Magazinrundschau

Auf der Suche nach Ärger

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
19.07.2011. Outlook India prophezeit 9000 Kontroversen in 900 Sprachen. Illegaler Handel mit vertraulichen Informationen ist keine Spezialität der Murdoch-Presse, weiß der Spectator. In Words without Borders steht Boualem Sansal bis zum Hals im Krieg. Il Sole 24 Ore folgt den Windungen des Curzio Malaparte. Polityka feiert Polens Glücksniveau. Bloomberg Businessweek freut sich über Dienst und Daten von Spotify. Lasst uns nicht allein mit Victor Orban, fleht Magyar Narancs. Prospect hört "La Boheme" in einer Bar. Der New Yorker stellt das kernige Team Ruanda vor.

Outlook India (Indien), 25.07.2011

Erneut hat es in Mumbai Terroranschläge gegeben. Die Stadt steht kurzfristig unter Schock; die Auswirkungen der ständigen Gefahr sind freilich - wie Smruti Koppikar in der Titelgeschichte meint - mit Sicherheit von längerer Dauer: "Tief im Herzen vieler Mumbaikar mischen sich die Gefühle in seltsamer Weise - Wut, Bitterkeit, Hilflosigkeit, Angst, Verletzlichkeit und eine Frage: Warum wird meine Stadt wieder und wieder attackiert? 'Ich weiß, dass es logisch ist, Mumbai anzugreifen, weil die Arterien des Landes durch die Stadt laufen; es gibt eine unmittelbare, globale Reaktion, aber diese Logik ändert nichts daran, dass wir Angst haben', meint Rajit Kapoor, ein bekannter Schauspieler, der in Mumbai lebt. Diese Angst, die die Mehrzahl der Mumbaikar heute resignativ akzeptiert, ist spürbar in den Augen all jener sieben Millionen, die die Vorstadtzüge besteigen, von denen jeder eine bewegliche Bombe sein könnte. Im Schritt der vier Millionen, die zu Bushaltestellen schleichen, die potenzielle Ziele sein könnten. Mumbai ist in der Tat eine mit Narben bedeckte Stadt."

In Indien hat eine große Studie begonnen, die der einfach klingenden, aber gar nicht leicht zu beantwortenden Frage nachgeht, wie viele Sprachen im riesigen Land eigentlich gesprochen werden. Die letzte Untersuchung zum Thema stammt aus dem Jahr 1894 und wurde vom britischen Linguisten George Abraham Grierson erstellt (Hörproben). Erste Ergebnisse der neuen Studie lassen, wie Degarshi Dasgupta berichtet, Hochrechnungen zu: "Ganesh Devy ist der Vorsitzende der Organisation Bhasha, die sich für marginalisierte indische Sprachen einsetzt und die Studie initiiert hat, erwartet, dass es am Ende auf 'rund 900' Sprachen hinauslaufen wird. Grierson dagegen war auf 179 Sprachen und 544 Dialekte gekommen. 'Wenn es 900 Sprachen werden, dann erwarte ich 9000 Kontroversen', meint Devy. 'Ich halte diese Debatte aber für entscheidend, da sie eine Linguistik in Frage stellt, die Sprachen nur für eine einzigarte Sprachform halten. Hier zeigt sich nämlich, dass Menschen ihre linguistische eng mit ihrer ethnischen Identität assoziieren und davon ausgehen, dass eine separate ethnische auch eine separate sprachliche Identität impliziert.'"
Archiv: Outlook India

Bloomberg Businessweek (USA), 13.07.2011

Ein ganz begeistertes und ausführliches Porträt schreibt Brendan Greeley in Business Week über den Musikstreamingdienst Spotify, der jetzt auch in den USA zu nutzen ist: Anders als Apples Itunes scheint Spotify auch der darbenden Musikindustrie wieder mehr Einnahmen zu bringen (außer in Deutschland, wo er nicht läuft, weil die Gema zu hohe Gebühren verlangt). Und der Dienst bringt der Industrie auch einige orwellianische Vorteile...:"Ohne Spotify wissen Labels nur, wann ein Album verkauft wird. Wenn eine CD für einen Freund kopiert oder für eine Party ausgeliehen wird, erfahren sie gar nichts. Spotify liefert ihnen für jeden einzelnen Titel einen Bericht, geordnet nach Ort, Alter, Geschlecht. Jay-Z glaubte mit Blick auf seine Albumverkäufe immer, er sei groß in London, aber nein, er ist groß in Manchester.... Spotify weiß, wann Du auf Deiner Party Gaga spielst."
Stichwörter: Gema, Musikindustrie, Spotify, Jay-Z, Itunes

