In der
NZZ erinnert Ulrich M. Schmid an die Ausbürgerung
Alexander Solschenizyns 1974, die die Sowjet-Führung anordnete. Anlass bot damals die Veröffentlichung des "Archipel Gulags" und der "Brief an die sowjetische Führung". "Für seine Heimat empfahl Solschenizyn keineswegs die Demokratie, die er von manipulierten Emotionen und Ränkespielen geprägt sah. Er
wünschte sich ein autoritäres System, das aber die bürgerlichen Freiheiten respektieren solle. (...) Überhaupt zog Solschenizyn bereits in diesem Brief gegen die 'katastrophale Schwäche des Westens' vom Leder. (...) Russland habe sich zwar entschlossen, zum Westen zu gehören, aber im Gegensatz zu Europa und den Vereinigten Staaten blieben dem weniger entwickelten Russland noch zwanzig Jahre bis zum
Ende der Sackgasse. Diese Zeit gelte es jetzt zu nutzen. Solschenizyn bezeichnete dabei den 'nationalen Egoismus' als hohen politischen Wert. Bereits im 'Brief an die sowjetische Führung' sind also alle Elemente angelegt, die Anfang der 2000er Jahre zum historisch unwahrscheinlichen und
ideologisch naheliegenden Schulterschluss zwischen dem ehemaligen Lagerhäftling Solschenizyn und dem ehemaligen Geheimdienstoffizier
Putin führten."
Deutschland war schon immer ein Export-Land, erklärt der Historiker
Frank Bösch im
Tagesspiegel-Interview mit Jan Kixmüller. Alte NS-Eliten gaben hierbei in den 1950ern den Ton an, mit wem Geschäfte gemacht werden sollten. "Die
Kontinuität von NS-Eliten, etwa im Auswärtigen Amt und anderen Institutionen, förderte ein Verständnis für autoritäre Staaten. Viele Botschafter berichteten tolerant über Militärputsche und sahen diese als Garant für Sicherheit und Ordnung. Auch viele Unternehmen bewerteten die Ausschaltung von Gewerkschaften und Protesten als Stabilität. Mit Verweis auf die nationalsozialistische Vergangenheit argumentierten viele Eliten, dass die Deutschen
nicht als 'Schulmeister' für Menschenrechte und Demokratie auftreten sollten. Die Linke argumentierte seit den 1960er Jahren genau umgekehrt: Gerade
wegen unserer Vergangenheit sollten die Deutschen sich einmischen und Opfern helfen."
Arno Widmann
erinnert in der
FR an das Ende des Afghanistan-Krieges vor 35 Jahren, an dessen Ende
eine Millionen Afghanen gestorben waren. "In Afghanistan mochte die Sowjetunion davon ausgegangen sein, dass ihr die
blamable Niederlage, die das britische Weltreich hier Ende des 19. Jahrhunderts erlitten hatte, erspart bleiben würde, weil es inzwischen Flugzeuge gab, die auch in entlegensten Bergtälern versteckte Stellungen bombardieren konnten. Aber es gab inzwischen auch
leicht transportierbare Abwehrraketen. Und die USA statteten den afghanischen Widerstand großzügig damit aus. Angebot erzeugt Nachfrage: In Windeseile entstanden immer neue kampfbereite Gruppierungen (...). Auch die Frage der Verschleierung oder
Nichtverschleierung von Frauen spielte eine Rolle. Sie alle wurden von den USA und ihren Verbündeten - zu denen damals in der Afghanistanpolitik die Volksrepublik China zählte - mal mehr, mal weniger massiv unterstützt."