Die Demonstrationen im Iran für Frauenrechte haben eine Vorgeschichte, die
bis zur Mitte des 19.
Jahrhundert zurückreichen, als eine Frau namens
Qurrat al-Ayn, die wichtigste Anführerin der Babi-Bewegung, sich in einem radikalen Akt öffentlich entschleierte,
erzählen Janet Afary und Kevin B. Anderson in einem sehr instruktivem Aufsatz. "Unter anderem aufgrund ihrer Enthüllung kam es zu einer Gegenreaktion gegen die Bewegung und ihre Forderungen. Der königliche Hof und hohe Geistliche ordneten an, die Babis zu massakrieren, angefangen bei ihren Anführern, darunter Qurraat al-Ayn, die 1852 starb. Die
Lage der iranischen Frauen hatte sich bis zur Wende zum zwanzigsten Jahrhundert nicht verbessert. Sie lagen weit hinter den aserbaidschanischen Schiiten des Südkaukasus (die unter russischer Kolonialherrschaft lebten) und den sunnitischen Muslimen des Osmanischen Reiches zurück. Im
Südkaukasus erhielten muslimische Frauen der Mittel- und Oberschicht eine
Ausbildung, und muslimische Philanthropen waren damit beschäftigt, palastartige Schulen für Mädchen zu bauen. In der
Türkei waren die Dinge sogar noch weiter fortgeschritten: 1842 wurde die erste medizinische
Schule für Hebammen eröffnet, 1861 die erste weiterführende Schule für Mädchen eingerichtet und 1870 die erste
Lehrerinnenschule für Frauen gegründet. Im Gegensatz dazu gab es im Iran keine Schulen für muslimische Mädchen, vor allem wegen des hartnäckigen Widerstands des schiitischen Klerus. Diese Situation änderte sich dramatisch mit der
Verfassungsrevolution von 1906, die dem Land eine parlamentarische Demokratie nach europäischem Vorbild, eine Verfassung nach dem Vorbild der belgischen Verfassung von 1831 und ein fortschrittliches Grundgesetz brachte. ... Hochrangige Kleriker waren über diese Entwicklungen empört. Sie bezeichneten die progressiven Verfassungsrechtler als 'Atheisten' und warnten, dass
muslimische Frauen bald Hosen tragen und nicht-muslimische Männer heiraten würden. Doch eine Generation männlicher Journalisten, Parlamentsabgeordneter und Dichter unterstützte die Aktivitäten der Frauen, und die Konstitutionalisten konnten den Widerstand des konservativen Klerus eine Zeit lang beiseite schieben. Die Revolution fand 1911 ein tragisches und abruptes Ende, als
Russland das Land im Einvernehmen mit
Großbritannien besetzte."