Magazinrundschau
Das böse Ding
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
06.08.2013. Das TLS stellt einen Film der saudischen Regisseurin Haifaa al-Mansour vor. Im Merkur beschreibt Stephan Wackwitz die Besenrevolution in Georgien. The New Republic erzählt, wie in Israel aus orthodox-jüdischen Frauen Feministinnen werden. The Nation beklagt das Schweigen der Linken beim Prozess gegen Bradley Manning. Im Espresso singt Roberto Saviano eine Hommage auf die iranische Schwimmerin Elham Asghari. Newsweek hört die Albträume der liberischen ehemaligen Kindersoldatin Mary. In Open Democracy erklärt Quentin Skinner, warum Überwachung nicht nur die Privatsphäre zerstört, sondern auch die Freiheit. Die NYT besucht die Familie King.
Times Literary Supplement (UK), 02.08.2013
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Erinnert sich noch jemand an den Film "Birdy"? Alan Parker 1984, die Geschichte eines jungen Vietnam-Veteranen, der in der Psychiatrie hockt und sich für einen Vogel hält? Mit Matthew Modine und Nicolas Cage? (Hier eine Auffrischung). Den Roman für die Filmvorlage hat William Wharton geschrieben, der im wirklichen Leben Albert William Du Aime hieß und von 1925 bis 2008 lebte. Wharton hatte als 18- oder 19-jähriger Soldat im Zweiten Weltkrieg gekämpft und darüber 1982 den Roman "A Midnight Clear" geschrieben. Es geht, schreibt ein sehr anerkennender D. J. Taylor, um einen Trupp Soldaten, die 1944 in einem Schloss in den Ardennen hocken. Clevere Collegeboys, die sich die Zeit unter anderem damit vertreiben, Kreuzworträtsel auszutüfteln, die die NYT blass aussehen lassen, und ihre Vorgesetzten zu bekriegen. Dann fällt ihnen auf, dass auf dem französischen Kirchturm ein Hahn sitzt statt eines Kreuzes: "Wir sind überzeugt, die dreckigen gottlosen Nazis haben das getan", zitiert Taylor die Jungs, die sich sofort daran machen, diese Untat zu korrigieren. (Auf Deutsch gibt's den Roman unter dem Titel "Die Nacht in den Ardennen" tatsächlich auch, antiquarisch.)
Außerdem: Andrew McCulloch liest angesichts der jüngsten globalen Krise mit Vergnügen Hans Magnus Enzensbergers Gedicht "Kurze Geschichte der Bourgeoisie" (in der englischen Übersetzung von Alasdair King, hier - unter der Version in Esperanto - auch auf Deutsch zu lesen). Und Louise Fabiani empfiehlt Kristin Johnsons Buch über den Insektenkundler Karl Jordan und seine Zeit, "Ordering Life. Karl Jordan and the naturalist tradition".
Merkur (Deutschland), 01.08.2013
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Außerdem ein tiefschürfendes Gespräch zwischen Irina Doronina und dem Altphilologen und Publizisten Gasan Gusejnov über Deutschland und Russland. Beide Texte stehen als pdf-Dokumente auf dieser Seite online.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 30.07.2013
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Außerdem: Lassaad Ben Ahmed skizziert die schwierige Situation in Tunesien nach der Ermordung des tunesischen Aktivisten Mohamed Al-Brahmi.
New Republic (USA), 19.08.2013
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John B. Judis ist entsetzt von dem Verfahren gegen Bradley Manning, dem nach der Verurteilung wegen Spionage eine lebenslange Haft droht. Schon die gesetzliche Grundlage, das Spionagegesetz von 1917, findet er absurd: "Dieses Gesetz, das die Regierung Eisenhower benutzte, um die Rosenbergs anzuklagen, und Richard Nixon, um Daniel Ellsberg anzuklagen, ist für seine Vagheit berüchtigt. Es zielt darauf ab, jemanden anzuklagen, der Informationen veröffentlicht, die 'benutzt werden können, um den Vereinigten Staaten zu schaden oder um einer ausländischen Nation einen Vorteil zu verschaffen'. Die Information selbst muss nicht geheim sein. In den meisten Bestimmungen des Gesetzes muss der Schuldige 'Grund haben zu glauben', dass das Material den Vereinigten Staaten schaden wird, aber während des Kalten Krieges wurden Ergänzungen eingeführt, die es der Regierung erlauben, jeden anzuklagen, der 'unter Verletzung des Vertrauens', ein Dokument veröffentlicht, 'dass sich auf die nationale Verteidigung bezieht'."
The Nation (USA), 26.08.2013
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Espresso (Italien), 01.08.2013
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Bloomberg Businessweek (USA), 01.08.2013
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Ganz interessant liest sich die barbiemäßig Pink und Lila (das ist nun mal auch die Farbe der Firma) aufgemachte Titelgeschichte über Marissa Mayer, die versucht, den gestrauchelten Internetgiganten Yahoo wieder aufzubauen. Der Umsatz von Yahoo ist in den letzten Jahren von 7 Millarden Dollar auf die Hälfte gesunken, berichtet Brad Stone, der bei Marissa Mayer eine klare Strategie erkennt: Sie setzt auf Mobil und hat eine Menge Firmen und Ingenieure eingekauft, um die Strategie umzusetzen. Einfach wird es dennoch nicht: "Die Facebook-Aktie stieg um dreißig Prozent, nachdem bekannt wurde, dass Facebook 41 Prozent seiner Einnahmen mit Mobilwerbung macht." Bei Yahoo, so die Schätzungen, liegt dieser Wert noch um 10 Prozent.