Elet es Irodalom (Ungarn), 15.07.2011

Kaum ist die ungarische EU-Ratspräsidentschaft vorbei, macht Ministerpräsident Viktor Orban ernst und baut die Republik ganz nach den Bedürfnisse der eigenen Partei um. Die Zerschlagung der kritischen Presse nimmt konkrete Formen an: knapp 600 Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien wurden entlassen, weitere 400 sollen folgen (mehr bei der Süddeutschen und der Welt). Für die Journalistin Julia Levai steht fest, dass es sich bei diesem Vorgang um eine totale ideologisch-politische Säuberungsaktion handelt; sie war zu erwarten, wurde gut vorbereitet und angekündigt. Unerwartet war jedoch die erniedrigende Methode des Rauswurfs durch den so genannten Mediendienstleistungs- und Vermögensfonds MTVA, in dem die öffentlich-rechtlichen Medien des Landes konzentriert worden sind: Die Mitarbeiter müssen einzeln vor die MTVA-Funktionäre treten, die sie erst seit einigen Wochen kennen oder gar noch nie zu Gesicht bekommen haben. "Es steht außer Frage, dass die für die Umsetzung des Regierungsprogramms zuständige Institution mit dieser von ihr als innovativ genannten Aktion alles und jeden niedertrampeln will. Was sie tut, zielt darauf ab, die als Feinde angesehenen Mitarbeiter nach Möglichkeit und bewusst gegeneinander auszuspielen und mit sorgfältig platzierten Minen jeden weiteren Schritt unmöglich zu machen. Sie entschied sich für den Krieg und wählte dessen rücksichtsloseste Form. Währenddessen redet ihr Sprecher einerseits von Gerechtigkeit und Kooperation und droht andererseits den Journalisten, die seiner Institution aggressives Verhalten vorwerfen, mit einer Anzeige."
Stichwörter: Orban, Viktor

Spectator (UK), 18.07.2011

Der Abhörskandal von Rupert Murdochs News of the World ist auch ein Skandal der beiden größten britischen Parteien und der Presse - ausgenommen den Guardian, der das ganze ohne Resonanz seit Jahren aufgedeckt hat, versteht sich. Nicht nur Tory-Chef David Cameron war verstrickt, schreibt Peter Oborne, sondern auch der Labour-Vorsitzende Ed Miliband. Beide waren Mitte Juni, der Skandal näherte sich bereits seinem Höhepunkt, auf der Sommerparty, die Murdoch jedes Jahr in London gibt. Beide haben ehemalige Murdoch-Journalisten - Cameron den "News of the World"-Redakteur Andy Coulson, Miliband den Times-Journalisten Tom Baldwin - als Berater engagiert. Und die Presse? Schwieg still. Das galt nicht nur für Zeitungen, die Murdoch gehören, sondern auch für ihre Konkurrenten. Das hat einen Grund: "Die Wahrheit ist, dass nur sehr wenige Zeitungen nie Informationen von privaten Detektiven gekauft haben. Ein 2006 veröffentlichter Bericht des Datenschutzbeauftragten gibt einen Einblick in die Tätigkeit eines solchen 'Detektivs', der während der sogenannten 'Operation Motorman' erwischt wurde. Der Bericht legte offen, dass 305 Journalisten identifiziert wurden, die 'als Kunden den illegalen Handel mit vertraulichen Informationen vorantrieben'. Der Bericht nannte jede Zeitungsgruppe, die Anzahl der Delikte und die Anzahl der schuldigen Journalisten. Als der Bericht erschien, stellte der Datenschutzbeauftragte fest, war jedoch 'die Berichterstattung über den Skandal, sogar in den Qualitätszeitungen, begrenzt'. Dieselbe Zurückhaltung sah man, bis jetzt, in dem Abhörskandal [der News of the World]. Indem sie diese Geschichte klein kochten, waren Medienkonzerne gefährlich dicht daran, ein bedeutendes Statement abzugeben: Sie sind wesentlicher Bestandteil desselben krummen Systems wie News International und Komplizen in seiner Kriminalität."
Archiv: Spectator

