
In der
aktuellen Ausgabe von
Bookforum macht sich Gene Seymour
Gedanken darüber, wie ein gutes Buch über das derzeitige
Rennen ums Weiße Haus wohl aussehen müsste. Da sich das Leben in den USA im Moment wie ein dystopischer Roman anfühlt und Trump in seinem eigenen, undurchschaubaren Universum lebt, meint Seymour, wären vielleicht Borges oder Cortázar die passenden Autoren für so ein Buch: "Mein Buch würde nicht die Erschaffung eines Präsidenten nachvollziehen, sondern die
Erschaffung einer Wählerschaft, eines Konsensus, einer wachsenden demokratischen Bewegung, die vielleicht nicht jetzt aber in der Zukunft eine Rolle spielen werden. Es wäre ein Buch über ein aufkeimendes Gefühl, das in der Kakophonie der Schlauberger und selbsternannten Weisen auf allen Seiten des politischen Spektrums nicht vorkommt: die Hoffnung auf eine Zukunft und
ferne Signale von jungen Menschen, die nicht länger unter Bedingungen wie den gegenwärtigen leben wollen. Wenn der Leser solche Möglichkeiten nicht erkennen kann, wenn er sich von dem Gedröhn der Empörung und von der behaupteten Anwartschaft hat verführen lassen, um auf das Schlimmste in diesem November und darüber hinaus vorbereitet zu sein, dann ist der Leser
nicht jenseits des Shitstorms, den sein Zynismus behauptet zu verachten, sondern mittendrin. Und mein Buch, wer immer es schreiben und wie immer es aussehen wird, wird gar nichts mit dem Leser zu tun haben wollen."
Außerdem: Benjamin Anastas
findet Javier Marias' neuen Roman über Spionage in post-Franco-Spanien ("Thus Bad begins") allzu geschwätzig und was die Konstruktionsmittel angeht gar abgedroschen, als wäre der Autor mit seinem 13. Roman in seine Jeff-Koons-Periode eingetreten. Jabari Asim
bespricht zwei Essay-Sammlungen über
ethnische Beziehungen in den USA. Und Lidija Haas
befasst sich mit einem Buch von Emily Witt, das
Alternativen zur traditionellen Paarbeziehung erkundet und feststellt: Lieber die eigenen kleinen, konkreten Wünsche erkennen und an ihrer Erfülllung arbeiten, als auf das sexuelle Utopia warten.