Magazinrundschau
Keine Haare auf dem Bauch
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
23.10.2012. National Geographic bewundert den Mut muslimischer Rebellenmädchen. Wittgenstein war ein ziemlicher Chauvi, erinnert sich Freeman Dyson in der NYRB. HVG möchte kein Talent mehr in Ungarn vergeudet sehen und plädiert für eine Frauenquote. Die LRB stellt beim Internet-Dating fest, dass ihr Körper mehr zählt als ihr Geist. Rue89 verlangt die Abschaffung der Subventionen für die Papierpresse. Das New York Magazine meldet ein Comeback der alten Männer - in der Literatur, der Wirtschaft und dem Pizza backen. In Clarin wünscht sich Howard Rheingold etwas mehr Geschichtsbewusstsein bei Netzkritikern. Die NYT reist nach Afghanistan und lernt die Baluchis kennen.
New York Review of Books (USA), 08.11.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q20/A35782/nyrb.jpg)
"Dunkelheit legt sich über die arabische Welt": Das Autoren-Duo Hussein Agha and Robert Malley blickt ernüchtert auf die zunehmend unübersichtliche Lage im Nahen Osten, die bereits zu den unheiligsten Allianzen geführt hat (Irak und Iran auf der Seite Assads, Saudis mit Säkularisten und Salafisten gegen die Muslimbrüder). Ihr Ausblick: "Die Islamisten werden einen Handel vorschlagen: Im Austausch für ökonomische Hilfe und politische Unterstützung werden sie nicht bedrohen, was sie für die elementaren Interessen des Westens halten: regionale Stabilität, Israel, den Kampf gegen den Terror, Energielieferung. Keine Gefahr für die westliche Sicherheit. Kein Handelskrieg. Der Showdown mit dem jüdischen Staat kann warten. Der Fokus wird auf der langsamen, stetigen Gestaltung der islamischen Gesellschaften liegen. Amerika und Europa mögen ihre Bedenken über die innere Umgestaltung äußern, sogar Unmut. Aber sie werden drüber hinwegkommen."
In einem Dossier zu den nicht mehr fernen Präsidentschaftswahlen schätzen suchkundige Autoren wie Elizabeth Drew und Michael Tomasky (hier), Ronald Dworkin (hier), Kwame Anthony Appiah (hier), Steven Weinberg und Jeffrey Sachs (hier) die Lage ein.
HVG (Ungarn), 13.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q111/A35779/hvg.jpg)
London Review of Books (UK), 25.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q10/A35767/lrb251012.jpg)
Außerdem: Thomas Jones muss sich nach der Sichtung der aus dem Vatikan geleakten Dokumente ernsthaft fragen, ob der Klerus überhaupt noch zum Beten kommt: Es "entsteht der überwältigende Eindruck, dass der Vatikan regelrecht brodelt vor Vorschwörungen, Splittergruppen-Klüngel, Flügelkämpfen, Eigennutz-Denke, Bestechlichkeit und niederträchtigem Verrat." Thomas Powers porträtiert Jack Kerouac, über den dessen zeitweilige Freundin Joyce Johnson gerade eine Biografie veröffentlicht hat: Deren "wichtigste Entscheidung ist es, vor dem großen Unglück aufzuhören, um damit all die Schreibblockaden und Saufgelage und gescheiterten Beziehungen und Gesundheitsprobleme und die mitleiderregende Abhängigkeit von seiner Mutter den anderen Biografen zu überlassen." Jonathan Meades rauft sich die Haare über die gerade eingeweihte Bomber-Command-Gedenkstätte im Hyde Park. David Runciman liest das Occupy-Handbuch und Karl Miller schreibt einen persönlichen Nachruf auf Eric Hobsbawm.
