Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
30.05.2006. Im Merkur verteidigt Christoph Türcke die Blasphemie gegen ihre Kritiker. In Outlook India weigert sich der Schauspieler Aamir Khan, zwischen ermordeten Moslems und ermordeten Hindus zu unterscheiden. Die Weltwoche reist nach Entropia. In Elet es Irodalom erklärt Laszlo Darvasi, was einen brillanten ungarischen Fußballer ausmacht. Im Nouvel Obs streiten Stephane Zagdanski und Theo Klein über Antisemitismus. Marie Antoinette war Opfer einer Medienkampagne, verkündet Il Foglio. Der New Statesman glaubt nicht an die Zukunft des afrikanischen Fußballs. Die New York Times hat was am Kochen.
Merkur | HVG | New Statesman | New York Times | Outlook India | Weltwoche | New Yorker | Elet es Irodalom | Nouvel Observateur | Literaturen | Foglio | Economist
Merkur (Deutschland), 01.06.2006
Der Philosoph Christoph Türcke verteidigt die Blasphemie gegen ihre erregten Kritiker, auch wenn er die Mohammed-Karikaturen selbst als Siegerspott des Westens "eher imperial als subversiv" findet: "Gewiss ist Blasphemie nicht einfach dasselbe wie Aufklärung. Aber Aufklärung sieht Blasphemie manchmal zum Verwechseln ähnlich. Spott dringt, wenn er ins Schwarze trifft, tiefer als jede andere Form von Kritik. Was langen Beweisgängen oft versagt bleibt, schafft bisweilen ein einziger Witz, eine Satire, eine Karikatur: das Eitle, Aufgeblasene, Anmaßende geltender Autoritäten bloß zu stellen. Spott ist zynisch, wo er Trauriges lächerlich macht. Er ist aufklärerisch, wo immer er das, was lächerlich ist, blitzartig zum Vorschein bringt: es notfalls bis zur Kenntlichkeit entstellt. Kritik ohne Spott ist zahnlos, fasst nicht wirklich, ist nicht ganz ernst gemeint. Daher konnte aufklärerische Religionskritik gar nicht anders, wenn es ihr denn ernst war, als ab und zu religiöse Autoritäten und die von ihnen gehegten Gefühle zu beleidigen. Sporadischer Spott gehörte zum Schwung des Angriffs."
In seiner Ästhetikkolumne fragt sich der Kunsthistoriker Christian Demand, woher eigentlich die Skepsis rührt, mit der Kritiker den derzeitigen Kunstboom begleiten: "Bemerkenswert ist, dass sich das Ressentiment gegen diejenigen, die da offenbar unbilligerweise Kunst in ihren Besitz bringen, ohne sich dieses Privileg zuvor durch entbehrungsvolle Arbeit in den Weinbergen der Kultur auch moralisch verdient zu haben, in der Regel aus der Vorstellung speist, zwischen der künstlerischen Bedeutung und dem finanziellen Wert der Ware Kunst müsse eine notwendige und eindeutige Beziehung walten. Aller demonstrativ zur Schau getragenen Abgeklärtheit zum Trotz glauben Kunstweltbewohner nämlich rührenderweise noch immer mehrheitlich an das Prinzip des gerechten Preises."
Weiteres: Karl Otto Hondrich plädiert in der Debatte um Integration für eine Stärkung der eigenen kollektiven Identität. Paul Nolte versucht zu erklären, wie im 20. Jahrhundert zugleich Öffentlichkeit und Privatheit expandieren konnten. Der Stettiner Historiker Jan M. Piskorski schreibt über die Vertreibungen in Europa im 20. Jahrhundert. Außerdem geht es um das europäische Jahr 1956, um deutsche Außenpolitik und die "Dauerkrise der amerikanischen Rechten".
