Essay

Marie-Luise Scherer: Der Akkordeonspieler

16.03.2004.

Marie-Luise Scherer: "Der Akkordeonspieler".
Wahre Geschichten aus vier Jahrzehnten
Die Andere Bibliothek/Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004
Gebunden, 405 Seiten, im Schuber, 27,50 Euro

kurze Leseprobe



Klappentext:
Marie-Luise Scherer wohnt unweit der alten Zonengrenze in einem Dorf an der Elbe und schreibt. Sie schreibt wenig. Sie verlangt von jedem ihrer Sätze, daß er wie ein Handschuh sitzt. Ein solcher Anspruch macht aber viel Arbeit, und er ist im Journalismus nicht üblich. Marie-Luise Scherers Geschichten gehören zum Kernbestand der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. Leise, aber mit gespannten Sehnen, kommen in ihren Texten die Katastrophen daher, so, daß man als Leser erstaunt, und lacht, und erschrickt. "Die Hundegrenz" ist wahrscheinlich der definitive literarische Text über den deutschen Zaun, "Der Akkordeonspieler" die genaueste Innenansicht der Migration. Mit so enormen Themen kann es nur eine große Erzählerin aufnehmen. Scherers erste Buchveröffentlichung seit sechzehn Jahren gleicht einem Zeit-Trichter. Ihr Sog läßt den Leser zurückstürzen in ein kriminelles und glamouröses Paris der achtziger und in ein verschwundenes Westdeutschland der siebziger Jahre, wo er dem RAF-Anwalt Otto Schily ebenso begegnet wie Alice Grün, die sich im Teufelsbruch die Hörner abläuft. Marie-Luise Scherer ist, mit einem Wort, die Historikerin des ungeheuren Alltags.

Zur Autorin:
Geboren 1938 in Saarbrücken, war Marie-Luise Scherer über zwanzig Jahre lang Autorin beim Spiegel, der sich ihre Langsamkeit erlaubte und die meisten ihrer Geschichten druckte. Marie-Luise Scherer wurde 1994 mit dem Börne-Preis ausgezeichnet. Veröffentlichungen: 1988 erschien bei Rowohlt ihr Buch "Ungeheurer Alltag". Geschichten und Reportagen.