Magazinrundschau - Archiv

Bloomberg Businessweek

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Magazinrundschau vom 23.03.2021 - Bloomberg Businessweek

Die Coronakrise ist nicht nur ein langer öder Schlauch. Man kann auch unterhaltsame Geschichten über sie erzählen, zum Beispiel über die Firma Puritan im winzigen Städtchen Guilford, Maine, die von zwei komplett zerstrittenen, gegeneinander prozessierenden Cousins geleitet wird. Leider wurde die Firma kriegswichtig, erzählt Olivia Carville. Denn nur hier werden jene langen Tupfer hergestellt, die man bei Coronatests in die Nase gesteckt bekommt. Die Firma hat ihre Umsätze vervielfacht, die Cousins streiten immer noch, die amerikanische Regierung und andere Abnehmer kaufen wie verrückt. Denn diese Tupfer muss man erstmal hinkriegen: "Puritan stellt mehr als 65 verschiedene Arten von Tupfern und Abstrichstäbchen her: für die Reinigung elektronischer Geräte, die Entnahme von Blutproben an Tatorten, Tests auf Streptokokken und sexuell übertragbare Krankheiten. Beflockte Nasopharyngealtupfer waren eher ein Nischenprodukt, das typischerweise nur verwendet wurde, wenn ein Patient so krank war, dass er mit einem Atemwegsvirus ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Mediziner bevorzugen sie, weil die winzigen Fasern an der Spitze leicht Viruspartikel absorbieren und sie schnell für Tests freigeben. Sie sind komplexer als sie aussehen. Ein Tupfer muss in der Lage sein, den schmalen Nasenschaft hinauf zu wandern, durch einen weniger als 4 Millimeter breiten Durchgang, bis zu einem Bereich etwa auf halber Strecke zwischen den Ohren."

Magazinrundschau vom 16.03.2021 - Bloomberg Businessweek

Amerikanische IT-Konzerne rekrutieren im großen Stil an den indischen Tech-Universitäten. Klingt modern und divers, über die Hintertür holen sie sich damit aber auch das, trotz einiger politischer Maßnahmen, noch längst nicht überwundene Kastensystem ins Boot, schreibt Saritha Rai: Wer es aus den angeblich niederen Kasten wie den Dalits via ein Quotensystem an die Elite-Unis geschafft hat, muss dort durch einen wahren Flaschenhals an Diskriminierungen hindurch. Das Problem besteht vor allem in den Mitstudenten, die einmal als "nieder" identifzierte Studenten ziemlich skrupellos mobben und ausgrenzen, berichtet etwa Amit Jatav, ein Dalit: "Seine "Klassenkameraden erkannten ihn rasch als solchen. Er hatte Unterricht an Hindi-Sprachschulen genommen und sein Englisch war schlecht. Seine Kleidung war abgetragen und schäbig. Er hatte kein Smartphone. In einer Umgebung, in der die in den Eignungstests erzielte Punktezahl als Statussysmbol gilt, rangierte Jatav relativ niedrig, was ihn als 'Quotenstudent' auswies. Er hörte laute Kommentare, dass er ja nur wegen seiner 'Kategorie' an der Universität sei, statt sich diesen Status 'tatsächlich erarbeitet' zu haben. Man lud ihn nicht zu Studienzirkeln ein, Abendessen und gesellschaftlichen Anlässsen ein. 'Ich hatte mit meinem Studium schwer zu kämpfen, aber niemand half mir', sagt Jatav, heute 21 und in seinem letzten Studienjahr. 'Die allgemeine Einstellung war: Der ist ein Dalit, lass ihn ruhig kämpfen.' ... Für US-Firmen wäre es wohl naiv anzunehmen, dass ihre indischen Angestellten ihre Vorurteile auf dem Subkontinent zurücklassen, sagt Sarit K. Das, ein Professor für Maschinenindustrie am IIT Madras, der bis Februar noch Direktor des IIT Ropar gewesen ist. 'Die Absolventen nehmen sie mit zu Amazon oder Google oder wohin auch immer, und die Gefühle, die sie anderen Personen mitbringen lauten: Du hast es nicht so geschafft wie ich, daher stehst Du unter mir.'"