Rue89 (Frankreich), 19.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q175/A35776/rue89_logo.jpg)
New Statesman (UK), 22.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q28/A35781/newstatesman.jpg)
Die Pakistanerin Mukhtar Mai, die 2002 entgegen aller Traditionen, die Männer angezeigt hatte, die sie vergewaltigt hatten, und die jetzt eine Mädchenschule führt, sieht im Interview trotz des Attentats von Taliban auf die 14jährige Schüleraktivistin Malala Yousafzai "große Hoffnung. Die Zukunft ist heller. Frauen haben eine Stimme. Sie nutzen sie, um in der Öffentlichkeit ihre Rechte einzufordern. Sogar ein Kind wie Malala hat die Courage, sich zu wehren. Es gibt Gefahren, aber gegenüber der Notwendigkeit etwas zu erreichen, sich auszudrücken, ist die Bedrohung klein. Wir müssen vorwärts gehen."
Außerdem: Sophie Elmhirst bringt uns in einem lesenswerten Porträt auf den neuesten Stand über Ai Weiwei, der selbst ein Editorial beisteuert. Online findet sich auf den Seiten des New Statesman überdies ein langes Porträt über die doppelte Booker-Prize-Trägerin Hilary Mantel.
National Geographic (USA), 23.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q336/A35794/ng.jpg)
Elet es Irodalom (Ungarn), 19.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A35778/es.jpg)
New York Magazine (USA), 21.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q209/A35780/nymag.jpg)
Außerdem im NY Mag: Ein Porträt Bob Benmosches, der den Versicherungskonzern AIG vor der großen Krise verlassen hatte und nun zurückberufen wurde, um den Laden, dem die amerikansiche Regierung mit weit über hundert Milliarden Dollar ausgeholfen hatte, zu sanieren. Und noch ein Porträt des 81-jährigen New Yorker Pizzabäcker Patsy Grimaldi, der ebenfalls ein Comeback feiert.
Clarin (Argentinien), 12.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q52/A35777/clarin.jpg)
New Yorker (USA), 29.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A35792/ny.jpg)
Weiteres: Nach einer ausführlichen Bilanzierung von Barack Obamas erster Amtszeit kommen die Herausgeber des New Yorker zu einem klaren Votum: "Die Wiederwahl von Barack Obama ist von größter Dringlichkeit." Anthony Lane sah im Kino die Science-Fiction-Verfilmung "Cloud Atlas" von Tom Tykwer und Andy Wachowski und die Komödie "Cheyenne - This Must Be The Place" von Paolo Sorrentino mit Sean Penn.
MicroMega (Italien), 18.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q221/A35784/micromega.jpg)
Außerdem in Micromega: Pierfranco Pellizzetti erzählt in einem längeren Essay, wie die italienische Linke postmodern wurde.
New York Times (USA), 21.10.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A35793/nyt.jpg)
Dan Barry porträtiert in einer Serie Elyria, eine Kleinstadt mit 55.000 Einwohnern in Ohio, die den Niedergang der amerikanischen Mitte veranschaulicht. Die Fabrikjobs sind weg ebenso wie die dazugehörigen Managementjobs. Billige Dienstleistung bleibt. Barry stellt einige Einwohner vor und immer wenn man denkt, großartig, aber das wird jetzt doch etwas zu capramäßig reizend, kommt eine unbehagliche Geschichte etwa über den verwirrten schwarzen ex-Footballspieler Ike, der trotz seiner sportlichen Erfolge nie eine Chance bekam, aber dafür einen Baseballschläger auf den Kopf. Und man erinnert sich daran, warum Donna, die nette Besitzerin des Diners, die Highschool verlassen hat: "Donna zog ganz klar die Küche der Elyria High School vor, die sie zu groß fand - eine andere Ausdrucksweise für 'zu integriert'. Sie hatte den größten Teil ihres jungen Lebens in der weißen Blase des Bay Village geführt, 15 Kilometer nordöstlich, und nun war sie plötzlich in der City High School, die einen gesunden Anteil an schwarzen Studenten aufwies. Das ungewohnte schüchterte sie ein, so verließ sie die Schule. Sie wurde schwanger und heiratete mit 16. Auf den Hochzeitsfotos sehen sie und ihr Mann wie verkleidet aus." Die Serie hat fünf Teile: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und ist absolut filmtauglich.
Kommentieren