Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
12.02.2007. Was der letzte Potter dem Buchhandel bescheren könnte. Warum Bücher in Supermärkten Konjunktur haben. Welcher deutsche Verlag bald in"Second Life" mitmischt. Und wieso Autoren vom Schneeball-Effekt der Literaturpreise profitieren.

Börsenblatt

Dass Literaturpreise gut fürs Image sind, ist nicht neu, wohl aber, dass sie die Autoren auf die Bestsellerliste katapultieren, schreibt Ursula Escherig. Beispiel: Von "Die Habenichtse" (Katharina Hacker) konnte Suhrkamp vor dem Gewinn des Deutschen Buchpreises nicht mehr als 7000 Exemplare verkaufen, in den Monaten danach über 140000 Stück. Als Muster erkennt die Autorin einen Schneeball-Effekt: Hat ein Autor erstmal einen Preis gewonnen, folgen in der Regel weitere. Piper-Chef Wolfgang Ferchl sagt, dies sei auf mangelnde Risikobereitschaft von Jurys zurückzuführen. Joachim Unseld hält die nicht-mehrheitsfähigen Schriftsteller für die meist besseren.

Rainer Moritz regt sich in in seinem Kommentar darüber auf, dass immer mehr taschenbuchartige (eher höherwertige) Bücher auf die Hardcover-Bestsellerliste kommen. "Oder sollen wir die Bestsellerlisten künftig mit Überschriften wie , Hardcover und Taschenbücher, die keine Taschenbücher sein wollen' versehen?"

Regine Meyer-Arlt führt sehr gründlich ein in die chronisch verschwiegene Szene der Rackjobber, die beispielsweise Supermärkte mit Büchern und sonstigen Medien versorgen. Im SB-Handel gäben die Deutschen jährlich mehr als 100 Millionen Euro für Bücher aus. Hintergrund für den Run der Buch-Rackjobber auf die Nebenmärkte: In den angestammten Märkten stagnieren die Umsätze, besonders im Lebensmitteleinzelhandel werden schlummernde Potenziale vermutet. Schnelligkeit sei in diesem Geschäft ein Muss, die Impulskäufer müssten permanent neue Kaufanreize erhalten.

Weitere Themen: Michael Roesler-Graichen unterhält sich mit Christine Haug, die 2006 den Lehrstuhl für Buchwissenschaften an der Uni München übernommen hat, über die "Führungskräfte der Zukunft". Im "Menschen"-Ressort porträtiert Adrienne Braun die Chefin der Paul Pietsch-Verlage, Patricia Scholten. Steffi Hugendubel besucht die Illustratorin Daniela Kulot. Den Fragebogen hat Tom Kirsch, Chef des Filialisten Buch & Kunst (und Bewunderer von Odol-Erfinder Karl August Lingner), ausgefüllt. Der Börsenverein und der Deutsche Bibliotheksverband haben ihren Streit ums Urheberrecht beigelegt. Die Verlage verpflichten sich dabei, den Bibliotheken digitale Inhalte zu angemessenen Bedingungen zu lizensieren - so der schwammig formulierte Kompromiss, der jetzt noch Eingang in die Urheberrechtsnovelle finden muss.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Es darf wieder gepottert werden im Buchhandel: Am 21. Juli erscheint der letzte Band der Rowlingschen Septologie. Von den ersten sechs Bänden konnte Bloomsbury laut buchreport 325 Millionen (!) Exemplare verkaufen, Carlsen von den deutschen Ausgaben immerhin 25 Millionen Bücher. Vermutlich werde die englische Ausgabe wie Band fünf und sechs auf den Spitzenplatz der Spiegel-Bestsellerliste rutschen, während die deutsche Ausgabe - schätzungsweise zehn Wochen nach der englischen Ausgabe - das Buchhandelsgeschäft bis Weihnachten beflügeln werde (hier der Artikel). Schon heute böten stationäre und Onlinehändler den englischen Potter mit drastischen Abschlägen an (Amazon für 8,99 statt der vom Verlag empfohlenen 17,99 Pfund). Retrospektiv hat buchreport für den sechsten Potter-Band errechnet, dass 1,1 Prozent des Umsatzes im Sortimentsbuchhandel auf den Zauberlehrling entfielen.

Im Interview mit buchreport erklärt der Suhrkamp-Lizenzmanager Thomas Zeipelt, wie wichtig der Auftritt der Verlage (auf einem von der Frankfurter Buchmesse organisierten Gemeinschaftsstand) bei der Berlinale ist. In Berlin biete sich die Möglichkeit, über Bücher, die Verlage den Produzenten im Herbst/Winter (z.B. auf der Frankfurter Buchmesse) angeboten hätten, zu sprechen.

Während andere Unternehmen schon vor Monaten Dependancen in der Internetwelt von "Second Life" eröffnet haben, entdeckt auch die Buchbranche allmählich das "Zweite Leben". Laut buchreport startet der Audio-Verlag ein Hörbuch-Angebot im Online-Szene-Club "Neon": Ab 19. Februar würden eine Woche lang Download-Streams (was immer das sein mag) von DAV-Hörbüchern angeboten (hier der Artikel). Im Kommentar rät Till Spielmann den Verlagen, die Marketing-Chancen im Paralleluniversum zu nutzen. Lesungen von noch unbekannten Autoren würden mit Sicherheit auch von den realen Massenmedien aufgegriffen.

Google hat die hauseigene Volltextsuche erweitert: "US-Nutzer der Suchmaschine finden die Resulate aus der Volltext-Büchersuche ab sofort unter den normalen Websites-Fundstellen. Ebenfalls in den USA können sich Büchersucher die Orte, die in den gefundenen Textstellen beschrieben werden, auf einer Karte anzeigen lassen." In Kürze können die Nutzer der Büchersuche außerdem gegen Bezahlung nicht nur Auszüge, sondern die kompletten Texte online lesen.

Weitere Themen: C.H. Beck relauncht zum Sommer den Online-Auftritt des geisteswissenschaftlichen Verlagsprograms; dabei sollen auch Web 2.0-Funktionen (Kommentare der Leser) implementiert werden. Die Buchhandelsumsätze sind im Januar um 2% gesunken (hier der Artikel).