Magazinrundschau - Archiv

Linkiesta

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Magazinrundschau vom 26.06.2018 - Linkiesta

Kaum sind in Italien die Populisten an der Regierung, wartet ein Magazin wie Linkiesta mit einem Interview des russischen Philosophen Alexander Dugin auf, der als ein Vordenker des Putinismus und der internationalistischen Neuen Rechten in Europa gilt. In Antwort auf die braven Fragen Dario Ronzonis träumt Dugin von einer Allianz Europas und besonders Deutschlands und Frankreichs mit Russland - natürlich gegen die USA und die Atlantiker, die Globalisierer und die Liberalen, die sich vom "Volk" entfremdet haben: "Für sie ist das Volk eine negative Sache, denn es ist gefährlich und unkontrollierbar, und wenn es schlecht geführt wird, könnte es auf die Idee kommen, eine Diktatur oder eine Regierung unter einem starken Führer zu errichten. Der Kampf, den die Eliten heute gegen Salvini, Di Maio und Orban führen, ist also nichts anderes als ein Kampf gegen die Idee, dass Identität eine positive Sache ist. Für Liberale ist es das schlimmste Verbrechen, die Identität eines Bürgers oder eine Nation zu verteidigen. Das sind Dinge, die sie zerstören wollen. Aber die Identität zu zerstören, heißt das Volk zu zerstören, und daraus entsteht der Populismus."

Magazinrundschau vom 16.01.2018 - Linkiesta

Fällt denn niemandem was auf, fragt Fulvio Scaglione in einem kleinen Essay: Da ist die Parallele zwischen den Protesten im Iran und den Protesten in Tunesien. Aber das eine Land ist eine finstere religiöse Diktatur und das andere eine Demokratie. Wo ist die Gemeinsamkeit? "Dreißig Prozent der Bevölkerung im Nahen und Mittleren Osten sind weniger als dreißig Jahre alt. Wir sprechen hier von 110 bis 120 Millionen Menschen. Nach Angaben der Weltbank ist das Arbeitskräftepotenzial, das sich aus Arbeitenden und Stellensuchenden zusammensetzt, in den nordafrikanischen Ländern und im Mittleren Osten um 40 Prozent gestiegen, und bei den Stellensuchenden haben die Qualifizierten eine große Mehrheit. Der Kern des Problems ist die Jugend, jenseits des Geredes über Kopftücher und Bärte. Der tunesische Fall sollte zu denken geben. Das heute am meisten fortgeschrittene Land im Mittleren Osten, das sich auf dem Weg der Demokratie und des Säkularismus befindet, ist auch das Land, das die größte Zahl ausländischer Kämpfer des Islamischen Staates an der syrischen Front stellt: mehr als 7.000 bei einer Bevölkerung von nur 11 Millionen Einwohnern."

Magazinrundschau vom 17.10.2017 - Linkiesta

Marco Cubeddu, Autor aus Mailand, erzählt recht witzig und rührend, wie er in Neapel vor dem Bahnhof von einer Zigarettenschmugglerin nach Strich und Faden ausgenommen wurde. Und endet mit einer Hymne auf diese Stadt: "Diebe soll es nicht geben? Aber wenn es sie nicht gäbe, wie sollten wir uns übertölpeln lassen? Wollen wir wirklich, dass ganz Italien vor der Welt nur als Mailand dasteht? Sollen wir unseren italienischen Geist in einen skandinavischen Geist umwandeln? Nach der Art von Marco Travaglio und seinem fiskalen, juristischen und existenziellen Muster? Die Stadt Neapel will von uns fast gar nichts und garantiert uns im Gegenzug ein bisschen Schlauheit, sie lehrt uns die Augen offen zu halten, auf der Hut zu sein und nicht zu glauben, dass alles immer in die richtige Richtung geht."
Stichwörter: Italien, Neapel

Magazinrundschau vom 04.10.2017 - Linkiesta

Ganz anders sieht es Michele Boldrin in Linkiesta, der daran erinnert, dass ein bereits einmal gefundener Kompromiss mit Katalonien, das 2006 ausgehandelte Autonomiestatut, das auch für andere spanische Regionen galt, durch Obstruktion des Partido Popular und eine Verfassungsgerichtsentscheidung rückgängig gemacht wurde. Sowohl das spanische, als auch das katalanische Parlament hatten diesem Kompromiss zugestimmt, der beispielhaft für den Status von Regionen hätte stehen können: "Aber so kam es nicht... Das Projekt der Unabhängigket wurde als Reaktion auf diesen Bruch mit dem Pakt von 2006 geboren und führte zu dem Referendum. Legitimiert das das Votum für die Unabhängigkeit? Ich glaube nicht, aber wesentlicher ist..., dass es dafür die politische Begründung liefert. Dabei gilt heute wie 1934 und nach den Jahren der post-franquistischen Verfassung, was Ortega y Gasset schon 1932 unterstrich: dass es sich um ein politisches, kulturelles und soziales Problem handelt, das beide Seiten 'aushalten' und in seiner historischen Entwicklung politisch angehen müssen."

