ich glaube das nicht. Das zieht den Krieg nur in die Länge. Es wird über kurz oder lang kein Weg daran vorbeiführen, den ukrainischen
Luftraum zu sichern."
Im
Guardian schlägt der Ukrainer
Vladyslav Vlasiuk vor, die Sanktionen gegen Russland auch auf die
Kunstwelt auszuweiten, wo immer noch viel Geld gemacht und gehortet werde: "Westliche Verbündete der Ukraine, die versuchen, den Kreml wegen der Kriegsverbrechen in der Ukraine unter Druck zu setzen, könnten sanktionierte Russen von ihren prestigeträchtigen Kunstmärkten, einschließlich Auktionshäusern,
ausschließen. Es könnten strengere Vorschriften über das wirtschaftliche Eigentum eingeführt werden, was dazu beitragen würde, den Immobilienmarkt und die Kunstwelt zu säubern. Eine internationale Taskforce sollte eingerichtet werden, um unbezahlbare
Kunstwerke zurückzuholen, die von den russischen Besatzern aus ukrainischen Galerien und Museen geraubt wurden. Und die westlichen Behörden sollten
Kunstwerke konfiszieren, die von sanktionierten Personen und deren Bevollmächtigten gekauft wurden. Das Geld sollte für den Wiederaufbau der Ukraine verwendet werden."
Man kann die
Schweiz für vieles lieben, aber man sollte besser nicht fragen, womit sie ihr Geld verdienen,
schreibt Jan Fleischhauer im
Focus: Letztlich ist die
Neutralität "nur ein anderes Wort für die
Fortsetzung des Geschäftsbetriebs unter veränderten Bedingungen. So wie sie in der Schweiz Neutralität verstehen, ist es ein
Freibrief, es sich unter keinen Umständen mit jemandem verderben zu lassen, auch nicht mit den übelsten Halsabschneidern und
Blutsäufern. Vor ein paar Wochen mussten die Schweizer entscheiden, ob sie der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen helfen sollen. Die Hürde war denkbar niedrig. Sie hätten noch
nicht einmal selbst helfen müssen. Sie hätten nur erlauben müssen, dass Deutschland die Panzermunition, die man in der Schweiz für den Gepard gekauft hat, an Kiew weitergeben darf. (…) Auch in der Schweiz ist man selbstverständlich für das Selbstverteidigungsrecht eines Volkes. Man will halt nur
nicht dabei erwischt werden, dass man etwas dafür tut, dass sich jemand auch verteidigen kann. Nicht auszudenken, was Wladimir Putin denken würde, wenn er erfährt, dass die Schweiz dabei geholfen hat, Kinder vor dem sicheren Bombentod zu retten!"
Ähnlich argumentiert der Schriftsteller
Daniel de Roulet, der in der SZ alle drei Schweizer Pfeiler - das
Rote Kreuz,
die Neutralität und die
Banken - zusammenbrechen sieht. Er erinnert: Nach dem Mauerfall wäre die Schweiz "fast Teil der Europäischen Gemeinschaft geworden, sie schloss sich der UN an und während sie das Bankgeheimnis auf sehr spezielle Weise der Zeit anpasste, wurde sie zum Hauptsitz des
weltweiten Rohstoffhandels, dank günstiger Steuerkonditionen und der Neutralität. Und natürlich wurde sie immer noch reicher und die Bewohner profitierten von diesem
ungerechtfertigten Reichtum. Die Schweiz hat also die aufgezwungene Neutralität durch
opportunistische Neutralität ersetzt. In der Sprache helvetischer Diplomaten klingt das so: Wir sind von der militärischen Neutralität in die aktive Neutralität gewechselt, die Ihnen gern ihre Dienste anbietet. Die Verbindung von Neutralität und wachsendem Reichtum ist eine historische Koinzidenz, die zum Mythos stilisiert wurde. Dieser zweite Pfeiler Helvetiens bricht in dem Moment weg, in dem Europa von der Schweiz verlangt, wenigstens die
Vermögen russischer Oligarchen aufzuspüren, wenn sie schon keine Waffen liefert."
Und was machen die
Franzosen? Nikolaus Blome
blickt bei
Spon fassungslos auf das Land, das sich gerade selbst zerlegt: "In Frankreich wird seit Wochen der
letzte demokratische Staatspräsident kaputt gestreikt. Nicht etwa aus materieller Not oder demokratischem Widerstand gegen eine unmenschliche Wirtschaftsreform, nein. Die Linken und die Grünen wollen sich im Aufstand ein letztes Mal selbst fühlen und zahlen jeden Preis dafür: Sie machen sich zur fünften Kolonne des Kreml und werfen ihr Land dem
Rassemblement National in den Rachen. Bingo."
Die französische Anthropologin
Florence Bergeaud-
Blackler hat im Januar ihr Buch "Le frérisme et ses réseaux" über
islamische Parallelgesellschaften in Frankreich und Belgien veröffentlicht, seitdem erhält sie
Todesdrohungen. Im
NZZ-
Interview mit Lucien Scherrer spricht sie über die Strategien der "
Freres", -
gemäßigte Muslimbrüder - durch die sie auch die EU einlullen: "Sie tragen
Anzüge und bunte Hijabs und geben der angeblich islamophoben Gesellschaft in Europa die Schuld am Terrorismus. Aus ihrer Sicht haben sich die Europäer an ihre Auslegung des Islam anzupassen und nicht umgekehrt. Die Bevölkerung soll sich an ihre
fundamentalistischen Normen gewöhnen, von Ess- und Beziehungsvorschriften bis zum Kopftuch. (…) Da sie zu wenig stark sind, um die Scharia durchzusetzen, versuchen sie, die Gesellschaft Scharia-kompatibel zu machen: Sie soll die Geschlechtertrennung, die
Unsichtbarmachung der Frauen und die religiöse, auf Separation ausgerichtete Erziehung von Kindern akzeptieren. Dazu infiltrieren sie Organisationen, sie versuchen, sich überall einzubringen und den Diskurs über den Islam zu bestimmen, in der Bildung, in Stiftungen, in der Polizei, in der Justiz, auch in den Parteien. Keine Brüsseler Partei kann Wahlen ohne Muslime gewinnen."