Die Buchmacher

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Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
26.09.2005. In dieser Woche: Wer im Buchhandel am stärksten expandiert und wer den Preis dafür bezahlt. Wie groß die Frankfurter Buchmesse wird. Und sind die Österreicher die besseren Literaten? Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Um satte 57,6 Prozent gewachsen sind die Umsätze der zehn größten deutschen Buchhandelsunternehmen in der Zeit von 2000 bis 2004. Das Umsatzplus kommt den Filialisten nach Berechnungen des Branchenbeobachters Boris Langendorf jedoch teuer zu stehen: Die Verkaufsflächen und die damit verbundenen Kosten nahmen im selben Zeitraum um 73,4 Prozent zu, die Mitarbeiterzahlen (und damit vermutlich die Personalkosten) stiegen um 68,5 Prozent.

Die weltgrößte Branchentreff, die Frankfurter Buchmesse, wird heuer noch größer. Mit über 7.000 angemeldeten Ausstellern (mehr als 3.000 deutsche, rund 800 britische und 700 US-amerikanische Vertreter machen den größten Batzen aus) und zwei Prozent mehr angemieteter Fläche feiert der neue Buchmessedirektor, Juergen Boos, einen Rekord. Die Zahlen seien ein Beleg dafür, dass das Internet das persönliche Treffen nicht ersetze, sagte Boos stolz bei der letzten Pressekonferenz. Premiere haben 2005 die Pressemesse, die Frankfurter Antiquariatsmesse und die Gemeinschaftsmesse Spiele & Spielen in Kooperation mit der Nürnberger Spielwarenmesse. Mehr auf den Internetseiten der Buchmesse.

Hämische Kommentare musste sich die deutsche Autorenschaft nach der Bekanntgabe der "Shortlist" für den Deutschen Buchpreis gefallen lassen. Dass drei der nominierten Autoren (Friederike Mayröcker, Daniel Kehlmann und Arno Geiger) in Wien leben, ließ zum Beispiel die Wiener Tageszeitung Die Presse fragen, ob die Österreicher die besseren Literaten seien. Zufällig saß in der Nominierungsjury für den mit 25.000 Euro dotierten Preis (je 2.500 Euro erhalten die Zweit- bis Sechstplatzierten) mit Armin Thurnher auch ein Wiener Kritiker.

Der bayerische Entwurf zur Änderung des Buchpreisbindungsgesetzes, welcher einen einheitlichen Rabatt auf Schulbuch-Sammelbestellungen vorsieht, wird von einer breiten Mehrheit der Länder getragen und soll, laut Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang, schon im nächsten Schuljahr greifen. Durch die Bundesratsinitiative ergebe sich die Möglichkeit, gleich an weiteren Stellen des Gesetzes nachzubessern, bemerkt das Börsenblatt. Beispielsweise eine genauere Definition von Mängelexemplaren sowie die Aufhebung der Preisbindung bei Räumungsverkauf könnten in Angriff genommen werden.

Nachsitzen in verschiedenen Disziplinen verordnet Christian Belz, Leiter des Instituts für Marketing und Handel in St. Gallen, der deutschen Buchbranche. Konzentration, Internationalisierung, Preisverfall und multiple Distributionskanäle treten zwar im Buchhandel im Vergleich zu anderen Branchen mit deutlicher Verzögerung auf, doch würde die Branche davon überrollt, glaubt Belz. Schwächen sieht der Wirtschaftsfachmann vor allem im Vertrieb.

Nicht nur das Börsenblatt (siehe Archiv), auch die von ihm befragten Hörbuchverlags-Mitarbeiter stehen der geplanten Ravensburger Hörbuchmesse kritisch gegenüber.

Personalien: Börsenblatt-Chefredakteur Hendrik Margraf wechselt in gleicher Position zur Allgemeinen Hotel- und Gaststättenzeitung und zum Hotelier, die kommissarische Leitung des Börsenblatts übernimmt Sybille Fuhrmann.

Meldungen: Der Autor und Illustrator F. K. Waechter ist seinem Krebsleiden erlegen. 25.000 Besucher erreichte das internationale literaturfestival berlin dieses Jahr. Ein zentrales Webportal für Bibliotheks-, Buch- und Informationswissenschaften (ViFa BBI) soll verstreute Fachinformationen der Nachbardisziplinen bündeln und unter einer Suchoberfläche zusammenführen. Der Absatz von Zeitschriften und Zeitungen ist im ersten Halbjahr 2005 um 5,08 Prozent auf rund 1,35 Milliarden Exemplare zurückgegangen. Die als Auffanggesellschaft des insolventen Kölner MA-Spezialisten Zanolli gegründete Vertriebs GmbH macht nach eigenen Angaben gute Geschäfte - im August und September habe sie das Vierfache des Geplanten umgesetzt.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Ver.di hat vor dem Hintergrund der Tarifauseinandersetzungen in Bayern Warnstreiks auf den Buchhandel ausgeweitet. Warum auch die Hauptstadt-Mitarbeiter der Münchener Hugendubel-Kette vergangene Woche die Arbeit niedergelegt haben, hier.

Das Schulbuchgeschäft im Internet hat Konjunktur. Von wem der Impuls, Schulbücher online zu bestellen hauptsächlich ausgeht und welches Schulbuch es im Amazon-Totalranking unter die "Top 20"-Seller geschafft hat, hier.

Und: die Bestseller.