Magazinrundschau
Der Mensch ist ein depressives Tier
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
15.01.2008. Im Nouvel Obs sieht der algerische Schriftsteller Boualem Sansal nur eine dünne Grenze zwischen Islamismus und Nazismus. Solange es in Indonesien kurze Röcke gibt, muss man den Islamismus nicht fürchten, erklärt der Economist. Nueva Sociedad tritt eine Odyssee durch Mexiko City an. Henri Bergson als "Gegengift zur Depression" empfiehlt der Philosoph Frederic Worms in Le Point. In der New York Times macht sich Steven Pinker Gedanken über Moral und Lebensstil.
Nouvel Observateur (Frankreich), 10.01.2008
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Im Anschluss an das Interview findet sich online übrigens eine Vielzahl interessanter, zum größten Teil anonymer Reaktionen von Lesern.
Nueva Sociedad (Argentinien), 13.01.2008
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Alejandro Encinas Rodriguez, langjähriger Präsident des Hauptstadtbezirks, informiert derweil unter anderem darüber, dass die fast vier Millionen Autos von Mexico City täglich 24 Millionen Liter verbrannten Treibstoffs in die Luft pusten.
ResetDoc (Italien), 14.01.2008
Nach der Debatte um die Linke und den Islam startet resetdoc eine neue Debatte über den Demokratiebegriff von westlichen Denkern - hier äußern sich der Politologe Carlo Galli aus Bologna und sein New Yorker Kollege Andrew Arato - und dem Kairoer Philosophen Hassan Hanafi. Keiner der drei stützt einen auf dem Individuum fundierenden Begriff der Demokratie. Gallio schlägt einen Demokratiebegriff vor, der eine Koexistenz der Kulturen ermöglicht. Arato kritisiert den Missbrauch des Demokratiebegriffs zu imperialistischen Zwecken und nennt hier den Irak-Krieg als Beispiel, und ähnlich sieht es Hassan Hanafi: "Demokraten und Republikaner in den USA teilen die gleiche Ideologie der Hegemonie, der Invasion im Irak und Unterstützung für Israel. Demokratie wird hier als ein Werkzeug genutzt, im liberale Wirtschaften zu installieren und nicht als ein Wert in sich. Der Begriff ist sogar eine Tarnung, um Ausbeutung und Hegemoniestreben zu kaschieren."
New Yorker (USA), 21.01.2008
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Weitere Artikel: Lauren Collins schildert einen Fall, in dem ein böser Scherz auf MySpace zum Selbstmord einer Dreizehnjährigen führte. Zu lesen sind die Erzählung "Ash Monday" von T. Coraghessan Boyle und Lyrik von Adam Zagajewski und Robert Mezey.
Adam Gopnik rezensiert zwei Neuerscheinungen über den amerikanischen Sezessionskrieg ("This Republic of Suffering: Death and the American Civil War", Knopf; "Awaiting the Heavenly Country: The Civil War and America?s Culture of Death", Cornell). Und David Denby sah im Kino das 2006 in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete Drama "Still Life" von Jia Zhang-ke, "Summer Palace" von Lou Ye und Woody Allens "ärgerlichen" neuen Film "Cassandra?s Dream" mit Ewan McGregor.
Gazeta Wyborcza (Polen), 12.01.2008
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Peinlich und zugleich oft bewundernswert findet Jacek Szczerba historische Fernsehserien aus den 70er und 80-er Jahren, die letztens auf einer DVD erschienen sind. "Die sozialistische und nationalistische Ideologie ist sichtbar, aber sie bedeutet heute nicht mehr viel. Sie stört sogar nicht besonders, denn etwas Anderes fällt auf: interessante Helden und gute Einfälle im Plot. Leider werden aus finanziellen Gründen heute in Polen keine historischen Serien mehr gedreht. Schade".
