9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

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9punkt - Die Debattenrundschau vom 31.01.2024 - Internet

Atlantic-Redakteurin Adrienne LaFrance veröffentlicht eine lange Diatribe gegen die totalitären Fantasien von Tech-Königen wie Mark Zuckerberg und Elon Musk und endet mit einem etwas kraftlosen Plädoyer für Humanität: "Technokraten haben Recht, wenn sie Technologie als Schlüssel zur Verbesserung der Welt sehen. Aber zuerst müssen wir die Welt so beschreiben, wie wir sie uns wünschen - die Probleme, die wir im öffentlichen Interesse und im Einklang mit den Werten und Rechten lösen wollen, die die Menschenwürde, Gleichheit, Freiheit, Privatsphäre, Gesundheit und Glück fördern. Und wir müssen darauf bestehen, dass Leiter von Institutionen, die uns repräsentieren - im Großen wie im Kleinen - Technologie so einsetzen, dass sie widerspiegelt, was für den Einzelnen und die Gesellschaft gut ist, und nicht nur das, was Technokraten bereichert."
Stichwörter: Musk, Elon, Zuckerberg, Mark

9punkt - Die Debattenrundschau vom 14.12.2023 - Internet

Nicht alarmistisch klingt, was der Virtual-Reality-Pionier und Intenetkritiker Jaron Lanier im Interview mit Götz Hamann und Jakob von Lindern von der Zeit zu KI-Programmen wie ChatGPT sagt: "Wir sollten diese Software nicht als Wesen oder Kreatur betrachten. Ich will keinem vorschreiben, was er oder sie denkt, aber ich finde, es bringt uns mehr, wenn wir ChatGPT und andere Large Language Models als das beschreiben, was sie derzeit sind: Sie ermöglichen eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Menschen. Wir geben der Software einen Befehl, und sie führt ihn aus und greift dabei auf das zurück, was schon einmal geschrieben, gedacht, programmiert wurde."
Stichwörter: ChatGPT, Lanier, Jaron

9punkt - Die Debattenrundschau vom 04.12.2023 - Internet

KI zerstört das Internet - und damit gleichzeitig sich selbst, warnt Adrian Lobe in der NZZ. "Was jetzt mit der Entwicklung von Sprachmodellen passiert, ist nicht bloß eine technische Einstellung im Maschinenraum einer Tech-Plattform, sondern ein Frontalangriff auf die Hyperlinkstruktur des World Wide Web. Chat-GPT weist ja schon gar keine Quellen mehr aus. ... Die immer leistungsfähigeren KI-Systeme brauchten immer mehr Daten, um verlässliche Ergebnisse zu produzieren. Doch die Plattformen drehen die Daten-Pipeline zu. X (vormals Twitter) hat ein Lese-Limit für Kurznachrichten eingeführt, Reddit seine Benutzerschnittstelle kostenpflichtig gemacht, und BBC hat wie der Guardian die Entwicklerorganisation Open AI sogar ganz blockiert. Das freie Internet errichtet überall Zäune, um zu verhindern, dass die digitale Allmende weiter abgeweidet und der Commons-Gedanken pervertiert wird. Der Flurschaden, der durch die Grenzziehungen entsteht, könnte weitaus größer sein als der einer kontrollierten Öffnung."
Stichwörter: Künstliche Intelligenz

9punkt - Die Debattenrundschau vom 28.11.2023 - Internet

Google, Meta, Adobe oder Microsoft kopieren gern für das Erstellen von KI-Modellen Urheber von geistigen Werken, bezahlen sie aber nicht, schreibt Nina George, Ehrenpräsidentin des European Writers' Council, in der SZ: "Meta findet, dass Künstlerinnen und Urheber eh nix verdienen, da käme es auf ein weiteres Nichts nun auch nicht mehr an. (…) Google meint, das, was Maschinen da tun, unterscheide sich nicht groß vom menschlichen Lesen eines Buches - und das könne man ja nu nicht verbieten! Microsoft, das diskret seine AGB geändert hat und alles, was Sie in Ihr Word, Outlook und Power Point eintippen, für KI-Anwendungen benutzt, möchte unsere Herzen öffnen für KI-Start-ups, denen das schlimme Copyright die gesamte Kalkulation verhagelt. (…) Adobe, das sich jüngst hervortat, dass es KI-Fake-Bilder zum Israel-Palästina-Krieg verkauft, meint, seine Plagiatsmaschine sei ein Beitrag zur Steigerung persönlichen kreativen Ausdrucks."