In seiner Ästhetikkolumne fragt sich der Kunsthistoriker Christian Demand, woher eigentlich die Skepsis rührt, mit der Kritiker den derzeitigen Kunstboom begleiten: "Bemerkenswert ist, dass sich das Ressentiment gegen diejenigen, die da offenbar unbilligerweise Kunst in ihren Besitz bringen, ohne sich dieses Privileg zuvor durch entbehrungsvolle Arbeit in den Weinbergen der Kultur auch moralisch verdient zu haben, in der Regel aus der Vorstellung speist, zwischen der künstlerischen Bedeutung und dem finanziellen Wert der Ware Kunst müsse eine notwendige und eindeutige Beziehung walten. Aller demonstrativ zur Schau getragenen Abgeklärtheit zum Trotz glauben Kunstweltbewohner nämlich rührenderweise noch immer mehrheitlich an das Prinzip des gerechten Preises."
Weiteres: Karl Otto Hondrich plädiert in der Debatte um Integration für eine Stärkung der eigenen kollektiven Identität. Paul Nolte versucht zu erklären, wie im 20. Jahrhundert zugleich Öffentlichkeit und Privatheit expandieren konnten. Der Stettiner Historiker Jan M. Piskorski schreibt über die Vertreibungen in Europa im 20. Jahrhundert. Außerdem geht es um das europäische Jahr 1956, um deutsche Außenpolitik und die "Dauerkrise der amerikanischen Rechten".
Outlook India (Indien), 05.06.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A14016/outlook.jpg)
Weitere Artikel: Seema Sirohi erklärt, wie italienische Modemarken den indischen Markt erobern wollen. Pavan K. Varma bespricht eine "unakademische" Studie über die indische Familie (Gitanjali Prasad: "The Great Indian Family"). Und Khushwant Singh wünscht sich Pradip Krishens Botaniker-Buch "Trees of Delhi" in jedes Bücherregal.
Weltwoche (Schweiz), 25.05.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q26/A14021/weltwoche.jpg)
Weiteres: Urs Gehriger warnt vor der gefährlichen Situation in Afghanistan und der ebenso gefährlichen europäischen Unentschlossenheit. Franziska K. Müller berichtet von Ian Mucklejohn, der als erster Familienvater bewusst auf eine Mutter verzichtet und seine drei Kinder von einer Leihmutter hat austragen lassen. Im Interview mit Roland Mischke erklärt Volker Weidermann die Ein- und Auslassungen in seiner Literaturgeschichte.
New Yorker (USA), 05.06.2006
Sasha Frere-Jones erklärt, was es braucht, damit britische Popmusiker auch in Amerika erfolgreich sind: "Ihre Lyrik sollte erhebend sein, sie sollten keinen erkennbaren englischen Akzent haben und jeden britischen Slang vermeiden." Die wahren, nicht-amerikanischen Helden der Popmusik stellt er im Online-Interview mit Ben Greenman vor: "Schweden haben keinen Akzent. Sie sind alle Genies. Sie sind blond. Sie singen auf Englisch."
Margaret Talbot porträtiert die italienische Journalistin und Autorin Oriana Fallaci, deren streitbare, emanzipatorische Haltung sie früher bewunderte. Das ist heute anders. "Die herrlich rebellische Oriana Fallaci kultiviert wie es scheint heutzutage die Ressentiments des Kleinbürgertums. Sie ist gegen Abtreibung, es sei denn, sie 'wäre von Bin Laden oder Zarqawi vergewaltigt und schwanger geworden'. Sie ist entschieden gegen die Homo-Ehe ('Genau wie die Muslime gerne hätten, dass wir alle Muslime werden, hätten sie gerne, dass wir alle homosexuell werden') und misstrauisch gegenüber jeder Form der Immigration."