Elet es Irodalom (Ungarn), 11.01.2008
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Economist (UK), 11.01.2008
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Weitere Artikel: Wir erfahren, wie es um die Musikindustrie steht und welche Transformationen noch zu erwarten sind. Mit ein wenig Verspätung wird die Kündigung des Vertrags von Stefan Aust beim Spiegel geschildert. David Anderegg hat ein Buch über Nerds geschrieben - Untertitel: "Wer sie sind und warum wir mehr von ihnen brauchen" - und beklagt ihr schlechtes Image, das nämlich dazu führt, "dass immer weniger Amerikaner Naturwissenschaften studieren". Besprochen werden die Übersetzung von Bernhard Schlinks Roman "Die Heimkehr" (der als "verführerisch undurchsichtig" gelobt wird), zwei Bücher zur amerikanischen Geschichte und Roberto Savianos Camorra-Reportage "Gomorrah". Ein Nachruf würdigt den im angelsächsischen Sprachraum äußerst populären Autor George Macdonald Fraser, der dem fiktionalen, das 19. Jahrhundert unsicher machenden Abenteurer Flashman in vielen Romanen Leben verlieh.
Die Titelgeschichte mit der Schlagzeile "Noch völlig offen" ist dem US-PräsidentschaftskandidatInnen-Wahlkampf gewidmet. Mehrere weitere Artikel beleuchten das Ereignis unter Gesichtspunkten wie "Obamamania", "Das Comeback-Kid, Teil 2" oder "The Mac is Back".
Europa (Polen), 12.01.2008
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Haben Sie sich mal gefragt, warum eigentlich in Polen zwei konservative Parteien das politische Feld dominieren? Der Historiker Andrzej Mencwel hat eine Antwort parat: "Weil die Linke die Lage nicht ernsthaft definieren kann, das heißt, sie kann nicht sagen, was das Hauptproblem unserer Zeit ist, wie man es zivilisatorisch benennen kann, was die sozialen Konflikte ausmacht."
Point (Frankreich), 10.01.2008
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Internationale Politik (Deutschland), 01.01.2008
"Die Hochzeit des Stacheldrahts, der Mauern und Zäune hat erst richtig begonnen", greift nun auch Carlos Widmann das Thema der weltweit wachsenden Mauern auf. Zum Beispiel in Ceuta und Melilla, den beiden spanischen Exklaven an der Mittelmeerküste Marokkos: "Nur an diesen beiden Stellen grenzt das Hoheitsgebiet der Europäischen Union direkt an das Territorium eines afrikanischen Landes. Und das merkt man auch sofort, besonders nachts: Beleuchtungstürme tauchen den neun Kilometer langen Doppelzaun zwischen der spanischen Exklave und dem Königreich Marokko in diffuses, gelbes Licht. Die Zäune von Ceuta und Melilla, die mit EU-Zuschüssen von 60 Millionen Euro verbessert und zuletzt auf fast un-überwindliche sieben Meter erhöht wurden, sind von einem Dickicht aus schärfstem Stacheldraht überwachsen und gespickt mit gepanzerten Wachtürmen in freundlichem Weiß-Blau. Zweifellos eine Grenzsperre von DDR-Format, um nicht zu sagen: Weltniveau. Nur einen Schießbefehl gibt es nicht."
Weiteres: Christoph Reuter schätzt die Lage im Irak als nur oberflächlich befriedet ein. Christoph Bertram betrachtet die neue Ohnmacht der entzauberten Weltmacht USA. Und Bruno Schoch und Matthias Dembinski glauben nicht an eine rosige Zukunft eines unabhängigen Kosovos.
Weiteres: Christoph Reuter schätzt die Lage im Irak als nur oberflächlich befriedet ein. Christoph Bertram betrachtet die neue Ohnmacht der entzauberten Weltmacht USA. Und Bruno Schoch und Matthias Dembinski glauben nicht an eine rosige Zukunft eines unabhängigen Kosovos.
New York Times (USA), 14.01.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A19394/nytimes.jpg)
In der Sunday Book Review empfiehlt Andrew Rosen Anthony Lewis' Buch "Freedom for the Thought That We Hate", einer Biografie des ersten amerikanischen Verfassungszusatzes, die den Mut vor allem der Richterschaft feiert, die freie Meinung auch dann zu schützen, wenn sie sehr weh tut. Timothy Noah liest Jacob Heilbrunns Studie über den Aufstieg der Neocons "They Knew They Were Rights". Und Liesl Schillinger liest Bernhard Schlinks und Paul Merciers nun ins Englische übersetzte Vergangenheitsbewältigungsromane "Die Heimkehr" und "Nachtzug nach Lissabon".