Magazinrundschau vom 19.09.2017 - Linkiesta

"Das Ende einer Ära ist der Anfang einer neuen Epoche", schreibt Emanuele Buzzi im Corriere: Beppe Grillo will bei den kommenden italienischen Wahlen nicht als Premier kandidieren, sondern begnügt sich bei den Cinque Stelle mit der Rolle der grauen Eminenz und schickt den 31-jährigen Luigi Di Maio vor, den Francesco Cancellato in einem kleinen Essay in Linkiesta als "Selbstporträt des heutigen Italien" beschreibt - ein keineswegs immer vorteilhaftes Porträt, denn Di Maio war lange arbeitslos, und man machte sich über ihn lustig, weil er Chile und Venezuela verwechselte und mit den italienischen Konjunktiven nicht immer zurechtkommt. Und doch sollte man ihn nicht unterschätzen, meint Cancellato und zählt vier Gründe auf. Einer davon: Er ist gerade mit seinen Schwächen so repräsentativ: "Wer ihn und seine Schwächen angreift, nimmt es mit der Mehrheit der Italiener auf. Mokieren Sie sich über ihn, weil er keinen Abschluss hat? Dann vergessen Sie nicht, dass wir in der Rangfolge europäischer Länder in diesem Punkt an vorletzter Stelle stehen." Und nebenbei steht er "für alles, was in den letzten Jahren bei uns bestraft wurde: Er ist jung, der jüngste Kandidat für den Posten des Premiers, den es je gab, ernannt zudem im Moment der höchsten Jugendarbeitslosigkeit. Und er ist aus dem Mezzogiorno, in dem Moment, wo sich die Schere zwischen Nord und Süd so weit geöffnet hat wie nur je."

Magazinrundschau vom 27.06.2017 - Linkiesta

Manlio Graziano, der an der Sorbonne die Geopolitik der Religionen erforscht, stellt im Gespräch mit Dario Ronzoni fest, dass die Religionen wieder auf dem Vormarsch sind. Selbst der Rückgang der Kirchenbesuche kann ihn nicht beruhigen: "Seien wir vorsichtig. Wer sagt, dass 'nur 20 bis 30 Prozent der Getauften jeden Sonntag in die Kirche geht', vergisst, dass es sich um eine sehr große Anzahl von Personen handelt. Keine Partei, keine Gewerkschaft ist in der Lage, regelmäßig so viele Menschen zu mobilisieren. Hinzu kommt, dass bei einem quantitativen Rückgang der qualitative Aspekt wichtiger wird. Sie sind weniger, aber sie glauben heftiger. Da der Kirchgang keine gesellschaftliche Pflicht mehr ist, lässt sich daraus ersehen, dass die verbleibenden Kirchgänger um so überzeugter sind. Sie sind ein leichter zu polarisierender Kern. Und wenn eine politische Entscheidung zu treffen ist, sind sie um so kompakter."

Magazinrundschau vom 23.05.2017 - Linkiesta

Der italienischen Polizei ist in Kalabrien ein Schlag gegen die 'Ndrangheta gelungen, über den Lidia Baratta in einem Hintergundartikel berichtet. Der Fall offenbart, dass die Mafia-Organisation inzwischen tief in das Flüchtlingsbusiness verwickelt ist und dabei offenbar mit Kirchenleuten paktiert: "Laut dem letzten Untersuchungsbericht der Antimafia-Bezirksdirektion von Catanzaro hatte die cosca Arena, ein mächtiger Clan, die Flüchtlingsheime con Crotone in der Hand und bediente sich dabei des Brückenkopfs der Confraternita Misericordia, die seit zehn Jahren diese Einrichtung mit 1.216 Plätzen betreibt. Die Hypothese ist, dass der Clan den Sektor über Essenslieferungen infiltriert hat, die von der Präfektur von Crotone ausgeschrieben worden waren. 'Sie sind an Unternehmen vergeben worden, die von der Arena und anderen Familien der 'Ndrangheta eigens dafür geschaffen worden sind, um an die Gelder für die Beherbergung der Flüchlinge zu kommen', so der Bericht. Unter den 68 in der Operation 'Jenny' festgenommenen Personen ist auch Leonardo Sacco, der Präsident der Sektion Kalabrien und Basilikata der Bruderschaft und der Pfarrer Don Edoardo Scordio, Gründer der Misericordia. Beide sind der Bildung von Mafiastrukturen angeklagt." Insgesamt sollen in den Jahren von 2006 bis 2015 36 Millionen Euro veruntreut worden sein.

