
Seit den Neunzigern ist "die Demokratie" immer stärker in Gefahr - zumindest nach Ansicht derjenigen, die ihre Vorstellungen von Demokratie durch die Vorstellungen politischer Gegner in Zweifel gezogen oder wie im Falle von Verfassungsänderungen unter Beschuss sehen,
beobachtet der
Politologe Philip Manow. Zu fragen wäre seiner Meinung nach allerdings:
Welche Auffassung von Demokratie liegt welchen Kampagnen zum Schutz derselben zugrunde? Seit geraumer Zeit zeichne sich ein Demokratieverständnis der
Einhegung ab, so Manow, mit dem "ein Milieu seine
Macht zu arrondieren versucht - ein Milieu, dessen weiterhin vorherrschende Kontrolle über die Deutung des Geschehens mit seiner abnehmenden Kontrolle über dessen Dynamik einhergeht. Seine Kategorien herrschen noch, aber sie tragen immer weniger zur Beherrschung der Lage bei. .... Zu erkunden wäre, was sich längerfristig (und nicht nur im üblichen demokratischen Wechsel zwischen einer Regierung und einer Opposition) verschoben hat. Recht besehen müsste es also darum gehen, eine
Politische Ökonomie der liberalen Demokratie zu entwickeln, die sich in gewisser Weise als notwendiges Komplement zu einer Politischen Ökonomie des Populismus versteht. Das würde auf die richtige und wichtige Anregung reagieren, sich doch nicht nur andauernd mit den neuen, echten oder eingebildeten, Verlierern zu beschäftigen, sondern auch einmal mit den Gewinnern, also den neuen,
überaus sendungsbewussten Mittelklassen, mit deren politischem Projekt, aus dem heraus die neuen Zeitdiagnosen von den Selbstgefährdungen der elektoralen Demokratie überhaupt erst verstanden werden können. Es scheint aussichtsreicher und ergiebiger, sich mit den Prozessen gegenwärtiger politischer Normensetzung, Normierung, Normalitätsdefinition, mit den
Normalitätsdefinierern zu befassen, mit den politischen Prämien auf den Besitz der
Kategorisierungsmacht - aussichtsreicher jedenfalls als mit denen, die durch sie als Abweichler konstituiert werden. Denn die
obsessive Beschäftigung mit Letzteren, die die Sozialwissenschaften seit nun fast zwanzig Jahren praktizieren, hat ja doch immer nur die vorherrschenden Abgrenzungen nachvollzogen und damit zertifiziert."
Außerdem
wirft die Mathematikerin Paola Lopez einen ernüchternden Blick unter die Motorhaube von
ChatGPT: Die KI kann zwar einiges, aber im Grunde nicht viel - und um dies zu leisten, braucht es nicht nur
gigantisch viel Energie, sondern auch ein ganzes Heer unterbezahlter Leute in
Shitjobs, die ChatGPT davon abbringen sollen, beleidigende oder gar traumatisierende Texte zu liefern.