Außerdem: Im SZ-Interview spricht der Kognitionswissenschaftler und KI-Experte Gary Marcus über die Versuche, das KI-Gesetz der EU zu torpedieren und die wirklichen Gefahren der künstlichen Intelligenz.

9punkt - Die Debattenrundschau vom 25.11.2023 - Internet

Auf ZeitOnline zeichnen Götz Hamann und Karsten Polke-Majewski die antiisraelischen Reaktionen im Netz nach: "Die übergroße Mehrheit in der digitalen Öffentlichkeit stand trotz der Morde von Beginn an auf der Seite der Palästinenser. Darin spiegeln sich zweifellos 70 Jahre Nahostkonflikt, eine Distanz oder auch offene Feindschaft gegenüber Israel in weiten Teilen der muslimischen Welt - und die internationale Kritik an der israelischen Siedlungspolitik. Gefühlt ist das klar, aber die Wucht war trotzdem überraschend, und sie lässt sich recht gut an zwei Zahlen ermessen. Videos mit dem englischen Hashtag #freepalestine hatten auf TikTok seither rund 27,8 Milliarden Aufrufe. Videos mit #standwithisrael nur einen Bruchteil davon: 497 Millionen. Solidarität mit Palästinensern verband sich in den Videos und Beiträgen mitunter mit antiisraelischen und antisemitischen Motiven."
Stichwörter: Nahostkonflikt, Tiktok

9punkt - Die Debattenrundschau vom 02.11.2023 - Internet

Mit dem geplanten Digital Service Act (DSA) sollen die sozialen Medien in Bezug auf Desinformation oder "rechtswidrige Inhalte" durchkämmt und diese gelöscht werden. Das sieht der Journalist Jakob Schirrmacher in der Welt kritisch, weil dieser Mechanismus missbraucht werden kann: "Der DSA versteht unter 'rechtswidrigen Inhalten' alle Informationen, 'die als solche oder durch ihre Bezugnahme auf eine Tätigkeit, einschließlich des Verkaufs von Produkten oder der Erbringung von Dienstleistungen, nicht im Einklang mit dem Unionsrecht oder dem Recht eines Mitgliedstaats stehen, ungeachtet des genauen Gegenstands oder der Art der betreffenden Rechtsvorschriften.' Das kann bedeuten, dass Inhalte, die beispielsweise in Ungarn als rechtswidrig verstanden werden, auch aus Feeds der restlichen EU-Mitgliedstaaten verschwinden könnten. Laut EU-Kommission sei dies jedoch ein hassfreieres, menschlicheres und demokratischeres Internet wert."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 30.10.2023 - Internet

Aktuell nehmen Cyberangriffe auf Israel zu, sie gehen meist auf bekannte Hackergruppen aus Russland, Iran und anderen islamisch geprägten Staaten zurück, berichten die Informatiker Haya Shulman und Michael Waidner in der FAZ: "Beispielsweise drangen vermeintliche Hamas-Terroristen in über den Dienst Zoom gehaltene Schulstunden ein und terrorisierten die Schüler. Häufig beobachtet wurden sogenannte Phishing-Angriffe mittels gefälschter oder gekaperter Websites. Hacker setzten etwa eine Internetseite auf, die täuschend ähnlich aussieht und einen ähnlichen Link (URL) besitzt wie die Seite, von der Nutzer die israelische Gefahrenwarn-App herunterladen können - ein in Israel angesichts der vielen Raketenangriffe und Terrorakte mitunter lebensrettendes Werkzeug. Die gefälschte Website verteilte wiederum Schadsoftware. Auch Privatpersonen und Haushalte werden direkt attackiert, so gab es eine Reihe erfolgreicher Angriffe gegen Smarthome-Systeme in Wohnungen."
Stichwörter: Cyberangriffe, Israel, Hamas

