Magazinrundschau
So roch die Welt der Männer
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
24.01.2012. Wie schnell man sogar als Ingenieur arbeitslos werden kann, lernt die NYT. Eh alles nur bezahlte Bourgeoisie, schnaubt Slavoj Zizek in der London Review. Il Sole weint über einen lachenden Vincenzo Consolo. In Newsweek warnt Simon Schama die Amerikaner vor der kulturellen Nekrophilie der Briten. In Babelia ruft Javier Goma Lanzon: Lobt mich! Outlook India ärgert sich über die Feigheit indischer Politiker vor religiösen Fanatikern. GQ erzählt von einem gruseligen Fall von Webcam-Hijacking. In der NYRB sucht Simon Leys mit Liu Xiaobo die Wurzeln des heutigen Zynismus. Quo vadis, Hungaria, fragt Osteuropa.
New York Times (USA), 21.01.2012
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Apples Geräte werden, wie alle wissen, in China zusammengebaut. Die Arbeitsbedingungen dort sind teilweise schrecklich, wie Mike Davis etwa in der Radiosendung This American Life erzählt. Aber Tatsache ist eben auch, dass hunderttausende Jobs nach Asien gegangen sind. Was in den USA bleibt, beschreiben im Wirtschaftsteil Charles Duhigg und Keith Bradsher am Beispiel von Eric Saragoza, der 1995 in Apples Fertigungsanlage in Elk Grove, Kalifornien als Ingenieur angestellt worden war. Saragoza stieg schnell auf und verdiente 50.000 Dollar im Jahr. Bald jedoch wurden Apples Produkte zu teuer: Einen 1.500-Dollar-Computer zusammenzubauen kostete 22 Dollar in Kalifornien und 4,85 Dollar in Taiwan. "'Man sagte uns, wir müssten 12 Stunden am Tag arbeiten und auch Samstags kommen', erzählt Mr. Saragoza. 'Ich hatte eine Familie. Ich wollte meinen Kindern beim Fußballspielen zusehen.'" Leute wurden entlassen, 2002 traf es auch Mr. Saragoza. Nach vielen Anläufen fand er schließlich einen Job in einer Zeitagentur, die für Apple reklamierte Iphones und Ipads untersuchen, bevor sie an die Kunden zurückgeschickt werden. "Jeden Tag fuhr Mr. Saragoza zu dem Gebäude, in dem er einst als Ingenieur gearbeitet hatte. Für 10 Dollar die Stunde ohne Sozialleistungen putzte er Tausende von Glasbildschirmen und testete Audioports, indem er die Kopfhörer einstöpselte."
In der Book Review folgt der polyglotte Peter Constantine mit Vergnügen Michael Erards Suche nach den weltbesten Sprachlernern. Adam Kirsch bespricht William Gass' barocken Essayband "Life Sentences". Cullen Murphy stellt Benoit Peeters Herge-Biografie vor und Charles Isherwoood Ian Donaldsons Ben-Jonson-Biografie.
London Review of Books (UK), 26.01.2012
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Außerdem: Colin Smith, der in den 70ern eine Biografie über Carlos geschrieben hat, berichtet vom letzten Prozess gegen den Terroristen, der zu einer neuerlichen Verlängerung der Haftstrafe geführt hat. Rachel Aviv bespricht eine religionswissenschaftliche Studie über die Frühzeit von Scientology. Adam Mars-Jones, in den 80ern mit Jeanette Winterson befreundet, bespricht ein Buch mit Erinnerungen der Autorin an die Entstehungszeit ihres Romans "Oranges are not the only Fruit". In seinem Tagebuch erinnert sich Tariq Ali an eine Reise nach Pjöngjang in den 70er Jahren. Hal Foster bespricht eine aktuelle Ausstellung im Moma mit Bildern des mexikanischen Malers Diego Rivera, dem zweiten Künstler, der in den 30ern überhaupt im Moma ausgestellt wurde (was Foster ziemlich wundert).
Il Sole 24 Ore (Italien), 22.01.2012
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Gentlemen's Quarterly (USA), 31.01.2012
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Babelia (Spanien), 21.01.2012
Der spanische Philosoph Javier Goma Lanzon bricht eine Lanze für die Eitelkeit von Schriftstellern: "Anders als in den Naturwissenschaften gibt es kein objektives Kriterium, das den Wert eines literarischen Werkes bestimmen könnte. Was für die wissenschaftliche Erkenntnis der Test im Labor ist, ist für die Literatur die übereinstimmende Beurteilung durch die anderen: Über den Wert literarischer Werke entscheidet einzig und allein die Gesellschaft im Verlauf so unkontrollierbarer wie diffuser Prozesse der Konsensbildung. Eben deshalb sind wir Schriftsteller so abhängig von der Meinung der anderen und betteln schamlos um ihren Beifall, wird doch die Wahrheit unserer Werke, auch für uns selbst, erst durch diese Zustimmung offenbar. Lass dich deshalb keinesfalls davon abbringen, mich zu loben, lieber Leser, erst recht nicht, wenn ich daraufhin anfange, den Bescheidenen zu spielen: Lobe mich nur immer weiter und weiter, mein Leben hängt davon ab."