Weiteres: Adam Gopnik stellt zwei Studien vor, die einen neuen Blick auf die Französische Revolution und die damit verbundene Schreckensherrschaft werfen: "The Terror: The Merciless War for Freedom in Revolutionary France" (Farrar, Straus & Giroux) und "Fatal Purity: Robespierre and the French Revolution" (Metropolitan). Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem dem wunderbaren Porträt eines "obdachlosen Psychopathen" von Alexander Masters (deutsch: "Das kurze Leben des Stuart Shorter", Kunstmann). Und David Denby sah im Kino die dritte X-Men-Folge "X-Men: The Last Stand" von Brett Ratner und den Dokumentarfilm "The Cult of the Suicide Bomber" des CIA-Offiziers Robert Baer, dessen Erlebnisse im Mittleren Osten als Vorlage für George Clooneys Rolle in "Syriana" dienten. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Dimension" von Alice Munro.
Nur im Print: ein Porträt des Vorstandsvorsitzenden von Sony Howard Stringer und Lyrik von Rosanna Warren und Landis Everson.
Margaret Talbot porträtiert die italienische Journalistin und Autorin Oriana Fallaci, deren streitbare, emanzipatorische Haltung sie früher bewunderte. Das ist heute anders. "Die herrlich rebellische Oriana Fallaci kultiviert wie es scheint heutzutage die Ressentiments des Kleinbürgertums. Sie ist gegen Abtreibung, es sei denn, sie 'wäre von Bin Laden oder Zarqawi vergewaltigt und schwanger geworden'. Sie ist entschieden gegen die Homo-Ehe ('Genau wie die Muslime gerne hätten, dass wir alle Muslime werden, hätten sie gerne, dass wir alle homosexuell werden') und misstrauisch gegenüber jeder Form der Immigration."
Weiteres: Adam Gopnik stellt zwei Studien vor, die einen neuen Blick auf die Französische Revolution und die damit verbundene Schreckensherrschaft werfen: "The Terror: The Merciless War for Freedom in Revolutionary France" (Farrar, Straus & Giroux) und "Fatal Purity: Robespierre and the French Revolution" (Metropolitan). Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem dem wunderbaren Porträt eines "obdachlosen Psychopathen" von Alexander Masters (deutsch: "Das kurze Leben des Stuart Shorter", Kunstmann). Und David Denby sah im Kino die dritte X-Men-Folge "X-Men: The Last Stand" von Brett Ratner und den Dokumentarfilm "The Cult of the Suicide Bomber" des CIA-Offiziers Robert Baer, dessen Erlebnisse im Mittleren Osten als Vorlage für George Clooneys Rolle in "Syriana" dienten. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Dimension" von Alice Munro.
Nur im Print: ein Porträt des Vorstandsvorsitzenden von Sony Howard Stringer und Lyrik von Rosanna Warren und Landis Everson.
Elet es Irodalom (Ungarn), 26.05.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A14025/es.jpg)
Imre Kertesz feiert eine große Budapester Konzertreihe für zeitgenössische Musik, die mit Werken des ungarischen Komponisten György Ligeti eröffnet wurde: "Dieser Name war für mich lange nur ein Wort, das durch die Dunkelheit von Verboten schimmerte. György Ligeti: die unerreichbare Quelle wunderschöner, geheimer Töne. Seine Musik war Jahrzehnte lang aus allen Konzertsälen, Musikhochschulen, Radiosendungen Ungarns verbannt. Die Nachwelt wird bestimmt die Frage stellen: Wie ist es denn nur möglich, dass dieses Land so verschwenderisch mit seinen Talenten umging?" Die Konzertreihe ist das erste große Projekt des Vereins Neue Ungarische Musik (UMZE), der 2005 unter anderem von György Kurtag, Peter Eötvös und Andras Szöllösy mit dem Ziel begründet wurde, die zeitgenössische ungarische Musik in Ungarn bekannt zu machen.
Die Stasi-Unterlagen sollten in Ungarn endlich frei zugänglich werden, wie in der ehemaligen DDR, fordert der Historiker Laszlo Varga: Der erste Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen der DDR, "Joachim Gauck und seine Mitstreiter haben der Staatsmacht ihr Informationsmonopol entzogen. Dies war in Ungarn nicht möglich, weil sich die Stasi hierzulande hinter der 'Polizei' versteckte, mit der sich eng verflochten war. In Deutschland wusste jeder, wo die Stasi 'wohnt', aber wir hatten keine Ahnung. ... In den letzten zehn Jahren bekamen die Bespitzelten in Ungarn immer mehr Rechte, die Historiker dürfen immer freier recherchieren. Aber das Wichtigste, der Zugang zu den Stasi-Unterlagen und die oft beschworene Bewältigung der Vergangenheit bleibt weiterhin aus."