Newsweek (USA), 18.07.2011

Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian - und Harry-Potter-lookalike, wenn es je einen gegeben hat - zeichnet ein kleines heroisches Porträt des Guardian-Reporters Nick Davies (Homepage), der 2009 nicht nur Julian Assange für den Guardian entdeckte, sondern auch von kriminellen Machenschaften im Murdoch-Imperium gehört hatte. "Interessiert? Die Antwort in beiden Fällen war - natürlich. Gefolgt von einem inneren Schlucken angesichts des schieren Ausmaßes und der Folgen dieser Geschichten. Gefolgt von einem Blick auf Nick, wie immer gekleidet in Jeans und eine aufsässig unmoderne braune Lederjacke, wie er aus der Tür marschiert, auf der Suche nach Ärger."

Der konservative britische Europaabgeordnete Daniel Hannan (sein Blog) reagiert in einem Kommentar sehr lässig auf die Enthüllungen des Guardian. Braucht man in Britannien jetzt eine staatliche Regulierung der Presse? Total unnötig: "News of the World wurde nicht vom Presserat oder irgendeinem Gesetz gestürzt, auch nicht von einem Gericht, sondern von Adam Smiths unsichtbarer Hand. Anzeigen verschwanden, ein Massenboykott drohte und die Aktien von News Corp. fielen. Mit anderen Worten: Wo die Regierung versagte, war der Markt erfolgreich. Das System funktioniert."
Archiv: Newsweek

Il Sole 24 Ore (Italien), 17.07.2011

Kurt Erich Suckert, dessen Vater aus Sachsen stammte, nannte sich ab 1925 Curzio Malaparte und wurde einer von Italiens bedeutendsten Journalisten und Schriftstellern. Seine Biografen tun sich bis heute schwer, diesem Leben einen Stempel aufzudrücken, meint Emilio Gentile. Sie sollten es gar nicht versuchen. "Es ist ja auch nicht einfach bei einem Schriftsteller, der bis 1943 vom Kulturministerium unterstützt wurde, aber nach dem Zerfall des Faschismus sich als Verfolgter des Regimes gerierte und umstandslos bereit war, gegenüber Togliatti 1944 zu deklarieren, dass der Kommunismus 'das dominierende Motiv meines intellekuellen Lebens ist', ja 'das Motiv, das meinen intellektuellen Handlungen und meinem Gewissen zugrunde liegt'. Und die Metamorphosen des Malaparte hörten damit nicht auf: nach 1946 wird er antikommunistisch und geißelt die 'marxistischen Razzien', er denunziert den 'Faschismus der Antifaschisten' und unterstützt De Gasperi in den Wahlen von 1948. Im Jahr 1957 beschließt er schließlich seine irdische Existenz, nicht ohne Mao und den chinesischen Kommunismus zu preisen, den Parteiausweis der republikanischen wie der kommunistischen Partei zu akzeptieren, ebenso wie vielleicht noch im Augenblick des Todes zur katholischen Kirche zu konvertieren, jener Kirche, die ihn auf den Index gesetzt hatte. Angesichts dieser Unvereinbarkeiten ist die ehrlichste Antwort auf die Fragen nach dem Kern Malpartes vielleicht die Feststellung, dass er Idealist und Opportunist, Rebell und Chamäleon, Titelheld und Angeber zugleich war. Nie hörte er in seinem Leben damit auf, eine Aura der Ambivalenz um sich herum zu spinnen."
Archiv: Il Sole 24 Ore