Magazinrundschau vom 02.05.2017 - Linkiesta

"Macron, Renzi, Berlusconi... auf den Trümmern der Parteien regiert der einsame Mann an den Schalthebeln", resümiert Marco Sarti die Thesen des napolitanischen Politologen Mauro Calise, der über dieses Phänomen das Buch "La democrazia del leader" publiziert hat. Das Phänomen beginnt für ihn mit Ross Perot: "Der mexikanische Milliardär kandidierte 1992 als Unabhängiger für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen und schaffte es fast, das amerikanische Zweiparteiensystem zu sprengen. 'In den Umfragen', erinnert sich Calise, 'sah es eine Weile so aus, als könnte er es schaffen.' Am Ende verlor Perot das Rennen, trotz seiner unbezweifelbaren rhetorischen Fähigkeiten. Es fehlte ihm eine Organisation, um eine entscheidende Rolle auf nationaler Ebene zu spielen. Sie ist fundamental, um eine Wahl in fünfzig Staaten zu gewinnen. Donald Trump hatte die richtige Intuition. 'Trump hat verstanden, dass man sich in diesem System nicht als dritte Kraft präsentieren kann. Darum hat er eine feindliche Übernahme der Republikanischen Partei betrieben - und hat sie gekapert.' So konnte er sich als Außenseiter, aber nicht gegen die traditionelle Partei präsentieren."

Magazinrundschau vom 18.04.2017 - Linkiesta

Francesco Cancellato inspiziert noch einmal all die (gar nicht falschen) Argumente der Berlusconi-Kritiker wie Indro Montanelli und Umberto Eco gegen das Regime des Cavaliere. Und vergleicht sie mit all den Argumenten der heutigen Kritiker Beppe Grillos - es sind nicht die selben Autoren, aber die selben Argumente, findet er. Vor allem macht man sich lustig über die Anhänger der Populisten, die vom Fernsehen (bei Berlusconi) oder vom Internet (bei Grillo) hirngewaschen worden seien. Und das Resultat dieser tiefschürfenden Kritik? "Der Anti-Berlusconismus hat zwanzig Jahre  berlusconische Herrschaft herbeigeführt. Wenn dem so ist, müssten die Grillo-Kritiker eigentlich ihre Strategie ändern. Dieser schrieb in seinem Buch 'Regime': 'Ich möchte eine politische Bewegung schaffen, die zunächst erstmal eine Million Menschen aufrühren soll. Ich werde sie 'Die Wut des Volkes' nennen. Dann möchte ich mal sehen, wie das noch ignoriert werden soll. Und vor allem, wie sie das zensieren wollen.' Vielleicht ist er der einzige wirkliche Erbe des Cavaliere. Der einzige zumindest, der verstanden hat  - und das noch im unschuldigen Jahr 2005 - wo das Geheimnis der Langlebigkeit des Berlusconismus lag: in seinen Feinden."

Magazinrundschau vom 07.03.2017 - Linkiesta

Nein, das ist nicht einfach ein Artikel zum 8. März, dem internationalen Tag der Frau: Lidia Baratta ist überzeugt, dass die Frauenbewegung wiederkommt, und zwar überall: "Die internationale Bewegung ist in Argentinien entstanden, wo Frauen nach der wiederholten Vergewaltigung und der Ermordung der 16-jährigen Lucia Perez den Streik erklärt haben. Und das gleiche ist in Polen gegen das Abtreibungsgesetz des Parlaments geschehen. Der Name der italienischen Bewegung 'Non una di meno' (nicht eine weniger) ist von der argentinischen Gruppe 'Ni una menos' abgeleitet. Am 26. und 27. November fand in Rom mit einem Treffen von drei italienischen Frauenorganisationen eine Generalprobe statt."