Nouvel Observateur (Frankreich), 29.05.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q9/A14015/nouvel.jpg)
Literaturen (Deutschland), 01.06.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q21/A14023/literaturen.jpg)
Weitere Artikel: Feridun Zaimoglu, der mit dieser Ausgabe die Beiseite-Kolumne von Sybille Berg übernimmt, steht in der Hamburger Kunsthalle zwischen buchfixierten Kompetenzbestien, sucht Rettung und findet sie - in einem Buch: "Das merkwürdige Leben der Literaten" von Jürgen Neckam. Im Kriminal erliegt Franz Schuh dem Charme des Heruntergekommenen, der von Max Bronskis "Sister Sox" und seinem verfremdeten, trashigen München ausgeht. Und Sigrid Löffler labt sich an zwei aberwitzigen Pionierfahrten aus der Zeit des britischen Empire: einmal Mirko Bonnes Pseudo-Sachbuch "Der eiskalte Himmel", das die "Imperial Trans-Antarctic Expedition" von 1914-1916 (Ernest Shackeltons Versuch, den antarktischen Kontinent zu Fuß zu überqueren), heldenepisch nachzeichnet, und einmal Ursula Naumanns historische Reportage "Euphrat Queen", die Francis Rawdon Chesneys Versuch dokumentiert, zwecks kürzeren Postwegs zwischen der Kolonie Indien und dem Mutterland einen Euphratdampfer in Betrieb zu nehmen.
Foglio (Italien), 27.05.2006
Amy Rosenthal trifft den nun neunzigjährigen Orientalisten Bernard Lewis, der erklärt, wie man es hätte machen müssen im Irak. "Als allererstes hätte man eine irakische Autorität aufbauen müssen, an die man die Macht übergeben kann. Die Invasion des Iraks wäre gar nicht nötig gewesen. In den Neunzigern gab es die sogenannte "freie Zone" im Norden. Etwa ein Fünftel des Landes und der Bevölkerung gehörten nicht mehr Saddam Hussein, , sondern wurden von kurdischen Führern und dem Nationalkongress kontrolliert. Da hätte man was machen können, aber es ist nichts passiert. So wurde eine großartige Möglichkeit vergeben. Nach der Invasion ist dieser Widerstand völlig zusammengebrochen."
Marie Antoinette wurde Opfer einer Medienkampagne, meint Siegmund Ginzberg. Angefangen hatte es als von Neidern lancierter Hofklatsch, dann "vervielfältigten sich die Pamphlete und Karikaturen. Die Tatsache dass der junge König seit sieben Jahren nicht imstande war, die Ehe zu vollziehen, wurde zum Objekt von Spekulationen und Schmähungen. Man diskutierte wild und erging sich in sämtlichen intimen Einzelheiten. Wenn der Ehemann irgendein Problem hatte, war es nur logisch, dass sich die junge und brillante Ehefrau nach einer sexuellen Alternative umsehen musste. Man dichtete ihr Haufen an Liebhabern beiderlei Geschlechts an. Man sagte, dass ihre Kinder, die designierten Thornerben, von jemandem anderen stammen müssen (immer wieder gingen die Vermutungen in Richtung des jüngeren Bruders von Ludwig XVI.). " Ihren Höhepunkt fand die öffentliche Antipathie direkt nach der Hinrichtung, schreibt Ginzberg, als ein Revolutionsblatt titelte: "Das Flittchen Marie Antoinette hat den Tod gefunden, den sie verdiente, wie eine Sau im Schlachthof."
