
Emily Landau
stellt die kanadische Dichterin
Pauline Johnson (1861-1913) vor, eine Art
Madonna des viktorianischen Zeitalters, die
halb indianischer Abstammung war und unter dem Namen Tekahionwake auftrat. Johnson war eine schlechte Dichterin, aber ihre Bühnenshow war vergleichbar mit
modernen Performances. Sie hatte sich bei der Hudson Bay Company ein indianisches Kleid aus Hirschleder bestellt, das sie mit Kaninchenfell und einem Jagdmesser besetzte. In
diesem Kleid trat sie auf in einer Zeit, als Indianer nur als Stereotypen gesehen wurden: "Eine ihrer beliebtesten Geschichten, 'A Red Girl's Reasoning', erzählte von einer jungen Halbindianerin, die ihren Ehemann verlässt, weil er sich weigert, die Rechtmäßigkeit der Rituale ihres Stammes anzuerkennen. Eine andere Heldin, die Halb-Cree Esther in 'As It Was in the Beginning', tötet ihren
treulosen weißen Liebhaber. Während sie ihre Monologe sprach, nutzte Johnson die ganze Bühne, rannte, kauerte, kroch, während sie ihr verzücktes Publikum mit Geschichten von verlassenen Heldinnen und feigen Männern ergötzte. Sie stieß
Kriegsschreie aus, gebieterischen Magnetismus ausstrahlend. Das Publikum war vielleicht gekommen, um Pocahontas zu sehen, vorgeführt wurde ihnen jedoch ein ganz anderes Bild indianischer Weiblichkeit. Nach einer kurzen Pause kam sie zurück auf die Bühne, diesmal mit
kunstvoll hochgestecktem Haar und in einem Seidenkleid. So gelang ihr etwas noch erstaunlicheres: Sie stellte dem Publikum einen
anderen Aspekt ihrer Person vor, vermittelte eine neue, variable Annäherung an Identität und demonstrierte, das
sie die Kontrolle über ihr öffentliches Bild hatte."
Außerdem: Jeet Heer
stellt die Bücher zweier
kanadischer Journalisten arabischer Herkunft vor, die sich sehr kritisch mit dem aufsteigenden
politischen Islam in der arabischen Welt auseinandersetzen. Sarah Milroy
porträtiert den Inuit-Künstler Tim Pitsiulak. Lesen darf man außerdem
Kurzgeschichten von Heather O'
Neill,
von Joseph Boyden und
von Margaret Atwood.