Newsweek (USA), 31.07.2013
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Magyar Narancs (Ungarn), 27.06.2013
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Economist (UK), 03.08.2013
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Weitere Ratschläge: Dem neuen iranischen Präsidenten Rohani sollten die USA zwar vorsichtig skeptisch, aber grundsätzlich aufgeschlossen begegnen, legt man hier dar und bemängelt zudem, dass der Westen bei der aufbrandenden Gewalt in Ägypten wegschaut. Außerdem blickt der Economist Spitzenforschern dabei über die Schulter, wie sie den Computer der Zukunft nach Vorgaben des menschlichen Gehirns entwerfen.
New Yorker (USA), 19.08.2013
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Weitere Artikel: Robert Gottlieb stellt Boris Kachkas Buch "Hothouse" über den amerikanischen Verlag Farrar, Straus & Giroux vor. Und Anthony Lane sah im Kino den Actionfilm "Elysium" von Neill Blomkamp und das Psychodrama "Our Children" ("A perdre la raison") des Belgiers Joachim Lafosse.
El Pais Semanal (Spanien), 03.08.2013
"Er war klein, dick und gefräßig. Die einen sagten, er sei Libanese, die anderen, er sei Deutscher." Jesús Ruiz Mantilla präsentiert: "Andor Zala, Francos jüdischer Freund." Aufgewachsen in Fiume, dem heutigen Rijeka, wo er sich einst als Freiwilliger den italienischen Freischärlern des faschistisch-anarchistischen Fin de Siècle-Poeten Gabriele D'Annunzio anschloss, war Zala Anfang der dreißiger Jahre als Filmverkäufer der 20th Century Fox in Berlin unterwegs. Auf dem Weg von dort ins Exil nach Argentinien blieb er, offenbar nicht ungern, auf den Kanarischen Inseln hängen und machte 1935 im Golf-Club von Teneriffa die Bekanntschaft "eines kleinen, dicklichen Militärs, der wegen seiner wenig vertrauenswürdigen Neigung, sich gegen die gesetzmäßige Regierung zu erheben, mehr oder weniger auf die Kanarischen Inseln verbannt worden war." Zala wurde zu einem der engsten Freunde Francos und machte in den folgenden Jahrzehnten in Spanien eine steile Karriere als Kaufmann und Unternehmer - "so überredete er etwa den Patriarchen der Hilton-Familie, in Madrid das erste europäische Hilton-Hotel zu eröffnen. Als zum Katholizismus konvertierter Andrés Zala wurde er 1972, drei Jahre vor Francos Tod, im Pantheon der spanischen Falange in El Pardo beerdigt, neben mehreren von Francos engsten Vertrauten. Die in Frankfurt lebende spanische Journalistin Yolanda Prieto bereitet ein Buch über Zala vor."
Telerama (Frankreich), 03.08.2013
Weronika Zarachowicz ventiliert Thesen aus dem Buch "Communication et pouvoir" des spanischen Soziologen Manuel Castells, der ein neues Zeitalter des Protests angebrochen sieht. "Ein kollektives Thema neuen Typs kommt zum Vorschein: das vernetzte Individuum. Es handelt sich dabei nicht um einen neuen Klassenkampf, sondern um eine Gemeinschaft von Individuen auf sämtlichen Netzebenen. Der Hauptakteur ist heute das Netz selbst. Es ermöglicht die unmittelbare Verbreitung des aktuellen Stands über Facebook, Tweets und Videos, also von Emotionen, und es definiert die Form der Struktur und der Gestaltung. Es ist das Netz, das es den Ägyptern ermöglicht, 22 Millionen Unterschriften zur Abdankung von Mohamed Morsi zu sammeln (obwohl er bei den Wahlen 13 Millionen erhalten hat). Aber vor allem steigert das Internet die Autonomiefähigkeit der Individuen."
Open Democracy (UK), 26.07.2013
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Der russische Historiker Daniil Kotsyubinsky bezweifelt die Nützlichkeit von Geheimdiensten ganz generell: "Der baskische, irische, korsische, tamilische, tschetschenische Terro wird nicht verschwinden, wenn der Geheimdienst den 'letzten Terroristen' gefangen hat, sondern wenn Politiker vernünftige Entscheidungen treffen, die dem Terror jede politische Bedeutung nehmen."
Nepszabadsag (Ungarn), 03.08.2013
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New York Times (USA), 04.08.2013
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Außerdem: In der Book Review empfiehlt Edmund White den neuen Roman des kolombianischen Autors Juan Gabriel Velazquez, "The Sound of Things Falling", der ihn eher an Onetti erinnert als an Velazquez' Landsmann Garcia Marquez.
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