Marie Antoinette wurde Opfer einer Medienkampagne, meint Siegmund Ginzberg. Angefangen hatte es als von Neidern lancierter Hofklatsch, dann "vervielfältigten sich die Pamphlete und Karikaturen. Die Tatsache dass der junge König seit sieben Jahren nicht imstande war, die Ehe zu vollziehen, wurde zum Objekt von Spekulationen und Schmähungen. Man diskutierte wild und erging sich in sämtlichen intimen Einzelheiten. Wenn der Ehemann irgendein Problem hatte, war es nur logisch, dass sich die junge und brillante Ehefrau nach einer sexuellen Alternative umsehen musste. Man dichtete ihr Haufen an Liebhabern beiderlei Geschlechts an. Man sagte, dass ihre Kinder, die designierten Thornerben, von jemandem anderen stammen müssen (immer wieder gingen die Vermutungen in Richtung des jüngeren Bruders von Ludwig XVI.). " Ihren Höhepunkt fand die öffentliche Antipathie direkt nach der Hinrichtung, schreibt Ginzberg, als ein Revolutionsblatt titelte: "Das Flittchen Marie Antoinette hat den Tod gefunden, den sie verdiente, wie eine Sau im Schlachthof."
Economist (UK), 26.05.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A14020/economist.jpg)
Weitere Artikel: "Treten Sie hierher, Sir, zu Ihrer Umprogrammierung. Wenn wir erst Ihre Waffen beschlagnahmt haben, können wir Ihre aggressiven Instinkte abbauen und Sie in die Zivilgesellschaft zurückintegrieren" - Amüsiert berichtet der Economist, wie alarmiert die National Rifle Association (NRA) auf Bestrebungen der UNO reagiert, ihr weltweites Entwaffnungsprogramm auch auf die USA und ihre zahlreichen Waffenbesitzer auzudehnen. Sehr angetan ist der Economist von Hans-Guck-in-die-Luft Gavin Pretor-Pinney, der in seinem Buch "The Cloudspotter's Guide: The Science, History and Culture of Clouds" so über Wolken schreibt, als seien sie alte Freunde von ihm. Zufrieden hat der Economist das Urteil des höchsten britischen Gerichts vernommen, das sich entschieden gegen eine Wiedereinführung des Schuld-Begriffs in Scheidungsprozessen ausgesprochen hat. Und schließlich nimmt der Economist Abschied vom amerikanischen Dichter Stanley Kunitz, der sich kaum vom Fleck rührte, seine Verse aber in unendliche Weiten flirren ließ.
HVG (Ungarn), 25.05.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q111/A14026/heti.jpg)
Fast alle Bischöfe der Reformierten Kirche waren Stasi-Spitzel, verkündete kürzlich die Zeitschrift Mozgo Vilag. Der Artikel steht leider noch nicht im Internet, aber er löste eine Debatte aus: Publizist Norbert Izsak ist überrascht, dass die Kirche immer noch "unsicher ist, wie sie über ehemalige Stasi-Spitzel in ihren Reihen urteilen soll: Sollen sie für diese Kompromisse anerkannt oder verurteilt werden? ? Auch die Gläubigen sind ratlos, was sie aus der Zeit vor 1989 für akzeptabel halten sollen. Für einige sind die damaligen Bischöfe Helden, weil sie eine glanzvolle kirchliche Karriere machten und dabei 'vieles hinnehmen mussten'. Andere werfen ihnen vor, gesinnungslose Kompromisse gemacht zu haben."
