Die Russen wollen nichts von einer Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wissen,
berichtet Luke Harding. Ganz anders als die Polen beurteilen sie daher auch den Hitler-Stalin-Pakt, "mit dem Hitler und Stalin Europa aufteilten, wobei Moskau Estland, Litauen und Lettland, zwei Drittel Polens und einen großen Teil Rumäniens annektierte. Der Kreml argumentiert jetzt, dass
Stalin keine Wahl hatte als im August 1939 einen Pakt mit Hitler zu schmieden. Britannien und Frankreich hätten den Krieg durch die Unterzeichnung des Münchner Abkommens unvermeidlich gemacht. Und dann verpasst der Kreml den Polen einen Tritt mit dem Stiefel: er behauptet, das Land sei ein
williger Allierter der Nazis gewesen und ein Komplize bei Hitlers Aufteilung der Tschechoslowakei im Jahr davor. (...) Russland hat angekündigt, am Dienstag
mehr Dokumente über Polen aus den geheimen Archiven des russischen Auslandsgeheimdienstes zu veröffentlichen. Sie folgen der Freigabe anderer Geheimdokumente, die letzte Woche von Moskau benutzt wurden, um die Besetzung Osteuropas durch Stalin zu rechtfertigen."
Das wird dann ja heute ein heiteres Gedenken auf der Westerplatte!
Laut Tagesspiegel hat die polnische Tageszeitung
Dziennik inzwischen publik gemacht, "dass pünktlich zum 1. September ein
Buch russischer Historiker mit dem Titel 'Die Geheimnisse der polnischen Außenpolitik 1935 bis 1945' erscheinen wird. Darin soll auf der Grundlage bisher geheim gehaltener Dokumente bewiesen werden, dass sich Polen damals mit dem Dritten Reich in einem geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-polnischen Nichtangriffspakt von 1934 zusätzlich auch über die
Aufteilung Litauens und der
Tschechoslowakei geeinigt habe. 'Lüge, Lüge und nochmals Lüge', donnerte empört der Kommentator von
Dziennik angesichts dieser Aussagen und rückte die Verfasser des Werkes in die Nähe von Hitlers Propagandaminister
Joseph Goebbels."