Magazinrundschau
Von Idefix zu Tolkien
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
23.10.2018. The Atlantic beobachtet die Kolonisierung unseres Raums durch Amazons Alexa und unseres Gehirns durch das Pentagon. In der Sydney Book Review lässt sich J.M. Coetzee von drei SchriftstellerkollegInnen den Umgang mit den indigenen Kulturen in Argentinien erklären. Outlook India sieht #metoo in Indien in Gefahr. Der New Yorker sucht ein Konzept für Atheismus. In der London Review hört der Komponist Nico Muhly die Akkorde aufsteigen. Respekt berichtet über einen Streit um den tschechischen Staatspreis.
The Atlantic (USA), 01.11.2018

An anderer Stelle hebt man den Menschen auf die Stufe der Technik, sozusagen. Michael Joseph Gross hat über das Biological Technologies Office von Darpa (Defense Advanced Research Projects Agency, sie ist dem Pentagon unterstellt) recherchiert, dem der Neurowissenschaftler Justin C. Sanchez vorsteht. Hier versucht man, das menschliche Hirn mit haarfeinen Elektroden zu verdrahten. Ursprünglich sollte das Behinderten helfen, aber man kann es natürlich auf für Soldaten im Einsatz nutzen: "Ein Zweck der Abteilung ist es, 'die Fähigkeiten des Kämpfers wiederherzustellen und zu erhalten', und zwar mit verschiedenen Mitteln, darunter auch solchen, die Neurotechnologie benutzen - also technische Prinzipien auf die Biologie des Nervensystems anwenden. So entwickelt das Programm Restoring Active Memory beispielsweise Neuroprothesen - kleine elektronische Komponenten, die in das Gehirngewebe implantiert werden -, die die Gedächtnisbildung verändern sollen, um traumatischen Hirnverletzungen entgegenzuwirken. Betreibt DARPA auch geheime biologische Programme? In der Vergangenheit hat das Verteidigungsministerium solche Dinge getan. Es hat Tests an menschlichen Probanden durchgeführt, die fragwürdig, unethisch oder möglicherweise sogar illegal waren. Das Big Boy-Protokoll verglich zum Beispiel die Strahlenbelastung von Seeleuten, die auf einem Schlachtschiff über und unter Deck arbeiteten, und informierte die Seeleute nie darüber, dass sie Teil eines Experiments waren. Letztes Jahr fragte ich Sanchez direkt, ob eine der neurotechnologischen Arbeiten der DARPA speziell klassifiziert wurde. Er brach den Augenkontakt ab und sagte: 'Ich kann nicht - wir müssen das Thema vergessen, weil ich so oder so nicht antworten kann.' Als ich die Frage persönlich formulierte - 'Sind Sie an einem klassifizierten neurowissenschaftlichen Projekt beteiligt?' - schaute er mir in die Augen und sagte: 'Ich mache keine klassifizierte Arbeit auf der Seite der Neurotechnologie.'"
New Yorker (USA), 29.10.2018

Außerdem: Margaret Talbot entdeckt die Farben auf antiken Skulpturen und deutet ihre Verschweigung als rassistischen Akt. Janet Malcolm schreibt über den Zusammenhang von Fotografie und Erinnerung. Alex Ross feiert die Musik von Claude Debussy. Peter Schjeldahl ist unbegreiflich, dass die impressionistische Malerin Berthe Morisot, die er als eine der interessanten ihrer Generation ansieht, so wenig Anerkennung durch die Kunstgeschichte erfährt. Amanda Petrusich hört Lonnie Holleys neues Album "Mith". Anthony Lane sah im Kino Luca Guadagninos "Suspiria".
London Review of Books (UK), 22.10.2018

Weiteres: Meehan Crist liest das Genetik-Buch "She Has Her Mother's Laugh" des New-York-Times-Kolumnisten Carl Zimmer, von dem sie unter anderem lernt, dass nicht nur Eltern ihre Gene an die Kinder vererben, sondern auch schwangere Frauen die DNA ihres Fötus aufnehmen. Christopher Taylor bespricht Anna Burns' Roman "Milkman".
Respekt (Tschechien), 21.10.2018

Elet es Irodalom (Ungarn), 19.10.2018

Sydney Book Review (Australien), 16.10.2018

The Middle East Eye (Großbritannien), 20.10.2018

Intercept (USA), 20.10.2018

Einen sehr interessanten Hintergrundbericht zum Einfluss der Evangelikalen auf die brasilianische Politik bringt auch Chantal Rayes in Libération, die daran erinnert, dass Lula da Silvas Arbeiterpartei eine Gründung linkskatholischer Kreise war. Aber auch Lula wurde eine Zeitlang von Macedos "Universalkirche des Gottesreiches" unterstützt: "Zufall oder nicht, aber Edir Macedo, der des Scharlatanismus und der Veruntreuung von Kirchenspenden beschuldigt wurde, wurde danach nicht mehr von der Justiz verfolgt."
Outlook India (Indien), 17.10.2018

Guardian (UK), 23.10.2018

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