Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
17.01.2006. Der Economist glaubt nicht an Alan Greenspan. Wer hat Angst vor W.A. Mozart, fragt Il Foglio. In Elet es Irodalom feiert Laszlo Földenyi die Kraft DADAs. In Polityka bekundet Andrej Konchalovsky seine Verachtung der Demokratie. Die Weltwoche berichtet über geraubte Kunst in der Schweiz. Im Express versucht Nicolas Baverez die westlichen Demokratien wachzurütteln. Die New York Times informiert uns über das japanische Phänomen Hikikomori.
Guardian | Le Monde diplomatique | Espresso | Economist | Nepszabadsag | New York Times | Outlook India | Foglio | Weltwoche | Gazeta Wyborcza | Express | Polityka | New Yorker | Elet es Irodalom
Outlook India (Indien), 23.01.2006
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Foglio (Italien), 14.01.2006
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Weltwoche (Schweiz), 12.01.2006
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Gazeta Wyborcza (Polen), 14.01.2006
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Der Schriftsteller Jaroslaw Mikolajewski schreibt eine Lobeshymne auf den legendären italienischen Liedermacher Fabrizio de Andre (mehr), der 1999 mit 59 Jahren starb. "Fabrizio de Andre, der italienische Brassens, Okudschawa oder Kaczmarski. Einer der größten Dichter des 20. Jahrhunderts. Die Nachricht von seinem Tod berührte mich mehr als die Tatsache, dass 1374 Francesco Petrarca starb."
Express (Frankreich), 12.01.2006
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Polityka (Polen), 14.01.2006
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Marcin Rotkiewicz rät den Polen, nicht auf "hysterische Ökologen" zu hören und angesichts der Energieprobleme Atomkraftwerke zu bauen. Er erinnert an die Geschichte des Atommeilers von Zarnowiec, der trotz Ausgaben von ca. einer Miliarde US-Dollar gleich nach der Wende halbfertig gestoppt wurde. "Wenn die polnische Regierung eine Entscheidung für die Atomkraft trifft, können wir im ganzen Land mit lauten und demagogischen Protesten von Greenpeace und anderen Organisationen rechnen. Deshalb ist eine rationale Informationskampagne und eine konsequente Haltung der Regierung so wichtig".
New Yorker (USA), 23.01.2006
In einer Reportage mit dem Titel "Die Lotterie" beschreibt Dan Baum am Beispiel des Peruaners Raul Jara, was passiert, wenn man an einer Verlosung amerikanischer Green Cards teilnimmt und tatsächlich eine der begehrten Arbeitserlaubnisse gewinnt. Die Lotterie wurde im Namen der "Vielfalt" eingeführt und sollte mehr weiße Immigranten nach Amerika bringen. "Was immer diese Lotterie auch für die Vervielfältigung des Immigrantenpools tut, ist sie in jedem Fall eine ausgezeichnete Werbung für den amerikanischen Traum. Dass ein Tapezierer oder Rohrverleger aus Ouagadougou oder Eriwan, der anders keine Chance zur Emigration hätte, plötzlich eine Green Card überreicht bekommt, ist eine ebenso schlagkräftige Vorstellung wie die von einer Waisen, die Präsident wird, oder von dem 25-Jährigen, der in Las Vegas 40 Millionen Dollar gewinnt. Die Chancen sind nicht schlecht: mit 118 zu 1 stehen sie wesentlich besser als die Aussichten von 45 Millionen zu 1, den Hauptgewinn im New Yorker Lotto zu gewinnen."
David Denby sah im Kino Eugene Jareckis Dokumentarfilm "Why We Fight" über Amerikas "militärisch-industriellen Komplex" und Dani Levys "Alles auf Zucker". An "Zucker" gefielen ihm die "zugleich rührenden und ein wenig absurden Charaktere", und er war "bewegt von dem Gedanken, dass Juden wieder eine Art Deutschsein, und mehr noch, dass Deutsche wieder eine Art von Jüdischsein erreicht haben".
Weitere Besprechungen: David Levering Lewis rezensiert den dritten und letzten Band einer Chronik der USA von Taylor Branch; "At Canaan's Edge" (Simon & Schuster) beschäftigt sich mit der Zeit zwischen 1965 und 1968 und zeichnet die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung anhand der Biografien zweier "tragischer Titanen" nach: "Martin Luther King, Jr., der moderne Moses und Lyndon Baines Johnson, der Möchtegern-Lincoln". Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem dem Buch eines Times-Reporters über die Aktivitäten der CIA seit dem 11. September (James Risen: "State of War", Free Press). Nancy Franklin schreibt über das Programm des TV-Senders Sci Fi Channel und eine Neuauflage der 70er-Serie "Battlestar Galactica". Hilton Als bespricht die Theaterstücke "Beauty of the Father" von Nilo Cruz und "Abigail's Party" von Mike Leigh. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Sundowners" von Monica Ali.
Nur in der Printausgabe: Porträts des Journalisten und Radiopioniers Edward R. Murrow und des israelischen Premiers Ariel Sharon, ein Artikel über Autojagden in Los Angeles und Lyrik.