Magazinrundschau vom 09.03.2021 - Bloomberg Businessweek

Es lohnt sich, diesen Artikel über Pfizer und die anderen Pharmakonzerne und die Regierungen in der Coronakrise zu lesen, auch wenn er die Erwartungen gewissermaßen enttäuscht, denn im Grunde erzählt er, dass alle in der Coronakrise mehr oder wenig ihr Mögliches taten, dass sie sich dabei manchmal irrten, dass sie - wie die auch  andere Pharmakonzerne aus Gewinnstreben agieren - aber nebenbei auch, dass noch nie in der Menschheitsgeschichte ein Impfstoff so schnell gefunden und letztlich auch so schnell geliefert wurde. Pfizer ist mit seinem neuen Chef Albert Bourla auch beachtliche Risiken eingegangen, als sich das Unternehmen mit Biontech zusammentat: "Als Bourla im Januar 2019 das Ruder bei Pfizer übernahm, bestand seine Mission darin, sich auf Blockbuster-Medikamente zu konzentrieren und einen möglichen Streit mit der Trump-Regierung über die Preisgestaltung von Medikamenten abzuwehren. Das Coronavirus gab ihm sofort einen neuen Fokus. Die wenig bekannte Partnerschaft mit einem deutschen Biotech-Unternehmen machte ihn zum Helden der Pandemie. Es gab erhebliche Zweifel, dass mRNA-Impfstoffe funktionieren würden, aber Bourlas Bereitschaft, auf die neue Technologie zu setzen, zahlte sich aus." Und doch glauben die Autoren, dass die Welt aus der Krise lernen und in einer nächsten Krise effizienter reagieren wird.

Magazinrundschau vom 09.02.2021 - Bloomberg Businessweek

Die Geschichte über die Gamestop-Aktie, die eigentlich darniederlag (wer kauft noch Videospiele im Laden?) aber von kleinen Tradern hochgepusht wurde, irrlichterte auch durch deutsche Medien. Die einfache Version der Geschichte geht so, dass Hedgefonds-Manager, die gegen die Aktie gewettet hatten, Riesenverluste erlitten. Die Kleinaktionäre, die sich auf dem Reddit-Forum Wallstreetbets versammelt hatten, hatten sie reingelegt. Das war wohl auch so, schreibt Pat Regnier, aber allzu romantisch sollte man es auch nicht sehen. Profitiert hatte vor allem auch das Tradinghaus Robinhood, das von Provisionen auf Käufe und Verkäufe lebt. "Diese kleinen Gewinne summieren sich, wenn Geschäfte in Millionenhöhe getätigt werden, und je mehr Handel es gibt, desto besser ist es für diese Market Maker. Es ist ihnen eigentlich egal, ob es nach oben oder unten geht. Der Kampf um GameStop war also teilweise nur ein Kampf zwischen verschiedenen Teilen des Wall Street Establishments. Short-Seller wurden gedrückt, aber einige gigantische Hochgeschwindigkeits-Handelsfirmen hinter den Kulissen haben zweifelsohne ziemlich gut verdient, an all diesem Handeln und der Volatilität. 'Es ist nicht David gegen Goliath' schreib Alexis Goldstein in ihrem Markets Weekly Newsletter, 'es ist Goliath gegen Goliath' mit David als Feigenblatt.'"
Stichwörter: Aktien, Börsen, Gamestop, Das Irrlicht

Magazinrundschau vom 22.09.2020 - Bloomberg Businessweek

Was für die Presse gilt, gilt noch mehr für die sozialen Medien. Besonders Facebook tut sich schwer damit, Lügen als Lügen zu bewerten und nicht als weitere Fakten, schreiben Sarah Frier und Kurt Wagner. Auf Mark Zuckerbergs Seite sehen sie dahinter reines geschäftliches Kalkül: Wenn Facebook nicht reguliert werden soll, verärgert man besser die Regierung nicht. Das hat Auswirkungen: "2019 stellte Facebook zum Beispiel Regeln auf, die falsche Informationen zur Stimmabgabe bei den Wahlen untersagten, aber dann erstarrte es, als Trump diese Politik tatsächlich auf die Probe stellte. Am 20. Mai behauptete der Präsident, dass Beamte in Michigan und Nevada illegal Briefwahlscheine verschickten, was nicht stimmte. Wenige Tage später, am 26. Mai, gab Trump bekannt, dass Kalifornien Wahlzettel an 'jeden' verschicke, 'der in dem Bundesstaat lebe', eine weitere Lüge. Die Postings blieben oben, und Zuckerberg kritisierte Twitter auf Fox News, weil es ähnliche Postings auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft hatte. Ein externer Prüfer kam später zu dem Schluss, dass Facebook in beiden Fällen seine eigenen Richtlinien nicht befolgt habe. Stattdessen entwickelte Zuckerberg etwas Neues - was er als 'die größte Informationskampagne zur Stimmabgabe in der Geschichte der USA' bezeichnete - einen Plan zur Registrierung von 4 Millionen Wählern. ... Aber die Links unter Trumps immer häufigeren Postings über Abstimmungen warnen die Facebook-Benutzer nicht, wenn die Informationen unwahr sind - sie werben einfach nur für ein Informationszentrum."

