Spätaffäre

Die Krönung eines Feldmarschalls

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
17.02.2014. Für die Augen: Warum wir Katzen lieben - eine Dokumentation der BBC. Für die Ohren: Wie ein Roman entsteht. Für den Sinn: Haruki Murakamis Jazzclub und die ägyptische Tragödie.

Für Sinn und Verstand

Aaron Gilbreath ist ein großer Jazzfreund und ein großer Freund der Romane von Haruki Murakami, der ebenfalls ein großer Jazzfreund ist und über Jahre in Tokio einen Jazzclub betrieb. Vor einer Tokio-Reise hat Gilbreath die Adresse dieses Clubs gesucht, die nicht einfach zu finden war! "Leider schien niemand die Adresse zu kennen", erzählt er in harpers.org, "weder Murakamis Übersetzer noch der Fan, der das Blog Haruki Murakami Stuff betreibt. Ich verglich die Google-Map-Bilder von Zentral-Tokio mit einem Satellitenbild einer japanischen Website. Ich klickte zu Street View und suchte Block für Block ab, um das Gebäude zu finden, dessen Foto ich in dem Blog A Geek in Japan gesehen hatte. Endlich war es da - ein düsteres dreistöckiges Gebäude..."

Zum Jazz bekehrt wurde Murakami durch ein Konzert Art Blakeys und seiner Jazz Messengers in Tokio - und zwar in jenem Line Up, in dem die Band auch in San Remo auftrat:




Hazem Kandil versucht in der LRB zu rekapitulieren, wie sich Ägypten drei Jahre nach der Revolution, nach der Herrschaft der Muslimbrüder und dem Putsch des Militärs zum härtesten Polizeistaat seit Nasser entwickeln konnte: "Ägyptens für kurze Zeit machtvolle Bürger mussten erleben, wie ihre Intervention beinahe den Weg zu einem islamischen Faschismus geebnet hätten, und nun, da das Desaster abgewendet ist, lassen sie die politischen Machthaber lieber unkontrolliert agieren. Mubarak warnte, dass die Alternativen zu seiner Herrschaft Islamismus oder Chaos sein würden. Beides wurde ausprobiert und abgelehnt. Die Leute wollten Brot, Würde und Freiheit, deshalb scheuten sie vor den Tagträumern von 2011 zurück und hefteten ihre Hoffnungen auf einen Nasser vom Nil. Wenn nur Abdel Fattah al-Sisi als Präsident installiert werden könnte, wären all ihre Probleme vorbei. Die Krönung eines Feldmarschalls wurde zu der Schlacht, die die Bürger entschlossen waren zu gewinnen."

Außerdem in der LRB: Daniel Soar liest mit Angehaltenem Atem den Bericht des Guardian-Reporters Luke Harding über die "Snowden Files" und lernt, warum sich die Briten nicht über die Affäre aufregen und wie die iPhone-Plugins heißen, mit denen die Geheimdienste übers Handys Gespräche abhören. Mary Beard erzählt, wie Frauen in der Öffentlichkeit zum Schweigen gebracht wurden, seit Penelope in der "Odyssee" von ihrem Sohn Telemach den Mund verboten bekommen hat.

Für die Ohren

Die Abteilung Klangkunst von Deutschlandradio Kultur präsentierte in einer Ursendung "Walk that Sound" des serbische Klangkünstler Luka Ivanovic (alias Lukatoyboy). Da Walkie Talkies vom Aussterben bedroht sind, hat er im Rahmen des CTM Festivals eine Performance für "Sound Scouts" & Funkgeräte entwickelt. Der Belgrader Lukatoyboy (Jahrgang 1981) war Journalist und Radioredakteur und ist Gewinner der internationalen Ausschreibung "Ubiquitous Art and Sound".

Deutschlandradio Kultur bringt den ersten von insgesamt drei Teilen einer Hörspielbearbeitung von Emile Zolas "Das Geld". Inszeniert hat Christiane Ohaus (54 Min).

Im BR2 -Kulturjournal stellte Barbara Beuys ihr Buch "Die neuen Frauen. Revolution im Kaiserreich 1900 - 1914" vor: Frauen hatten schon 1849 den Aufstand geprobt, als die Freiheits- und Menschenrechte, die 1848 in der Paulskirche verabschiedet worden waren, aber nur für Männer gelten sollten. Die Frauen hatten - mit zeitlicher Verzögerung - Erfolg. - Martina Boette-Sonner interviewte die Autorin. Das Gespräch ist nur im Gesamtpaket der Sendung zu hören: Zuvor erläutert Thomas Palzer den Skandal als Ansichtssache, nach Babara Beuys berichtet die Helga Baumgarten über kulturelles Leben in Palästina und Niels Beintker unterhält sich mit dem Historiker Christian Meier über Geschichte und Zeitgenossenschaft. Die Musik kommt von den Dum Dum Girls und ihrem Album "Too true". (83 Min.)
Archiv: Für die Ohren

Für die Augen

Katzen sind das beliebteste Haustier der Welt. Schon im letzten Jahr präsentierte die BBC diese anderthalbstündige Dokumentation zum Thema:



In seiner letzten Sendung hat sich Gert Scobel auf 3sat mit Bioinformatik beschäftigt, deren Anwendungsmöglichkeiten an ethische Grenzen stoßen. Die noch junge Wissenschaft versucht das Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln. Doch was ist Bioinformatik? Der Bioinformatiker Thomas Dandekar, der Wissenschaftsphilosoph Klaus Mainzer und der Mediziner Matthias Wjst geben Antworten: Sie erläutern den Aufbau der gigantischen Datenvolumina und diskutieren die Risiken von Humanbiobanken, darüber hinaus berichten sie über Versuche, die DNA als Datenspeicher zu nutzen. (57:55 Min.)

Und Arte führt in die Welt der experimentellen Fotografie der zwanziger Jahre. (26 Min.)

Archiv: Für die Augen
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