David Denby sah im Kino Eugene Jareckis Dokumentarfilm "Why We Fight" über Amerikas "militärisch-industriellen Komplex" und Dani Levys "Alles auf Zucker". An "Zucker" gefielen ihm die "zugleich rührenden und ein wenig absurden Charaktere", und er war "bewegt von dem Gedanken, dass Juden wieder eine Art Deutschsein, und mehr noch, dass Deutsche wieder eine Art von Jüdischsein erreicht haben".
Weitere Besprechungen: David Levering Lewis rezensiert den dritten und letzten Band einer Chronik der USA von Taylor Branch; "At Canaan's Edge" (Simon & Schuster) beschäftigt sich mit der Zeit zwischen 1965 und 1968 und zeichnet die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung anhand der Biografien zweier "tragischer Titanen" nach: "Martin Luther King, Jr., der moderne Moses und Lyndon Baines Johnson, der Möchtegern-Lincoln". Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem dem Buch eines Times-Reporters über die Aktivitäten der CIA seit dem 11. September (James Risen: "State of War", Free Press). Nancy Franklin schreibt über das Programm des TV-Senders Sci Fi Channel und eine Neuauflage der 70er-Serie "Battlestar Galactica". Hilton Als bespricht die Theaterstücke "Beauty of the Father" von Nilo Cruz und "Abigail's Party" von Mike Leigh. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Sundowners" von Monica Ali.
Nur in der Printausgabe: Porträts des Journalisten und Radiopioniers Edward R. Murrow und des israelischen Premiers Ariel Sharon, ein Artikel über Autojagden in Los Angeles und Lyrik.
Elet es Irodalom (Ungarn), 13.01.2006
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Miklos Haraszti, Mitbegründer der demokratischen Opposition Ungarns, heute Beauftragter für Medienfreiheit der OSZE, erklärt im Interview, mit welchen Schwierigkeiten sein Amt in den postsowjetischen Ländern zu kämpfen hat: "In diesen neuen Demokratien ist Meinungsvielfalt meist nur in den Printmedien und im Internet möglich. Es sind zwar auch einige kommerzielle Fernsehsender entstanden, aber das änderte kaum etwas am Informationsmonopol des Staates: die Privatisierung wurde durch die für diese Länder typischen Netzwerke von Verwandten und Freunden stark manipuliert. Die Printmedien werden von den Behörden unter Druck gesetzt. Die Strafgesetzbücher werden als 'rechtsstaatliche' Mittel benutzt, Meinungsäußerungen und journalistische Recherche als Verleumdung, Ehrenbeleidigung und Geheimnisverrat zu bestrafen. Oppositionelle Nichtregierungsorganisationen haben das Recht, diese Praxis heftig zu kritisieren, und wir können sie verteidigen. ? Aber dann dürfen wir nicht politisch, sondern müssen rein medienrechtlich argumentieren."
Außerdem: Der Osteuropaexperte Paul Lendvai wertet die 395 Seiten umfassenden Stasi-Unterlagen aus den Jahren 1958-1966 aus, die ihm das Ungarische Staatssarchiv "zu Weihnachten schenkte".
Guardian (UK), 14.01.2006
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Der britische Schriftsteller Justin Cartwright versucht, sich dem "Propheten des Untergangs" Stefan George zu nähern, dessen Poesie so modern und dessen Überzeugungen so reaktionär waren: "Als ich anfing, mich mit George und seinem Einfluss zu beschäftigen, bemerkte ich, wie tief diese Sehnsucht nach etwas Noblem war und wie akut das Gefühl der Demütigung in allen Teilen der Gesellschaft."
Weitere Artikel: James Campbell trifft den Schriftsteller El Doctorow. Blake Morrison feiert die Ausstellung "Making History" zur dokumentarischen Fotografie in Großbritannien in der Tate Liverpool. Gerard McBurney stellt fest, dass sich Anhänger und Kritiker von Dimitri Schostakowitsch immer noch nicht nähergekommen sind. Hazel Rowleys "Tete-a-Tete: The Lives and Loves of Simone de Beauvoir and Jean-Paul Sartre" hat Todd McEwen and Lucy Ellmann erklärtermaßen kalt gelassen.
Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 13.01.2006
Für eine Reportage über die sozialen Umwälzungen in China reist Martine Bulard in den rostigen Nordosten, in die Provinz Liaoning in der ehemaligen Mandschurei, wo die Umstrukturierung Millionen von Arbeitern aus staatseigenen Industriebetrieben auf die Straße gespült hat. Die Hilfsmaßnahmen erreichen die Falschen. "Öffentliche Gelder fließen in Strömen, doch keine gewählte Institution kontrolliert, wie sie verwendet werden. Shenyang ist eine einzige chaotische Baustelle. Überall schießen neue Gebäude aus dem Boden, mit goldenen Fassaden, Pagodendächern und anderem 'Drachenzeug', wie es ein chinesischer Architekt formuliert hat, der sich nicht nur über den schlechten Geschmack, sondern auch über die Korruption aufregt. Die hat in Shenyang epidemische Ausmaße angenommen. Hier kann man bauen, was und wo man will. Sogar Mao Tse-tung scheint für den langen Marsch in die Kommerzialisierung zu werben. Sein Denkmal auf dem Zhongshan-Platz weist mit ausgestrecktem Arm auf die ringsum aufgepflanzten Reklametafeln ausländischer Produkte."
