Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
14.02.2005. In dieser Woche: Warum sich Verlage darüber ärgern dass die Lit.Colgne und die Buchmesse Leizig gleichzeitig stattfinden. Und warum der Buchhandel im Januar ein Bild des Jammers abgibt. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Dass Leipziger Buchmesse und Lit.Cologne in Köln in diesem Jahr gleichzeitig stattfinden, ärgert die Verleger. Sie empfinden die Doppelung mehr als Konkurrenz denn als Ergänzung. Gegenüber dem Börsenblatt führten sie an, dass kleinere Verlage nicht an beiden Orten präsent sein könnten, die Branche dadurch gar gespalten werde und, dass die Veranstaltungen im Sinne der Buchmacher in den Medien ungeteilte Aufmerksamkeit bräuchten.Das Hörbuch ist einer der wenigen Wachstumszweige der Branche. Zwar beträgt sein Anteil am Buchmarkt bisher nur 3,2 Prozent, doch dieser Anteil wächst stetig. Ebenso der Umsatz. In 2004 erwirtschafteten die deutschen Hörbuchverlage 14,7 Prozent mehr als in 2003. Weitere Infos zum boomenden Geschäft mit Hörbüchern, hier.

"Leipzig liest"
, Europas größtes Literaturfestival, wird heuer noch größer. Das Lesefest, das parallel zur Leipziger Buchmesse (17. bis 20. März) gefeiert wird, erhöht die Zahl der Spielstätten auf 200 (Vorjahr: 160). Die Leseorte sind mitunter schräg. Als Beispiel nennt das Börsenblatt die SchnitzelFabrik, in der sich Krimifreunde bei einem Thriller über die internationale Fleischmafia gruseln können. Hier eine Übersicht der rund 1500 Veranstaltungen.

Weltbild.de wirbt mit Bestpreis-Garantie für "Harry Potter VI" in der - nicht preisgebundenen - englischsprachigen Originalausgabe (Erscheinungstermin ist der 16. Juli). Unterbietet ein Mitbewerber den Weltbild-Preis von 15,75 Euro, bekommen Weltbild-Käufer den Differenzbetrag gutgeschrieben, verspricht der Augsburger Versandhändler seinen Kunden. Der Berlin Verlag, der den Vertrieb des neuen Potter-Bands für sein Mutterhaus Bloomsbury übernommen hat, nannte dem Börsenblatt einen Bruttopreis von 25,50 Euro.

Die UTB, eine Arbeitsgemeinschaft aus 16 geistes-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Fachverlagen (darunter Beltz, Mohr Siebeck, VS Verlag für Sozialwissenschaften), konnte in 2004 ein Umsatzplus von 8,2 Prozent verbuchen. Warum das UTB-Modell ein Vorbild für Literaturverlage sein könnte, erklärt Volker Hühn, Geschäftsführer des Verlagsverbunds, auf der Meinungsseite des Börsenblatts.

Ein Ergebnis, das nicht überrascht: Je umfangreicher der Fernseh-, desto geringer der Buchkonsum. Darauf kommt eine Studie von ZDF und Börsenverein. Laut der Erhebung greifen 40 Prozent derjenigen, die weniger als eine Stunde am Tag fernsehen, fast täglich zum Buch. Bei den Durchschnittsfernsehern sind es noch 25 Prozent, bei den Vielsehern sinkt der Anteil auf neun Prozent.

Die 15 Finalisten für den Preis der Leipziger Buchmesse stehen fest.

Personalien: Dr. Harald Heker, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, wird den Verband am Jahresende verlassen und in den Vorstand der GEMA wechseln. Der Schillerpreis der Stadt Marbach geht in diesem Jahr an den Literaturwissenschaftler Peter-Andre Alt für seine Biografie "Schiller. Leben - Werk - Zeit" (C.H. Beck). Antje Ravic Strubel hat für ihren Roman "Tupolew 134" (C.H. Beck) den mit 7.500 Euro dotierten Marburger Literaturpreis erhalten. FAZ-Redakteur Henning Ritter wird mit dem Ludwig Börne-Preis (20.000 Euro) ausgezeichnet. Ritter behandle in seinen Glossen und Aufsätzen "als leidenschaftlicher Leser und Buchmensch" die Kulturgeschichte immer als "Vorgeschichte zur Gegenwart", begründete der diesjährige Juror, Hanser-Verleger Michael Krüger, die Vergabe des Preises.

