Natan Sznaider

Politik des Mitgefühls

Die Vermarktung der Gefühle in der Demokratie
Cover: Politik des Mitgefühls
Beltz Juventa, Weinheim 2021
ISBN 9783779962472
Kartoniert, 196 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Natan Sznaider zeigt in diesem Essay, dass die bürgerliche Aufklärung nicht gescheitert ist und es in der Natur des modernen Kapitalismus liegt, dass Mitgefühl entsteht. Gerade der moderne Markt und die Demokratie machen dieses Gefühl erst möglich. Auch der Holocaust ist kein Widerspruch dazu, denn er war ein Versuch der Vormoderne, die Moderne und deren Träger, die Juden, auch mit modernen Mitteln, auszulöschen. Inzwischen ist Mitleid und sind Gefühle elementare Aspekte der Demokratie, in der sie als Teil des Kapitalismus vermarktet werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2021

Durchaus lesenswert findet Micha Brumlik diesen Essay des in Mannheim geborenen israelischen Soziologen Natan Sznaider, auch wenn er keineswegs mit ihm einverstanden ist, wie er deutlich macht. Von dem Titel dürfe man sich in die Irre führen lassen, warnt Brumlik gleich zu Beginn, der Liberale Sznaider verfasse keine Kritik der Gefühlsvermarktung, sondern eine kapitalistische Fortschrittsgeschichte, verbunden mit Gedanken zu Universalismus, Postkolonialismus und Kapitalismus. Dass aber der martktwirtschaftliche Fortschrittsglaube kaum passen kann zu Sznaiders pessimistischer Sicht auf die Welt, die sich aus der Holocaust-Erfahrung seiner Eltern speist, bemerkt Brumlik mit Nachsicht. Er sieht darin einen reizvollen Widerspruch zwischen liberaler Überzeugung und jüdischer Identität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2021

Rezensentin Alexandra Föderl-Schmid hält Natan Sznaiders neuen Essay für überwiegend gelungen. Der israelische, in Deutschland aufgewachsene Soziologe befasst sich darin mit dem Thema Mitgefühl und damit, wie es mit Politik und Kapitalismus zusammenhängt. Generell lobt die Rezensentin Sznaiders Herangehensweise, die zwischen Mitgefühl und Mitleid unterscheide, sämtliche Epochen von der Antike bis zur Gegenwart abdecke und von zahlreichen Beispielen und philosophischen Einordnungen unterfüttert sei. Die Bezugnahme auf den Holocaust als Urszene des (deutschen) ethischen Bewusstseins hält Föderl-Schmid für differenziert und lobt hier insbesondere eine Passage zum Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Hans Magnus Enzensberger. Nur Sznaiders These, erst der moderne Kapitalismus habe Mitgefühl überhaupt ermöglicht, geht für die Rezensentin nicht auf.
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