Weitere Artikel: Peter Lagerquist erzählt die Geschichte des ehemaligen palästinensischen Dorfes Az Zib, in dem nach der Vertreibung der Bewohner der Club Med seine israelische Dependance aufbaute. Sebastien Chauvin und Bruno Cousin berichten über einen Skandal: die steinreiche französische Antilleninsel Saint-Barthelemy muss keine Steuern zahlen. Abgedruckt ist die Dankesrede Ernst Tugendhats zur Verleihung des Meister-Eckhart-Preises.
Weitere Artikel: Peter Lagerquist erzählt die Geschichte des ehemaligen palästinensischen Dorfes Az Zib, in dem nach der Vertreibung der Bewohner der Club Med seine israelische Dependance aufbaute. Sebastien Chauvin und Bruno Cousin berichten über einen Skandal: die steinreiche französische Antilleninsel Saint-Barthelemy muss keine Steuern zahlen. Abgedruckt ist die Dankesrede Ernst Tugendhats zur Verleihung des Meister-Eckhart-Preises.
Espresso (Italien), 19.01.2006
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Die Italiener befürworten mehrheitlich die Atomkraft, erfährt man aus einer Umfrage des Espresso, deren Ergebnisse Paola Pilati in der Titelgeschichte referiert. Pio d'Emilia porträtiert voller Mitgefühl die kleine japanische Prinzessin Aiko, die als zukünftige Kaiserin eine Tradition brechen wird, die immerhin seit 1771 besteht.
Economist (UK), 13.01.2006
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Weitere Artikel: Im Aufmacher beschäftigt sich der Economist mit dem Vermächtnis des scheidenden Chefs der amerikanischen Zentralbank Alan Greenspan: "Was er hinterlässt, ist die größte wirtschaftliche Unausgeglichenheit in der amerikanischen Geschichte." Eine alte chinesische Weltkarte legt nahe, dass die Chinesen die ersten Weltumfahrer gewesen sein könnten, berichtet der Economist und zeigt sich erstaunt über die beachtliche Präzision der auf 1418 datierten Karte. Mit einer kleinen, geradezu unverschämten Ausnahme: Die britischen Inseln fehlen! Und schließlich: Nach Jahrhunderten lückenloser Überwachung der Bürger durch die Obrigkeit, so der Economist, entdeckt China das Bedürfnis nach Privatsphäre.
Nepszabadsag (Ungarn), 14.01.2006
1989-1992 übersiedelten Zehntausende Chinesen in die ungarische Hauptstadt. Der Publizist Li Tschung-Tschiang hat jetzt ein Buch über die chinesischen Einwanderer und Ungarn geschrieben. Hier ein Auszug aus der Rezension der ersten ungarischen Übersetzung: "Li anerkennt zwar die Befreiung Ungarns durch die sowjetische Armee, aber er sieht nicht ein, warum sie sich nach dem Sieg in Ungarn einquartierte und sich selbst so viele Denkmäler stellte. Auffallend zahlreich seien auch die Kirchen in Ungarn. Das 'winzige Land' habe mehr als dreitausend Gotteshäuser, die immer den schönsten Platz der Stadt für sich in Anspruch nähmen. ... Am ärgerlichsten fand er, dass die Ungarn eine sehr hässliche Hunderasse Pekinesen nennen: das sei laut Li 'eine Verleumdung Chinas! Das können wir uns nicht gefallen lassen!' Der Übersetzer Peter Polonyi merkt an: die Hunderasse ist in Lis Heimat relativ selten, stammt aber ursprünglich tatsächlich aus China."
New York Times (USA), 15.01.2006
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Weiteres: Auch wenn sich Elias Khoury in "Das Tor zur Sonne" der palästinensischen Flüchtlinge annimmt, ist es keine der üblichen Geschichten von Verzweiflung und Anklage, versichert Lorraine Adams, dieses "wahre Meisterwerk" bleibe der komplizierten Wirklichkeit verbunden. Michael Beschloss ist überzeugt, dass John Lewis Gaddis mit seiner Geschichte des Kalten Krieges "The Cold War" nicht nur ein Standardwerk abgeliefert, sondern auch "wahre Geschichte" geschrieben hat.
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David Rieff erinnert daran, dass auch die Demokraten die Demokratisierung der Welt vorantreiben wollen, notfalls mit Gewalt. Die Homosexuellen sind gleichberechtigt, aber deshalb sind noch lange nicht alle Homosexuellen gleich, schreibt der Jurist Kenji Yoshino und plädiert für die nächste Stufe der Emanzipation, das Aufgehen in der Gesamtgesellschaft. Jon Gertner empfiehlt die Kampagne für einen Grundlohn als Wahlkampfthema für die Demokraten, um in der Wertefrage wieder Lufthoheit zu erlangen.
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