Kevin Baker lebt seit über vierzig Jahren in
New York. Als er 1975 in die Stadt kam, war sie auf ihrem Tiefpunkt: die Finanzen lagen am Boden, die Kriminalitätsrate schoss durch die Decke, die Stadt war dreckig, baufällig, billig, lebendig. Und heute? "Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist New York, naja,
langweilig." Schuld, so Baker in einem
langen Essay, sind die
Hauseigentümer, wie Dementoren saugen sie jedes urbane Leben aus der Stadt. "Letzten Juni zählte das Büro von Manhattans Bezirksbürgermeisterin Gale Brewer
188 leere Schaufenster entlang des Broadway - auf einer Hauptstraße in einer unglaublich reichen Stadt, die seit acht Jahren wirtschaftlich wächst." Und natürlich trifft es auch die "normalen" Mieter, die sich die Stadt nicht mehr leisten können: "Der
New Yorker bemerkte 2016, dass es jetzt einen großen Teil von Midtown Manhattan gibt, von der Fifth Avenue bis zur Park Avenue, von der 49th Street bis zur 70th Street, wo
fast jede dritte Wohnung mindestens zehn Monate im Jahr
leer steht. New York ist heute kein zu Hause mehr. Stattdessen wurde es wie London und Hongkong zu einer der begehrtesten Städte der Welt für 'Land Banking', wo reiche Menschen aus der ganzen Welt erstklassige Immobilien als Investition erwerben, als pied-à-terre, als Schlupfloch, als Tresor. ... Das ist nicht die wohlwollende 'Gentrifizierung', die Michael Bloomberg wohl im Sinn hatte, es steht eher in der Tradition der
Jagdreviere des Königs, aus denen die einheimischen Bauern vertrieben wurden, auch wenn sie am Verhungern waren und der König weit weg war. Oder, um eine zwingendere Analogie zu verwenden, diese Bereiche sind jetzt die
toten Zonen von New York, ganz wie die wachsenden sauerstoffarmen toten Zonen in unseren Ozeanen und Seen, verschmutzt mit Pestiziden und tödlichen Algenblüten."