Newsweek (USA), 16.01.2012
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In der Titelgeschichte erklärt Andrew Sullivan Rechten und Linken, warum sie mit ihrer Kritik an Obama gleichermaßen falsch liegen und resümiert schließlich: "'Zu sehen, was man vor der Nase hat, ist ein ständiger Kampf', schrieb einst George Orwell. Was ich vor meiner Nase sehe, ist ein Präsident, dessen Charakter, Erfolg und Versprechen so grotesk unterbewertet werden wie sie 2008 absurd überhöht wurden."
Outlook India (Indien), 30.01.2012
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LA Review of Books (USA), 16.01.2012
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Außerdem: Der Drehbuchautor John Kaye erinnert sich an Sex, Drogen, Hunter S. Thompson und den Boxkampf zwischen Muhammed Ali und Leon Spinks in New Orleans 1978.
Salon.eu.sk (Slowakei), 23.01.2012
Ach wie schön wäre es, wäre die Autofabrik, in der sein Vater arbeitete, erhalten worden, seufzt Andrzej Stasiuk. Dort wurde das einzige Auto produziert, das Polen je hervorbrachte, ein Auto namens "Sieg". Stasiuk erinnert sich daran, wie er den Vater zusammen mit seine Mutter vor den Fabriktoren abholte: "Ich blickte auf zu einer dunklen Silhouette, die sich vor der Sonne abzeichnete. Ich war sechs Jahre alt, aber ich erinnere mich an den Mix der Gerüche: Schweiß, Bier, dunkler Tabak, der Fabrikgeruch nach rotgühendem Metall, Schmiere, Benzin und die durch Schweißmaschinen ionisierte Luft. So roch die Welt der Männer."
Rolling Stone (USA), 02.02.2012
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Huffington Post fr (Frankreich), 23.01.2012
Seit heute ist eine französische Ausgabe der amerikanischen Huffington Post online, Herausgeberin ist Anne Sinclair, Frau des früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn. In der Startausgabe schreibt der Historiker Benjamin Stora über das Vermächtnis des arabischen Frühlings und die Geburt neuer, am Individuum orientierter Gesellschaften. "Im Protest, in der Kritik, aber auch in der Lebensführung zeigt sich ein Phänomen der Individualisierung. Aufschlussreich ist etwa die Figur des 'Harragas', der jungen Menschen aus dem Maghreb, die um jeden Preis gehen, ihr Land verlassen wollen. Diese Jugendlichen sagen alle das Gleiche: dass ihr Weggang nicht wie früher als 'Botschafter' im Namen der Familie, des Stadtviertels oder ihres Dorfs erfolgt. Sie gehen in ihrem eigenen Namen."
Weiteres: Guillaume Erner erinnert an den vor zehn Jahren gestorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu.
Weiteres: Guillaume Erner erinnert an den vor zehn Jahren gestorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu.
Osteuropa (Deutschland), 20.01.2012
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Der Schriftsteller Laszlo Darvasi erzählt eine Geschichte aus einem Land, in dem seltsame Entwicklungen vor sich gehen. Die Erzählung beginnt so: "Am nächsten Morgen bemerkte das Land seltsame Entwicklungen. Auf der Baustelle, an den emporgewachsenen Mauern, den Sprosen der in die Höhe ragenden Leitern, am Gerüst und an den öffentlichen Gebäuden wurden in einer einzigen Nacht mehrere Lautsprecher angebracht. Diese Lautsprecher, wenn sie auch angerostet und mitgenommen waren, schnarrten zum größten Teil klar und verständlich. Sie hatten in alten Tonarchiven gelegen..."
In weiteren Artikeln schreiben Krisztina Koenen über die Welt, wie Victor Orban sie sieht, Esther Kinsky über das Hinterland, Gabor Halmai über das neue Grundgesetz und Kornelia Magyar über das Elend der Roma.
New York Review of Books (USA), 09.02.2012
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Außerdem schreibt Luc Sante über die "Mutter Courage des Rock", Patti Smith. Charles Hope bespricht die Leonardo-Ausstellung in der National Gallery in London. Und Anatol Lieven hat eine Reihe von Büchern über Afghanistan gelesen.
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