
In Prag ist ein heftiger Streit entbrannt um die
Statue des russischen Marschalls Iwan Stepanowitsch Konew, die im Stadtbezirk 6 steht und regelmäßig von kritischen Aktivisten mit Parolen beschmiert und dann für hohe Kommunalkosten wieder gereinigt und geschützt werden muss. Konew, der jahrelang als
Befreier Prags am Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert wurde, leitete 1956 die Unterdrückung des Ungarischen Aufstands, war am Bau der Berliner Mauer beteiligt und bereitete 1968 den
Einmarsch der Warschauer Truppen in die Tschechoslowakei vor. Bezirksbürgermeister Ondřej Kolář wäre dafür, die Statue deshalb zu entfernen - die russische Botschaft könne sie gerne in ihrem Garten aufstellen - und stattdessen ein allgemeineres Gedenkmonument für jene russischen Soldaten zu errichten, die für die Befreiuung der ČSSR vom Nazismus ihr Leben opferten. Konew gehöre nicht dazu. Nicht nur die Kommunisten, sondern auch der Sprecher des tschechischen Präsidenten warfen Kolář daraufhin vor, den Namen des
Befreiers des Konzentrationslagers Auschwitz und der Tschechoslowakei öffentlich zu beschmutzen. Auch das russische Konsulat ist höchst empört. Im
Interview stellt sich der Bezirksbürgermeister weiter auf die Seite der Statuenkritiker: "Nur einen Kilometer von der Konew-Statue entfernt steht eine Villa, in die der
Geheimdienst SMERSch - den hatte Konew 1945 hierhergebracht - Leute aus [den Stadtteilen] Dejvice und Bubeneč verschleppte, die vor den Bolschwiken aus Russland zu uns geflohen waren. Es waren tschechoslowakische Bürger, die sie hier gefangen nahmen und
direkt nach Sibirien verschickten. Menschen, die hier in Prag gelebt hatten. Manche direkt an dem Platz, auf dem jetzt die Statue steht. Mir erscheint das ihnen gegenüber als eine absolute Verhöhnung." Kolář steht inzwischen
unter Polizeischutz, da er und seine Familie Todesdrohungen erhalten haben.