Meldungen: Für die Zahlung der unerwarteten Steuernachforderung von 30.000 Euro konnte der Stroemfeld Verlag (u.a. Gesamtausgaben von Hölderlin, Kafka, Keller, Kleist), mit KD Wolff an der Spitze, Spenden auftreiben.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Zuversichtlich blickten die Buchhändler nach dem Weihnachtsgeschäft in die Zukunft. Nur sechs Wochen später dürfte aller Optimismus verflogen sein: 6,2 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat bescheinigt der Buchreport den Sortimentern für Januar, das sei der schwächste Jahresauftakt der Nachkriegsgeschichte. "Nicht einmal die Jahre 2001 und 2003, die dem Sortiment am Ende jeweils einen Umsatzrückgang bescherten, begannen mit einer derart miserablen Januar-Bilanz im Buchreport-Umsatztrend", schreibt das Branchenmagazin. Hier die vollständige Analyse.

Ein "Bild des Jammers" offenbart dem Buchreport auch seine Warengruppen-Statistik für Januar: Im Minusbereich, den Umsatz betreffend, finden sich alle "großen" Warengruppen (Taschenbuch, Sachbuch, Fachbuch). Nahe liegt, dass der (geringe, aber spürbare) Preisanstieg der Bücher eine Ursache für den Umsatzrückgang ist. Zum einen seien die Sparten mit den deutlichsten Preiserhöhungen am tiefsten eingebrochen, zum anderen habe eine durchschnittliche Senkung der Preise im Vergleichsmonat Januar 2004 zu einer Steigerung des Umsatzes geführt.

Aus "technischen Gründen" verschiebt sich, nach Unternehmensangaben, der Start von Amazons Buchinhaltssuchmaschine "Search Inside the Book". Der Buchreport vermutet als Hauptgrund, dass es dem Onlinehändler bisher noch nicht gelungen sei, genügend Verlage für die Teilnahme zu akquirieren. Urheberrechtlich umstritten ist nämlich, ob "Search Inside the Book" als Marketing oder zusätzliches Nutzungsrecht einzustufen ist. Die Einführung der neuen Funktion könnte sich nachteilig auf die Geschäfte der Sortimenter auswirken: "Nach einer internen Amazon-Erhebung haben Konsumenten auf die Frage, warum sie Bücher nicht online bezögen, am dritthäufigsten geantwortet, ihnen fehle die Möglichkeit, sie vor dem Kauf durchzublättern", weiß der Buchreport.

Kein großer Coup scheint Carlsen mit der Ende Januar auf den Markt gebrachten Taschenbuch-Ausgabe des ersten Harry Potter-Bands zu gelingen. Das Hardcover befinde sich schon zu lange auf dem Markt, 90 Prozent der Zielgruppe seien bereits bedient, kommentieren Buchhändler die bisher mäßigen Verkaufszahlen des Paperbacks. Hinzu kommt, dass der Verlag darauf verzichtet hat, die Werbetrommel zu rühren.

Zwar ist bei Büchern das haptische Gefühl entscheidender als bei Musik, dennoch belastet auch die Buchbranche die Verbreitung von elektronischen Buch- und Hörbuchkopien. Rechtsanwalt Björn Frommer, der aktuell für Lübbe gegen das Internetportal Activehitz.com prozessiert, hat beim illegalen Hörbuchhandel sogar "Phänomene, die wir nicht einmal aus der Musikbranche kennen" festgestellt. Auf dem Schwarzmarkt würden nicht nur einzelne Titel, sondern ganze Werksammlungen zu Schleuderpreisen angeboten - bis hin zu Festplatten und iPods voller illegal kopierter Hörbücher, erzählte der Jurist dem Buchreport.

Nur wenig Bewegung hat es diese Woche auf den Spiegel-Bestsellerlisten gegeben.
Stichwörter: Optimismus