Magazinrundschau vom 11.08.2020 - Bloomberg Businessweek

In einem Beitrag des Magazins untersuchen Mark Bergen und Shelly Banjo, am Beispiel der Psychotherapeutin Ellen Ross, wie Techgiganten wie Google mit ihren Geschäftsmodellen kleinere Unternehmen oder Selbsständige ruinieren: "Vermarkter, die Therapie als Nebengeschäft führen, wie BetterHelp oder Talkspace mit ihren Millionen an Venturekapital, stechen Ross in Google-Auktionen aus und verweisen die Kunden nach einem Vertragsmodel vergleichbar dem Ubers an ein ganzes Netzwerk von Beratern und Coaches. Ross ist promovierte klinische Psychologin mit sechs Jahren Ausbildung, sie nimmt 250 Dollar die Stunde. Die Therapueten von BetterHelp sind lizensierte Berater, Sozialarbeiter oder Psychologen mit Master und wenigstens drei Jahren Erfahrung. Eine Sitzung dort kostet zwischen 35 und 50 Dollar … Google arbeitet mit daran, die Psychotherapie in ein Marketingspiel zu verwandeln … Während der Pandemie stieg die Zahl der Kunden, die über Stress oder Angst klagen, um das Doppelte, ebenso die selbständigen Therapeuten, die sich auf der Plattform anmeldeten, weil sie während des Lockdowns gar keine andere Wahl hatten … Die Plattformen haben noch einen Vorteil: Sie haben keine Skrupel ihre eigenen Kunden mit positiven Kommentaren oder Influencer für sich werben zu lassen. So verbessern sie ihr Google-Ranking. Viele lizensierte Therapeuten halten so eine Form des Marketings für ethisch problematisch. Man könnte argumentieren, dass der Aufstieg der Therapieplattformen eine positive Entwicklung ist, weil sie Therapie bezahlbar und leicht zugänglich machen, aber das würde BetterHelp, das vergangenes Jahr 550 Millionen Dollar verdient hat, als furchtlosen Herausforderer darstellen und die Einzelunternehmerin Ross als amtierende Etablierte."

Magazinrundschau vom 14.07.2020 - Bloomberg Businessweek

In der aktuellen Ausgabe des Magazins hegt Natalie Obiko Pearson einen bösen Verdacht. Brachte ein Daten-Hack aus China im Jahr 2004 Kanadas Tech-Riesen Nortel zu Fall und Huawei auf Kurs? "Keiner weiß, wer Nortel gehackt hat oder wohin genau in China die sensiblen Daten (darunter Quellcode, d. Red.) gingen. Aber Sicherheitsexperten tippen auf die chinesische Regierung, die einen bedeutenden westlichen Rivalen ausschaltete, um seinen eigenen Tech-Champs zu promoten, u.a. Huawei. Huawei behauptet, damals nichts von dem Hack gewusst zu haben, gar involviert gewesen zu sein oder Informationen von Nortel erhalten zu haben … Nicht zur Debatte steht indes, dass der Nortel-Hack mit einer Offensive bei Huawei zusammenfiel, diese war legal, aber nicht weniger zerstörerisch. Während Nortel ums Überleben kämpfte, prosperierte Huawei dank seiner einzigartigen Struktur. Es war in privater Hand, erhielt Gelder von Staatsbanken und konnte jahrelang Verluste aushalten, bevor es mit seinen Produkten Geld verdiente. Es warb erst Nortels Kundschaft ab und dann die Wissenschaftler, die ihm das 5G-Netz aufbauen halfen … 2013 berichtete die Cybersicherheitsfirma Mandiant über eine Untersuchung von Cyberattacken während der vergangenen neun Jahre auf 141 Unternehmen in den USA, Kanada und anderen englischsprachigen Ländern. Man fand heraus, dass die Daten in fast allen Fällen in einen Ortsteil von Schanghai führten, in die Nähe einer Militärbasis, auf der Spionage gegen die USA betrieben wurde. Mandiant sprach aus, was alle dachten: Chinas Regierung war unmittelbar involviert in Wirtschaftsspionage. Huawei selbst wurde immer wieder des Diebstahls geistigen Eigentums beschuldigt, am prominentesten 2003, als Cisco behauptete, Huawei habe Quellcode gestohlen. Huawei bestritt die Vorwürfe."