Words without Borders (USA), 01.07.2011

Der arabische Frühling ist Schwerpunkt der Juli-Ausgabe von Words without Borders. Übersetzt wurde unter anderem ein sehr schöner Brief (franz./engl.) Boualem Sansals an Mohamed Bouazizi, den jungen Gemüsehändler, dessen Selbstverbrennung die tunesische Revolution und damit den arabischen Frühling auslöste. Hier der Anfang: "Lieber Bruder, ich schreibe dir diese Zeilen, um dich wissen zu lassen, dass es uns im großen und ganzen gut geht, auch wenn sich das von Tag zu Tag ändert: Manchmal dreht sich der Wind, es regnet Blei, das Leben fließt uns aus den Poren. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin mir nicht ganz sicher, wo wir stehen. Wenn man bis zum Hals im Krieg steht, kann man erst am Ende sagen, ob man feiern oder trauern soll. Und das ist sie, die entscheidende Frage: Soll man den anderen folgen oder vorausgehen? Die Konsequenzen sind nicht dieselben. Manche Siege können sich als kurzfristig herausstellen, während manche Niederlagen der Beginn wirklich großer Siege sein können. In diesem Spiel, bei dem man jederzeit vom Tod überrascht werden kann, gibt es die Zeit davor und die Zeit danach, aber nur einen einzigen ungeheuer flüchtigen Moment, in dem man sich entscheiden kann."

Weiteres: Nawal El Saadawi kritisiert scharfzüngig die nationale und internationale Presse, die die ägyptischen Revolutionäre mit einigen kosmetischen Operationen ruhigstellen wollten. Außerdem gibt es Prosa und Lyrik in englischer Übersetzung (alles online hier zu finden).

Polityka (Polen), 15.07.2011

Den Polen geht's gut, behauptet der Soziologe Jacek Zakowski im Interview mit Janusz Czapinski in der Polityka auf Deutsch, sie verdienen endlich wieder mehr Geld, reisen ins Ausland und interessieren sich auch allmählich wieder für Kunst und Kultur. "Trotz der weltweiten Krise hat sich die psychische Kondition der Polen in den letzten beiden Jahren in keinerlei Hinsicht verschlechtert. Und das Glücksniveau hat sich deutlich erhöht. 2005 und 2007 waren 75 Prozent sehr oder ziemlich glücklich. Heute sind es über 80 Prozent. Die Zahl der positiven Antworten auf die Frage 'Leben Sie gerne?' war seit 1991, als wir sie zum ersten Mal stellten, nicht mehr so hoch."

Bereits in der vorigen Woche untersuchte Adam Krzeminski, welche Rolle Deutsche mit polnischer Herkunft hierzulande spielen.
Archiv: Polityka
Stichwörter: Geld, Krzeminski, Adam

Eurozine (Österreich), 11.07.2011

Antoine Garapon hat für Esprit (auf Französisch online auf Eurozine) eine sehr faszinierte und faszinierende Reportage über den Neuaufbau der Institutionen, die Wahrheitskommissionen, die Rolle der Frauen in der tunesischen Revolution geschrieben. Und er besteht in seiner Reflexion der Ereignisse auf dem exemplarischen Charakter gerade der tunesischen Revolution. "Die tunesische Revolution - und das ist nicht ihr geringstes Verdienst - formuliert die Idee von Revolution selbst neu; sie eröffnet in der langen und windungsreichen Geschichte dieses Begriffs ein neues Kapitel. Zunächst einmal bricht sie endgültig - muss man es noch betonen? - mit jedem marxistischem Bezug, der bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis zum Mauerfall, die Idee der Revolution dominierte. In einigen Punkten ähnelt die Revolution den osteuropäischen Ereignissen von 1989. Die Aufgabe, die vor den Tunesiern liegt gemahnt auch an die 'Lustration' in den Ländern der ehemals sowjetischen Sphäre: Wie bricht man mit einem Regime, das die Menschen und Institutionen korrumpierte?"
Archiv: Eurozine
Stichwörter: Lustration, Mauerfall, Tunesien