9punkt - Die Debattenrundschau vom 21.10.2023 - Internet

KI muss nicht allein in den Händen der großen Konzerne bleiben, Open Source könnte die Lösung sein, die Macht auf ganz viele Nutzer zu verteilen ist sich Mozilla-Chefin Mitchell Baker im Interview mit der taz sicher: "KI-Anwendungen lassen sich so ressourcensparend designen, dass sie auf einem Notebook oder sogar lokal auf dem Smartphone laufen. Das ist nicht nur ökologischer, es ermöglicht auch eine ganz andere Art der Nutzung von KI. ... Anwendungen wie ChatGPT, die gerade gehypt werden, haben ein ganz großes Privatsphäreproblem. Denn sie beruhen darauf, dass sie mit großen Datenmengen, in dem Fall Textmengen, trainiert werden. Sie nutzen also alles, was im Internet steht: meine Gedanken, die ich in einem Blog oder auf Social Media formuliert habe, mein geistiges Eigentum, wenn ich vielleicht Autorin bin, meine Kreativität. Und das alles ohne mein Einverständnis, ja, ohne, dass ich auch nur davon weiß. Habe ich jetzt aber ein KI-Modell, das so klein ist, dass es auf meinem Smartphone laufen kann, dann kann ich es selbst trainieren, mit meinen eigenen Daten. Das würde übrigens auch die Machtverhältnisse entscheidend ändern. Denn warum sollte ich dann noch meine Daten in die Hände eines Konzerns legen, der daraus eine Anwendung macht, an der nur er selbst verdient?"

9punkt - Die Debattenrundschau vom 19.10.2023 - Internet

Die Wissenschaftlerin Monika Hübscher weist in der taz auf die verhängnisvolle Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Videos und Fotos durch die Hamas hin, die von den Terroristen gezielt dort platziert werden: "Algorithmen in den sozialen Medien verbreiten vor allem Inhalte weiter, die hohes Engagement durch Likes, Kommentare und Shares aufweisen. Mehrfach haben Studien gezeigt, dass vor allem gewaltvolle Inhalte in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit bekommen. Daher kann man davon ausgehen, dass die gewaltvollen Propaganda-Videos der Hamas eine besonders hohe Reichweite erzielen. Von dieser Reichweite profitieren Social-Media-Unternehmen - und damit davon, der Hamas eine Plattform zu geben. Das sieht man beispielsweise daran, dass im Feed bei X zwischen den grausamen Fotos und Videos Werbeanzeigen für Mode- und Kosmetikmarken erscheinen. Womit die Aufmerksamkeit erzeugt wird, ist dem Algorithmus nicht wichtig, er soll den Werbekunden nur möglichst viele Views garantieren."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 07.10.2023 - Internet

Hannes Stein fragt sich in der Welt, ob der neue Twitter-Eigner Elon Musk einem rechtsextemen und antisemitischen Drehbuch folgt: "Er hat die Accounts von bekannten amerikanischen Neonazis reaktiviert, judenfeindliche Memes verbreitet, Linksliberale daran gehindert, sich zu äußern, und zur Treibjagd auf einzelne Accounts aufgefordert, die ihm lästig wurden; natürlich hat er sich auch (ein Klassiker des Antisemitismus!) als Opfer der Juden dargestellt. Derzeit ruft er massiv dazu auf, die 'Anti-Defamation League' zu verbieten. (...) Kurz und schlecht, Musk erinnert immer mehr an Henry Ford, den genialen Autobauer, der die 'Protokolle der Weisen von Zion' - eine perfide antisemitische Fälschung - in Amerika importierte."
Stichwörter: Twitter, Musk, Elon