Magazinrundschau vom 26.05.2020 - Bloomberg Businessweek

Solche überlebensgroßen Exzentriker kommen wohl nur noch in Amerika zur Blüte. Elon Musk mag auf Twitter fast so viel Unsinn über Corona verzapfen wie sonst nur Trump - er bleibt doch ein Unternehmer, der es sogar fertigbrachte, den größten Vermögenskiller unter allen Geschäftsideen - die Raumfahrt - mit SpaceX zu einem sehr viel versprechenden Unternehmen zu machen, erzählt Ashlee Vance in einem amüsant zu lesenden Porträt des gebürtigen Südafrikaners. "Die Pandemie-Tweets machen es allerdings schwieriger zu beurteilen, was bei Musk gerade drunter und was drüber geht. Eigentlich hatten ihm gewisse Konservative jahrelang misstraut, nur weil er elektrische Autos produziert und den Klimaalarm ausruft. Aber nun, da Musk die Wiedereröffnung der Wirtschaft verlangt und mit seinen Tweets randständige rechte Anliegen unterstützt, haben sich ihm viele Rechte angeschlossen. In Texas, der Heimat von Big Oil, wo man lange versuchte, Tesla am Verkauf oder der Ladung seiner Autos zu hindern, treten sich die Politiker fast tot, um ihn und seine Werke als erste willkommen zu heißen."

Magazinrundschau vom 28.04.2020 - Bloomberg Businessweek

Für die neue Ausgabe senden Sharon Chen und Matthew Campbell ernüchternde Eindrücke in Text und Bild aus der dystopischen Post-Lockdown-Hölle von Wuhan, wo man versucht, die Balance zu finden zwischen viralem Risiko und Wirtschaftlichkeit: "Wuhans Antwort ist die Schaffung einer Version der Normalität, die Menschen in London, Mailand oder New York extrem seltsam vorkäme, zumindest noch. Während die tägliche Routine im wesentlichen zurückgekehrt ist, gibt es Restriktionen bei einer Menge von Aktivitäten, von Hausbesuchen bis Beerdigungen. Gestützt auf Chinas mächtigen Überwachungsstaat werden noch die einfachsten Interaktionen überwacht, um sicherzustellen, dass keine Infektion länger als einige Stunden unbemerkt bleibt. Ob die Menschen überhaupt wieder zu ihrem Leben, wie es einmal war, zurückkehren wollen, ist nach allem, was sie durchgemacht haben, gar nicht sicher. Einkaufszentren, Geschäfte, Restaurant sind wieder geöffnet, aber fast leer. Die U-Bahn ist still, Pkw verkaufen sich gut, auch wenn Staus drohen. Das ist immer noch besser als soziale Nähe … Ein Impfstoff dürfte erst in einem Jahr verfügbar sein, und mit der Erfahrung, wie schnell ein einzelner Erreger alles zu einem Ende bringen kann, ist nicht mal das ein Garant für eine Rückkehr zur Normalität. Wuhan war der erste Ort, der beide Seiten der Covid-19-Kurve durchlaufen hat, und wie es sich jetzt verändert oder auch nicht, sollte für uns alle von Interesse sein."

Magazinrundschau vom 21.04.2020 - Bloomberg Businessweek

Der 8,5 Milliarden Dollar schwere globale Blumenhandel, wie Zeke Faux, David Herbling und Ruben Munsterman ihn beschreiben, ist sicherlich ein Klimakiller erster Güte. Aber die Folgen, die es hätte, wenn man ihn still legte, kann man in der Coronakrise gut studieren: Tausenden Blumenhändlern droht das Aus. "Der 16. März war der 'schwärzeste Tag' bei den Auktionen, sagt Fred van Tol, International Sales Manager bei Royal FloraHolland. Die Züchter riefen ihn in Panik an. 'Das sind schwierige Telefongespräche', sagt er. 'Ihr Lebenswerk droht zu implodieren.' Die Preise für Rosen fielen an diesem Tag auf 0,07 € pro Stiel und lagen damit 70 Prozent unter dem Preis des Vorjahres. Die Händler hatten Mühe, Geschäfte abzuschließen. Auf dem Auktionsgelände Naaldwijk außerhalb Den Haags warfen die Arbeiter eine Karawane nach der anderen von eingewickelten Sträußen und eingetopften Zimmerpflanzen auf den Boden, damit kleine Traktoren sie in Müllcontainer schaufeln konnten. Das Auktionshaus konnte die Preise nur dadurch stabilisieren, dass es das Angebot auf 30 Prozent des Vorjahresniveaus begrenzte."
Stichwörter: Coronakrise, Den Haag