Prospect (UK), 22.06.2011

Etwas tut sich in der britischen Opernwelt. Den Laurence Olivier Award für die beste Neuproduktion gewann eine Inszenierung von Puccinis "La Boheme" der kleinen Kompanie OperaUpClose. Michael Coveney hat sie besucht und dabei das folgende erlebt: "Die Vermischung von Darstellern und Besuchern war dabei Prinzip. Der zweite Akt von 'La Boheme', in dem Musetta Beleidigungen mit ihrem mal-ja-mal-nein-Freund Marcello und einem älteren Bewunderer austauscht, findet statt in einem Cafe. Das Publikum befand sich während der ersten Pause bei dieser Aufführung in der Bar des King's Head-Theaters. Plötzlich begann jedoch die Barfrau zu singen, dann auch ein paar unter den den Besuchern; der Rest der Sänger war über den alten viktorianischen Barraum verteilt. Von draußen blickten Passanten amüsiert und verblüfft zu uns rein. Der zweite Akt lief so auf faszinierende Weise ab, bevor wir uns für den Rest der Oper zurück ins schäbige Innere des Theaters begaben."
Archiv: Prospect
Stichwörter: La Boheme, Opernwelt

Magyar Narancs (Ungarn), 07.07.2011

Zwar fiel die Bewertung der sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft Ungarns im Europäischen Parlament relativ moderat aus, dennoch ließen es sich die Abgeordneten nicht nehmen, der Kritik der Venedig-Kommission (pdf) an der neuen ungarischen Verfassung beizupflichten. Dass sich die volksparteiliche Mehrheit im Europaparlament diesmal nicht geschlossen vor ihren kleinen tölpelhaften Schützling Ungarn stellte, der somit ziemlich allein blieb, findet die liberale Wochenzeitung Magyar Narancs in gewisser Weise beunruhigend: "Achtung! Es ist schlimm, dass wir allein geblieben sind, und noch schlimmer ist, was daraus folgen wird, am schlimmsten ist jedoch, dass Viktor Orban hoffte, die Sache würde sich derart entwickeln. Darauf ist er seit langem aus: Dass wir fallen gelassen werden, und dass alle in der EU, wenn sie von uns Ungarn hören, ihre Arme ausbreiten und resignierend seufzen, dass man mit denen eh nichts mehr anfangen könne. Und dann werden sie uns in Ruhe lassen und man kann mit dem Land und der Gesellschaft endlich machen, was dem Regierungschef nur einfällt und worin er sich schon seit einem Jahr trainiert."
Archiv: Magyar Narancs

New Yorker (USA), 18.07.2011

Philip Gourevitch erzählt die unglaubliche Geschichte der ruandischen Radrennmannschaft, des Teams Ruanda, in dem vor allem Männer fahren, die sich jahrelang als Radtaxifahrer oder Lastenschlepper über die tausend Hügel des Landes gekämpft haben (wobei die Hügel zwischen 1500 und 2000 Meter hoch sind). "Innocent Sibomana erklärt sich das so: "Nach dem Krieg arbeiteten die Leute wirklich viel", sagt er und fügt hinzu: "Der einzige Weg, glaube ich, der Vergangenheit zu entkommen, ist zu arbeiten." Ein Boom auf dem Kartoffelmarkt erlaubte vielen seiner Nachbarn sich Pickups zu kaufen und neue Häuser zu bauen, und während sie auf den Feldern schufteten, trat Sibo in die Pedale. Mit seinen Anteilen an den Preisen des Teams kaufte er sich Ziegen und heuerte Arbeiter an, um seinen Kartoffelacker zu bestellen, und legte Elektrik in das Haus seiner Großmutter, bei der er wohnte. Im Team Ruanda zu sein machte ihn zu einem Star in seinem Dorf - nicht weil es ihn anders machte, sagte er, sondern weil seine Anstrengungen ihn bekannt machten. "Sie wissen, dass ich es schwer habe. Es ist eher so, dass sie Mitleid mit mir haben, und sie wissen, dass ich was verdient habe, weil ich so hart gearbeitet habe.""
Archiv: New Yorker
Stichwörter: Ruanda, Gourevitch, Philip