Magazinrundschau
Die Schurken waren die Präsidenten
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
31.07.2018. Die New York Review of Books sucht den tiefen Staat und findet ihn im Weißen Haus. Silicon Valley rückt nach links und frönt nach dem Libertarismus jetzt dem Liberaltarianismus, informiert Wired. Ludwig Erhard wäre begeistert. Bei Lidovky empfiehlt der türkische Autor Murat Uyurkulak seinen ungeduldigen Kollegen, sich ein Beispiel an Homer zu nehmen. Die London Review liest die beste de-Gaulle-Biografie, die selbstverständlich aus England kommt. Die New York Times erzählt, wie man mit Yoga, Nationalismus und Religion zum Milliardär wird.
New York Review of Books (USA), 16.08.2018
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Mit den früheren CIA-, NSA- und FBI-Chefs Robert Mueller, Michael Hayden, John Brennan und James Comey hat Donald Trump unangenehme Gegner bekommen. Sie verabscheuen den lügenden und irrlichternden Präsidenten zutiefst und wissen, wie man eine Anklage eintütet. Auch wenn Tim Weiner als Autor kritischer Geheimdienstbücher kein Freund dieser eitlen, machtbewussten und durchaus konservativen Männer ist, nimmt er sie vor dem Vorwurf in Schutz, einen tiefen Staat zu bilden. Den habe es überhaupt nie gegeben, meint Weiner, nicht einmal unter J. Edgar Hoover: "Nach Watergate enthüllte die Untersuchung von Senator Church etliche Fälle von Amtsmissbrauch durch FBI, CIA und NSA. Berühmt ist sein Ausspruch, dass sich die CIA wie 'ein wildgewordener Elefant' aufführte. Doch dies verfehlte den bedeutendsten und verstörendsten Punkt in einer bis dahin unbekannten Geschichte. Es brauchte Jahre, um die harten Fakten zu erkennen: Bis auf sehr wenige Ausnahmen, führten die Herren der Nationalen Sicherheit Befehle aus dem Weißen Haus aus. Präsident Franklin D. Roosevelt hatte Hoover heimlich Überwachungen ohne richterlichen Beschluss erlaubt und damit ein klares Urteil des Obersten Gerichts von 1940 missachtet; Hoover behielt das Papier mit der Anordnung sein Leben lang in seiner Schublade. Von Eisenhower bis Nixon brachten Präsidenten das FBI, die CIA und die NSA dazu, Amerikaner und ihre politischen Gegner auszuspionieren. Die Schurken waren die Präsidenten, nicht die Nachrichtendienste."
HVG (Ungarn), 21.07.2018
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Wired (USA), 24.07.2018
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Lidove noviny (Tschechien), 27.07.2018
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London Review of Books (UK), 02.08.2018
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Weiteres: Als Schlüsselroman über den britischen Literaturbetrieb gehört Olivia Langs Autofiktion "Crudo" zu den heißesten Neuerscheinungen auf der Insel. Johanna Biggs fand zwar heraus, dass Langs Twitter-Account als Schlüssel zu Personen und Ereignissen dienen kann, fragt sich am Ende aber doch: "Warum einen Roman schreiben, wenn der Großteil von 'Crudo' wahr ist?" David Runciman bespricht die Erinnerungen von Barack Obamas außenpolitischem Redenschreiber Ben Rhodes. Und John Lanchester liefert die Kurzgeschichte "Love Island".
Slate.fr (Frankreich), 31.07.2018
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Fanny Arlandis stellt in einem Fotoessay einige höchst melancholische Fotos des Fotografen Jan Banning vor, der Büros kommunistischer Parteien, wo immer sie noch existieren - fotografierte. Aber nicht in Ländern, wo sie an der Macht sind! Zitat Banning: "Einige visuelle Besonderheiten sind mir aufgefallen. In Russland regierte die Kommunistische Partei das Land bis 1990. Das Lustige ist, dass heute die großen Plakate, die riesigen Fotos, die für große Büros bestimmt waren, in winzigen Räumen in kleinen Städten stehen. Ich denke, das unterstreicht den Verfall der Partei umso mehr." Mehr Bilder (und Bestellmöglichkeit) bei Nazraeli Press und auf der Website des Fotografen.
Elet es Irodalom (Ungarn), 27.07.2018
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New York Times (USA), 28.07.2018
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Außerdem: Taffy Brodesser-Akner sucht das Geheimnis hinter Gwyneth Paltrows megaerfolgreicher Wellness-Marke Goop. Und Stephen Kearse untersucht die Verwerfungen in postmodernen Partnerschaften.
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