New Statesman (UK), 29.05.2006
Afrika wird die Fußballweltmeisterschaft nie gewinnen, unkt David Runciman. Dass derzeit drei afrikanische Mannschaften mit dabei sind, ist ein Resultat der global agierenden Talentehändler, die trotz der katastrophalen politischen Situation in Togo, Ghana oder der Elfenbeinküste Fußballer finden. "Einige Spieler des Teams der Elfenbeinküste (Didier Drogba von Chelsea eingeschlossen) haben ihre Ausbildung in Frankreich erhalten, und von denjenigen, die zu Hause geblieben sind, stammen viele aus der Jugendakademie des früheren Profis Jean-Marc Guillou, die eigens eingerichtet wurde, um die Elfenbeinküste nach ungeschliffenen Talenten abzusuchen, sie in hochmodernen Instituten zu trainieren und sie dann in Clubs in Frankreich und anderswo zu exportieren. Die Glücklichen, besonders diejenigen, die die Aufmerksamkeit von Trainern wie Arsene Wenger und Jose Mourinho wecken, kann das aus dem Nichts in das Zentrum der Sportwelt katapultieren, wo sie Zugang zu unvorstellbarem Reichtum haben (Ghanas Michael Essien verdient mehr als 55.000 Pfund in der Woche und repräsentiert ein Land mit einem jährlichen Durchschnitsslohn von 300 Pfund).
New York Times (USA), 28.05.2006
Lecker! Die Book Review widmet sich Büchern rund ums Kochen und Verspeisen. Köche, Gastronome und Gourmets schreiben über antiquarische Lieblingskochbücher (hier). Und Jay Jennings entdeckt in "Eat this Book" von Ryan Nerz und in Jason Fagones "Horsemen of the Esophagus", zwei Büchern zum viel zu wenig beachteten Thema "Wettessen", die Quintessenz dieses schönen Sports: "Je mehr wir über die Wettesser erfahren, desto größer wird unser Respekt. Sie trainieren, sie nehmen es ernst." Der Leser lerne, "wie die Übertreibung der eigenen Schwächen diese in Stärke verwandeln" könne.
Weitere Artikel: Liesl Schillinger gefällt die Verbindung von Sex und Küche in Gael Greenes glamourösem Erinnerungsbuch "Insatiable". Adam Platt findet die Memoiren des Weinpapstes Hugh Johnson ("A Life Uncorked") passenderweise "lieblich". Und Dorothy Kalins empfiehlt zwei Bücher, die uns die Augen öffnen möchten, nicht den Mund: "The Way We Eat" von Peter Singer/Jim Mason sowie Marion Nestles "What to Eat".
Im Magazine beleuchtet Rob Walker das von Firmen wie Mozilla und General Motors genutzte "consumer-generated advertising", bei dem keine sakrosankte PR-Maschine den Spot produziert, sondern der Verbraucher: "Für die Firmen ist es entweder ein Segen (das Marketing wird an eine loyale Kundschaft delegiert) oder eine Bedrohung (es gerät in die Hände von unkontrollierbaren Amateuren)."
Ferner: Matt Bai untersucht die Bedeutung der Blogosphäre für die politische Kultur am Beispiel des megaerfolgreichen Politikblogs Dailykos.com. John Wray berichtet über neueste Verwandlungsformen des Heavy Metal im Klangkreis des kalifornischen Labels Southern Lord. Und Randy Kennedy sieht die Zukunft des Fernsehens winzig klein - demnächst auf Ihrem Mobiltelefon.
Weitere Artikel: Liesl Schillinger gefällt die Verbindung von Sex und Küche in Gael Greenes glamourösem Erinnerungsbuch "Insatiable". Adam Platt findet die Memoiren des Weinpapstes Hugh Johnson ("A Life Uncorked") passenderweise "lieblich". Und Dorothy Kalins empfiehlt zwei Bücher, die uns die Augen öffnen möchten, nicht den Mund: "The Way We Eat" von Peter Singer/Jim Mason sowie Marion Nestles "What to Eat".
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Ferner: Matt Bai untersucht die Bedeutung der Blogosphäre für die politische Kultur am Beispiel des megaerfolgreichen Politikblogs Dailykos.com. John Wray berichtet über neueste Verwandlungsformen des Heavy Metal im Klangkreis des kalifornischen Labels Southern Lord. Und Randy Kennedy sieht die Zukunft des Fernsehens winzig klein - demnächst auf Ihrem Mobiltelefon.
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